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die es uns möglich gemacht, unsere Ideale zu verwirklichen — „die Paetels", die großdenkenden und feinsinnigen Verleger, mit denen ich als älteste Mitarbeiterin der Rundschau vor drei Jahren unser filbernes Jubiläum feierte. Da quoll mir's warm vom Herzen: Gott sei Dank, wir haben uns einander noch." Und so bestätige ich denn aufs neue diese verjährte Widmung! Wenn man sagen könnte es gäbe stolze Tränen, so wär es das, was mir in dem Augenblick die Wimpern feuchtet, denn auf nichts in der Welt darf man sich so viel einbilden wie auf einen alten Freund! Und als wirke das geistige Band, das uns miteinander verbunden, lebendig in dem Werke fort, das unter des Freundes Auspizien erschien - so ist es als gewänne das Buch immer neue Kraft, die Auflagen folgen sich jezt nach der langen Zeit rascher als im Anfang welch ein wunderbarer Zusammenhang dreier Menschenseelen ist es, der solch weiter wirkendes Leben schafft. - Aber noch Eines möchte ich in diesem Augenblick stiller Erinnerungsfeier gedenken - Eines, der es vielleicht selbst nicht ahnt, in welch engem Zusammenhang er mit uns - Autorin, Herausgeber und Verleger steht

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eines unbekannten bescheidenen Priesters im fernen Bregenzerwald, dem dieses Werk seine Entstehung verdankt. „Aha, der hat ihr die Geschichte erzählt" — höre ich manchen meiner Leser sagen, hat doch bei Besprechung der vorigen Auflage des Buches ein hochgeschäßtes und mir wohlwollendes Blatt sich troz aller Anerkennung dahin geäußert, daß ich dieser gewaltigen Klostersage nicht völlig gerecht geworden sei!“ Es handelt sich aber hier weder um eine Überlieferung aus einer alten Chronik, noch um eine mündliche Erzählung denn die fragliche Klostersage" habe ich selbst erfunden, auch mit dem geistlichen Herrn im Bregenzerwald nie ein Wort gesprochen ja ich weiß nicht einmal seinen Namen. Dennoch verdanke ich ihm allein die Anregung zu diesem Werk. Das ging so zu:

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Es war an einem glorreichen Herbstabend des Jahres 1875, als ich mit meinem Freund, dem verstorbenen Professor Funke und dessen Gattin den Gebhartsberg bei Bregenz hinauffuhr. Immer sanft ansteigend zwischen Wiesengründen und üppigen Kornfeldern hindurch führte unser Weg bergan. Wir plauderten

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und scherzten, wir atmeten die von der drückenden Sonne entlastete Herbstluft mit vollen Zügen. Der lichtblaue Himmel schien sich auf den schwanken Halmen der Ähren zu wiegen, so leicht saß das duftige Gewölbe auf, wo der Saum der hochgelegenen Felder die Horizontlinie überschnitt. Immer weiter und lachender breitete sich unter uns die Ebene hin, abwechselnd mit den waldigen Höhenzügen, Flüssen und Seen, Dörfern, Ruinen und Schlössern jenes gottgesegneten Landstrichs. Schönheit, Leben und Genuß weiter gab es in diesem Augenblick nichts auf der Welt. Da, auf der Anhöhe, umsäumt vom goldenen Abendlicht tauchte etwas Schwarzes vor uns auf. Jezt verdunkelt es uns wie ein Schatten die untergehende Sonne ein Schlagschatten, wie ihn Schmerz und Verhängnis oft gerade in den lichtesten Stunden vor sich herwerfen. Eine jugendliche Gestalt war's, hochgewachsen und schlank, fast unheimlich groß, von den edelsten Konturen und ein Kopf von unbeschreiblicher, ernster Schönheit, — trauernder Hoheit. Eine lange schwarze Soutane bekleidete ihn und ein runder Hut überschattete das bleiche wundervolle Gesicht. Es war ein junger Priester. Wir drei im Wagen verstummten alle zugleich, wie wenn ein Leichenzug an uns vorbei käme oder ein Unglück, das Ehrfurcht heischt! Und doch ging neben dem Mann ein liebliches Kind einher, ein Mädchen von kaum siebzehn Sommern ein Bild blühenden Lebens, das führte ihn sorgsam ängstlich an der Hand, — denn der Mann war blind!

Sie kamen beide den Berg herab, den wir hinauffuhren. An einer Stelle wo sie vorbei mußten, wurde der Weg schmal. Das Mädchen schob den Blinden möglichst weit hinaus und stellte sich zwischen ihn und den Wagen wie schüßend. Im Bemühen des Ausweichens hatte sie ihre Hände fest in die seinen verschlungen ihr ganzes Sein war holde, lächelnde Fürsorge und Hingebung. Ihn schüßen, ihn führen! Ob diese Seele je etwas anderes denken, fühlen könnte? Die zwei Worte umspannten ihr ganzes Leben! Als wir herankamen flüsterten ihm ihre frischen roten Lippen etwas zu und der Blinde nahm mit einer unsicheren Bewegung den Hut ab, und grüßte höflich in seiner Nacht! Wir erwiderten den Gruß laut und in unsern Stimmen zitterte unwillkürlich das Gefühl, das uns

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bei diesem Anblick ergriff. Dann fuhren wir vorbei. Jch sah den Beiden lange nach, wie die Kleine den blinden Mann in seiner Ohnmacht stüßte, wie sich die zarte Gestalt an ihn schmiegte, wo es galt seinen Fuß vor einem Stein, einem falschen Tritt zu bewahren, während ihre eigenen kleinen Füße nackt und rosig neben ihm hertrippelten. Seltsam beklommen sagte ich: „Gott, was wird das werden wenn, ja, wenn —?“ Ein unbeschreiblich schmerzliches Ahnen kam über mich um den jungen Priester und das süße Geschöpf an seiner Seite. Ach, dem wird die Liebe nicht gefährlich er ist ja blind!“ trösteten mich meine Freunde ohne viel nachzudenken. Ich schüttelte den Kopf: „Als ob das etwas hülfe!" Und wieder vergingen ein paar Minuten schweigend - dann rief ich: Funke, nehmen Sie Ihr Notizbuch herausschreiben Sie mir auf, daß ich's nicht vergesse: Und sie kommt doch! Romanstoff." In diesem Augenblick lag der Plan fertig in mir. - Ich habe dann wohl zwei volle Jahre, um das Milieu für diese Arbeit zu finden, Bände mittelalterlicher Mönchsliteratur studiert, die mir von den Universitäts- und Staatsbibliotheken Freiburg, Straßburg, Heidelberg und Wien zur Verfügung gestellt wurden, - aber keiner der vielen Folianten mit ihrer Weisheit und kein noch so ehrwürdiges Pergament konnte mich mehr lehren, als was der eine Blick in die blinden Augen des jungen Priesters mich gelehrt, konnte mir mehr erzählen, als was die stumme Sprache dieser beiden warmpulsierenden jugendlichen Menschenherzen mir vertraut! Das ist die Quelle, aus der ich die Sage" geschöpft, die gewaltige" - vom Kampf zweier ewig unversöhnlicher Weltprinzipe.

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München, Januar 1903.

Wilhelmine von Hillern-Birch.

Einleitung.

St. Valentin auf der Heide.

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