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Wir bemerkten im Vorwärtsschreiten eine Gruppe von fünf Kindern vor dem Thore der Försterwohnung zusammen gelagert. Als sie uns erblickten, versteckten sich die zwei kleinsten Mädchen, wie es schien, vor mir und dem Boten, hinter den Fliederbusch an der Hofwand; das ältere Mädchen, dem Anscheine nach vierzehn Jahre alt, und die beiden Knaben stürzten uns jubelnd und schreiend: „Victorine! Victorine!" entgegen.

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„Was schaffst du hier, Anna ?" fragte Victorine; hast du den Salat im Garten gesteckt ?"

„Ja, ja! und auch die Bohnen!"

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Psui, Heinrich, du wirst dich mit Blut beflecken," wandte sie sich jetzt zu dem einen Knaben; „Gottfried,“ sprach sie zu dem andern, da nimm die Jagdtasche und das Gewehr! Es sind meine Geschwister!" sagte sie jetzt freundlich zu mir, und ich muß die Stelle der Mutter vertreten; wir haben sie im vorigen Jahre verloren.“ Eine Thräne stürzte dabei aus ihren Augen. „Anna, ist der Vater aus dem Dorfe zurück?" fragte sie jetzt ihre Schwester.

„Der alte General ist mitgekommen; sie sißen im Hofe unter dem Baume und warten auf dich und das Vesperbrot.

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Mit diesen Worten traten wir in den geräumigen Hof. Vor der Hausthür stand ein großer, schattiger, blühender Birnbaum, darunter saßen am runden Tische, welcher so um den Stamm herumlief, daß dieser durch ihn hindurchgewachsen schien, der Förster und der General. Sie lasen die Zeitungen, welche der alte General mitgebracht hatte, und rauchten dabei aus langen Pfeifen. Jeder hatte vor sich ein geschliffenes Glaskrügel stehen mit der Aussicht auf einen großen, blauen, mit zinnernem Deckel versehenen Krug und seinen weiteren Inhalt. Beide mochten von

gleichem Alter und dem sechzigsten Jahre nahe sein. Man hätte sie für Brüder halten können, nur hatte der Förster eine fräftigere Gestalt und sein Gesicht mit den dichtbuschigten Brauen, unter welchen die dunkeln Augen scharf hervorblickten, hatte einen entschiedeneren Ausdruck, als das des alten Generals, welches ein gedrückteres und gebildeteres Aussehen hatte.

Kaum erblickten sie uns, so rief der Förster Victorinen zu: „Welchen Freund hast du mir mitgebracht?"

Es ist unser Forstcandidat!" rief sie fröhlich.

Willkommen im Walde!" versetzte der Förster und reichte mir die Hand. Auch der General bewillkommnete mich freundlich, doch schien es mir, als wenn seine Blicke mit einem Anfluge von Mißtrauen an mir hingen. Ich mußte an ihrer Gesellschaft Theil nehmen; denn schon hatte der Förster einen Armstuhl für mich bringen lassen. Victorine entfernte sich, um in der Küche die jungen Waldtauben, welche sie geschoffen hatte, für uns zuzubereiten. Unterdessen waren wir bald in das heiterste Gespräch gekommen; der General war unerschöpflich in den drolligsten Anecdoten, während ein Staar, welcher auf dem Baum sein Nest hatte, mit gellendem Pfeifen und Schmettern unser Gespräch und Gelächter zu überbieten suchte. Die Sonne war endlich untergegangen und die Lampe angezündet, als Victorine aus der Thür trat in ihremt hellen, einfachen Hauskleide, welches Nacken und Arm frei ließ; sie schien mir aus einer verwegenen Jägerin in ein schüchternes Mädchen verwandelt zu sein. Sie fragte an, ob wir im Zimmer oder hier unter dem Baume speisen wollten; wir waren für das Lettere gestimmt; nur bedingte der General, daß sie uns Gesellschaft leistete. Bald war die Mahlzeit

angerichtet, aber das frühere, fröhliche Gespräch wollte nicht wieder lebendig werden, ich war versunken in den Anblick des wunderlieblichen Mädchens, dessen Gesicht im Scheine der Lampe wie eine zarte Centifolie blühte. Auch der alte General schien wie von einem Traume befangen; er vermochte den Blick von Victorinen nicht abzuwenden. So sehr mir der Mann vorhin gefiel, so widerwärtig wurde er mir jest. Es hatte sich ein frischer Wind erhoben, welcher uns einmal um das andere den Tisch mit einem Blüthenregen überschüttete. Bereits fah der Vollmond durch die Baumäste neugierig herein, als der General vom Tische mit den Worten aufbrach: „Unser junger Freund wird von der Reise müde sein und meine Nichte wird mich zu Hause erwarten!" Zugleich verabschiedete er sich vom Förster, von Victorinen und von mir. Als er uns verlassen hatte, führte mich der Förster in das Zimmer, welches ich jetzt bewohnen sollte, und wünschte mir gute Nacht. Ich warf die Kleider von mir und mich in das Bett. Kaum glaubte ich aber eingeschlafen zu sein, als ich in der Morgendämmerung geweckt wurde, um mit dem Förster in den Wald zu ziehen und meine Arbeit zu beginnen. Wir blieben wie am ersten, so an den folgenden Tagen, vom Morgen bis zum Abend im Walde und hielten gewöhnlich Mittagsrast bei einem Köhler auf der Waldanhöhe, wo wir unser Mittagsmahl aus der Jagdtasche hielten. Pfingstsonntage mußte ich meinen Weg in den Wald allein antreten. Ich war eben tief im Forste mit der Ausmessung einer großen Buche beschäftigt, als plößlich der große, weiße Hühnerhund, welcher gewöhnlich nur mit Victorine ging, bei mir stand und mich von der Arbeit ablenkte. Jeßt rief die Stimme Victorinens: „Amor, hierher!" Der Hund

Am

stürzte in das Dickicht hinein, ich ihm nach, da stand ich vor ihr. Sie saß unter einer kleinen Fichte tief im Moose auf einem Steinblocke, ihr Gewehr hatte sie quer über den Schoos gelegt. Ich setzte mich zu ihr, aber mir stockte der Odem; ich konnte kein Wort hervorbringen.

„Warum siehst du denn so bleich aus?" fragte sie traulich und besorgt; ist dir etwas Schlimmes widerfahren ?"

Ja und nein, Victorine!" verseßte ich mit kurzen, aufrichtigen Worten; ich bin eifersüchtig auf den alten General! Wer ist er denn eigentlich ?"

„Der General von Steinfelden," erwiderte Victorine; ,er ist pensionirt und besißt die große Herrschaft Lindeck eine Stunde von hier."

Ist er verheirathet?" fragte ich.

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„Nein!" versette Victorine, er lebt als alter Junggeselle einsam mit seiner unverheiratheten Nichte."

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Victorine!" seufzte ich, und nahm ihre Hand, welche ich an mein Herz drückte, ihr Haupt senkte sich zu mir, daß mir ihre Locken in das Gesicht hingen, ich streifte fie zurück, und wir lagen Herz an Herz, Mund an Mund; es war mir in diesem Augenblicke, als müßte ich ihr ewig angehören. Ich sah, ich hörte nicht mehr. Doch Amor, der Hühnerhund, welcher sich auf die Hinterpfoten gesetzt hatte, begann jetzt laut zu heulen; als er aber keine Hülfe sah, fuhr er bellend zwischen uns, daß wir erschreckt auseinander stoben.

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Amor hat Recht!" versezte mit lächelndem, glühenden Gesichte Victorine, „wir müssen uns trennen! Ade! Ich habe dich lieb, von ganzem Herzen lieb!" rief sie und küßte mich noch einmal, dann war sie in den Büschen ver

schwunden und ich wieder allein, träumend bei den pfeifenden Amseln im wüsten Walde.

Tags darauf hatten die Holzarbeiter nach einem alten Herkommen mit ihren Frauen und Mädchen Tanz im Försterhause. Die Honoratioren aus der Umgegend waren zugleich zu einem Scheibenschießen eingeladen. — Es schien, als ob eine Wallfahrt nach dem Försterhause ginge, so zahlreiche Gesellschaften stellten sich ein; der verhaßte, alte General war der Erste, welcher sich eingefunden hatte. Es waren auch die bestellten Dorfmusikanten gekommen und bliesen mit ihren Clarinetten vor dem Hofthore. Die SchüBengesellschaft, voran der Zieler mit der Königsscheibe, ordnete sich zum Zuge. Victorine mit ihrem Gewehr ging mir zur Seite. Wir zogen dreimal um das Gehöft herum, und dann hinüber in den Schießstand, wo der Förster den Hut hinhielt und Jedem das Loos ziehen ließ. Mir folgte in der Reihe Victorine. Eine Scheibe zum Probeschießen wurde aufgestellt und das Schießen begann. Ich traf mitten in das Schwarze auf den Nagel. Als die Königsscheibe nun aufgesteckt wurde, flüsterte mir Victorine zu: „Triff gut, daß ich mit dir den Königstanz habe."

Eine tödtliche Viertelstunde verstrich; ein Schüße nach dem andern vor mir that seinen Schuß, aber das kleine Herz, welches das Figürchen auf der Scheibe als Zielpunkt in den Händen hielt, wurde nicht getroffen. Jetzt wurde meine Nummer gerufen, ich trat vor, aber Victorine stand hinter mir und flüsterte: Laß es auf die Frage gelten, ob mein Herz dein gehört!" Ein leises Zittern fam in meine Hände, die Augen vergingen mir. Victorine bückte sich hinter mir, nahm das Korn und die Richtung

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