ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Durchschauen des eigenen Organismus.

153

den seinigen und theilte mit, daß das beschriebene Mädchen die Uhr wieder zurückgestellt und gesagt habe, sie habe sie gefunden. Sir W. Trevelyan theilte Gregory noch ein andres Erperiment mit. Er bat den Secretär der Geographischen Gesellschaft, ihm die Schriften mehrerer ihm nicht bekannten auswärtigen Personen ohne deren Namensangabe zu senden. Dieser schickte ihm deren drei. E. entdeckte in jedem Falle, wer ihre Verfasser waren. Bei zweien beschrieb sie die Personen ganz genau, bei allen die Städte und Länder, wo sie sich befanden, indem sie ihre Tageszeit nach der Uhr angab, so daß sich der Ort nach dem Längenunterschied ermitteln ließ.

Eine den Somnambulen eigenthümliche, sehr häufig constatirte Art des Hellsehens, welche man bisweilen zu Heilzwecken zu verwenden suchte, ist das Durchschauen des eigenen Organismus, die Wahrnehmung der inneren Organe, ihrer Beschaffenheit und ihrer Zustände. Es zeigte sich besonders eclatant in dem Fall der Frau Marniß in Berlin, *) der als Beispiel genüge.

Die schwer Kranke verfiel in somnambulen Schlaf und sah_nun ganz deutlich, daß sie eine Blase am Herzen habe, die ihr ungeheure Schmerzen verursache. Sie müsse plagen und durch die Luftröhre ausgehustet werden, in drei Wochen werde sie gesund sein. Sie verordnete sich nur saure Milch, dadurch werde die Haut der Blase mehr gespannt und müsse plagen. Das Herzklopfen war so furchtbar, daß man glaubte, sämmtliche Eingeweide wären umgekehrt, es tönte wie ein Faß voll Wasser, das man kräftig mit dem Arme umrührt. Sie sah die Milch sich nach der Blase ziehen und sie losfressen, durchschaute die Gedanken Andrer, wußte um Familienverhältnisse und verkündete, daß sie in 14 Tagen zum Gottesdienst gehen werde, was Niemand glaubte. Nach fürchterlichen Schmerzen plagte am 4. August die Blase, doch nur deren innere Haut. Sie sieht am 5. August an ihr einen schwarzen Fleck, da werde auch die äußere plagen und zwar heute Abend zwischen 5 bis 6 Uhr und zwischen 10 bis 11 Uhr werde sie die Blase in drei Absäßen ausbrechen. Es waren viele Personen, auch mehrere Aerzte anwesend. Um 6 Uhr that sie einen Schrei und behauptete, die Blase sei geplaßt, sie werde sich am Herzen hinaufziehen und oben wo der Herzbeutel angewachsen sei, aus einer engen Oeffnung heraustreten und dann durch die Luftröhre gehen. Um 10 Uhr wurde nun unter furchtbaren Krämpfen die Blase ausgewürgt. Der Berichterstatter begreift selbst die anatomischen Schwierigkeiten des Ganges der Hydatide, aber das Factum stehe fest, die Natur vollbrachte durch eine ungeheure Anstrengung die Beseitigung des HerzLeidens, gegen das mehr als 20 Aerzte jahrelang gekämpft hatten. Als der Verfasser schrieb," bemerkt hiezu Perty, „kannte man noch nicht die Wanderungen der Eingeweidewürmer. Man muß annehmen, daß es ein Cysticercus war, dessen Wanderungen die Schlafwache verfolgte."

Eine andere, gleichfalls zunächst bei Somnambulen beobachtete Erscheinung ist das Lesen verschlossener Schriften. Da die Kranken dieselben auf die Herzgrube legten oder die Fingerspigen darauf richteten und behaupteten, auf solche Weise zu sehen, so hat man dieselbe durch eine Transposition der Sinne erklären wollen, welche den Physiologen nicht ganz undenkbar scheint. **) Allein diese Erklärung würde nur in wenigen Fällen

*) Dr. Schmidt, Bericht von der Heilung der Frau Marniz. Berl. 1846. **) Du Bois-Reymond, Ueber die Grenzen des Natur-Erkennens. S. 9.

154

Lesen verschlossener Schriften.

statthaft sein. Jene Manipulationen scheinen vielmehr nur ein unwesentliches Hülfsmittel zu sein, die Intention der Hellsehenden auf den Gegenstand zu concentriren. Von der Seherin zu

Prevorst berichtet Kerner:

„Ich gab ihr zwei Zettelchen, die ich fest zusammengelegt und im Verborgenen beschrieben hatte. Auf dem einen stand; „es ist ein Gott,“ auf dem andern: „es ist kein Gott." Nach wenigen Minuten gab sie mir das erstere und sagte: „Von diesem fühle ich etwas, das andre läßt mir eine Leere." Ich machte den Versuch noch vier Mal und immer blieb er sich gleich. Nun schrieb ich auf gleiche Art auf ein Zettelchen: „es gibt Geister" und auf ein andres: „es gibt keine Geister." Sie legte das eine auf die Herzgrube und sagte dann bald: „Auf diesem steht: es gibt Geister," auf dem andern, das sie in der Hand habe: „es gibt keine Geister“ u. s. w. Im Jahre 1825 wurde zu Paris vor einer großen Anzahl bekannter Aerzte und den Mitgliedern, welche die Academie der Wissenschaft_zur Untersuchung dieser Erscheinungen ernannt hatte, die Thatsache des Hellsehens constatirt. Einen der Somnambulen, einen jungen Mann Namens Paul besuchte auch Broussais, der sehr wenig geneigt war, diese Erscheinungen zu glauben. Er hielt dem Somnambulen die Augen zu, zog einen Brief aus der Tasche und gab ihm diesen in die Hand. Dieser las sogleich: „Kriegsministerium,“ die ersten Worte des Briefs. Broussais überrascht, verlangt Feder und Dinte, schrieb einige Zeilen und übergab sie dem magnetisch Schlafenden, der sie alsbald las. Broussais übergab das Billet dem Dr. Foissac, um es, wie er sagte, als ein Monument des Sieges über seinen Unglauben zu bewahren. Die Beobachtungen über die beiden somnambulen jungen Männer Paul und Cazot wurden von 76, zum Theil sehr berühmten Aerzten wie Marc, Cloquet, Broussais u. a. gemacht, welche alle die Protokolle darüber unterschrieben haben.*) Strombecf erzählt, **) wie er einst die somnambule Julie N. fragte: „Soll_ich_aufschreiben, was Sie mir sagen?" Sie antwortete: „Du hast es ja schon vorhin aufgeschrieben." Wo liegt das, was ich aufschrieb ?“ „In deinem Schreibpult in der andern Stube!“ „Aus wie viel Zeilen besteht es ?“ „Aus zwei Absägen. Der erste hat 162, der andre 15% Zeilen." Str. holte das heimlich Geschriebene, zählte die Zeilen und als er die Zahlen so fand, überlief ihn ein Schauer. Auch von Haddok's Somnambule berichtet Dr. Gregory a. a. D.: „Verschiedene Personen kauften in einem beliebigen Laden etliche Dußend gedruckter Motto's, die sie in Nußschalen steckten. Diese wurden in einen Sack gethan und die Hellsehende nahm nun eine Nußschale hervor und las das darin verborgene Motto. Die Schale wurde dann geöffnet und geprüft und hunderte von Motto's richtig gelesen. Ein derartig gelesenes Motto enthielt 98 Worte." Dieses Vermögen ist übrigens nicht blos auf den somnambulen Zustand be= schränkt. Die Production des siebenbürgischen Rabbi Hersch Dänemark, welche derselbe in den 40er Jahren öffentlich in vielen Städten Oesterreichs, Deutschlands, Frankreichs, der Schweiz gab und so oft wiederholte, als man wünschte, liefern den Beweis dafür. Ich selbst und gewiß noch viele andere Zeitgenossen haben denselben als Augenzeugen beigewohnt und können das Folgende als solche bestätigen. Es sei hier der Bericht über eine Vorstellung mitgetheilt, die er zu Basel am 26. Sept. 1842 gab, wie ihn Perth aus einer dortigen Zeitung wiedergibt. Der Rabbi ließ von einer Anzahl aus der dortigen Universitäts-Bibliothek herbei

*) Passavant, Unters. über Lebensmagnetismus u. s. w. S. 91. **) Geschichte eines durch die Natur selbst hervorgebr. Magnetismus. Braunschweig 1830.

[blocks in formation]

geschaffter hebräischer Bücher durch die Gesellschaft, welche aus UniversitätsProfessoren und Geistlichen bestand, ein beliebiges auswählen, ließ von den Anwesenden die Zahl einer Seite des Buches und einer Zeile auf derselben nennen und gab augenblicklich die auf diesen Stellen enthaltenen Worte an. Er bezeichnete mit dem Finger eine Stelle des zusammengeschlagenen Buches und las dieselbe sofort. Er hieß Jemanden den Finger oder eine Stecknadel in irgend eine Stelle eines beliebigen hebräischen Buches legen oder ein Blatt an einer Ecke umschlagen und nannte die unten und oben von der Nadel, dem Finger oder der Ecke des Blattes berührten Stellen, oder er ließ mit einer Stecknadel mehrere Blätter durchstechen und gab die Zahl der durchstochenen Blätter, sowie das Wort an, auf welchem die Nadelspige stehen geblieben war. Die obige Operation machte er u. a. mit einem Manuscripte der Bibliothek, mit einer von einem der Anwesenden mitgebrachten Taschen-Ausgabe der Psalmen und mit einer Ewald'schen hebräischen Grammatik. Von Taschenspielerkünsten konnte keine Rede sein. In Wien wurde er zu einer besondern Production vor dem Erzherzog Franz in den Salon des Fürsten Metternich beschieden, wozu auch ausgezeichnete Naturforscher und Sprachkundige gezogen wurden. Bei dem Abschiede wurde er von dem Fürsten reich beschenkt. In Basel erhielt er folgendes Zeugniß: „Die Vorstellungen des Herrn Ober-Rabbiner Hersch Dänemark, welcher eine Anzahl Ge= lehrte und Geistliche beiwohnten, haben die Erwartungen aller Anwesenden weit übertroffen. Nicht nur, daß er eine ungeheure Stärke des Gedächtniffes (!) an den Tag legte, (er bezeichnete eine Stelle irgend eines hebräischen Buches mit dem Finger und gab an, was sich an derselben Stelle weiter oben und unten für Zeichen und Worte finden müßten und citirte von dem Buche abgewandt lange Stellen, indem er jedesmal die Sylbe angab, wo eine neue Reihe beginne) so hat er in Beziehung auf die hebräischen Worte in Büchern, die er nie gesehen und nicht einmal aufgeschlagen, eine Divinationsgabe offenbart, die selbst bei tieferem Nachdenken unerklärlich erscheint.“ Unterzeichnet von den Professoren: Gerlach, Fischer, de Wette, Preiswerk. Der Redacteur der Vossischen Zeitung Dr. Friedenberg schreibt über Hersch Dänemark 1847: „Wir haben einer Probe seiner Leistungen beigewohnt und dabei die Ueberzeugung gewonnen, daß dieselben weit eher einem Gebiet der noch unerforschten Naturbegabungen angehörten, als menschlicher Kunst. Sie grenzen geradezu an das Unglaubliche. Hersch Dänemark ist im Stande, in einem seinem Auge verschlossenen Buche jede beliebige Stelle zu lesen. Er kann nur hebräisch lesen. Jeder Anwesende hatte ein solches Buch, ich eine in's Rabbinische überseßte Reise in Afrika von Samuel Romanoli, ein sehr feltenes von H. D. gewiß nie gesehenes Buch. Ihm genügte die einfache Angabe der Seitenzahl und, den verzückten Blick in's Leere gerichtet, las er das Wort oder die Stelle, die wir uns gemerkt. Noch mehr, er fragte uns, welche Zeile von einer gegebenen Seite er vorlesen sollte. Wir verlangten die sechszehnte. Darauf sagte er: „Die kann ich Ihnen nicht vorlesen, denn dort ist eine leere Stelle, aber ich will ihnen den Inhalt der zwölften angeben," was er sofort that. Beim Aufschlagen der Seite fand sich Alles genau so, wie er gesagt. Einer der Anwesenden, ein Arzt, bezweifelte, daß H. D. im Buche werde lesen können, wenn er es nicht unmittelbar mit dem Finger berühre. Doch seine Sehergabe blieb dieselbe, das Buch mochte mit einem leinenen, seidenen oder wollenen Tuche belegt sein. Allgemein auffallend war die Art von Verzückung, in welcher er in dem Moment zu sein schien, wo er die ungesehene Stelle las oder divinirte." Uebrigens gab H. D. in kleinen Kreisen, denen er vertraute, auch Proben anderen Hellsehens, aber er scheute den Ruf eines Wunderthäters und hütete sich, davon etwas in die Oeffentlichkeit dringen zu lassen.

VII. Hellsehen in der Richtung der Zeit.

Vorherwissen und Vorherbestimmung. Vorhersehender Instinct der Thiere. Vorgefühl von Natur-Ereignissen und Gefahren. Gebetserhörung. TodesAhnung und Vorgesicht. Bedeutsame Träume. Prophezeihungen. Prophetische Schriften. Astrologie und Wahrsagung. Orakel. Vorhersagungen von Somnambulen. Urtheil der Aufklärung. Das Rückschauen. Die biblische Prophetie.

"

Bei dem Hellsehen in der Richtung der Zeit schwindet die Analogie der Sinneswahrnehmung völlig, insofern die geschauten Dinge noch gar nicht vorhanden und also überhaupt nicht sinnlich wahrnehmbar sind. Ja das Vorauswissen zukünftiger Dinge scheint ein begrifflicher Widerspruch zu sein, da nur Wirkliches gewußt werden kann. Man hat es daher selbst im göttlichen Geiste für undenkbar erklärt. Schon Faustus Socinus sagt:*) „Gott weiß Alles, was seiner Natur nach Gegenstand des Wissens (ge= wiß) sein kann, so wie er Alles vermag, was seiner Natur nach möglich ist. Wie es aber Dinge gibt, die ihrer Natur nach unmöglich sind und von denen man daher in keiner Weise sagen kann, daß Gott sie zu thun vermöge, ohne damit seine Allmacht zu beschränken, so gibt es auch Dinge, deren Kenntniß man schlechterdings auch Gott nicht zuschreiben kann, ohne daß damit seiner Allwissenheit im Geringsten Abbruch geschähe. Wenn Jemand behaupten wollte, Gott könne das Geschehene ungeschehen machen, so würde man ihn billig allgemein verlachen. Ebenso lächerlich ist es aber, zu sagen: Gott wisse dasjenige, was in keiner Weise eristirt." Im Wesentlichen ebenso argumentirt von Neueren Rich. Nothe. Indessen sehen sich die Vertreter dieser Ansicht doch genöthigt, ihre Behauptung nur auf einen Theil der zu= künftigen Dinge, nämlich auf die zufälligen zu beschränken. Denn sollte sie auch auf die Nothwendigen ausgedehnt werden, so wäre damit der Zusammenhang von Ursache und Wirkung, von Bedingung und Folge geleugnet. Nun ist aber Zufall offenbar ein ganz relativer Begriff, der nichts weiter bedeutet, als daß dem Beurtheiler die Ursache eines Ereignisses unbekannt ist. Keineswegs soll damit gesagt sein, daß es wirklich keine Ursache habe.

*) Praelect. theol. 8-11.

Gewißheit des Zukünftigen.

"

157

Denn zu behaupten, daß irgend etwas ohne zureichenden Grund geschehen könne, wäre eine Absurdität. Ist aber alles Zukünftige, auch das scheinbar Zufällige mit der Gegenwart und Vergangenheit durch das Causalgeset verbunden, so ist es auch mit der Wirklichkeit verbunden und kann Gegenstand des Wissens sein, d. h., es ist gewiß. Leibniß bemerkt darüber:*) Die Philosophen sind heut zu Tage darin einig, daß die Wahrheit der zukünftigen Dinge ausgemacht sei, d. h., daß sie eben zukünftig sind, oder daß sie geschehen und sich zutragen werden. Denn so gewiß das Vergangene geschehen ist, ebenso gewiß wird auch das Zukünftige geschehen. Es ist vor hundert Jahren ebenso wahr gewesen, daß ich heute schreiben werde, wie es nach hundert Jahren wahr sein wird, daß ich heute geschrieben habe. Also ist das Zufällige deswegen, weil es in Zukunft gewiß eintreten wird, nicht weniger zufällig und die Vorherbestimmung, die man, sofern sie bekannt wäre, Gewißheit nennen würde, streitet nicht mit der Zufälligkeit." Wir werden auch hier auf den Kant'schen Gedanken geführt, daß das zeitliche Nacheinander der Ereignisse nichts ist, als eine beschränkte Anschauung unserer Sinnlichkeit. Nur für uns sind die zukünftigen Dinge noch nicht vorhanden, an sich sind sie bereits ebenso wirklich, wie das Schiff, das noch nicht in unsern Gesichtskreis gekommen ist. Das gilt auch von den menschlichen Beschlüssen und Handlungen, denn auch sie haben stets ihren (subjectiv) zureichenden Grund. Den empirischen Nachweis dafür liefert die Statistik, wenn sie zeigt, daß nicht nur Verbrechen und Selbstmorde, sondern sogar die Fälle der Zerstreuung, durch welche Briefe ohne Adresse in den Briefkasten geworfen werden, unter der Herrschaft bestimmter Zahlen stehen. Damit gelangen wir freilich zu dem alten Problem, das schon Cicero ausspricht: **),,Wenn Alles Zukünftige vorhergewußt ist, so wird es in der Reihenfolge geschehen, wie es vorhergewußt ist. Und wenn es in dieser Folge geschieht, so ist die Folge der Ereignisse für den vorherwissenden Gott gewiß. Und wenn die Reihe der Ereignisse gewiß ist, so ist es auch die Reihe der Ursachen. Denn es kann nichts ohne zureichende Ursache geschehen. Wenn aber die Reihe der Ursachen gewiß ist, durch welche Alles geschieht, so ge= schieht Alles nur nach einem Fatum, nichts steht in unserer Macht und der freie Wille ist nichts." Nun ist aber die Freiheit des Willens eine unveräußerliche Thatsache unseres Bewußtseins. Wie ist sie mit der Gewißheit des Zukünftigen zu vereinen? Offenbar nur durch die alte Unterscheidung von Vorherwissen und Vorher bestimmung, die wiederum auf dem Unterschiede von Noth

*) Theodicee I, 36. **) de divin II, 5-7.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »