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Tür. Dahinein trägt sie schweigend der kleine Zug. Es ist zugleich die Gaststube, die Küche und das Refektorium der frommen Brüder, der einzige warme Raum in dem engen Hause, dessen Mauern fast dicker sind, als seine Kammern weit. Ein mächtiger Rauchfang ragt, wie ein Dach, in die halbdunkle Halle herein, unter dem ein prafselndes Feuer brennt und seinen breiten Schlagschatten an die gewölbte Decke wirft. Von dieser hängt ein eisernes, spinnenumwobenes Öllämplein herab, zu trüb und matt, um den ganzen Raum zu erhellen. Über dem Feuer brodelt in einem Kessel der Abend-Imbiß für die Brüder und für die, welche sie mitbringen, wenn sie halb erfroren aus der Wildnis heimkehren. Roh gezimmerte Stühle stehen um einen achteckigen Tisch. Der ist mitten im Raum auf starken Pfosten in den Steinboden eingerammt und kann nicht von der Stelle gerückt werden. Der einzige Schmuck der ganzen rauchgeschwärzten Halle ist ein Bild des hl. Valentin, wie er, riesengroß, Scharen winzig kleiner Andächtigen, auf der Heide das Evangelium predigt. Die dichten Rauchwolken, die der Sturm vom Kamin allwinterlich hereinweht, haben auch dies Bild geschwärzt, doch ist es des Stiftes höchster Schat. Pater Columbanus aus dem Kloster Marienberg hat es gemalt, und Pater Columbanus war ein erleuchteter Mann, dem in nächtlichen Gesichten die Heiligen erschienen, auf daß er sie abkonterfeien konnte. Dieses Bild des heiligen Valentin war das letzte Gesicht, das er geschaut und gemalt, denn er ist bald darauf gestorben. So ist es doppelt wert! Unter dem Bilde hängt ein Weihwassertröglein von gebrannter Erde. Auf dem schweren, rohgezimmerten Tisch stehen hölzerne Teller, in die ein Jeder seinen Teil aus dem Kessel geschöpft be

kommt, und ein hölzerner Löffel liegt dabei. Das ist alles Hausgerät in dem schmucklosen Raum. Aber dem kranken, dem sturmverschlagenen Weibe ist er doch gegen die brausende Wildnis da draußen eine unnennbar trauliche Zufluchtsstätte. Stumm in überirdischem Glanze hängt ihr Auge an den rauhen verwitterten Gestalten, die sie zunächst an den Kamin tragen und ihr mit ungelenker Gastlichkeit ein weniges von dem fertigen Imbiß aufnötigen. Dann bereiten sie ihr still geschäftig ein Lager am wärmenden Feuer. Ein Strohsack, ein Pfühl gefüllt mit weichem Moos und als Decke ein wolliges Lammfell ist alles, was das Haus vermag, aber es ist ein lieblich Lager gegen das furchtbare Bett auf der Heide; es ist doch ein Lager, von sorgender, mildtätiger Menschenhand bereitet. Und sie lösen ihr mit schüchterner Unbeholfenheit das Gebände aus dem verwirrten Goldhaar, nehmen ihr die nassen Obergewänder ab und hüllen sie in eine warme, trockene Kutte, dann legen sie die zarte, zitternde Gestalt behutsam auf das Bett und geben ihr das todesbleiche, matte Knäblein in den Arm. Und der erstarrte Born der Mutterbrust taut auf unter der warmen Decke, und das Kind sucht und findet ihn und beginnt wieder zu atmen, zu leben. Die Brüder aber stehen stumm beiseite, und die Tränen rinnen ihnen über die hageren Wangen.

„Die heilige Mutter Gottes nehme dich in ihren Schutz, arme Mutter!" spricht der greise Bruder Florentinus und legt der Wöchnerin ein kleines Marienbild von Metall auf die Brust: „Wir sind ungelehrte Männer, nicht geschickt zu kranker Frauen Dienst und unwissend, was deinem Siechtum könne frommen. Dies Bildlein ist gar stark und mag sich mancher Gnaden-Wunder be

Hillern, Und sie kommt doch!

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rühmen. Es wird auch an dir seine Kraft erweisen, so dich dein Lebenswandel dessen nicht unwert gemacht.'

Die junge Frau sieht ihn an klar und ruhig: "Frommer Bruder, elend bin ich und arm und habe nichts mehr, darauf mein Haupt zu legen, als die Stätte, die der Himmel den Armen bereitet auf seinem heiligen Klostergut. Aber treu bin ich gewesen, ehrwürdiger Bruder, treu und gehorsam allezeit!" Sie drückt das Gnadenbild an die Lippen lange, inbrünstig und klagt still der Allerbarmerin ihr Leid. „Wenn sonst ein junges Weib seines Erstlings genesen ist, so beugt sich die Großmutter liebend über das Bett und sorgt für alles auf das beste, und der junge Vater schaukelt auf weichem Arm seinen Erstgeborenen. Ich aber, o Mutter aller Gnaden, bin verstoßen und heimatlos und habe niemanden als dich."

Und wie aus der erwarmenden Brust der nährende Quell für den Säugling erfließt, so taut auch in der Secle des verlassenen Weibes ein woltätiger Quell auf und bricht aus den gesenkten Lidern hervor in erlösenden heißen Tropfen. Da beugt sich die Himmelsmutter liebend und tröstend zu ihr herab. Die Bedrängte birgt ihr müdes Haupt an der unsichtbar allgegenwärtigen Gnadenbrust und entschlummert, überwältigt von Todesmattigkeit. Die Brüder aber ziehen die Holzschuhe aus und gehen barfuß auf den Steinfliesen umher, um den Schlaf der Erschöpften nicht zu stören. Wie eine Märtyrerin erscheint sie ihnen, als sie so ruhig daliegt und das Kind, an ihrer Brust mitentschlummert, gleicht einem verklärten Engel. Das flackernde Feuer webt wechselnde Lichter und Schatten in seine krausen Locken, daß sie einer Dornenkrone gleichen. Auch die Brüder sehen es und deuten stumm mit dem Finger darauf.

Der alte Florentinus vergißt indessen nicht des leiblichen Wohles über dem Ewigen. Er schleicht auf den Zehen still geschäftig umher und trägt die Kleider der Unbekannten an das Feuer zum trocknen. Jetzt erst schimmert im Scheine der Flamme köstlich golddurchwirkter Besatz von dem Saum der Gewänder, und die zerfetzten Schuhe sind mit kunstfertiger Hand gestickt. Er weist die Entdeckung schweigend den Brüdern, und diese schütteln verwundert die Köpfe. Dann nimmt er leise den Kessel vom Feuer und richtet das dampfende Mahl in die Schüffeln an, den Brüdern winkend. Sie folgen ihm nur ungern, es ist ihnen nicht ums Essen. Lautlos schleichen sie zum Tisch, verrichten ihr Gebet und nehmen stehend die einfache Richt von Wasser und Gerste. Der sorgsame Greis bewahrt einen Rest für die Wöchnerin am Feuer. Dann bekreuzen sie sich vor dem Bilde des heiligen Valentin und ziehen sich zurück in ihre Zellen, behutsam die ungefügige Tür hinter sich schließend. Der Greis aber bleibt, um bei der Kranken zu wachen, und setzt sich still auf die steinerne Fensterbank am äußersten Ende des Zimmers, seinen Rosenkranz betend. Der Sturm tost noch immer in langen mächtigen Stößen um das Haus, aber er kann ihm nichts anhaben, denn wie arm und nackt es auch sei, es ist gebaut aus hartem Gestein, eine Veste gegen Wind und Wetter, und die engen Luftlöcher sind so wohl verrammt in den tiefen Mauern, daß kein Luftzug durchzuftreichen vermag. Nur zuweilen fährt er heulend durchs Kamin herunter und weht prasselnd Rauch und Flammen ins Gemach, daß die Wöchnerin aufschreckt aus dem bangen Schlummer; dann ist alles wieder ruhig und still. Das Kind feufzt leise im Schlafe, als träume es von zukünftigem Leid; die Atemzüge der

Mutter gehen gleichmäßig auf und nieder, und auch der alte Wächter lehnt das müde Haupt schlummernd in die Mauernische. Nur der große Heilige an der Wand predigt unermüdlich fort und fort seinen zwerghaften Heiden im Schein der ausgebrannten Lampe, und die kleinen Figuren verschieben und regen sich traumhaft in den wachsenden Schatten.

Da plöglich ein Schmerzenslaut von dem Munde der Wöchnerin. Der Wächter fährt auf, er tritt ans Bett. Da liegt sie völlig verändert, fast unkenntlich, die Augen eingefallen, die Lippen blau; die Hand des Todes hat ihr Antlik gestreift. Ein Schüttelfrost hat sie erfaßt, daß das Lager unter ihr zittert. „Was ist dir?“ fragt der Bruder erschrocken. „Willst du ein wenig Nahrung zu dir nehmen? Hier steht sie noch am Feuer! - Oder soll ich dir ein Tränklein bereiten von stärkenden Kräutern ?“ und er wirft geschäftig neues Holz in die Glut. Frommer Bruder!" spricht sie, und die weißen Zähne treten seltsam unter der Oberlippe hervor, wie bei einer Leiche. „Mir hilft kein Imbiß mehr und kein Tränklein. Wie's kommen mußte, so kommt's ich sterbe. Wenn ihr hört, daß ich zu Fuß mit der Frucht unter meinem Herzen von Görz bis hierher gewandert bin, wo ich das Knäblein gebar auf der Heide, allein und hilflos, so kann euch des nicht wundernehmen! Hört mir die Beichte ab und gebt mir die leßte Ölung!"

Dem Greis gehen die alten Augen über: „O du liebliche Blume, wer hat dich so ohn' Erbarmen gebrochen und weggeworfen, daß du verdorren und entblättern mußtest im Wintersturm. Und wir sind auch so ungeschickt in ärztlichen Künsten und müssen dich so elendiglich umkommen lassen, wo wir dir doch so gerne hülfen!“

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