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„Da ist das Weib, aber sie will nur bleiben wenn sie ihr eigen Kind mitbringen darf — sofern es Euer Hochwürden anstünde?" sagt der Prior.

"Wie heißest du?"

„Berntrudis!"

„Sieh einmal, nach der frommen Magd, die Frauen

Uta von Trasp

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Sie war meiner Ahnmutter Schwester."

„Von guter Art ist dein Stamm — so hoff ich, ist auch die Frucht von guter Art!" sagt der Abt freundlich. Die Frau schweigt schüchtern.

„Von Ansehen kannte ich dich schon. Du bist des Fischers Frau, der die Fische des Heidersees für das Kloster hereinbringt?"

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„Und du meinst, du könnest noch ein Kind dazu

ernähren ?"

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lacht die Frau und

Zähne.

„Sechse, wenn Ihr wollt" zeigt zwei Reihen blendend weißer ,Gut, gesund und kräftig“ sagt der Abt zum Prior - "aber" fügt er lateinisch hinzu und streift die blühende Gestalt mit bedenklichem Blick, „die Brüder dürfen nicht mit ihr zusammenkommen, du haftest mir dafür, auf daß kein Ärgernis geschehe!" Dann spricht er zur Amme: „Nun, so nimm das Kind in Gottes Namen! Der Prior weiset dir dein Gemach an und wird sorgen, daß man dir dein eigen Kind nachbringe. Im Klostergarten magst du dich nach Gefallen ergehen,

so lange die Brüder bei der Vesper oder beim Mahle sind, doch nimmer darfst du das Kloster verlassen. Du stehst von jezt unter des Ordens Regel und mußt dich drein fügen zu leben wie eine Nonne

willst du?" Die Frau stußt ein wenig, dann aber meint sie: „Nun, 's wird ja nicht ewig währen!"

Die alten weißbärtigen Männer schauen einander kopfschüttelnd an: „O Weiber, Weiber!"

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„Führt sie hinauf," sagt der Abt zum Prior und legt ihr das Kind in die Arme. „Nun tue deine Pflicht, dann wird dir das Kloster reichen Lohn geben!"

Die Frau drückt den Knaben mitleidig an die volle Brust und will ihn küssen. Da wehrt ihr der Abt streng: „Du darfst das Kind nimmer küssen! Hörest du? Bei schwerer Pön! Auf daß der Knabe sich nicht schon in der Wiege an weibliche Liebkosung und üppig Zärtlichtun gewöhne; denn solches ziemt nicht für einen Sohn und künftigen Diener der Kirche. Keines Weibes Lippe soll ihn je berühren auch nicht die seiner Amme!"

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Die Frau schaut auf den Abt mit einem Blick, halb betroffen, halb unwillig. „O du armes Kind!“ murmelt sie in ihrem rätischen Kauderwelsch. „Aber wenn's niemand sieht, küß ich dich doch!" denkt sie dabei und folgt dem Prior hinaus.

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Die beiden Alten schauen einander wiederum kopfschüttelnd an.

„Wer uns das gesagt hätte, Bruder Florentinus, daß wir am Ende unserer Tage noch Ammenschau halten würden?" lächelt der Abt. „So dringt des Lebens unreine Flut auch in die festesten Klostermauern herein und bespült den Fuß der heiligen Altäre."

„Es ist des Starken Pflicht, daß er dem Schwachen

helfe!" sagt Florentinus einfach. „Und solch niedrigen Liebeswertes schäme sich keiner, sei er noch so hoch." Der Abt nicht beifällig. „Komm nun zum Chor, Bruder Florentin wir versäumen sonst die Mette." Und langsamen Schrittes schlürfen sie über den Hof in den dunkeln Chor der Kirche, der nur von den einzelnen Wachslichtlein der Brüder erleuchtet ist, bei denen sie ihre geschriebenen Gebetbücher entziffern. Lieblicher Tannenduft durchzieht den geweihten Raum, und soweit es der spärliche Kerzenschimmer gestattet, sieht das Auge viel festlich Gewind von Tannen und rotbeerigen Stechpalmen um Säulen und Bildwerk, womit die Mönche nächtens die Kirche geschmückt für den kommenden Ehrentag. Und froh erhobenen Herzens knieen die beiden Greise nieder, mit doppelter Jnbrunst das verspätete Gebet nachholend.

Indessen führt der Prior die Amme nach Frauen Utas Turmstüblein. Ein Schauder überläuft sie, als sie die enge Wendeltreppe hinauf tastet, denn der Kienspan des Mönchs, der sie vorausgehen läßt, wirft schwarze Schatten riesengroß auf die steilen Stufen und das dicke Mauerwerk vor und um sie her. Es ist so feucht und kalt, so unheimlich still, so beklemmend eng hier, es schnürt ihr die Brust zusammen. Wo soll sie hin? Wie hoch wird sie hinaufgeführt? Ihr wird schwindlig. Immer wieder eine Wendung, sie dreht sich mit der Treppe und die Treppe mit ihr, sie glaubt sich auf einem Flecke zu drehen und doch kommt sie immer höher und höher hinauf, immer weiter weg von dem trauten Boden, auf dem sie gewandelt bisher, den sie mit ihren Händen bebaut in Armut und Dürftigkeit, aber arbeitsfroh und frei.

Mühsam klettert sie empor mit dem Kinde, sich oft auf das lose Gewand tretend, denn ihr Fuß hat noch nie eine Treppe erstiegen. In niederer Hütte unter leichtem Strohdach hat sie gelebt und auf Feld und Wiese. Daß der Mensch sich so hoch hinauf bauen könne, hat sie nie gedacht und eine heimliche Angst erfaßt sie, eine wahre Herzensangst, daß sie nie wieder hier herunter könne !

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Der Prior redet ihr zu: „Nur noch einige Stufen, dann ist's überstanden! Gleich sind wir oben — gleich!" Aber die Staffeln scheinen immer wieder neu aus sich herauszuwachsen, und das „Gleich" des Führers ist der geängsteten Seele eine halbe Ewigkeit! Endlich stößt sie fast mit dem Kopf an hölzernes Gebälk und Sparrenwerk. Sie ist unter dem Dach, und vor ihr liegt eine niedere Tür mit allerlei seltsamem Eisenbeschlag; dies ist das Turmkämmerlein, das sie bewohnen soll. Ste bleibt verzagt davor stehen, doch der Führer öffnet es, bückt sich und tritt ihr voraus hinein, auch sie muß sich bücken, um nicht oben anzustoßen, als sie durch die Tür geht. Doch niedere Türen ist sie gewöhnt, es befremdet sie nicht, und innen im Kämmerlein ist es nicht so unwirtlich, wie auf der steinernen lichtlosen Treppe. Ein erster Schimmer des dämmernden Morgenhimmels scheint durch die brillenförmigen Scheiben des kleinen Turmfensterleins herein. Es ist nur ein schmaler Auslug, hoch oben in tiefer Mauernische, aber es führen drei steinerne Staffeln hinauf, und ein steinerner Sig ist daran gebaut, auf dem man hinausschauen kann ins Weite oder hinab ins Tal, wie man mag. Eine schlichte, vom Alter angebräunte Bettlade mit schwerem hölzernen Dach, wie ein kleines Häuslein für sich, mit Vorhängen von verblichener byzantinischer Seide behangen, steht an der

Wand. So alt und ungefüg fie auch ist, dem armen Weib, das nur gewohnt war, auf Stroh zu schlafen, erscheint sie befremdlich schön und ihr ist, als läge jemand Vornehmes darin verborgen, vor dem sie sich ehrfürchtig neigen und leise sprechen müsse, um ihn nicht im Schlummer zu stören. An den vier Bettpfosten sind pausbackige Engelsköpfe geschnitzt, eigentlich nur Kugeln mit Gesichtern und ein paar Flügeln daran. Die Wände sind weiß getüncht und mit Heiligen bemalt. Auch das kleine elfenbeinerne Kruzifir über dem verschoffenen, gestickten Betschemel grüßt sie vertraulich, und im Kamin prasselt ein gastlich Feuer. Es ist ein alt-ehrwürdig Kämmerlein, und es weht sie an beklemmend und andächtig wie aus einem Reliquienschrein, halb nach vertrockneten Rosenblättern und halb nach Moder. Der Prior zeigt ihr eine große wurmstichige Truhe voll köstlichen Linnens, Staub wirbelt auf, als er den schweren Deckel öffnet, und kleine Spinnen laufen heraus.

Siehst du“, spricht er freundlich, „du bist in dem Gemach, das Frau Uta von Trasp, unseres gebenedeiten Stifters Ehefrau, einst bewohnte, wenn sie von St. Gertruden zum Besuch herüber kam. Diese Truhe von Linnenzeug hat sie hier stehen gehabt zu ihrem Gebrauch und hat verfüget, daß, wer von Gästen hier wohne, sich dess' zu seinem Nuß und Frommen bedienen dürfe. So magst du nun dich und das Kindlein drein hüllen, es wird euch Segen bringen, denn Frauen Utas und ihrer Mägde reine Hände haben es gesponnen und haben sie manch brünstig Gebetlein dabei gesprochen." Berntrudis blickt sinnend darauf nieder. Es bewegt sie, daß ihrer Ahne, der frommen Berntrudis Finger diese Fäden schlingen halfen, in die sie sich jetzt hüllen soll. Aber

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