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Es wird gleich die Laudes matutinas läuten,“ sagt der Prior. „Wartet hier im Hofe bis zum ersten Schlag, so seid Ihr sicher, daß kein böser Geist mit Euch über die Schwelle schreitet. Indessen will ich gehen, dem hochwürdigsten Abt Meldung zu tun.“

"Da habt Ihr recht, Bruder Prior, das Kindlein soll zur guten Stunde ins Kloster kommen, denn es soll darin bleiben für allezeit."

Der Prior fragt nicht weiter, - die Brüder sind gewöhnt, die Neugierde zu unterdrücken und Unerklärliches schweigend hinzunehmen. Er geht hinein, und der Pförtner bleibt draußen bei dem Greise. Die beiden stehen erwartungsvoll bis der erste Schlag ertönt, der das Heer der bösen Nachtgeister verjagen soll. Der Greis verLöscht die Fackel, denn das Licht aus des Pförtners Fenster erhellt den engen Klosterhof.

‚'s ist ein großer Festtag heute, und die Patres haben bis in die Nacht Zurüstungen gemacht," sagt der Pförtner, „Ihr habt wohl dessen gar nicht gedacht?"

„Weiß nicht, was Ihr meinet," sagt der Alte, „'s ist doch keines Heiligen Tag?"

Heute vor hundert Jahren anno domini 1146 ward der Bau dieses unseres Gotteshauses durch Ulrich von Trasp begonnen, und ein großer Dankgottesdienst soll zu Ehren des edlen Stifters abgehalten werden."

„Wohl ja! Das hätte ich wissen können Euer Haus ist sechs Jahre jünger, denn das unsere, auch wir haben vor sechs Jahren unserem Stifter Ulrich Primele ein Dankopfer gebracht!"

„Das müßt Jhr aber nicht vor den ehrwürdigen Brüdern verlauten lassen, daß unser Haus jünger als das Eure sei, denn solches könnt Euch übel vermerkt

werden. Ihr wißt ja wohl, daß unser Gotteshaus vor zweihundert Jahren zu Schuls erbaut und nur hierher verlegt ward, dieweilen es zu Schuls und zu St. Stephan zum öfteren von Feuer und Schneelaminen heimgesucht worden."

Weiß wohl, weiß wohl," nickt Florentinus, „hab auch dem ehrwürdigen Alter Eures Stiftes nicht zu nahe treten wollen! Gott laß es wachsen und gedeihen! Jst es doch ein fest Bollwerk wider den Verfall klösterlicher Zucht jetziger Zeit, wo Gott sei's geklagt St. Be nedikti Regel oft nur noch dem Scheine nach gehalten wird. Eurer Strenge Ruf aber widerhallet rühmlich

allerorten!"

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"Jett!" sagt der Prior und öffnet dem Greis die Pforte. Von dem Turme tönt silberhell und feierlich das Glöcklein zur Frühmette. Drinnen im Kloster wird es lebendig. Ein Fenster um das andere erleuchtet fich doch alles ohne Geräusch wie in einem Schattenspiel. Bruder Florentinus tritt in die Halle. Tür um Tür tut sich auf, und auf leisen Sohlen schlüpfen die dunklen Gestalten der Mönche heraus und gleiten unhörbar der Kapelle zu, den langen Kreuzgang hinunter.

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Tiefes Silentium" herrscht in den dämmerigen Gängen und Hallen - das heilige Schweigen, in dem die schlafbefangene Seele sich anschickt, zum Gebet zu erwachen. Aber das Weinen des hungrigen Säuglings stört die feierliche Stille, und erstaunt bleiben die Patres stehen und scharen sich voll Verwunderung und ratlos um das schreiende Kind. Indessen ruft der Prior den Greis mit dem Kinde in das Refektorium. Die Brüder gehen kopfschüttelnd über den seltsamen Besuch zur Mette.

Der Abt, ein ehrwürdiger Herr von nahe an siebzig Jahren, steht im Refektorium, als Florentinus eintritt. „Was kündet mir der Prior für absonderliche Mähr? Du, Florentinus, bringst uns ein Kindlein ein neugeborenes! Wo in aller Heiligen Namen, hast du das aufgelesen und was sollen wir mit dem hilflosen Säugling?"

„Hochwürdiger Abt, wollet mir ein geduldig Ohr leihen - und dann werdet ihr Eurer Frage volle Antwort haben. Vor allem aber flehe ich Euer Gnaden, verstattet, daß ein Weib des Dorfes gerufen werde und dem Kinde Nahrung gebe, denn seit dreier Stunden muß es dursten."

„Das geht nicht an, Bruder Florentinus, ein Weib hter im Kloster, was kommt dir in den Sinn! Du weißt ja, daß unsre Ordensregel nur Fürstinnen den Zutritt gestattet!"

„Hochwürdigster - es muß sein,“ spricht Florentinus furchtlos. Ich habe der sterbenden Mutter in Eurem Namen gelobt, daß das Kind heute noch in die schützenden Mauern von Marienberg aufgenommen werden sollte, und er wird einer armen Seele helfen, ihr Gelübde halten', sagte die Kranke. Es ist das Kind der verstoßenen edeln Frau von Reichenberg!"

Der Abt schlägt die Hände zusammen: „Was wo habt Ihr die gesehen?"

Wir fanden sie nächtens auf der Heide, wo sie das Kind geboren hatte, im Schnee. Sie liegt bei uns auf St. Valentin tot."

Der Abt greift sich an die Stirn, als glaube er zu träumen. „Die Reichenbergerin, der Engel von Ramüß? Was ist da geschehen ?"

Hillern, und sie kommt doch!

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Sie ward verstoßen von ihrem Gemahl um Eures Verwandten Egno von Amatia willen -er erlag im Gottesgericht. Dennoch war das Weib unschuldig, das Kind ist Swykers von Reichenberg! Aber er gab es den Vögeln des Himmels preis und belastete es mit schwerem Fluche. Daß der Fluch sich nicht erfülle, hat sie es dem Kloster vermacht."

Da nimmt Abt Konrad das Kind liebevoll in seine Arme: Ja, arme Waise, hier sollst du die Heimat finden; auf Erden ist keiner mutterlos, den die Kirche aufnimmt in ihren Schoß." Dann geht er zur Tür und ruft den Prior: „Sende sonder Verzug ins Dorf und schaffe ein braves Weib, das des Kindes leibliche Wartung übernehme - das Kloster wird sie reichlich belohnen. Im Fremdenhaus mag sie wohnen, im östlichen Turmkämmerlein Frauen Utas, dort ist sie verborgen vor der Brüder Auge. Auch magst du ihr die Truhe Frauen Utas öffnen zu ihrem und des Kindes Frommen. Bereite das Gemach, daß es wirtlich sei und wohnlich und das Weib sich nicht als Gefangene dünke!"

Der Prior eilt hinweg.

die

„Die Kirche muß einem jeden geben, was ihm zum Heile, - warum sollte sie den Säugling, der der Mutterbrust bedarf, darben lassen, sie, die Allernährerin Allmutter?!" fährt er fort und reicht dem Alten das Kind zurück. „In solch unerhörtem Falle ist es auch erlaubt, eine Ausnahme von der Regel zu machen, um der Kirche eine Seele zu retten!"

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„O Jhr seid groß und weise, frommer Abt!" ruft der Greis in dankbarer Freude und schaukelt das Kind auf seinen Armen, um es zu beruhigen. „'s ist seltsam, wie schnell man sich an solch kleines Ding gewöhnt; ich

hab schon förmlich mein altes Herz an das Knäblein gehängt, weil's gar so arm und verlassen ist!“

Jett ist es nicht mehr arm, noch verlassen," spricht der Abt ernst. Wenn die Mette vorüber und des Kindes gewartet ist, dann wollen wir es taufen. Indeffen berichte mir des Ausführlichen, was sich zugetragen; denn das muß alles aufgezeichnet werden in den Chroniken des Klosters, wie sich gebührt.“

Er setzt sich in den breiten Armstuhl am oberen Ende des Tisches und stüßt sich auf die unförmigen Drachentöpfe, die des Stuhles Armlehnen bilden.

Bruder Florentinus erzählt gewissenhaft die traurige Begebenheit der Nacht.

„Die Leiche muß geholt werden und in der Kirche bestattet!" sagt der Abt, „jedoch ohne Inschrift, denn wenn wir der Verstorbenen Gelübde erfüllen wollen, so muß jede Spur von ihr verwischt werden. Ja, selbst der Knabe darf nie erfahren, wer seine Eltern sind, damit ihn uns niemand von der Sippschaft streitig macht."

„Ihr seid allezeit weise und wählet das rechte, hochwürdiger Abt," stimmt Bruder Florentinus wieder bei.

Da erklingen rasche Schritte auf dem steinernen Boden des Kreuzganges, und der Prior pocht an die reichverschnörkelte Tür.

"Herein, in Gottes Namen," ruft der Abt. Der Prior meldet, man habe eine Amme gefunden, sie harre drüben im Fremdenhaus. Die alten Männer eilen mit dem Kinde über den Hof nach dem östlichen Turm.

Im Sprechzimmer des Erdgeschosses steht ein schönes junges Weib, dessen voller stattlicher Wuchs nur schlecht von elenden Lumpen umhüllt ist. Bescheiden wartet es an der Tür.

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