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noch verstehen, obschon dein ganzes Wesen mir wildfremd ist."

„Hast du denn nie," entgegnete Benedict, etwas Eigenes erlebt?"

So will ich dir," erwiderte Johannes, „die heimlichsten Schränke meines Innern aufschließen!

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Die unbekannte Schöne.

In dem heißen Sommer vorigen Jahres," begann Johannes zu erzählen, welcher uns, wie mit einem Zauberschlage, aus dem kühlen Norden unter den Wendekreis versetzt hatte, gewöhnte ich mich, am frühsten Morgen in das Freie zu wandern, um nach der schwülen Nacht in der Morgenkühle die matten Glieder zu erfrischen. Doch war die Hite fast zugleich mit dem Aufgange der Sonne da, so daß ich es für räthlich hielt, meine Spaziergänge einzuziehen auf die Fußwege, welche auf der Südseite der Stadt zwischen Gärten und Feldern hinlaufen. Dort, wo die Gärten, wie ein gebogenes Knie, von dem Fußwege abbiegen und einer Wiese Raum lassen, hatte ich einen derselben entdeckt, welcher so süß verstohlen im Schatten liegt, daß ich mich nicht enthalten konnte, zuweilen auf den alten, gekrümmten Acazienbaum, welcher außen an der Mauer steht und mit seinen tiefen Aesten von selbst den Fuß zum Steigen einladet, hinaufzuklettern und in den Garten hineinzublicken. In der Tiefe desselben liegt ein kleines, altes Haus, dessen Fenster von grünen Jalousieen fast immer verschlossen sind. Ich hatte noch Niemand im Gärtchen gesehen, doch war es so sorglich bestellt, daß ich

Jul. Mosen sämmtl. Werke. VII.

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an Feerei hätte glauben mögen. Während in der Sonnenhize rings auf den Fluren alle Gräser verdorrten, schien es, als wenn nur diese kleine Stelle wunderbar vor dem Einflusse schädlicher Witterung behütet wäre. Es blühten darin die schönsten Levkoien- und Resedabeete, Nelken und Lilien durcheinander, und verbreiteten weithin die süßen Düfte, welche mich zuerst herbeigelockt hatten. In der Mitte des Gartens befand sich ein Springbrunnen, welcher mir das Räthsel der Frische umher erklärlich machte. Als der Monat August mit täglich steigender Sonnenhite gekommen war, und ich mich in einer Nacht, wie in einem feurigen Ofen, schlaflos auf meiner Matraße wälzte, faßte ich den raschen Entschluß aufzustehen und einen Spaziergang in das Freie zu machen. Fast ohne Absicht kam ich wieder in die Gegend dieser Gärten. Es war so klarer Mondenschein, daß man einen Brief dabei hätte lesen können, doch war die ganze Natur noch eingewiegt in die Nachtruhe, nur die Heimchen zirpten und schrillten im eintönigen Chore ihr einschläferndes Wiegenlied.

Schon von Weitem wehte mir der Resedaduft des heimlichen Gärtchens entgegen und schien mich, wie mit Zaubergewalt, hinüberzuziehen. Als ich an die Akazie gelangte, kam es meinem Ohre vor, als wenn das Plätschern der Fontaine sich unregelmäßig vermehrt hätte. Ich sette meinen Fuß in den Bug des Baumes und blickte über die Mauer. Ein Blick, und ich war in die schöne Zeit des griechischen Heidenthums verseßt. Denke dir, die keusche Luna wäre in dieses verborgene Bassin zum Bade hineingestiegen, die Marmorglieder nur vom Schleier lang= fluthender Haare und Mondscheindämmer verhüllt, um ein Bild von jenem Bilde zu haben, das ich dort erblickte.

Als hätte ich eine schwere Sünde begangen, sprang ich vom Baume herunter und irrte traumtrunken in den Feldern umher.

Du wirst es erklärlich finden, daß ich seitdem häufig zur blühenden Acazie wallfahrtete. Nach vielen vergeblichen Gängen glückte es mir, die Zauberin, welche dort so heimlich wohnt, wiederzusehen. Sie stand unter der Thür des Hauses und fütterte die Tauben, welche zu ihren Füßen herumliefen, ja sich ihr auf Schulter und Arm setzten, um aus dem Erbsenkörbchen, das sie trug, selbst zu picken, wenn die Hand mit dem Wurfe zu lange zögerte.

Ich hatte bald erspäht, daß dieses Gartenhaus auf der Vorderseite in die Gasse hineinstand, so daß ich Gelegenheit hatte, mich nach den Bewohnern desselben zu erkundigen. Haus und Garten gehören einer alten Frau, welche den Leuten die Karte schlägt, aus den Linien der Hand und aus dem Kaffeefat wahrsagt. Sie hat zwei Kinder bei sich, jenes Mädchen, welches ich im Garten gesehen hatte, und einen Knaben, welcher das Portraitmalen bei dem alten Schuber lernt. Die Alte hütet das Mädchen, wie ein Drache den Schatz; es ist unmöglich bei ihm Zutritt zu gewinnen. Ich suchte und fand jedoch vor Kurzem die Bekanntschaft mit Cecil, ihrem Bruder; - doch habe ich es noch nicht von ihm erlangen können, ihn bei seiner Pflegemutter besuchen zu dürfen. Ich versuchte durch Cecil mit seiner Schwester in Briefwechsel zu kommen, er ließ sich auch erst zu meinem Liebesboten bereitwillig finden, nahm jedoch kurz darauf sein Versprechen wieder zurück und beschränkte mich auf die mündliche Bestellung meiner Grüße an sie. Sie habe mich gesehen, sie werde mich

kennen lernen!" ist bis jetzt Alles, was sie mir durch Cecil 'hat wissen lassen."

„Sieh', so blüht in deinem Leben," erwiderte Benedict, „ein so schöner Baum voll Poesie, daß du nur die Hand auszustrecken brauchst, um die schönsten Blüthenkränze dir zu pflücken."

Unter diesem Gespräche kamen sie durch die Neustadt zurück und über die Brücke. Bei dem Georgenthore trennten sie sich mit dem Versprechen, sich ganz gewiß wieder nächsten Sonnabend im Casino zusammenzufinden.

Invocavit.

Der Der moderne Benedictinerconvent war am Sonnabende wieder vollzählig versammelt. Die Unterhaltung begann sich von selbst um den Maskenball in der Fastnacht zu drehen. Es gab viele kleine Abenteuer zu berichten, Masken zu schildern, Scherze zu erzählen, bis sich endlich ein Streit über die Bedeutung der Carnevalsfreuden für unsere Zeit erhob. Der philosophische Bernhard wollte den Carneval als Reaction der durch das Christenthum unterdrückten sinnlichen Gemüthswelt angesehen wissen; dagegen machte Johannes geltend, daß die Griechen mitten in ihrem Heidenthume die Dionysien gefeiert hätten, und daß man mit gleichem Rechte den Wein für einen Rebellen gegen das Christenthum erklären könne; denn durch ihn werde eine innere, unwillkürliche Trunkenheit, durch den Vorsatz, im Carneval toll zu sein, ein willkürlich äußerlicher Rausch bewirkt. Dieses Gleichniß brachte den alten Maler Schuber auf den Vorschlag, die Bekehrungsgeschichte eines Trinkers zu erzählen.

Vinetus.

„Die geräumige Feststube im Schöfferhause zu Chorburg," begann der Maler, „war festlich mit grünen Kränzen

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