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aber doch nicht durch göttliche Wirkung, also offenbar durch die Natur des Teufels selber. Welche Vorstellung man auch von diesem Wesen haben mag, so viel ist klar, daß die Schrift ungöttliche, geistige Naturen kennt, welche aus eigener Kraft Wunderwirkungen hervorbringen. Was aber ein Wunder wie jede andre Handlung zum Teufelswerk macht, ist nicht seine physische, sondern seine moralische resp. unmoralische Beschaffenheit. In diesem Sinne wird auch das Zaubern, Wahrsagen u. s. w. verboten, nicht im Interesse der Aufklärung, oder weil Hellsehen und Aehn= liches an sich für sündhaft gilt, sondern wegen seiner Verbindung mit dem Heidenthum, z. B. dem wahrhaft teuflischen Molochdienst, 3 Mos. 19, 30. 31.; 20, 4-6. u. 27. Sehr deutlich ist dieser Sachverhalt 2 Kön. 1, 1-4., wo dem Ahasja, der ein heidnisches Orakel befragt hat, vorgeworfen wird: „Ist denn nun kein Gott in Israel, daß ihr hingeht zu fragen Baal-Sebub den Gott zu Ekron?" Anderwärts wird die Zauberei (wahrscheinlich durch Liebestränke u. drgl.) als Zubehör der ärgsten Laster ge= nannt, Mal. 3, 5.; Gal. 5, 20.; Offenb. 21, 8.; 22, 15. Ebenso werden falschen Propheten, die doch ohne göttliche Sendung sind, wahrhafte Wunder zugeschrieben, 5 Mos. 13, 1. ff.; Matth. 24, 24.; 2 Theff. 2, 9.; ja auch Heiden, welche außerhalb des Reiches Gottes und demselben feindlich gegenüberstehen, so den egyptischen Zauberern, mit denen Moses, dem Simon Magus, mit dem Petrus, Apg. 8, 9. ff.; dem Elymas, mit dem Paulus kämpfte, Apg. 13, 6. ff. Wie wenig die Realität ihrer Wunderkraft in Zweifel gezogen wird, geht aus der Geschichte Bileams, 4 Mos. 23. 24.; der Here von Endor, 1 Sam. 28.; der Weissagung des Kaiphas, Joh. 11, 49-52., hervor, wo ge= zeigt wird, daß die Vorherverkündigungen dieser ungöttlichen Personen dennoch volle Wahrheit enthielten. Liegt hier nicht deutlich die Anschauung zu Grunde, daß die Wunderkraft eine Naturgabe, unabhängig vom religiösen und moralischen Charakter ihres Trägers sei? Demgemäß wird auch Bileam, der Prophet Baals, dennoch ein Hörer göttlicher Rede genannt, dem die Augen ge= öffnet sind, wenn er niederknieet, 4 Mos. 24, 4.; dem Weibe zu Endor wird ein Wahrsagergeist zugeschrieben, 1 Sam. 28, 7. und Kaiphas Weissagung wird aus seinem hohepriesterlichen Amte abgeleitet, mit dem die Gabe verbunden war, Orakel zu ertheilen, 4 Mos. 27, 21. Auf dieselbe Bemerkung führt die Wahrnehmung, daß auch die Weissagungen echter Propheten sich nicht selten le= diglich als Orakel oder Wahrsagungen ohne nähere Beziehung auf das Reich Gottes darstellen, so wenn Samuel dem Saul Nachricht gibt über den Verbleib seiner verlornen Eselinnen, 1 Sam. 10, 2. ff.; wenn ein Mann wie Agabus dem Apostel Paulus die Hungersnoth in Jerusalem, Apg. 11, 28. und im Verein mit den weis

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sagenden Töchtern des Philippus seine bevorstehende Gefangennahme vorher verkündigt, ferner der Umstand, daß die prophetische Ekstase einer Krankheit gleich ansteckend wirkt, 1 Sam. 10, 10-12.; daß Wunderheilungen erst allmählich und durch Vermittelung sympathetischer Manipulationen, 2 Kön 4, 29-37.; oder wunderthätiger Stoffe bewirkt werden, Apg. 19, 12. Ganz besonders wichtig ist die Erklärung des Herrn selbst, der keinen Anstand nimmt, auf die Verdächtigung, daß er die Teufel durch Beelzebub austreibe, mit der Frage zu antworten: „Durch wen treiben sie eure Kinder aus? Luc. 11, 19. Hier wird unstreitig vorausgeseßt, daß die gewöhnlichen Goëten, welche Besessene beschworen, ihre wunderbaren Erfolge keineswegs teuflischem Beistande verdankten, sondern einer Begabung, die von derjenigen des Herrn nicht wesenhaft verschieden sei. Damit stimmt auch sein mildes Urtheil über jenen Menschen, welcher seinen Namen ohne jede Heilserkenntniß zur Beschwörungsformel gebrauchte, Marc. 9, 38. ff.; wie dies auch Andre thaten, Apg. 19, 13.; endlich die Mahnung an die Jünger, sich nicht über die ihnen zu Theil gewordenen Wunderkräfte zu freuen, sondern über ihre Heilsgewißheit, Luc. 10, 19. 20.; worin doch liegt, daß die ersteren noch kein Beweis besonderer Begnadigung sei wie die lettere.

Was endlich den Wunderbeweis betrifft, so empfiehlt er sich der gewöhnlichen Denkweise durch die äußere Autorität, die er dem Wort der Offenbarung vindicirt, denn eine solche bleibt freilich vor aller Kritik gesichert. Dennoch ist er schon darum unmöglich, weil gerade die h. Schrift unter Hinweis auf die Wunder von Zauberern, falschen Propheten, Antichristen und des Teufels ausdrücklich vor solchen Schlüssen warnt. Das Verhalten des Herrn in Bezug auf diese Frage scheint allerdings zu Zeiten verschieden. Wir werden auf diejenigen Aeußerungen, welche dem Wunderbeweis scheinbar günstig lauten, zurückkommen. Einstweilen constatiren wir, daß er seinen eigenen Wundern nur eine untergeordnete Bedeutung zuschrieb. Als Nicodemus seinen Glauben an die göttliche Autorität Jesu auf Grund der Wunder bekennt, antwortet er mit dem Hinweis auf das, was wirklich zum Heile nöthig sei, nämlich die innere Erneuerung Joh. 3, 1-3.; ganz wie er die Jünger auffordert, sich statt über die Wunderkräfte über ihre Heilsgewißheit zu freuen. Er erklärt unzweideutig, daß Wunder keinen wahren Glauben wirken, Luc. 16, 31. und verbietet die Ausbreitung seiner Wunder, *) Matth. 8, 4.; 9, 30.; 12, 16.; Marc. 5, 43.; 7, 36. u. a., ein Verfahren, das un

*) Nur bei dem Wunder mit dem Besessenen zu Gadara macht er eine Ausnahme, insofern er demselben gebietet, es auszubreiten, Luc. 8, 39; aber nur weil dasselbe allgemeines Grauen und Furcht erzeugt hatte und

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Wirkung des Wunderbeweises.

begreiflich bleibt, wenn er seine Autorität auf die Wunder hätte stüßen wollen. Es wird als Beweis des Unglaubens seiner Brüder angeführt, daß sie wünschten, er möge seine Wunderkraft möglichst öffentlich zeigen, Joh. 7, 3—5.; ja dieser Gedanke wird geradezu als satanische Versuchung bezeichnet. Matth. 4, 5. Das Verlangen nach Wundern als Bedingung des Glaubens hat der Herr stets gemißbilligt, während es nach der gewöhnlichen Anschauung doch ganz in der Ordnung gewesen wäre. Wo es ihm bei empfänglichen Seelen als verzeihliche Schwachheit entgegentritt, erfüllt er es zwar, aber mit Bedauern und Tadel, so bei dem Königischen, Joh. 4, 48.; bei Thomas, Joh. 21, 29. Wo es mit frivoler oder feindseliger Gesinnung verbunden ist, beantwortet er es mit schneidenden Worten oder schweigender Verachtung, Joh. 2. 18; Luc. 4, 24.; Joh. 6, 30.; Luc. 11, 29.; Luc. 23, 8. 9.; Matth. 27, 41-43. Man pflegt zu sagen, in allen diesen Fällen handle es sich um epideiktische Wunder d. h. um solche, die abgesehen von aller andern Zweckmäßigkeit nur willkürliche Proben seiner den Naturgesezen gebietenden Macht gewesen wären. Aber nach der von uns bestrittenen Ansicht ist jedes Wunder epideiktisch, insofern es eben die den Naturgefeßen gebietende Allmacht Gottes zu manifestiren hat, und man sieht nicht ein, warum dieser Zweck allein doch nicht ausreichen soll ein Wunder zu motiviren, sondern noch andre Nebenzwecke erfordert? Wäre eine derartige Manifestation schon für die Empfänglichen wünschenswerth, wie viel nöthiger wäre sie für harte Gemüther, die doch auch nicht verloren gehen sollen?

Die Erfahrung lehrt ferner, daß die Wunder thatsächlich keineswegs diejenige Wirkung auf die Gemüther gehabt haben, die man ihnen gewöhnlich zuschreibt. Wie wenig hat die große Zahl der von Jesu und den Aposteln verrichteten Thaten dieser Art im Ganzen gewirkt? Wären sie als Beweise der Offenbarung angesehen worden, so hätte sich, wie man denken sollte, statt des kleinen Häufleins der ersten Christen der ganze Weltkreis mit einem Schlage befehren müssen. Die moderne Kritik sieht in dieser Erwägung ein Argument gegen die Geschichtlichkeit der Wunder, während es nur gegen ihre religiöse Bedeutung spricht. Noch heute erregen mystische Ereignisse der seltsamsten Art, auch wo man sie nicht bezweifelt, nur ein sehr vorübergehendes Aufsehen und treten gegen politische oder literarische Neuigkeiten alsbald in Schatten. Nicht anders ging es mit den biblischen

der Heilzweck desselben über der Katastrophe mit den Schweinen übersehen war. Indem der Geheilte die große Gottesthat, die an ihm geschehen war, verkündigte, sollte die Menge zu einem richtigeren Urtheil über Jesum gebracht werden.

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Wundern. Der Hohe Rath in Jerusalem war weit entfernt die Wunder Jesu in Zweifel zu ziehen, sie imponirten ihm aber so wenig, daß er eben um ihretwillen es für desto nöthiger hielt, Jesum zu beseitigen, Joh. 11, 47-50. Ebenso erkennt der Talmud die Wunder Jesu an, ohne sich dadurch von den schnödesten Lästerungen abhalten zu lassen. Auf demselben Standpunkt steht Julian der Abtrünnige. Nachdem er die Thaten anderer berühmter Männer angeführt hat, ruft er aus: *) „Jesus aber, der Wenige der Schlechtesten unter euch überredet hat, wird seit 300 Jahren genannt, da er doch nichts Merkwürdiges vollbracht hat, wenn nicht Einer meint, die Lahmen und Blinden zu heilen und die Dämonischen in den Flecken Bethsaida und Bethanien zu beschwören, gehöre zu den größesten Werken." Er bemerkt gegen die Hoheit des Erlösers verächtlich, daß er ein Unterthan des Kaisers gewesen und daß er, der den Geistern gebot, der auf dem Meere ging und Dämonen austrieb, keinen Einfluß auf den Willen seiner Verwandten und Freunde gehabt und dieselben nicht zum Glauben an ihn habe bringen können. Unter solchen Umständen gebrauchten die alten Apologeten den Wunderbeweis nur nebenbei, ohne großen Werth darauf zu legen. Da nämlich die Heiden sich auch auf Wunder genug berufen konnten, die auf ihrer Seite geschehen seien z. B. von Pythagoras, Apollonius von Thana u. a., so mußten die Christen diese für dämonisch erklären, was die Heiden wenig überzeugte, um den biblischen Wundern eine größere Be= weiskraft zu sichern. -War die Wirkung des Wunderbeweises im Alterthum gering, so ist sie in unserer Zeit eine entgegen= gesezte, als beabsichtigt wird. Die Wunder gelten fast nirgends als Argument für, sondern gegen die Glaubwürdigkeit des Evangeliums. „Nehmt die Wunder weg," rief schon Rousseau, „und die ganze Welt wird Christo zu Füßen liegen." Den Standpunkt der modernen Gläubigen aber bezeichnet Beyschlag sehr richtig mit dem Bekenntniß: „Wir glauben an Christum nicht wegen, sondern troß seiner Wunder." Während der Wunderbeweis sich so für die Sache des Glaubens in einen Stein des Anstoßes verwandelt, hält er auf der andern Seite die Naturforscher von einer unbefangenen und vorurtheilsfreien Betrachtung mystischer Erscheinungen ab. Das hat Virchow in seinem auf der Breslauer Naturforscher-Versammlung 1874 gehaltenen Vortrage über das Wunder ausgesprochen. „Jedes Wunder," sagt er, ist tendenziös, nicht so das Werk der Naturforschung. Nicht in dem Vorgange hat das Wunder seinen Werth, sondern in dem signum, in dem Finger Gottes, der ihm aufgedrückt ist. Nicht sein objectiver Werth, sondern sein Zweck ist von Bedeutung. Das

*) Cyrillus c. Julian. L. VI.

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ist das Mißliche bei der Sache. Man merkt die Absicht und man wird verstimmt. Jeder objectiven Ueberzeugung mag ihre Anerkennung zu Theil werden, aber das Wunder ist unbescheiden, es will die ganze Welt angehen." Ueberdies ist das Wunder, wie Lessing urgirt, zum Beweis einer Lehre seiner Natur nach ungeeignet. Denn was für ein logischer Zusammenhang könne überhaupt zwischen zufälligen Geschichtsthatsachen und nothwendigen Vernunftwahrheiten bestehen? Das sei ein garstig breiter Graben und er wünsche wohl, daß ihm jemand darüber hinweghülfe. Hume deducirt endlich, wie der Wunderbeweis nur die Unmöglichkeit aller Wunder beweise. Er sagt: „Es gibt kein Zeugniß für irgend welche Wunder, das nicht durch eine unendliche Anzahl Zeugen Widerspruch erfahren hätte, so daß nicht nur das Wunder den Credit des Zeugnisses, sondern das Zeugniß das Wunder selbst zerstört. Um dies besser verständlich zu machen, wollen wir uns einmal vergegenwärtigen, daß in Sachen der Religion Alles, was verschieden ist, im Gegensaße zu einander steht; und wie es unmöglich ist, daß die Religionen des alten Rom, der Türkei, Siams und China's auf einer gemeinsamen, festen Grundlage ruhen könnten. Jedes Wunder beansprucht daher, in einer von diesen Religionen (und sie alle stroßen von Wundern) geschehen zu sein, und da sein Zweck der Beweis für die Wahrheit desjenigen Systems ist, dem es zugeschrieben wird, so hat es indirect die Kraft, jedes andere System als unrichtig zu erweisen. Indem es nun ein rivalisirendes System zerstört, zerstört es gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der Wunder, welche für dieses System sprechen, so daß alle Wunder der verschiedenen Religionen als ebenso viel einander direct widersprechende Thatsachen zu be= trachten sind und auch die Beweise für diese Wunder sind, ob schwach oder stark, einander ebenso entgegengeseßt. *)"

Schon unsere alten Dogmatiker haben das Gewicht dieser Bedenken gefühlt und deshalb den Wunderbeweis im Wesentlichen aufgegeben. Luther sagt: **) „Wider die bestätigte Lehre soll man keine Wunder noch Zeichen annehmen, wie groß und viel sie immer geschehen mögen. Denn wir haben Gottes Gebot, der da vom Himmel geboten hat: Hunc audite! den Christum sollt ihr hören, Matth. 17, 5-24.; dazu haben wir auch die Warnung, daß falsche Propheten kommen werden und große Zeichen thun, aber alle des Holzwegs abführen von Christo auf ander Ding. Darum ist kein anderer Rath dafür, denn daß man die Lehre wohl gefaßt und allezeit vor Augen habe, so kann man fein Alles danach urtheilen." Ebenso Martin Chemniß: ***) „Wunder

*) Untersuchung über den menschlichen Verstand. c. 10. **) Auslegung zu Matth. 7, 22. 23.

***) Libr. theol. de eccles. p. 132.

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