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Gartencloset vor der Krystallkugel mit den Goldfischen gefehen habe."

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„Wir danken ihr," verseßte der Abt, im Namen des Convents; denn sie gab uns die Veranlassung, dir zwei Erzählungen abzugewinnen, welche uns bis jest gut unterhalten haben; doch ist noch nicht Mitternacht vorüber, ich kann die Brüder noch nicht entlassen. Wer will uns bis dorthin erbauen?"

Sei es denn!" versezte Erdmann, der Doctor der Medicin, und holte ein Kästchen, welches er mitgebracht und in die Zimmerecke geschoben hatte, wieder hervor. Daneben legte er seine Taschenuhr und sagte: „Nur noch fünf Minuten vor Zwölf! — Mit dem ersten Schlage der Mitternacht öffnet sich dieses Grab, und ein Todter wird auferstehen!" Eine unheimliche Stille trat ein; — jetzt hörte man den ersten Glockenschlag. Erdmann öffnete das Kästchen und setzte einen Todtenkopf auf die Tafel mit den Worten: „Dies ist der Anfang und das Ende meiner Geschichte."

Helena Vallisneria.

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„Nie habe ich einen so eigenthümlich geformten Todtenkopf gesehen!" fuhr Erdmann fort; wie sich so steil das Hinterhaupt emporzieht, und der Vorderkopf so breit auf der Wirbellinie auseinanderliegt! Hier in schnurgerader Linie herunter das Nasenbein, daß der Mund zurücktritt und wie frisch sind die kleinen, weißen Zähne! Es ist ein Wunder aller Schädel! ein eben so großes, daß ich ihn ge=

funden habe!

Ich fand ihn auf dem Kirchhofe in Delsniß, als ihn der Todtengräber aus einer neuen Grube herauswarf. Hier Freunde! Schaut ihn genau an es ist ein Meisterstück des Schöpfers, wie es ihm nicht jeden Tag aus der Hand rollt!“

Johannes nahm den Schädel und hielt ihn betrachtend empor. Er war im Sesselstuhl in ein Halbdunkel zurückgesunken, so daß seine großen, flammenden Augen aus einem heiligen Schattendreiecke hervorschauten. In gelinden, fast unsichtbaren Zuckungen zogen Gedanken über seine Stirne. Sinnend schaute er in die Augenhöhlen des Schädels hinein und sprach endlich:

,,, du beinernes Haus der Gedanken! Wo ist sie hin, die räthselhafte Geisterwelt, welche in dir durcheinanderrang? Du kleines, wunderbares Gefäß, in welchem ein ganzes Weltall Himmel und Erde zusammenfloß, sprich, welches Zauberwesen saß in deinen Kreisen, welches diesen Bann zu vollbringen wußte? Sprich, wo ist er hin, der allmächtige Gott, der in dir lag zwischen Ton und Licht, und schuf Welten und neue Götter, und sich selbst? — Wo ist er hin? Was starren, mich so finster deine Augenhöhlen an, und was lacht so höhnisch dein furchtbares Antlitz, auf welchem sonst ein ganzer Geisterfrühling sich auswob und blühte und verging? Bist du nur das Gerüste eines Luftballons, welchem das Gas ausgegangen, das ihn über Himmel und Erde dahintrieb? Herrliche, feingewölbte Opferschale der flehenden, erbarmungswürdigen Menschheit, was zitterst du in meiner Hand? Ich sah einen wahnsinnigen Harfenspieler, der auf der Zither, deren Saiten zersprungen waren, in herzzerschneidenden und in stummen Weisen herumtastete - bin ich es nicht selbst?

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, Aber welchem Menschenwesen du auch eigen warst heilig bist du mir immer, wie ein Behältniß, in welchem Gott sich selbst offenbart hat! Wie viele schöne Traumblumen mit hunten, tiefen Kelchen mögen in diesem kleinen Gottesgarten geblüht haben! Ja, ich sehe euch noch, ihr schönen, feuchten, strahlenden Augensterne, ihr weltabspiegelnden, ja, ich sehe euch, wie ihr noch sonnenhell, herz- und sinnentzückend unter den großen Wimpern ruhet! Es_runden sich wieder zu euch empor die feinen Mädchenwangen, es schwellen wieder auf die süßen Rosenlippen, es drängt fich das zarte Oval des Kinnes weich und weiß mit leichtem Grübchen empor! Nein! solch ein Kleinod kann die barmherzige Gottheit nicht vernichten! Es regt sich! Was ist das?"

Mit diesen Worten stürzte ihm der Schädel aus der Hand.

Der Doctor faßte Johannes beim Arme und sagte: Habe ich Sie nicht schon längst vor Gemüthsbewegungen gewarnt?"

Johannes antwortete nicht und verbarg sein Gesicht in den Händen; der Doctor aber hob den Schädel behutsam wieder auf und bedeckte ihn mit seinem Tuche.

Hermann nahm das Wort auf und sprach für sich hin: „Die Menschenseele blüht, wie eine Seelilie, über dem Reiche des Ungeheueren und einer unergründlichen Tiefe, von Luft, Licht und Wasser emporgetragen und genährt. Lieblich entfaltet sie vor dem Himmel ihre Blüthe, während unter ihr scheußliche Unthiere wühlen und sich gräulich wälzen. Schauet nicht in die Tiefe; denn unten liegt das Entsetzen! und die Wurzeln der schönen Pflanze treiben oft mitten hindurch!"

„Ich bin nur insofern deiner Meinung," verseßte Gott hold, als du von dem Unergründlichen der Menschenseele sprichst; aber dieses Unermeßliche, durchklungen von Unsterblichkeitsahnungen und von seligen Geistergefühlen, ist mir Bürge, daß eine Psyche ihre Flügel leise in der rohen Hülle ausbildet, um sich in einen unsterblichen Frühling empor zuschwingen. Wohl ist der Hintergrund unserer Seele mit wunderlichen Arabeskenbildern überzogen, gleich den Thüren am Taufhause zu Florenz; aber wer sie zu deuten vermag, wird von ihnen auf ein großes Heiligthum, welches sie verbergen, gläubig schließen können. Ja, zur Stunde schaut es aus diesem Hintergrunde vor, wie ein leuchtendes Angesicht, das uns vom gelobten Lande, in welches wir einst einziehen werden, prophetische Worte zu verkünden scheint.

„Was ist Tod? Johannes! Wenn du einen Strom in die Erde versinken siehst, wirst du glauben, daß nunmehr seine Gewässer nicht mehr vorhanden sind? Stellen Sie, Doctor, in Gottes Namen diesen schönen Schädel wieder unverhüllt vor uns her! Nicht wahr, Johannes ?"

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,,Uebrigens," entgegnete der Doctor, würde sich das arme Töpfers-Lenchen nicht eingebildet haben, daß so lange nach seinem Tode noch von ihm die Rede sein würde!" „Wissen Sie etwas Näheres um diesen Schädel ?" versette Bernhard.

„Nichts weiter, als daß dieser Todtenkopf, wie mir der Todtengräber versicherte, der Frau eines Töpfers angehört, welche eigentlich eine Prinzessin gewesen wäre; aber wie das Alles zusammenhängen mag, weiß Gott!"

Der alte Maler Schuber hob jetzt den grauen Kopf empor und sagte: „Die Geschichte von der braunen Tö

pfers-Lene weiß ich auswendig, ich habe sie selbst noch ge= fannt, so gut, wie ich da meine linke Hand vor mir sehe; Ihr wißt, daß ich in Delsnit erzogen bin. Sie war ein braunes, schmächtiges Weib mit großen, hellen Augen und rabenschwarzem Haare. Wie sie zuerst ins Städtchen kam, lachte Alles über sie, und die Straßenjungen liefen ihr nach; aber nachdem ein fremder Herr, welcher sich zur Sommerzeit im Orte oft wochenlang aufhielt, sie für die schönste Frau im Lande erklärt, und bei jedem Glase Wein, das er getrunken, darauf geflucht und geschworen, am Ende aber gar vor Liebe zu ihr seinen gefunden Verstand verloren hatte, so gab es von der fremden, schönen Frau nicht genug zu reden. Das mußte man ihr auch lassen, daß sie gerade, wie eine Kerze, war, und wenn man ihr so recht in die schwarzen Augen guckte, war es Einem, als könnte man gar nicht wieder hinwegsehen."

Seht einmal den alten Knaben an," rief Gotthold aus, „er hat sie fürwahr ordentlich angeschaut, und ich wollte wetten, er war in die hübsche Töpfersfrau ebenfalls zur Ungebühr verschossen."

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"Hm!" meinte der Alte, war ich doch damals noch ein alberner Junge, kaum zwölf Jahre alt! Und dann konnte sie auch gar nicht recht Deutsch reden."

„D, so fahre fort," rief der Doctor vielmehr deine Geschichte zu erzählen an!"

„oder fange

„Draußen vor dem genannten Städtchen," begann der alte Maler, sieht man noch heute ein verfallenes Häuschen. Dort wohnte vor vielen Jahren ein Töpfer mit seinem Sohne. Der war ein schlimmer, verwegener Junge, so viel man nur von ihm weiß, und that Nichts, als Zitherspielen. Das verstand er aber beffer, als Töpfe zu drehen.

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