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davon gelegenen Kirche nahe vorbei geht. Sie kannte zum Theil die vorangehenden Schulknaben, insonderheit die Schüler der ersten Klasse, welche brennende Wachskerzen mit schwarzen Flören und auf Blech_ge= malte Wappen trugen. Sie kannte ihren eigenen Sohn, der als Pastor, und ihren Großschwiegersohn, Lysius Vater, der als damaliger Diakonus in der gewöhnlichen Ordnung unmittelbar hinter der Schule hergingen, auf welche, wie sie sich ausdrückte, ein schön gepußter Engel auf einem weißen Pferde und ein gräßlicher Teufel auf einem schwarzen Pferde folgte, welche alle beide vor der Leiche her in die Kirche, wie sie aus ihrer Hausthüre sehen konnte, hineinritten. Hinter der Leiche kam ein starkes Gefolge von Trauerleuten. Weil nun in dem Posthause Niemand wohnte, der nach den dasigen Rechten mit Flören, Wachslichtern und Wappenbildern konnte begraben werden, so war nicht abzusehen, wie dieses Gesicht sollte in Erfüllung gehen. Insonderheit konnte nicht errathen werden, was der angegebene häßliche Teufel wohl bedeuten solle. Indeß erzählte sie das wunderbare Gesicht alsbald ihrem Sohne und Großschwiegersohne. Allein wenige Tage hernach duellirten sich nahe vor der Stadt Flensburg zwei vornehme Holsteiner von Adel auf Pistolen. Der eine ward tödtlich verwundet in das Posthaus getragen, woselbst er kurz nachher an der empfangenen Wunde starb und ganz auf die nämliche Art mit Flören, Wachslichtern und Wappenbildern zur Erde bestattet wurde. Die beiden Engel aber waren zwei Cavaliere, von denen der eine in einem schönen bunten Harnisch das sogenannte Freudenpferd von weißer Farbe, der andere hingegen in einem schwarzen Harnisch das Trauerpferd von schwarzer Farbe ritt. Von dem zweiten Gesicht der Schotten war schon die Rede. Dasselbe bezieht sich ebenfalls oft auf die Zukunft. Hagen gibt folgende Beispiele. Ein schottischer Edelmann, der das Vermögen des zweiten Gesichts nicht bezweifelte, lies einen Seher aus dem Hochlande eigens zu sich rufen, um dessen Gutachten über den zu jener Zeit so einflußreichen George Villiers, Herzog von Buckingham zu vernehmen. Sobald der Seher denselben im andern Gesicht nur ansichtig ward, sprach er: „Psch, pich, pich! Der wird zu nichte werden, ich sehe einen Dolch in seiner Brust!" Der Herzog wurde, wie bekannt, von dem Hauptmann Felton in die Brust gestochen. Tags zuvor, ehe Jacob V. auf gewaltsame Weise sein Leben verlor, sah ein gewisser Jacob Londin, ein angesehener Schotte, welcher gerade krank lag, im andern Gesicht die Todesgefahr, in der sich der König befand und fing um die Mittagsstunde erbärmlich an zu schreien und den Seinigen zuzurufen: „Auf, auf, eilt dem König zu Hilfe! Die Mörder umringen ihn eben und sind im Begriff, ihn umzubringen." Nach einigen verzweiflungsvollen Schreien fing er bitterlich an zu weinen und sagte: „Ach es ist zu spät. Der gute Herr ist todt!"

Die Ereignisse werden aber nicht immer in Bildern der Wirklichkeit, sondern oft in Symbolen geschaut. Jemand der gewalt= sam umkommen soll, wird ohne Kopf oder mit einem Strick um den Hals, mit einem Dolch in der Brust, oder im Wasser gesehen, das ihm bis zum Munde geht; ein im Bette Sterbender in einem Leichentuch, das ihn um so mehr verhüllt, je näher die Todesstunde ist. Ein anderes Symbol ist der Todtenschrei: Taisk oder Wrath, den der Seher mit der Stimme des dem Tode Verfallenen hört, oder die Körperlichtlein: Canhwillan Chrth, welche in bestimmter Richtung und nach bestimmten Punkten sich bewegen. *) Sinnestäuschungen S. 24.

Bedeutsame Träume.

169 Viele ähnliche Beispiele auch aus anderen Ländern, siehe bei Horst, Hagen, Perth u. a.

Zukünftige Ereignisse überhaupt scheinen am leichtesten im Traume vorausgeschaut zu werden, wie denn der Glaube an bedeutsame Träume überall verbreitet ist. Gewöhnlich sind es kleine, unbedeutende Ereignisse der nächsten Tage. In einem beliebten schlesischen Provinzialblatt *) wird der Redaction von einem bekannten Namen zur Veröffentlichung Folgendes mitgetheilt:

„Vielleicht interessirt es zu hören, daß meine Frau in gewissem Sinne somnambul heißen kann. Nicht einmal etwa, sondern seit Jahren an fünfzigmal und öfter hat sie mir beim Erwachen nicht blos gesagt: „Du, heute kommt ein Brief" sondern sogar vorherbestimmt, es werde sich Gedrucktes, Zahlen u. s. w. darin befinden. Zu meinem größten Erstaunen hat sich dies bis auf zwei Fälle bewahrheitet, so erst neulich bei einer gerichtlichen Vorladung und einer widrigen Nachricht am 4. Januar. Wäre ich nicht persönlich durch Erfüllung der qu. Angaben oft fehr überrascht worden, ich würde die Sache nie glauben." Die Redaction bemerkt dazu: „Soweit die Mittheilung. Die daran geknüpfte Verheißung, weitere Fälle anzuzeigen, hat der Einsender fast von Tag zu Tag erfüllt, zum Theil sehr auffällige Vorkommnisse und öfters unter Beifügung der eingetroffenen Schriftstücke." Es kommen aber auch prometheische Träume wichtigerer Ereignisse vor. Meisner in der Lebensbeschreibung des Herrn v. Brenkenhof, preuß. Finanz- Kriegs- und Domänen-Raths erwähnt einen Traum, den dieser oft seinen Freunden erzählt hat. Viele Jahre ehe B. den Dessau'schen Dienst verließ, träumte er, er sei in einer wüsten Gegend und in einer hoffnungslosen Lage. Da trat ein Unbekannter zu ihm und sprach ihm Muth zu, indem er ihm beizustehen versprach. Nach dem Erwachen schwebte das Bild dieses Mannes aufs Deutlichste vor seinen Augen. Er denkt hin und her, schlummert wieder ein und erblickt den gleichen Mann, aber nun auf dem Sterbelager. Während er rührend von ihm Abschied nimmt, zeigt sich eine große Menge Menschen in unbekannter Tracht, deren Anblick für B. etwas Erfreuliches hat. Das Bild des Unbekannten blieb auf's Deutlichste in B. Erinnerung, der später in Friedrich des Großen Dienste trat. Sein erster Auftrag war die Reorganisation von Pommern und der Neumark, welche die Russen verwüstet hatten. B. entsank der Muth bei der Durchreise dieser Provinzen und er beschloß bei Driesen, den König um Enthebung von seiner Mission zu bitten. Da kommt ein Mann an seinen Wagen gesprengt, in dem er mit Erstaunen den vor vielen Jahren im Traum Gesehenen erkennt. Es war der Kriegsrath Beier zu Driesen, der, als ihm B. seinen Vorsaz mittheilt, ihn bat, davon abzustehen und eines glücklichen Ausgangs versicherte. Beier unterstüßte B. möglichst, erkrankte aber bald und B. eilte an sein Sterbelager. Hier an's Fenster tretend erblickt er eine Schaar aus Polen kommender Mennoniten in auffallender Tracht, die sich nachher unter allen Kolonisten als die nüßlichsten erwiesen.**) Ganz ähnlich ist folgende Erzählung des Ammianus Marcellinus: ***) Als Valens im Kriege gegen die Gothen fiel, berief sein Nachfolger Gratian in der höchsten Noth den Theodosius aus Spanien und übergab ihm den Oberbefehl gegen die Gothen, welche völlig geschlagen wurden. Theodosius träumte: der Patriarch von Antiochien, Meletius, lege ihm den Purpur um und

*) Rübezahl 1872, S. 84.

**) Perty, Myst. Ersch. S. 689. ***) L. 29.

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sebe ihm die kaiserliche Krone auf. In der That erklärte ihn Gratian zum Kaiser des Orients. Als im nächsten Jahre 380 das große Concil zu Constantinopel gehalten wurde, erkannte der Kaiser unter den Bischöfen den Meletius, welchen er nie zuvor gesehen hatte, lediglich in Folge seines Traumbildes und wurde von ihm gekrönt. Ueber Huß's prophetische Träume im Gefängniß zu Constanz lesen wir bei Neander.*) „Er erzählte dem Ritter von Chlum folgenden Traum: Man wollte in der Bethlehemskirche zu Prag alle an den Wänden dargestellten Christusbilder zerstören und es gelang. Am andern Tage stand er auf und sahe viele Maler, welche noch mehr und schönere Bilder entworfen hatten, die er mit Freuden anblickte, und die Maler sprachen vor vielem Volk: „Mögen die Bischöfe und Priester kommen und diese Bilder zerstören!" Und darüber freute sich die große Volksmenge und Huß freute sich mit ihnen und während des Lachens erwachte er. In einem Briefe an seine Freunde in Prag schreibt er: „Wißt, daß ich große Kämpfe in meinen Träumen gehabt habe. Ich habe die Flucht des Pabstes (Johann XXIII, auf dem Concil abgesett) vorher geträumt. Und nach der Erzählung davon sprach Chlum im Traume zu mir: „Der Pabst wird auch wieder kommen.“ (Gleichfalls geschehen.) Dann habe ich auch die Gefangenschaft des Hieronymus (von Prag) geträumt, obgleich nicht buchstäblich so. Alle verschiedenen Ge= fängnisse, wohin ich abgeführt wurde, habe ich vorher im Traum gesehen. Es sind mir oft Schlangen erschienen, die auch auf dem Schweif einen Kopf hatten, aber keine von ihnen konnte mich beißen. Ich schreibe dies nicht, als ob ich mich für einen Propheten halte, oder mich überheben wollte, sondern um euch erkennen zu lassen, daß ich Versuchungen an Leib und Seele habe und die größte Furcht, das Gebot unseres Herrn Jesu Christi zu übertreten." Kurfürst Friedrich der Weise, Luther's mächtiger Beschüßer war von Hause aus streng katholisch und anfangs über des Reformators Auftreten gegen den Ablaß ungehalten. Auf die Umwandlung seiner Gesinnung hatte ein Traum großen Einfluß. Ein Zeitgenosse berichtet darüber: **) der ehrwürdige Herr Georg Spalatinus hat mir Antonio Musä glaubwürdig erzählt einen Traum, welchen Herzog Friedrich, Kurfürst zu Sachsen, gehabt hat zu Schweinig die Nacht vor Allerheiligen, ehe Dr. Luther seine ersten Theses wider den Pabst und Bruder Tezel's Predigten in Wittenberg hat angeschlagen, welchen Traum auch Kurfürstl. Gnaden bald frühe Morgens zum Gedächtniß aufgezeichnet und Ihrem Herrn Bruder berichtet: Es träumte mir, wie der allmächtige Gott einen Mönch zu mir schickte, der St. Pauli natürlicher Sohn. Der hatte bei sich zu Gefährten alle liebe Heiligen, die sollten ihm Zeugniß geben, daß kein Betrug mit ihm wäre, und lasse mir Gott gebieten, ich solle dem Mönch gestatten, daß er etwas an meine Schloßkapelle_in Wittenberg schreiben dürfe. Darauf fängt der Mönch an zu schreiben und machet so grobe Schrift, daß ich sie hier in Schweinig lesen konnte. Er führte auch so lange Feder, daß sie bis Rom reichte und einem Löwen, der zu Rom lag, mit dem Störz in ein Ohr stach, daß der Störz zum andern Ohre hinausging und streckte sich die Feder ferner bis an die päpstliche, heilige, dreifache Krone, daß sie begann zu wackeln. Wie fie nun im Fallen ist, däuchte mich, ich und Ew. Liebden stunden nicht weit davon und streckte ich meine Hand aus und wollte die Krone helfen halten. In demselben geschwinden Zugreifen erwachte ich und hielt meinen Arm in die Höhe, war ganz erschrocken und zornig auf den Mönch, daß er seine Feder im Schreiben nicht bescheiden geführt. Als ich mich aber recht besann, da war es ein Traum."

*) Kirchengesch. B. VI, S. 439. 482.

**) Mitgetheilt z. B. in Keysers Reformat.-Almanach 1817. S. 203.

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Es gibt eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten, von denen Prophezeiungen von mehr oder weniger großer Erheb= lichkeit constatirt sind. Aus dem classischen Alterthum gehört hieher Sokrates. Am bestimmtesten erklärt er sich selbst darüber im Theages.

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„Es begleitet mich von Kindheit an etwas Wunderbares, nämlich eine Stimme, welche jedesmal, wenn sie sich hören läßt, mir von dem, was ich thun will, Abmahnung andeutet, zugeredet aber hat sie mir nie. Und wenn einer von meinen Freunden mir etwas anvertraut, so ist es dasselbe, sie mahnt ab und läßt es ihn nicht ausführen. Wollt ihr, so fragt den Klitomachus, des Timarchus Bruder, was Timarchus ihm gesagt hat, als er seinem Tode entgegen ging, wider den Rath des Göttlichen, er und Euathlus, der Eilläufer, der den Timarchus aufnahm auf seiner Flucht. „O Klitomachus" sprach er, „ich muß jest sterben, weil ich dem Socrates nicht gehorchen wollte." Als nämlich Timarchus vom Gastmahl aufstand und Philemon um Nikias, den Sohn des Heroskamandrus umzubringen sie wußten aber nur beide allein um diese Nachstellung sagte Timarchus zu mir: „Was meinst du Sokrates? ihr trinkt hier, ich aber muß mich anderswohin aufmachen, ich will aber bald wieder kommen, wenn es wohl geht.“ Da geschahe mir die Stimme und ich sagte zu ihm: „Keineswegs gehe mir weg, denn mir ist das gewohnte Zeichen geschehen, das Göttliche." Da wartete er, und als einige Zeit vergangen war, rüstete er sich wieder zum Gehen und sagte: „Nun gehe ich Sokrates!" Wiederum ließ sich die Stimme vernehmen, ich nöthigte ihn also auch wiederum, da zu bleiben. Zum dritten Male wollte er mich nichts merken lassen, sondern stand auf und ohne mir etwas zu sagen, benußte er eine Zeit, da ich anderswo aufmerkte und so entfernte er sich und führte doch aus, was ihm nachher den Tod brachte. — Ebenso könnt ihr wegen der Ereignisse in Sicilien von Vielen hören, was ich von dem Untergange des Heeres gesagt habe. Doch das Vergangene mögt ihr von denen hören, die es wissen. Aber jezt gleich könnt ihr eine Prüfung anstellen mit dem Zeichen, ob es etwas bedeutet? Denn als Sannion der Schöne in's Feld zog, ist mir auch das Zeichen widerfahren. Er ist nun fort mit dem Thrafyllus in's Feld gezogen gegen Ephesus und Jonien und ich glanbe nun, daß er entweder sterben oder ein großes Unglück erleiden wird und was übrigens die ganze Unternehmung betrifft, so bin ich ihretwegen sehr besorgt." (Xenophon erzählt, daß sie für die Athener unglücklich abgelaufen sei.) Einige Tage vor Sokrates Hinrichtung kam Krito zu ihm und meldete ihm, daß das Todesurtheil am nächsten Tage vollzogen werden solle. Sokrates antwortete mit der gewöhnlichen Gelassenheit: „Wenn es Gottes Wille ist, so sei es. Indeß glaube ich nicht, daß es morgen vor sich gehen werde. Ich hatte soeben, als du zu mir kamst einen angenehmen Traum. Mir erschien ein Weib von ungemeiner Schönheit in langem, weißem Gewande, rief mich mit Namen und sprach: „In drei Tagen wirst du in deinem fruchtbaren Phthia (seinem Heimathslande) sein." In der That wurde seine Hinrichtung drei Tage aufgeschoben. Josephus, der jüdische Feldherr und Geschichtsschreiber, ward nach der Einnahme der Stadt Jotapata, worin er commandirte, zu Vespasian geführt und sagte diesem, da noch Nero regierte, vorher, daß er das Kaiserthum erlangen werde, indem er zugleich bat, bis dahin gefangen gehalten zu werden. Diese Prophezeiung rettete sein Leben.*) Martinus von Tours war zu dem Kaiser Marimus zur Tafel geladen. Er schlug die Einladung aus mit

*) Joseph, de bello Jud. III, 8.

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der furchtlosen Erklärung, er könne nicht mit einem Manne zu Tische sigen, der zwei Kaiser (Valentinian und Gratian) aus dem Wege geräumt habe. Schließlich ließ er sich doch erweichen, da Marimus ihm auseinanderseßte, er habe nicht freiwillig den Purpur genommen, sondern die von der Armee nach göttlicher Fügung ihm aufgezwungene Herrschaft nur vertheidigt. Doch sagte ihm Martinus die Zukunft vorher, daß er nämlich wisse, der Kaiser werde im Falle einer Erpedition nach seinem ersehnten Italien zwar zuerst Sieger sein, aber bald darauf zu Grunde gehen.*) Die Prophezeiung traf ein. Marimus wurde von Theodosius geschlagen und hingerichtet. Aehnlich ist ein Zusammentreffen des Ostgothen-Königs Totilas mit Benedict von Nursia. Er besuchte den Heiligen und da er ihn von ferne sigen sah, warf er sich zur Erde. Benedict ging zu ihm, hob ihn auf, hielt ihm vor, was er begangen und sagte ihm mit wenigen Worten sein Schicksal voraus. „Viel Böses hast du gethan, laß endlich einmal von deiner Ungerechtigkeit ab. Denn du wirst in Rom einziehen, über das Meer seßen, neun Jahre regieren und im zehnten sterben." Totilas erschrack, befahl sich seiner Fürbitte und entfernte sich. Nicht lange darauf kam er nach Rom und zog nach Sicilien, im zehnten Jahre seiner Regierung aber verlor er Thron und Leben. **) Eine ähnliche Persönlichkeit ist Bernhard v. Clairveaur. „Vergeblich hatten die Bischöfe sich König Ludwig VI. von Frankreich zu Füßen ge= worfen, um seine Unversöhnlichkeit zu beschwichtigen. Da tritt ihm Bernhard mit der Drohung entgegen: „Diese Hartnäckigkeit wird durch den Tod Eures Sohnes bestraft werden. Ich habe in der lezten Nacht Euch mit Eurem jüngeren Ludwig den Bischöfen zu Füßen fallen sehen, die ihr gestern verachtet habt." Drei Jahre später fand Philipp durch einen Sturz vom Pferde seinen Tod und Ludwig wurde sein Nachfolger. ***) Bald nach Bernhard wurde Joachim, Abt von Floris, durch seine Weissagungen berühmt, † 1202. Lucas von Cosenza gibt über ihn Nachricht. In schlechten Kleidern, die am Saume verbrannt waren, sah ihn dieser. Er war mäßig und keusch im höchsten Grade. Die Messe las er mit ungewöhnlicher Rührung, die sich zuweilen durch Thränen, immer durch heftige Bewegungen äußerte. Kaiser Heinrich VI. sah Joachim im Jahre 1191 persönlich. Da nämlich die Angelegenheiten des Kaisers eine ungünstige Wendung nahmen, begab sich Joachim zu ihm und verkündigte ihm, daß in wenigen Jahren günstigere Umstände eintreten würden. Diese Vorhersagung wurde durch die Eroberung Calabriens erfüllt. 1194. Als die Könige Philipp von Frankreich und Richard Löwenherz von England auf dem dritten Kreuzzuge nach Messina gekommen waren und nicht weiter segeln konnten, überwinterten sie dort. Da kam, von seinem Kloster gerufen, Joachim und über die Zukunft befragt, gab er die Antwort, daß die Könige zwar das Meer überschreiten, aber nichts oder wenig ausrichten würden, denn die Zeit sei nicht da, wo Jerusalem und das Land jenseits des Meeres werde befreit werden. †) Zu den merkwürdigsten Erscheinungen aller Zeiten gehört Jeanne d'Arc, diese Blüthe mittelalterlicher Romantik. Es ist bekannt, daß sie gleich von vorne herein mit der Weissagung der Befreiung von Orleans und der Krönung des Königs in Rheims auftrat, 1429. „Ebenso unzweifelhaft ist die Vorhersagung ihrer Verwundung. Sie wird erwähnt in dem Briefe eines Zeitgenossen, des flamländischen Edlen Rotselär. Er hat es von einem Beamten des Hauses Bourbon, daß ein Mädchen aus Lothringen sich beim Könige befinde,

*) Sulpic. Sever. Vita Mart.

**) Gregor M., Dial. II, 13.

***). Neander, Der h. Bernhard, S. 341. CI. 2.

†) Vrgl. Engelhard, Kirchengeschichtl. Abhandlungen. Erlangen 1832.

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