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Benedictiner fand regelmäßig Sonnabends statt, und weil er spät in der Nacht anfing, so dämmerte gewöhnlich der Sonntagmorgen heran, ehe der Abt sein: Missa est!" aussprach.

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Da die Erzählungen aus dem traumreichen Weinkelche der Mitternacht hervorwuchsen, so wurden diese von selbst frühe Sonntagskinder. Ich darf sie daher unter den Namen ihrer Sonntage wiedererzählen.

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Esto mihi.

Der Pianist Lißzt hatte sein Conzert gegeben und die dresdener Welt entzückt. Nachdem die Kritik, welche sich im Convente gegen den Werth seines Spiels setzen und ihn den mechanischen Beethoven heißen wollte, von dem Enthusiasmus seiner Verehrer niedergedrückt war, versuchte sie einen neuen Angriff gegen die Emancipation der Musik vom Dienste religiöser und weltlicher Poesie und setzte sie mit der Emancipation der Weiber auf eine Stufe. Der Philosoph behauptete: wo die junge Frau im Hause herrsche, da sei der Mann ein altes Weib, eine Zeit aber, wo die Musik vorherrsche, käme ihm vor, wie ein Sclavenschiff, auf deffen Decke die Sclaven nach der Pfeife des Bootsmanns ihre kettengelähmten Glieder wieder grad' tanzen müßten. Der Verfall der Musik und der neue Aufschwung der plastischen, insbesondere der dramatischen Kunst deute auf die Genesung der kranken Zeit. Man wurde endlich darin einig: daß ein jedes Genie einer bestimmten Kunst nur der eigenthümlichste Ausdruck des Gemüthes seiner Zeit, mithin von ihr in allen seinen Fasern bedingt sei. Wie sich so eine Zeit in ihrem Kunstgenie selbst genieße, so müsse die darauf folgende die ihr überlieferten Meisterwerke als ein für allemal abgeschlossene Thatsachen hinnehmen und

mit ihnen ihr einseitiges Leben zu ergänzen suchen. Benedict, ein Novize des Ordens, welcher erst vor Kurzem aus Wien gekommen war, nahm von diesem Gespräche Gelegenheit, diese Geschichte zu erzählen:

Das Königelfenstück.

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Ich hatte auf dem Gewandhause in Leipzig zum ersten Male die fünfte große Symphonie, aus C-moll, von Ludwig van Beethoven, gehört. Noch berauscht von diesem Strome der Harmonie, welcher durch meine ganze Seele gebraust war, eilte ich die Straße hinunter, ohne den Regen zu achten, mit welchem der Monat März lauwarm den nahenden Frühling ankündigte. Und dieser große Meister der Töne ist mein Zeitgenosse!" sprach ich, und ich sollte nicht den Troft haben, die Hand des Lebenden mit Danksagung zu drücken ?" Mit diesem Gedanken trat ich in mein einsames Zimmer. „Ein Brief aus Wien!" rief mein Diener. Ich erkannte an Siegel und Aufschrift, daß er von meinem reiselustigen Freunde Robert kam, von dem ich lange Nichts gehört hatte. Ich erbrach den Brief und fand darin nur die Worte:

'S giebt nur eine Kaiserstadt, "giebt nur ein Wien."

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Johannes, unser vagabundirender Musikant, ist auch da! Komm' doch!"

Nichts weiter im ganzen Briefe, aber dieser Zuruf entschied über mich. Noch war ich jung und freudig, schnell und entschlossen, noch war ich ein freies Roß, das mit flie

gender Mähne Wette läuft mit dem Winde, und neckend die Vögel jagt, und ich gebrauchte meine Freiheit! „Zwei Freunde und Beethoven dazu in Wien!" rief ich aus, und das Lied weiter trällernd:

O, das muß prächtig sein,
Da möcht' ich hin!"

rollte ich schon am dritten Tage darauf im Cabriolette auf dem Eilwagen in dus blaue Böhmen hinunter, vor mir im grauen Märzhimmel schmetternd die erste Frühlingslerche, weiter und weiter, bis ich endlich am Kohlmarkte in Wien bei meinen beiden Freunden Abends am Kamin saß.

Von wem konnten wir anders sprechen, als von Beethoven? Du kennst ihn, Johannes," fragte ich, sprich, welchen Eindruck macht er im gewöhnlichen Leben?"

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Johannes legte die Hand über seine Augen, als wollte er sich besinnen, dann sagte er: „Ja, du solltest ihn gesehen haben, wie noch nicht die harte Hand des Geschickes seine Gestalt gebeugt, sein edles Antlig verdüstert hatte! Wie ein junger Apollo, frei und schön, schritt er durch die Straßen hin. Schon sein Gang verrieth, daß er nur ein fremder Gast auf dieser Erde ist, so leicht und kräftig war er. Seine herrliche, hohe Stirne, über welche das Haar eine wilde Wetterwolke schlug, sein klares, leuchtendes Auge und der schöne Mund, so unschuldig und kindlich, das Alles sprach die göttliche oder dämonische Weihe seines Geistes aus! Jetzt ist er fast für Niemand mehr sichtbar. Einsam und düster lebt er in seiner Klause. Man sagt, er sei frank!"

„Heute Abend noch," setzte Robert hinzu, „erwarte ich meinen Freund, den Grafen Joseph, welchen Beethoven auch

jezt noch zuweilen vorläßt. Dieser kann dir mehr von ihm erzählen."

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Und doch, wie glücklich," entgegnete ich, sollte ein solcher Genius sein, der das innerste, geheime Seelenleben, den Zusammenhang des Menschen mit Gott und der Natur, in seiner Kunst aussprechen kann, wie überselig, mit seinen Zaubersprüchen die Geisterwelt in das gemeine Dasein herunterrufen zu können!"

„Von diesem Glücke," verseßte Johannes, „weiß die schwedische Volkssage, welche den Geist der Musik in der Natur zu einem gespenstigen Wesen macht, und ihn den König Elf nennt, nicht viel zu erzählen. Dieser König Elf soll sich gern bei Wasserfällen, am Meere oder auf hohen Bergen aufhalten und dort einsam auf seiner Harfe wunderbare Weisen spielen. Wer ihm ein Stück ablernt, der soll damit allen Wesen gebieten können. Wenigen soll dieses auch gelungen sein, aber diese sind dennoch immer im Elende gestorben."

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„Wunderbar! Wunderbar!" sprach Robert, wie für sich; eben fällt mir da eine Geschichte ein, die in einer schönen Gesellschaft ein junger Componist erzählt hat.

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„Ich war kaum dem Knabenalter entwachsen," fuhr er fort, als ich von einem Gönner an einem schönen Sommernachmittage zu einer vornehmen Familie mitgenommen wurde, welche nicht weit von hier auf einem Landgute wohnt. Dort sollte ich den großen Haydn kennen lernen.

Wir waren schon eine Weile dort, als der herrliche Meister mit seinem Schüler, welchen er damals hatte, ankam. Beide waren in der Familie als alltägliche Hausfreunde sehr bekannt. So jung ich war, so fiel mir doch

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