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Einleitung.

Indem ich mich bemühen werde, den realen Werth der christlichen Vorschriften fürs Leben zu untersuchen, will ich nur einige einleitende Worte dieser Untersuchung voranschicken.

Wir haben hauptsächlich zwei Bedingungen, den Werth und die Nüglichkeit einer Sache fürs Leben abzuschäßen; diese sind 1. der Ursprung der zu untersuchenden Sache,

2. ihre Anwendbarkeit und Folgen der Anwendung selbst im Leben.

1. Der Ursprung der zu untersuchenden Sache.

Wie wir aus einer klaren Quelle schönes und gesundes Wasser, aus einer schlammigen und trüben nur schmugiges, mehr oder weniger unbrauchbares zu schöpfen im Stande sind, so werden wir über den Werth von Prinzipien, die dem Menschen in seinem täglichen Verkehr mit seinen Mitmenschen zur Richtschnur dienen sollen, oder über den Werth von Dingen, deren sich der Mensch im Leben bedienen soll, im Allgemeinen schon abschäzen können, wenn wir untersuchen, von wem stammen, oder woher kommen sie. Daffelbe gilt von allen neuen Entdeckungen und Erfindungen im Gebiete der Wissenschaften. Kommen sie von anerkannten Meistern, von den Trägern und Sternen der Wissenschaft, von solchen, denen ihr eigner Ruf sowohl, als der der Fernau, Christenthum.

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Wissenschaft zu hoch steht, als daß sie mit neuen wenig oder ganz unbewiesenen Ideen und Entdeckungen vor die Menschheit treten sollten, dann werden wir von vorn herein Zutrauen zu ihnen haben und sie werden sich meistens als wahre und praktische für's allgemeine Leben beweisen. Kommen sie im Gegentheil von Leuten, die nie als wissenschaftliche Autoritäten gegolten haben, die im verblendeten Eigendünkel sich selbst überschäßen, die oberflächlich und jeder gründlichen Bildung entbehren, dann werden wir scheu und vorsichtig an die neuen Ideen und Entdeckungen herantreten und meistens werden sie sich, sobald man sie praktisch anzuwenden und zu verwerthen sucht, als werthlose Hirngespinnste beweisen. Freilich giebt es auf beiden Seiten Ausnahmen; auf beiden Seiten kann die Menge sich in den geistigen Fähigkeiten des Einen geirrt haben; die Vielen können im Unrecht, der Eine im Recht sein. In beiden Fällen wird fortgeseßte Prüfung und das Leben selbst bald das Wahre als wahr und das Falsche als falsch, woher es auch immer gekommen, beweisen und anerkennen.

Werden uns neue Lebensprinzipien dargeboten von einem Menschen, dessen Leben ganz oder möglichst tadellos ist, der sich der Achtung der besten seiner Mitmenschen erfreut, dessen geistige Bildung eine solche ist, das Wie und Warum menschlicher Verhältnisse zu erwägen und zu erfassen, dann werden wir von vorn herein gezwungen sein, die neuen Prinzipien mit billigendem Auge zu betrachten. Natürlich ist es auch hier in einem oder dem anderen speziellen Falle möglich, daß wir uns irren; der Schöpfer neuer Lebensprinzipien mag, wenn auch nicht geradezu ein Betrüger, ein Phantast oder Fanatiker sein; diese lezten beiden Annahmen fallen theilweise zusammen mit der, daß seine geistigen Befähigungen nicht von allzugroßer Tiefe find, denn ein tiefer Denker, der fähig ist die menschlichen Verhältnisse in allen ihren Beziehungen der Wirklichkeit gemäß zu erfassen, wird sich nie zu Phantasien oder Speculationen perführen lassen, die mit den

realen Verhältnissen der Welt in directem Widerspruch stehen und deren Durchführung im Leben unmöglich ist. Wenn z. B. Heinrich IV. von Frankreich die ganz schöne Idee aussprach: er hoffe die Zeit zu sehen, wo jeder seiner Unterthanen ein Huhn im Topfe hätte, so klingt das sehr schön, und er sowohl selbst, wie wahrscheinlich viele Staatspolitiker haben sich den Kopf damit zerbrochen, wie das auszuführen wäre, aber weder er noch irgend ein anderer hat es erreicht. Während die einen nicht nur das Huhn, sondern auch die Pastete im Topfe haben, müssen tausend andere sich mit einem Stückchen trocknen Brodes begnügen und tausend andere sterben vor Hunger, weil sie nicht einmal dieses haben. Das ist von Anfang der Welt so gewesen und wird so sein unter den Menschen bis ans Ende aller Enden.

Eine ehrliche Seele, die sehr geneigt ist, sich Phantasien und Illusionen hinzugeben, könnte sagen: „alle Menschen sollten oder müßten gut und glücklich sein.“ Das klingt allerdings sehr verführerisch und ist denn auch mehr oder weniger in derselben Weise ausgesprochen worden; hat es denn aber bis heut auch nur annähernd durchgeführt werden können? Sicherlich nicht! Wird es je durchgeführt werden? Eben so wenig! Die Sünde und das Unglück haften noch heut an den Fersen der Menschheit gleich erbarmungslosen Furien und schlangenhäuptigen Erinnyen, heut im so und so vielten Jahre der Menschheit und im 19ten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung, als in irgend einem längst vergangenen Zeitalter, in dem geschichtliche Daten uns berechtigen, einen Vergleich der betreffenden Verhältnisse mit den heutigen anzustellen; noch heute packen sie gleich hundertarmigen Polyven die allercivilisirtesten und allerchristlichsten Staaten ebenso und vielleicht noch mehr als die Völker, die kaum die unterste Stiege der Bildung erreicht oder noch im Staube und den Erdhöhlen des Naturzustandes herumfriechen. Dem Verehrer der Civilisation, oder bestimmter der christlichen Civilisation, möchte dies vielleicht grundlos und thöricht erscheinen und er möchte erwiedern,

hat jene nicht, um nur recht hervorragende Thatsachen zu erwähnen, den Menschenopfern, dem Kannibalismus oder dieser und jener Barbarei Einhalt gethan und hier oder dort den heilenden Balsam der Kultur auf die eiternden Wunden uncivilifirter und roher Zustände gelegt? Allerdings! Aber er vergißt, daß dergleichen Schmußflecke der Barbarei, obgleich hier und da von dem Wischlappen der Civilisation beseitigt, doch in allen civilisirten und allercivilifirtesten, in allen christlichen und allerchriftlichsten Staaten in derselben Ausdehnung und nur in anderer Form und unter anderem Namen fortbestehen. Wenn der Südsee-Insulaner seinen eigenen Bruder frißt, weil er ihm gutschmeckt, so frißt die Civilisation jährlich fünfzig Procent ihrer eigenen Kinder, weil sie es nicht verhindern kann; weil die Civilisation selbst Zustände geschaffen, für die sie keine Hülfe kennt, die sie hier und da zu lindern sich bestrebt, ohne Heilung gewähren zu können. Wenn der König von Dahomy so und so viel Menschenleben zur Ehre seines erlauchten Vorgängers von,, Gottes Gnaden" dahinschlachten läßt, so opfert die christliche Civilisation mit dem frömmsten Gesicht und der ehrwürdigsten Miene in der råffinirtesten und wissenschaftlichsten Weise Jahr aus, Jahr ein so und so viele in ihren civilisirten Kriegen, entweder zur Ehre Gottes, des Glaubens, des Vaterlandes, des Fürsten oder irgend eines anderen Prinzips, das nicht weniger barbarisch ist und aller menschlichen. Vernunft, nicht der christlichen Liebe zu gedenken, möglichst widerspricht. Durch den bunten Lappen der Civilisation, den man heut zu Tage solchen Prinzipien umhängt, werden Tausende so geblendet und begeistert, daß sie sich mit größerer Hast und wilderem Fanatismus dieser Puppe der Civilisation zum Opfer darbringen, als jene Beschränkten, die sich vor die Räder ihres Gotteswagens werfen, um von denselben zermalmt zu werden.

Sollte uns jedoch der Ursprung eines neuen Prinzips über den Werth desselben in Zweifel lassen, oder wohl gar uns ein Vorurtheil gegen dasselbe einflößen, so bleibt uns noch übrig, in

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