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und Guirlanden geziert, reichfaltige Vorhänge schmückten die Fenster, an welchen Orangenbäumchen mit glänzendem Laube und füßduftenden Blüthen standen. Der Fußboden war so glatt gebohnt, daß er im Scheine des Kronleuchters, wie ein gelber Spiegel, sich ausnahm. Der ausgeheizte Ofen verbreitete eine so erquickende Wärme, daß man sich so unter Duft und Blumen in die schönste Sommernacht zurückträumen fonnte.

Um die lange Festtafel herum saßen die mit besonderer Sorgfalt gepugten Gäste, obenan der Schöffer Vinetus, der Freudengeber, und ihm zunächst seine näheren Freunde, der Dekonomieinspector Hahn vom herrschaftlichen Gute, dann der Diaconus Sittewald, und diesem zunächst Doctor Lindenschmied, der Arzt des Städtchens Chorburg. Ein so hohes Fest war noch kaum in Chorburg gegeben worden; denn Heute feierte Vinetus, der sich gern im Glanze zeigte, das Jubiläum seines funfzigjährigen Lebensalters und seiner fünfundzwanzigjährigen Amtsführung, und zugleich das Fest einer fünfundzwanzigjährigen Entsagung und Enthaltung vom Genusse des Weins; denn so lange hatte er Wasser und wieder Wasser getrunken. Welche schwere Kämpfe hatte er mit dem Wasserglase in der Hand in dieser Reihe von Jahren den Ueberredungen zum Weintrinken gegenüber mühsam und siegreich gestritten, welche schwere Stunden mit seinen eigenen Gelüsten durchgerungen! Aber er war standhaft geblieben. Ein solcher langer und schwerer Kampf, dieser fortwährende Sieg verdiente eine Palme, zum Mindesten einen Antheil am heutigen Jubelfeste.

Saß nun auch Vinetus groß und klar, wie der Wasserkönig, mit einem mächtigen Krystallglase voll so reiner Flüssigkeit heute bei der Tafel, so fehlten doch für seine

Gäste nicht die köstlichsten Weine, welche unter Pech und Kork mit verblichenen und vermoosten Etiketten erschienen, um von ihren Kometenvätern zu erzählen. Wie der wunderliche Refrain eines dänischen Volksliedes, schlugen durch alle seine Gespräche die ermunternden Worte: Doctor Lindenschmied, trink' doch! Diaconus, trink' doch! Inspector, Wein macht munter, o, so lange doch zu!" Blühten aber auch alle seine Gäste rosenroth auf in der süßen Gluth des Weins, so blieb dennoch das Gesicht Vinetus' weiß, wie eine Wasserblume, und seine Augen, wie klare, blaue Bergißmeinnichte an einer Wasserquelle.

Nur zuweilen flog ein sarkastisches Lächeln über sein Gesicht, wenn er die Verwirrung bemerkte, welche der Dämon des Weins in den Gedankenreihen seiner Nachbarn anrichtete; denn auch die Tugend hat ihren Stolz; wer möchte nun gar einer solchen, ein Vierteljahrhundert lang geprüften Tugend bei ihrem Jubiläum nicht gern einen kleinen Triumph gönnen? Als aber Lindenschmied von dem großen Marschall Ney, bei dessen Regimente er früher als Wundarzt gewesen war, und der Buttermilch, mit welcher er ihn einst von einer schweren Krankheit curirt haben wollte, und dem schrecklichen Tode des großen Mannes zu erzählen ansing, - eine Geschichte, welche er bei jedem Trinkgelage und immer wieder anders erzählte, Sittewald aber unter bitteren Thränen gegen das Laster der Trunkenheit lospredigte, gerieth Vinetus in seine rosenfarbige Laune und lachte vom Himmel seiner Entsagung mit göttlicher Genugthuung seiner selbst gar erhaben herunter auf seine Tisch und Zeitgenossen, welche, befangen von Wein und Widersprüchen, so tief unter ihm standen. Das ist der Lohn der Tugend! Nur der Inspector Hahn, welcher eine

so derbe Natur hatte, daß sie aller Macht des Weines Tros bot, blieb auch jetzt in seinem geistigen Gleichgewichte. Um so mehr ärgerte ihn der heimliche Triumph des Schöffers.

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Wie einen Stiletstoß, that er daher an ihn die Frage: ‚Aber warum trinkst du keinen Wein?" Vinetus sank bei dieser plötzlichen Anrede seufzend in seinen Großvaterstuhl zurück. Der grausame Inspector aber fragte wieder: „Heute an deinem Jubelfeste Wasser und wieder Wasser?"

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„Quält mich nicht!" entgegnete kleinlaut Vinetus, „Ihr

„Nichts wissen wir!" erwiederte Hahn, der Inspector. „Was unterscheidet den Menschen vom Thiere?" fragte Lindenschmied, und antwortete sich selbst: „Daß er Wein trinkt! Wasser ist Nichts, als dicke Luft, Luft ist das Element der Vögel, Wasser das Lebensprincip der Fische; sag' mir nur, was soll aus dir nach diesem Leben werden: ein Fisch oder Vogel?"

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„Alles Alles," entgegnete Vinetus, nur kein Weindämon! Denkt Ihr denn, ich liebe nicht die wunderlichen. Geister, die neckischen Gesellen in Fässern und Flaschen, denkt Ihr nicht, daß auch meine Seele in Inbrunst zu ihren lustigen Gelagen gezogen wird? Sie wissen es zu gut, wie sie uns um unser bischen göttliches Wesen bringen können! O, was giebt sich dieses neidische Gesindel für Mühe, uns um dieses himmlische Erbe zu bringen und uns hinunterzuziehen zu ihnen! Aber es ist doch ein Elend, so ein Leben, wo man Nichts ist, als eine Leidenschaft, nur ein verfluchtes, einseitiges Gefühl, thierisch und ungezähmt. Ihr, lieben Freunde, könnt Euch schon eher mit den Geistern des Weins abgeben; Euch, die Ihr noch zunächst mit der thierischen Natur zusammenhängt, können sie eben nicht

viel anhaben. So stammst du, Lindenschmied, von Kleeblumen her, welche in den Leib der Rinder übergingen, bis eine Kuh fertig war, von dieser Kuh fuhrest du mittels der Milch in menschliches Fleisch und Blut, deshalb hast du noch heute eine Sympathie zur Buttermilch!"

Stoß mich nicht!" rief der Inspector zum beleidigten Lindenschmied. Ein lautes Gelächter entstand. Als aber Vinetus bewies, daß Sittewald eigentlich eine große Kartoffel, und der Inspector Meerrettig gewesen wäre, und sich so eigentlich in die menschliche Gesellschaft hereingeniest habe, schlug ein so ausgelassenes Gelächter durch die Stube, daß davon der Flügel, welcher in der Ecke stand, unwillig zu brummen begann.

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Aber welchem Seethiere," fragte der Inspector, „verdankst denn du, Vinetus, deine Herkunft, du, der du Wasser schluckst, wie eine Wasserhofe über dem Meere ?"

„Ich habe es mir vorgenommen," entgegnete Vinetus, „bei dem so merkwürdigen Abschnitte meines Lebens, den wir heute feiern, gleichsam wie auf einer erstiegenen Anhöhe, ein wenig zu verweilen und in die Thäler und Schluchten meines Lebens hinabzublicken.

Wie ich noch mit der Studentenmüße auf dem Kopfe und der Mappe unter dem Arme einherwanderte, und meine Augen noch an allen Fenstern nach schönen Mädchengesichtern herumliefen, lernte ich die liebliche Tochter eines Weinschenken kennen. Ich erkaufte mir da in einigen Römern Weins tagtäglich die Gelegenheit, sie zu sehen und zu sprechen. Das Mädchen, kaum den Kinderjahren entwachsen, war so jungfräulich schön und in all ihrem Wesen so besonders, daß meine ganze Seele in Liebe zu ihr entbrannte. Gar bald bemerkte ich, daß auch ich ihr nicht gleichgültig war."

„Erzähle mit Umständlichkeit deine Krankengeschichte!" rief der Doctor;-,,aus welchen Symptomen schlossest du auf Gegenliebe ?"

Wenn ich noch einen halben Römer Wein verlangte," fuhr Vinetus fort, so füllte sie mir das Glas stets bis zum Rande."

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„Sehr gut geschlossen!" erwiderte der Doctor, denn nur die Liebe macht die Frauen freigebig." "Dennoch," entgeg= nete Vinetus, „konnte ich mich keiner weitern Gunst_erfreuen, als eines freundlichen Grußes; ich liebte sie eben, wie nur ein junger Mensch zum ersten Male und mit ganzer Seele ein weibliches Wesen lieben kann. Wie viele Aufmerksamkeiten und kleine Ränke mußte ich aufbieten, bis es mir gelang, ihre kleine, weiße Hand in der meinigen auf wenige Minuten zu fesseln. Noch heute erinnere ich mich, wie sie an dem Goldfinger einen Ring mit einem großen, kostbaren Rubine trug, der keiner Fürstin Schande gemacht hätte. Sie sagte zuweilen zu mir: „Vinetus, dieser Ring ist meine ganze Ausstattung!" Dieser war mir überaus kostbar, da er mir immer Gelegenheit gab, ihn zu bewundern und dabei ihr Flaumenhändchen zu erobern. Nachmittags von zwei bis vier Uhr, wo dort noch keine Gäste waren, kam ich regelmäßig in die Schenke zu der holdseligen Aloysia. So hieß sie nämlich. Schon war ich mit meinen Trancheen so weit vorgerückt, daß ich mich zu ihr auf ihren Fußschemel hinseßen und stundenlang in den feuersprühenden Rubin ihres Ringes blicken durfte. Ach, mein Herz glühte, wie er, nur daß es dort noch lebendiger war, aber erst später, wie dieser Rubin, ein versteinertes Feuer wurde." Aber wie stand es da mit der Abwartung deiner Collegien?" fragte Sittewald.

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