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das eigenthümliche Wesen des schönen Jünglings, welchen Haydn bei sich hatte, auf.

Es war später Nachmittag, als Haydn diesen seinen Schüler aufforderte, frei über ein Thema auf dem Flügel zu phantafiren. Dieser entgegnete aber fast unwillig: „Ich hab' nun heut' keine Lust dazu!" „Nun, so erzählen Sie eine Geschichte!" rief die schöne Tochter unseres Wirths. „Das geht schon eher," versetzte dieser und wendete sich auf dem Stuhle am Flügel, wo er saßz, zur Gesellschaft herum, so daß sein linker Arm auf der Stuhllehne ruhte, und sprach mit einem phantastischen Lächeln: Aber ich weiß nur Musikantengeschichten!" Haydn entgegnete: Solche erzählst du ja am Besten! Lustig oder traurig, wie du willst !“

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„Unter dieser Bedingung," rief ihm die junge Gräfin zu, sollen Sie vom Flügelspielen dispensirt sein!" Haydn schaltete leise ein: „Wenn er sich nur erst in die musikalische Laune hineinerzählt hat, dann geht er von selbst an's Phantasiren auf dem Instrumente."

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Der Flügelspieler sann eine Weile nach, dann sprach er: Und aus Schweden ist meine Geschichte! Das ist nun eine geraume Zeit her, daß dort in einem Fischerdorfe am Meere, unter einem alten Schloffe, ein armer Student lebte, welcher in Upsala vier Wochen lang studirt hatte, und nun aus Armuth den Dorfmusikanten machte und, ich weiß nicht, warum, von den Leuten Punctum Colofonium genannt wurde. Er wohnte die Reihe um bei den Fischern, häufig aber auch bei Erichson, der fast noch Knabe war, jedoch nach seiner Aeltern Tode die älterliche Hütte eigen besaß. Dafür lehrte ihm Punktum Colofonium die Geige. Aus dem Jungen wurde aber nicht viel; denn im Wirthshause, wenn die Fischer und Matrosen Tanz hatten,

hielt er gar nicht ordentlich Tact. Das Wirthshaus hieß zum scheckigen Seekalb." Dort war eine einzige, enge Stube, wo Wirthschaft und Tanz zusammen war. Weil für das Orchester kein anderer Plaz da war, so wurde allemal vor dem Tanze ein Tisch umgelegt und mit seinem Gestell an ein Seil befestigt, das oben an der Decke durch einen großen, eisernen Ring ging. Dahinein wurde Punctum Colofonium mit der Geige, einem Lichte und einem Kruge Bier gesetzt, dann der Tisch am Seile in die Höhe gezogen, dieses selbst aber wieder an einem Haken an der Wand befestigt, so daß der Geiger oben aus seinem schwebenden Orchester, wie vom Himmel, heruntergeigte.

Hatte er nun die tolle Gesellschaft, welche nach und nach so zahlreich wurde, daß der Tanz nur noch in einem Hin und Herwogen bestand, in den Tact hineingegeigt, dann legte er ruhig seine Geige weg, stopfte sich eine Pfeife Taback und schaute dem Tanze gemüthlich und ruhig zu, ohne daß die Tänzer vor dem eigenen Lärm die Pause bemerften.

Gegen Morgen aber griff Colofonium wieder zur Geige, that drei kreischende Striche, kehrte das Instrument um, pochte darauf, und die ganze Gesellschaft blieb, wie entzaubert, still stehen, der Wirth ließ den himmlischen Musikanten herunter, welcher jetzt sein Honorar eincaffirte, noch ein Gläschen Rum trank und lächelnd in seine Herberge heimging.

An einem Sonntage jedoch hatte Punktum Colofonium Abhaltung im scheckigen Seekalb Musik zu machen. Dafür schickte er Erichson hin. Che dieser aber abzog, sagte Punctum: „Erichson, sei einmal vernünftig und geig' nur immer das Lied: Ueber's Meer, über's Meer, kommt ein altes

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Schiff daher!" weiter Nichts, hörst du? Sie sind einmal daran gewöhnt; Pass auf, daß dir auch keiner ohne Zahlung fortgeht! Du brauchst nur während des Tanzes manchmal die Müßen zu zählen, die sich herumdrehen! Hörst du?“

Erichson gab die besten Versprechungen und ging fort. Nach Mitternacht wurde jedoch dem Punctum Colofonium so schwer zu Gemüthe, so traurig und ahnungsvoll, daß er keine Ruhe mehr hatte, seine eigene Geige unter den Arm nahm und auf das Wirthshaus schlaftrunken zusteuerte, indem er vor sich hinbrummte: „Ueber's Meer, über's Meer!"

Aber schon von Weitem hörte er, daß Erichson gar keine rechte Tanzmusik machte. Wie erstaunte er erst, als er in die Tanzstube selbst hineintrat, und ringsherum die Bursche mit ihren Mädchen am Arm bewegungslos stehen und Erichson zuhören sah, der eine Variation nach der andern auf seine Tanzmelodie aufspielte.

Lange hielt Punctum Colofonium nicht an sich, hastig machte er das Seil vom Kloben an der Wand los und ließ das Orchester mit Erichson herunterschweben, indem er ihn anschrie: „Du heilloser Junge, daß dich der Fiedelbogen erschlüge! Da stehen die Herren und Damen und werden Nichts bezahlen! Fort mit dir! Und bin ich dir zum Lehrmeister nicht gut genug, so geh' zum König Elf und geig' mit ihm um die Herrgottsluft! Das kommt aber Alles her von der Dummheit. Ist da der Kerl verliebt bis über das vierfach gestrichene C hinaus, und nun soll's die Geige gethan haben! Marsch mit dir, Traumbuch!"

Die Fischer lachten hell auf, Erichson aber schlich beschämt, Thränen im Auge und seine Geige unter dem Arme, hinaus in die stürmische Nacht.

Da nun jest Punctum Colofonium wieder in seinem Orchester saß, die sieben magnetischen Striche gethan und den Tanz, wie ein Mühlwerk, angelassen hatte, stopfte er seine Pfeife und sah behaglich auf das nichtige Erdengetümmel herunter, bis der Morgen graute, wo er seine Geige wieder nahm, seine drei Endstriche that, dann auf die Kehrseite pochte, und so Alles zum Stillstand und Bezahlen brachte.

Als er aber bei seiner Heimkehr Erichson mit seinem vierfach gestrichenen C, mit seiner hohen Liebe weder in der Hütte noch sonstwo antraf, ward ihm doch bang um den Knaben.

Mit dem vierfach gestrichenen C hatte es zwar seine Nichtigkeit; Punctum Colofonium wußte es nur zu gut, daß Erichson oben zu dem Söller der Burg, welche der alte Herr Kanzler aus Upsala als Kammergut besaß und wo er den Sommer über wohnte, zuweilen gegen Abend mit der Geige hinanschlich und auf den Saiten seinen Bogen melancholisch, wie ein Rothkehlchen, singen ließ, bis das schöne Töchterlein des Kanzlers oben zum Fenster heraussah und herunterrief: Schönen Dank, Erichson!" Er wird noch verrückt darüber!" sagte Punctum Colofonium, als Erichson drei Tage darauf noch nicht daheim war.

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Da kam endlich an einem Morgen sein Nachbar zu ihm gesprungen und rief: „Erichson ist wieder da! Kommt! kommt! Unten am Ufer! Ei, was der geigen kann!"

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Daß ihn!" versette Punctum, und eilte mit hinunter zu dem Strande.

Dort oben auf dem Felsen, an welchem die See grimmig hinaufbrandete, saß Erichson und spielte die Violine. In mannichfaltigen Gruppen saßen und standen um ihn

herum Männer und Greise, Frauen und Mädchen, Alt und Jung. Er spielte aber in so wundersamer Weise, als fämen alle Töne, welche er anklingen ließ, aus einem Herzen, das aufgesprungen war, wie eine Rosenknospe zur Blüthe.

Das war ein Lachen, ein Weinen, ein Jauchzen und Klagen durcheinander, als wäre die Geige unter seiner Hand ein lebendiges, geistiges Wesen geworden, das vor Lust und Schmerz nicht mehr wo aus noch ein wußte!

Kaum hatte Punctum Colofonium die ersten Töne gehört, so geberdete er sich, wie unsinnig, warf sich auf die Erde und schrie: „Ich bin Schuld daran! Er hat seine Seele dem König Elf verkauft! Erichson! ach, armer Erichson!" Als das Volk diesen Ausruf hörte, so stürzte Alles auf Erichson ein und schrie durcheinander: Seelenverkäufer, schaff' dir deine Seele wieder! Werft ihn in die See!".

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Erichson jedoch flüchtete sich bis auf die äußerste Spize des Felsens, welcher so steil und abschüssig war, daß sich Niemand hinan getraute. Dort, umbrauft von dem Meere und dem wüthenden Volke, setzte sich lächelnd der bleiche Junge nieder und fing wieder an zu spielen, so seltsam rührende Weisen, daß die Männer, Weiber und Kinder wieder still wurden und sich verwundert ansahen. Von der Meerseite herauf kamen Seerobben, welche ihre Schwimmtatzen auf die Felsenblöcke legten, und die neugierig ihre Köpfe hoch emporhielten; in einem Halbkreise herum, aufund niedersteigend, schwammen, schnalzten und tanzten Delphine, aus der Ferne, wie eine Wasserhose, brauste ein Wallfisch heran, der vor Lust hohe Wasserpalmbäume emporsprühte, oben aber, hoch über dem Felsen und dem Haupte

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