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„Weint nicht um mich, ehrwürdiger Vater", spricht sie ruhig „mir wird ja wohl sein, ich gehe in den Schoß der allerseligsten Mutter ein. Aber mein armes Kind - es verliert die Mutter, indes ich die meine finde! Nehmt euch seiner an, ich bitte euch, es hat keinen Menschen auf Erden es ist ganz verlaffen!“ „Es soll geschehen nach deinem Willen!" spricht der Alte, „dess' magst du dich in Frieden getrösten daß du ruhig sterben könnest."

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So bring mein Knäblein sonder Verzug dem hochwürdigen Abt Konrad von Amatia auf Marienberg! Sage ihm, das verstoßene Weib Swykers von Reichenberg schicke es ihm -- als ihr letztes Vermächtnis fie habe es in schwerer Stunde der Kirche gelobt, und der hochwürdige Herr wird einer armen Seele helfen, ihr Gelübde zu halten!"

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Um aller Heiligen willen," ruft der Mönch, „vieledle Frau von Reichenberg, ihr seid's, ihr der ganzen Gegend Schutzgeist und guter Engel, seit neun Monden erst vermählt, so uns rechte Kunde wurde? - Wie saget mir wie kommt ihr hierher in diese Einöde, ohne einen eurer Gefreundeten verstoßen wie die ärmste Bettlerin, oder gar wie eine Missetäterin!?"

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"Ihr sprecht es aus, frommer Vater," sagt sie ruhig, und ein Strahl des frischgeschürten Feuers fällt ver= klärend auf ihre weiße Stirn. „Als Missetäterin bin ich verbannt und den Vögeln des Himmels preisgegeben, ich und das Kind, der Sproß eines edlen Hauses. Und dennoch bin ich nicht schuldig, deff' ich geziehen ward, wenn es auch Gott selbst gefiel, wider mich zu zeugen!“ Ein neuer Frost überläuft sie und rüttelt sie, wie der Herbstwind das welke Laub vom Baum schüttelt.

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Es ist hohe Zeit ich will es kurz machen!" spricht sie mit verfallender Stimme. „Heute sind es eben neun Monde, daß mich der edle Herr von Reichenberg, ihr wißt es, aus dem Hause der Ramüßer gefreit und bald darauf zogen wir gen Görz an Albrechtens, des Grafen von Tirol und Görz, fröhlich Hoflager. Egno von Amatia, meiner Kindheit Gespiele, zog mit uns. O hätten wir's nimmer getan — ich bin dess' keine Stunde froh worden! Die Gräfin von Eppan, ein schönes Weib von höfischen Sitten und Künsten, stahl mir des Gatten Herz und mit ihm sein Vertrauen. Hilflos mußt' ich's geschehen lassen, jeden Rates bar, ein einfältig schlichtes Weib, erwachsen auf der stillen Burg im UnterEngadein unkundig der Welt und ihrer Tücke. Und δα kaum vermag ich's zu sagen

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da flüsterte sie dem Gatten ein - ich und Egno von Amatia -! O frommer Bruder erspart mir's wär nicht mein Blut vom Hauch des Todes schon geronnen, es müßte mir purpurn in die Wangen steigen vor Scham -!”

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"Ich verstehe euch, edle Frau," nickt der Greis.

„Mein Gemahl glaubt der Falschen und — o daß ich's sagen muß verleugnet sein Kind. Verleugnet seinen Sohn. Er fordert Egno von Amatia zum Gottesgericht! Ehrwürdiger Vater, des Allmächtigen Wege sind unerforschlich und weise — warum er, der Herz und Nieren prüfet, die Unschuld verließ, ich kann's nicht fassen aber es war sein heiliger Wille und so geschah's. Egno unterlag, erschlagen von der Hand meines Gemahls. Gott selbst hatte für meine Schuld gezeugt!

So verstieß mein getäuschter Gatte mich und seinen Erstgeborenen. Zieh hingebier dein Kind den Vögeln und den Wölfen zum Fraß, und wenn sich milde Hände

seiner erbarmen, so sei's verflucht und die mit, die es retten. Sündiger Liebe ist es entsproffen und an sündiger Liebe soll's verderben! So sprach er, indem er mich von dannen wies. Auf daß nun der Fluch nicht in Erfüllung gehe, frommer Vater, hab ich das Kind dem Kloster geweiht, noch eh' es der Welt Licht erblickt, denn wo wär es sicherer als hinter heiligen Klostermauern? St. Gertruden, dem Frauenkloster im Münstertale strebt ich zu der trauten Heimat! Dort dacht ich des Kindes zu genesen. War's ein Mägdlein, so sollt es St. Gertruden gehören - war's ein Knabe, so wollt ich's gen Marienberg senden. Mein Bruder ist dort, und der Abt ist mir wohl bekannt und freundlich gesinnt ist ein Amatier und wird das Kind, das um seines Verwandten willen verstoßen ward, aufnehmen und erziehen zu einem heiligen Leben in Gott, daß es kein Fluch und keine sündige Liebe gefährden kann. Schwört mir, daß ihr ihm all dies berichten wollt, treulich, wie ich's euch verkündet —!“

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er

"Ich schwör's auf dies Bild der allerheiligsten Jungfrau, die deinem Schmerzenssohn von nun an Mutter sein wird. Dem Himmel hast du ihn geweiht und der Himmel nimmt ihn an, denn die Gabe ist rein. Im Namen der Brüder von Marienberg gelobe ich dir, sie sollen dein Kind behalten und bewahren, auf daß der Fluch nicht in Erfüllung gehe!" Und der Greis besprengt das Knäblein mit Weihwasser und legt die welke Rechte segnend auf sein Haupt. Die Mutter aber streckt sich plöglich mit einem wundervollen Lächeln aus, ihr Kind ist geborgen, jetzt kann sie ruhig sterben! Eilt euch, gebt mir die Sterbesakramente, es geht zu Ende!" Der Greis eilt, die Brüder zu wecken. Erschrocken kommen

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sie aus ihren Kammern und versammeln sich um das Lager der Sterbenden. Sie atmet nur noch kurz, und die Sprache versagt ihr. Aber die Lippen vermögen noch die heilige Wegzehrung zu empfangen und zu lächeln. Totenstill ist es im Gemach. Die Brüder beten leise, der Greis beschließt die heilige Handlung und macht das Zeichen des Kreuzes über sie. Noch drei schwache Atemstöße und es ist vorbei. Der Greis drückt die

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blicklosen Augen zu und nimmt sanft das schlafende
Kind von der Leiche weg. „Komm, armes Kind, die
Erde hat keine Heimat für dich
Himmel!"

du gehörst dem

Er hüllt den Knaben in ein weiches Lammfell und entzündet an der rußigen Lampe eine Fackel.

„Wo wollt ihr hin, Bruder Florentinus? Wollt ihr allein in die Wetternacht hinaus und mit dem zarten Knaben?" fragt einer der Brüder: Sollen wir euch nicht geleiten?"

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ich

„Nein! Mit mir ist des Kindes Schußgeist bedarf keines Menschen! Jhr bleibt, bei der Leiche zu beten."

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Wartet wenigstens bis zum Morgen," spricht selbst der rauhe Maier des Stiftes.

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Ein Gelöbnis duldet keinen Aufschub!" sagt der Greis und schreitet mit dem Neugeborenen aus dem Gemach, das die Leiche der Mutter birgt. Losgerissen vom warmen Mutterbusen ist das Knäblein, losgerissen von allem Leben! Und als empfände das ahnungslose Kind den traurigen Abschied, zuckt es weinend auf und wehrt sich gegen den knöchernen Männerarm, der es trägt. So tritt der Greis hinaus. Zum zweitenmal empfängt die Heide mit wildem Sturmesjauchzen das ausgestoßene

heimatlose Kind. Das Schneegestöber hat sich gelegt, und eisiger Winterhauch hat die unermeßliche Schneedecke hart gefroren, daß des Greises Tritte darauf knistern und die flimmernden Kristalle in Millionen Strahlen aufleuchten, wo der Schein der Fackel hinfällt. So wandelt der Alte in einer Glorie von Licht mitten durch die Finsternis. Ihm ist, als wär es Christnacht, und der Engel, der die drei Könige geführt, ziehe vor ihm her, das Kind zu geleiten zu seinem heiligen Gespiel in der Krippe zu dem Kind der Kinder, der Stätte des Heils! Mit sanftem Schein erleuchtet ihm der Stern an des Engels Stirn den Pfad, er fühlt seiner Fittiche Wehen machtvoll um die weißen Schläfe rauschen und er lobsinget dem Herrn fröhlichen Herzens, indes er rüstig vorwärts schreitet durch die stürmische, herrliche Wundernacht.

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