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Die Frage der Geistererscheinungen.

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und Luft in seinem Ohre hervorgebrachten, doch ohne die Anwesenheit und Bewegung solcher Körper." *) Woher solche Bilder in den anschauenden Intellect kommen, das allein ist die Frage. Wir haben sie aus den Affecten und Instincten abgeleitet, welche gewisse ihnen verwandte Vorstellungen mit unwiderstehlicher Gewalt über die Schwelle treiben, die sonst das Reich der Gedanken von der Sinnenwelt scheidet, also aus geistigen Impulsen, die aus dem Unbewußten stammen. Mag dieses Unbewußte nun immerhin nur eine Sphäre unseres eigenen Seelenlebens sein, so ist damit doch jedenfalls nicht ausgeschlossen, daß auch geistige Eristenzen anderer Art ähnliche Impulse auf uns ausüben können. Geschähe dies, so würden wir über ihren Ursprung zunächst auch nichts weiter empfinden, als bei jenen, er wäre uns eben unbewußt. Ebenso wenig beweist dagegen der Umstand, daß alle Visionen, welcher Art sie auch seien, nachweislich dem (oft sogar beschränkten) Vorstellungskreise des Sehers angehören und nie absolut neue Wahrnehmungen enthalten. Denn wenn jen= seitige Einwirkungen stattfinden, so können sie uns doch nie die wirkliche Daseinsform der jenseitigen Wesen enthüllen, weil diese feinen Antheil hat an der Form der Sinnlichkeit, sondern immer nur mit denjenigen Vorstellungen operiren, welche zu unserem geistigen Besit gehören. Dieser Umstand ist zugleich geeignet, die Seltenheit und Schwierigkeit der Geisterkundgebungen zu erklären. Wir geben darüber die scharfsinnige Erörterung Kant's. **)

Die Ungleichartigkeit der geistigen Vorstellungen und derer die zum leiblichen Leben des Menschen gehören, darf indessen nicht als ein so großes Hinderniß angesehen werden, daß sie alle Möglichkeit aufhebe, sich bisweilen der Einflüsse von Seiten der Geisterwelt sogar in diesem Leben bewußt zu werden. Denn sie können in das persönliche Bewußtsein des Menschen zwar nicht unmittelbar aber doch so übergehen, daß sie nach dem Gesez der vergesellschaftenden Begriffe diejenigen Bilder rege machen, die mit ihnen verwandt sind und analoge Vorstellungen unserer Sinne erwecken, die wohl nicht der geistige Begriff selber, aber doch deren Symbole sind. Denn es ist doch immer eben dieselbe Substanz, die zu dieser Welt sowohl als zu der andern wie ein Glied gehöret und beiderlei Art von Vorstellungen gehören zu demselben Subjecte und sind mit einander verknüpft. Die Möglichkeit davon können wir einigermaßen dadurch faßlich machen, wenn wir betrachten, wie unsere höheren Vernunftbegriffe, welche sich den geistigen ziemlich nähern, gewöhnlichermaßen gleichsam ein körperlich Kleid annehmen, um sich in Klarheit zu sehen. Daher die moralischen Eigenschaften der Gottheit unter den Vorstellungen des Zorns, der Eifersucht, der Barmherzigkeit, der Rache u. drgl. vorgestellt werden, daher personificiren Dichter die Tugenden und Laster, so daß die wahre Idee des Verstandes hindurchscheint; so stellt der Geometer die Zeit durch eine Linie dar, obgleich Raum und Zeit nur eine Uebereinkunft in Verhältnissen haben und also wohl der Analogie nach, niemals aber der Qualität nach mit einander übereintreffen; daher nimmt die Vorstellung der göttlichen

*) Schopenhauer, Der Wille in der Natur S. 216. **) Träume eines Geisterschers I. 2.

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Ewigkeit selbst bei Philosophen den Schein einer unendlichen Zeit an, so sehr wie man sich auch hütet beide zu vermengen. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, daß geistige Empfindungen in das Bewußtsein übergehen können, wenn sie Phantasieen erregen, die mit ihnen verwandt sind. Auf diese Art würden Ideen, die durch einen geistigen Einfluß mitgetheilt sind, sich in die Zeichen derjenigen Sprache kleiden, die der Mensch sonst in Gebrauch hat, die empfundene Gegenwart eines Geistes in das Bild einer menschlichen Figur, Ordnung und Schönheit der immateriellen Welt in Phantasieen, die unsre Sinne sonst im Leben vergnügen u. s. w. Diese Art der Erscheinungen kann gleichwohl nicht etwas Gemeines und Gewöhnliches sein, sondern sich nur bei Personen ereignen, deren Organe (ich verstehe hierunter das Sensorium der Seele d. i. denjenigen Theil des Gehirns, deffen Bewegung die Vorstellungen der denkenden Seele zu be= gleiten pflegt) eine ungewöhnliche Reizbarkeit haben. Solche seltsame Personen würden in gewissen Augenblicken mit der Apparenz mancher Gegenstände außer ihnen angefochten sein, welche sie für eine Gegenwart von geistigen Naturen halten würden, die auf ihre körperlichen Sinne fiele, obgleich hiebei nur ein Blendwerk der Einbildung vorgeht, doch so, daß die Ursache davon ein wahrhaft geistiger Einfluß ist, der nicht unmittelbar empfunden werden kann. Die Erziehungsbegriffe oder auch mancherlei sonst eingeschlichener Wahn würden hiebei ihre Rolle spielen, wo Verblendung mit Wahrheit untermengt wird und eine wirkliche geistige Empfindung zwar zu Grunde liegt, die doch in Schattenbilder der finnlichen Dinge umgeschaffen worden. Man wird aber auch zugeben, daß die Eigenschaft, auf solche Weise die Eindrücke der Geisterwelt in diesem Leben zum klaren Anschauen zu entwickeln, schwerlich wozu nüßen könne, weil dabei die geistige Empfindung nothwendig so genau in das Hirngespinst der Einbildung verwebt wird, daß es unmöglich sein muß, dies Wahre von den groben Blendwerken, die es umgeben zu unterscheiden. Endlich würde es gar nicht befremdlich sein an einem Geisterseher zugleich einen Phantasten anzutreffen, weil Vorstellungen, die ihrer Natur nach fremd und mit denen im leiblichen Zustande des Menschen unvereinbar sind, sich hervordrängen und übelgepaarte Bilder in die äußere Empfindung hereinziehen, wodurch wilde Chimären und wunderliche Fragen ausgeheckt werden, die in langem Geschleppe den betrogenen Sinnen vorgaukeln, ob sie gleich einen wahren geistigen Einfluß zum Grunde haben mögen.“ Hienach resumirt sich Kant dahin: Abgeschiedene Seelen und reine Geister können zwar niemals unsern äußern Sinnen gegenwärtig sein noch sonst mit der Materie in Gemeinschaft stehen, aber wohl auf den Geist des Menschen, der mit ihnen zu einer großen Republik gehört, wirken, so daß die Vorstellungen, welche sie in ihm erwecken, sich nach dem Geseze seiner Phantasie in verwandte Bilder einkleiden und die Apparenz der ihnen gemäßen Gegenstände als außer ihm erregen. Diese Täuschung kann einen jeden Sinn betreffen und so sehr dieselbe auch mit ungereimten Hirngespinsten untermengt wäre, so dürfte man sich dieses nicht abhalten lassen, hierunter geistige Einflüsse zu vermuthen.“

Zu corrigiren wäre hier nur der Begriff der reinen Geistigfeit, welcher jest wenig Beifall mehr findet. Nach den Anschauungen der neueren Physik gibt es keinen Stoff ohne Kraft, wie verschieden und löslich die Erscheinungsformen auch sein mögen. Eine Leiblichkeit muß daher auch den jenseitigen Eristenzen zu= geschrieben werden, wie sehr sich dieselbe auch unserer normalen Sinneswahrnehmung entzieht. Aus diesen geistleiblichen Einwirkungen würden daher die visionären Geistererscheinungen zu

Folgerungen.

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135 erklären sein, von denen im Uebrigen das Gesagte um so mehr gilt, als wir ja nicht einmal wissen, ob die normale Sinnesthätigkeit uns adäquate Wahrnehmungen des Dinges an sich" liefert. Wenn nun kant bei dieser Sachlage darauf hinweist, daß man selbst bei der eventuellen Wirklichkeit von Geistererscheinungen. über ihren wahren Sinn und Zweck nie etwas Zuverlässiges wissen könne, so acceptiren wir diese Nubanwendung vollständig, sofern sie die fast unausbleibliche Gefahr schwärmerischer Verirrungen auf diesem Gebiete darlegt und davor warnt. Dennoch hat die zugestandene Möglichkeit für unsern Zweck den größten Werth. Die negative Kritik meint die Gottes-, Christus-, Engel- und Teufel= Erscheinungen der h. Schrift beseitigt zu haben, indem sie dieselben für bloße Hallucinationen erklärt. Daß diese Ansicht nur Unkenntniß und Mangel an Nachdenken dokumentirt, liegt nun wohl auf der Hand. Der visionäre Character jener Erscheinungen kann den Glauben, daß sie wahrhaftige Kundgebungen der jenseitigen Welt gewesen sind, nicht im Entferntesten beeinträchtigen. Denn daß Gott Mittel und Wege gehabt haben werde, seine Werkzeuge vor dem sonst kaum vermeidlichen Irrthum dabei zu be= wahren, steht ihm fest. Diese Gewißheit beruht aber nicht auf dem Wunder des Vorgangs, sondern auf dem Zeugniß, das der heilige Geist diesen Erscheinungen gibt, welche nach ihrer göttlichen Bedeutsamkeit und ihrem Zusammenhange mit der Heilsgeschichte der Menschheit eigenartig dastehen. Und wenn Jemand aus dem moralischen Inhalt anderer Visionen, der mit der sonst geoffenbarten Wahrheit im Einklange steht, auf ihren Ursprung aus dem Reiche des Jenseits schließt, so werden wir auch mit einem solchen nicht streiten.

VI. Hellsehen im Raume.

Möglichkeit des Hellsehens. Erscheinungen des thierischen Instincts. Sen. sibilität für unterirdische Stoffe. Instinctive Auffindung von Localitäten und verborgenen Gegenständen. Hellsehende Träume. Zweites Gesicht. Wahrnehmung von Todesfällen, Gefahr und Unglück durch daffelbe. Orakel, Dämonische und Heren, Somnambulen. Durchschauen des eigenen Organismus und Lesen verschlossener Schriften.

Die Hallucination ist Sinnesanschauung ohne sinnenfälliges Vorhandensein des angeschauten Gegenstandes. Denken wir uns umgekehrt die Wahrnehmung eines solchen Vorhandenseins ohne SinnesAnschauung, so haben wir den Begriff des Hellsehens. Die Möglichkeit einer solchen unmittelbaren Wahrnehmungsweise ist nicht zu bezweifeln, wenn wir wohl erwägen, daß die objective Welt ein bloßes Gehirnphänomen ist: denn die auf Raum, Zeit und Causalität (als Gehirnfunctionen) beruhende Ordnung und Gesezmäßigkeit desselben ist es, die im Hellsehen in gewissem Grade beseitigt wird. Nämlich in Folge der Kantischen Lehre von der Idealität des Raumes und der Zeit begreifen wir, daß das Ding an sich, also das allein wahrhaft Reale in allen Erscheinungen, als frei von jenen beiden Formen des Intellects den Unterschied von Nähe und Ferne, von Vergangenheit, Gegenwart und Zufunft nicht kennt; daher die auf jenen Anschauungsformen beruhenden Trennungen sich nicht als absolute erweisen, sondern für die in Rede stehende durch Umgestaltung ihres Organs im Wesentlichen veränderte Erkenntnißweise keine unübersteigbaren Schranken mehr darbieten."*) Die einfachste Form des Hellsehens, welche wir zunächst betrachten, liegt vor, wenn es nur in der Richtung des Raumes auf einen in der Gegenwart wirklich vorhandenen Gegenstand geht.

Kant meint, daß es anders organisirte Wesen geben könne, deren Wahrnehmungen Beschränkungen des Raums nicht unterliegen. Bis zu einem gewissen Grade kann man schon die Thiere dazu rechnen, wenigstens bietet der thierische Instinct zahlreiche Erscheinungen dar, welche sich als Hellsehen characterisiren.

Wir stellen uns die wunderbar feine Sensibilität vieler Thiere,

*) Schopenhauer, Parerga und Paralipomena I. S. 251.

Thierischer Instinct.

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die wir mit dem Ausdrucke Wittern" bezeichnen, unter der Analogie des Geruchs vor, obwohl gar nicht einzusehen ist, wie z. B. der Mistkäfer und andre Insecten, die wohl Fühlhörner aber keine Geruchsorgane haben, auf die weiteste Entfernung ein Aas riechen, oder wie sich reines Wasser meilenweit dem Kameel durch den Geruch verrathen soll. „Jede Schlupfwespen-Art," sagt Lenz „verfolgt nur bestimmte Arten von Insecten. Beim Aufsuchen ihres Schlachtopfers zeigen sie einen wunderbaren Instinkt. Mag es tief in die Nißen oder die Rinde der Bäume versteckt sein, die mit einer langen Legeröhre ausgestattete Schlupfwespe findet es gewiß und bringt ihr Ei an den Ort seiner Bestimmung." Andere Wespen öffnen, wie v. Hartmann anführt, die Höhlen ihrer Larven, nachdem sie dieselben mit Futter versorgt und verklebt haben, genau zu der Zeit, wo das Futter verzehrt ist und legen neues ein. Während der Markscheider unter der Erde sich nur durch die Bussole orientiren kann, ist der fast blinde Maulwurf im Stande nicht nur sein altes Nest aufzufinden, auch wenn man ihn durch Zerstörung seiner Gänge nöthigt, in ein unbekanntes Terrain zu graben, sondern auch seine Gänge in bewunderungswürdig geraden Linien auszuführen. Ebenso finden Störche, Staare, Schwalben und alle Zugvögel nach ihrer weiten Wanderung und jahrelanger Abwesenheit ihr Nest wieder. Wollte man hier doch noch einen virtuosen Ortssinn annehmen, so verbietet sich das bei Seemöven und Sturmvögeln von selbst, welche auf der unterschiedslosen Fläche des Oceans ihre ebenso entfernten Brutpläge auf Klippen und Bänken mit derselben Sicherheit wiederfinden, oder bei Brieftauben, welche im verschlossenen Eisenbahnwagen von Köln nach Berlin transportirt, nach ihrer Freilassung ohne sich zu besinnen, die gerade Richtung nach ihrer Heimath einschlugen. Dieser Instinkt fungirt selbst bei fehlenden Sinnen. Geblendete Fledermäuse fanden nach Spallanzani nicht nur den Weg zu ihrem Neste, sondern wichen allen festen Gegenständen im Fluge auf das Geschickteste aus, so daß sie selbst durch das Zimmer gezogene Seidenfäden niemals berührten. Ja Fangheuschrecken verfolgen noch mit abgeschnittenen Köpfen ihre Weibchen und finden sie auf.

Eine räthselhaft feine Sensibilität z. B. für unterirdische Stoffe ist auch manchen Menschen eigen. Es gibt Personen, welche im Stande sind, Quellen und Wasseradern unter der Erde mit staunenswerther Sicherheit anzugeben. Wir nennen aus neuester Zeit nur den Abbé Richard, der im Jahre 1863 in Deutschland viel Aufsehen machte.

Die Stadt Debreczin*) in Ungarn hatte mit ihren 50,000 Einwohnern

*) Vergl. den Bericht der Schles. Ztg. Nro. 588. 1863.

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