ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

„Nun mögen in Gottes Namen die herzoglichen Roffe alle Aprikosen und Birnen freffen und die Hunde die Gemüsebeete zertreten nun ist alles anders!"

[ocr errors]

„Play! macht Platz für die Herzogin und ihr Gefolge" erschallet jezt der Ruf des Marschalls von der Pforte her, und alles bildete Gaffe für die Sänfte der Herzogin und ihrer Frauen.

„O, o, Weiber im Kloster! Und wir können sie nicht hinauswerfen, weil unsere weise Regel Fürstinnen den Eintritt gestattet. Was sagst du dazu, Correntian?" klagt Wyso schalkhaft und blinzelt mit heimlichem Vergnügen zu Correntian auf, der neben ihm steht.

Der Herzog und der Abt gehen dem Zuge entgegen, die hohe Frau zu empfangen. Voran reitet auf einem frommen Tier der Reisemarschall, dann folgen keuchend und schweißbedeckt die Pferde, welche die Sänfte der Herzogin tragen, je eines zwischen zwei Deichseln gehend, die ihnen in starken Gurten vom Rücken herabhängen, - das eine davor, das andere dahinter, jedes von einem Führer mit großem Peitschengeknall angetrieben. Zwischen ihnen schwankt der hochragende Palankin mit luftig rauschenden, vom heißen Südwind geblähten Umhängen aus roter Seide, und darin liegt müde ausgestreckt auf schwellenden golddurchwirkten Purpurkissen eine bleiche, zarte Frauengestalt, tief verschleiert und schlicht gekleidet, daß man auf den ersten Blick sieht, ihr Sinn stehe nicht nach der königlichen Pracht, mit der ihr stolzer Gemahl fie umgibt. Desto hoffärtiger aber sien die Damen des Gefolges zu Roß. Kichernd und plaudernd reiten sie durch die Reihen der Mönche der Sänfte nach, sorglos die schlanken Hüften auf ihren breitrückigen Paßgängern wiegend und unter ihren schattigen Pfauenhüten

neugierig herabschielend auf die geschorenen Köpfe. Plötzlich hält eine davon die reichgestickten Zügel an und flüstert der anderen zu: „Seht, der ist schön!" Und alle folgen der Richtung ihres Auges, wo Donatus steht mit gesenkter Wimper, ernst und still.

„Vorwärts!" ruft der Marschall, denn ein Trupp Reiter folget noch als Nachhut der Frauen.

Der Abt hat dem vorderen Sänfteführer die Zügel abgenommen und leitet das Pferd selbst an der Hand durch den Hof bis zur inneren Pforte. Hier hält er an und tritt zu der Dame: Will es Euch gefallen, hohe Frau, so steiget aus und nehmet fürlieb unter unserem bescheidenen Dache."

Der Marschall winkt, die Knappen und Troßknechte springen herzu. In einem Augenblicke sind die Pferde ausgeschirrt, die Sänfte zur Erde niedergelassen, die Damen vom Sattel gehoben und Sänfte und Pferde auf die Seite gebracht. Die Herzogin, eine Frau in mittleren Jahren und augenscheinlich von einem schweren Siechtum heimgesucht, neigt demütig das Haupt vor dem Abt. Gebt mir die Benediction, frommer Vater," spricht sie leise.

Der Abt segnet sie und führt sie mit den Frauen in das kühle Refektorium. Wollet Euch zuförderst hier ein wenig ausruhen und erfrischen, edle Frauen," spricht er, „indes ich für das Weitere sorge."

Die Männer aber führt er in den großen Speisesaal, den er selbst angebaut und der eben erst vollendet ward. Hier hat einstweilen der Bruder Kellermeister die großen Humpen, die von ihrem kalten Inhalt außen ganz beschlagen sind, aufgestellt. Das ist ein Trunk nach solcher Hize! Man meint, die durftigen Lippen ließen

nicht mehr ab, bis der lezte Tropfen geleert sei! Auch fetter Käse und duftig Kleienbrot stehen da zum Morgenimbiß, bis das Mittagsmahl bereit. Denn der Abt will tun, was das Haus vermag, und das Haus vermag viel; es hat ja lange gute Zeit gehabt und der Mönche Fleiß und Bodenbau war gesegnet. Den Frauen sendet er frische Milch und was eben an kleinen Weizenküchlein vorrätig, mit goldflüssigem Honig, wie es näschige Frauenlippen gern mögen.

So forget er väterlich und liebevoll und freuet sich des Behagens, mit dem sich alle gütlich tun. Auch dem Troß wird Brot und Met in schweren Lasten in den Hof geschleppt, und bald ist's ein Lärm und Jubilieren, als wären sie im Lande Kanaan. Ja, selbst der Hunde hat der umsichtige Wirt gedacht; sie stehen in der Runde um einen großen Kübel kühler Buttermilch und leßen die heißen Zungen. Durch die Gitter des Erdgeschoffes aber dringt mächtiger Dampf und Qualm von Gebratenem und Gesottenem heraus. Auserlesenes Geflügel und fette Keulen schnell geschlachteter Hammel praffeln an den selten benüßten Spießen, denn nur für Fremde wird solch leckere Mahlzeit bereitet, und der ungewohnte Duft des Fleisches steigt Bruder Wyso gar lieblich in die Nase. Er läßt auch die Gelegenheit nicht vorübergehen, Correntian boshaft zu fragen: „Nun, wie riecht das?“

Wie Teufelsbraten!" sagt Correntian in ausbrechendem Zorn, denn das ganze Ereignis ist ihm ein Greuel, und kaum bemeistert er seine Entrüstung. Leise murmelt er die Worte des Propheten Jesaias, Cap. 22: „Et ecce gaudium et laetitia, occidere vitulos et jugulare arietes, comedere carnes et bibere vinum, sie schlachten Kälber, sie stechen Widder ab, sie essen

Hillern, Und sie kommt doch!

8

[ocr errors]

Fleisch und trinken Wein. Comedamus et bibamus, cras enim moriemur laffet uns essen und trinken, denn morgen müssen wir doch sterben!"

„Nun, nun,“ spottet Wyso, so schlimm wird's nicht sein, morgen werden wir nicht schon sterben müssen

es sei denn, daß wir heute des Guten allzuviel tun und uns ein Schläglein antrinken und essen.“

[ocr errors]
[ocr errors]

,,Et revelata est in auribus meis vox Domini: si dimittetur iniquitas haec vobis, donec moriamini aber in meinen Ohren ist die Stimme des Herrn Zebaoth: Wahrlich, diese Sünde wird euch nicht verziehen, bis ihr sterbt!" fährt Correntian fort, doch Wyso läßt sich nicht irre machen:

„Wenn der fromme Abt uns Dispens erteilet, wird auch Gott uns die Sünde verzeihen! Nicht was zum Munde eingehet verunreinigt den Menschen, sondern was zum Munde ausgehet! Verstehst du? Nun, was stierst du mich so an mit dem Martergesicht?" fährt er Donatus gutmütig scheltend an. Als ich so alt war vie du, hab ich mir auch den hungrigen Magen mit eisernem Cilicium zusammengeschnürt, damit ich desto leichter gen Himmel fahren könnt! Du lieber Gott jezt müßten

sie mich freilich an Seilen hinaufwinden, wenn wir all unseren Erdenballast mit auf den Weg nehmen sollten! Weil wir aber der Erde laffen, was der Erde ist, d'rum ist's auch ganz einerlei, womit wir uns vollstopfen! So sag ich!"

Indessen haben die Herren oben an der Tafel den ersten Durst und Hunger gestillt, und Herzog Meinhard hat dem Abte den Grund seines Kommens kundgetan. Seine Gemahlin Elisabeth von Bayern fühlt sich schon lange so schwach und krank, daß sie noch vor ihrem Ende eine gute Tat für ihr Seelenheil tun wollte und

zu diesem Zwecke das Gotteshaus zu Stams im OberInntal gestiftet hat. Da nun der Bau wacker fortschreitet, hat sie sich zu einer Reise entschlossen, um die fürnehmsten Gotteshäuser im Lande in Augenschein zu nehmen und sich also zu belehren, welche Bauart, Einrichtung und Vorkehrungen am ersprießlichsten sein dürften. Wenn die hohe Frau ausgeruht, sei es ihr Wunsch, der Abt möge sie im Kloster umherführen lassen, damit sie allda ihre Wahrnehmungen machen könne.

Der Abt erklärt sich zu solch christlichem Werke mit Freuden bereit, und als seinen Liebling und frömmsten Jünger erkürt er Donatus zu der hohen Ehre, die Frau Herzogin zu geleiten, da der Herzog ihn selbst zu anderweitigen Besprechungen über Gegend und Sitten der Bevölkerung im Vintschgau, über kirchliche und weltliche Dinge nach Männerart in Beschlag nimmt.

Donatus errötet erschrocken, da der Abt ihm sein Glück verkündet, ein bittender Blick möchte fast einem Widerspruch nahe kommen. Doch dergleichen ist unmöglich; für einen Ordensbruder gibt es kein Nein!

Neben dem Herzog sitt ein breitschultriger finsterer Mann in stillem verdroffenem Brüten. Sein Haar ist früh ergraut, seine Stirn unwirsch gerunzelt, in der Mitte von einer dicken Zornesader durchschnitten. Er nimmt an keinem Gespräch teil; seit er da ist, haften seine Augen unverwandt am unteren Ende der Tafel, wo Donatus sitt.

„Nun, Graf, Jhr starret ja immer auf einen Punkt?" stößt ihn der Herzog an und trinkt ihm zu. Mahnt Euch der da drunten an Eure eigene Jugend?"

„'s ist seltsam, findet Ihr nicht, daß der Bursch mir gleicht?" murmelt der Gefragte.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »