ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

aber widersprechen dieser Behauptung meiner Gegner, und was noch mehr ist, diese Tbatsachen sind so evident, daß die Landesgeseze und die Kirche selbst sie anerkennt und sich darauf stüßt. Nehmen wir z. B. an, was sich alle Tage ereignet, daß sich zwei Personen verheirathen, die verschiedenen Confessionen angehören, so giebt das, wie immer, wenn es sich um,,Mein und Dein“ handelt, zu gewaltigen Krisen Veranlassung. Sind auch die zwei sich zu verheirathenden Personen nicht orthodoxe Fanatiker, sondern gemüthlich genug, zu sagen:,,erst die Kinder, dann die Religion," so sind doch keineswegs die beiden sich gegenüberstehenden Confessionen von solcher unverzeihlichen Milde befeelt, sich solchen frivolen Ansichten des zukünftigen Elternpaares anzuschließen. Dürfte es eine Partei mit gutem Gewissen vor Gott und der Kirche zugeben, daß die Lämmlein in spe in den Schaafstall der Kezer eingepfercht würden und daß durch ihre Nachgiebigkeit diese nachkommenden Mitglieder der menschlichen Gesellschaft schon vor ihrem Erscheinen der Möglichkeit, je in Abraham's Schooß zu gelangen, beraubt würden? Was aber die Hauptsache ist, so und so viel Verlust des Zehnten auf der einen Seite ist ebenso viel Gewinn auf der anderen. Nein, jezt ist's entschieden; wenn wir uns auch aus den Seelen nichts machen, die Zehnten, die Zehnten müssen berücksichtigt werden. Auf beiden Seiten wird in derselben Weise spekulirt, mit derselben Hartnäckigkeit manövrirt. Was ist da zu thun? Man macht ein ganz menschliches Compromiß; um die besagte angeborene oder angeerbte Religion fümmert man sich zunächst gar nicht, sondern, alle Jungen werden dies, alle Mädchen das; oder auch: halb und halb, oder doch die näheren Bedingungen bleiben sich gleich. Wie soll nun das Anerben hierbei zu Wege gebracht werden? In gewöhnlichen Fällen, wo alle Kinder demselben Glauben angehören, könnte man sich denselben als ganz natürlich und von selbst kommend denken, aber in solchem speziellen Falle muß man mit gehöriger Vorsicht und Diskretion verfahren, oder der zu erwartende Junge oder das

[ocr errors]

Mädchen könnte leicht mit der unrechten Religion auf die Welt kommen. Giebt es nun aber Jemanden, der behaupten wollte, die Eltern könnten hier schon bei der Zeugung mit einwirken, da sie doch nicht die geringste Ahndung haben, welchem Geschlechte der kommende Sprößling angehört, bis er geboren ist? Oder meint Jemand, daß die geheime Macht oder der Zufall, was es auch sein mag, die das Geschlecht bilden, mit der größten Bereitwilligkeit nun auch dafür Sorge tragen, daß dem Compromiß sein Recht geschehe? Den Blödsinn besißt sicher doch Niemand, auch die Kirche nicht; in ihrem Compromiß geht sie einfach von der richtigen und gesunden Idee aus, daß alle Kinder geistig so arm und nackt auf die Welt kommen als förperlich, in religiösen Dingen so wenig ausgestattet, als in weltlichen, daß aber den Jungen das eine und den Mädchen das andere beigebracht werden kann und soll.

Ich wende mich nun zu derjenigen Hälfte meiner Gegner, die meiner Behauptung, daß die Religion gleich allem andern Wissen etwas Angelerntes ski, nur theilweise widersprechen, indem sie sagen: Unter Religion verstehen wir nicht die speziellen Auffassungen, Dogmen und äußeren Ceremonien der einen oder anderen Religion, denn diese sind verschieden, ziemlich gleichgültig und können angelernt werden, sondern nur den Glauben an ein höchstes Wesen und das Bedürfniß des Menschen, dieses zu verehren; von dieser Religion, sagen sie, behaupten wir, daß fie nicht angelernt werde, sondern angeboren sei. Gäbe es wirklich solche, die in dieser Weise das Wesen der Religion erklärten, so können wir nicht umhin, unsere Leser auf das große Loch aufmerks fam zu machen, das hierdurch allen Religionen beigebracht wird, vorzüglich aber den sogenannten offenbarten. Diese Religion nämlich, die also besteht in der Anerkennung eines höheren Wesens, gleichviel welcher Art, und in der Verehrung desselben, auch wiederum gleichviel in welcher Weise, besigen, wir können sagen ohne Ausnahme, alle Völker, die gebildetsten so wie die rohsten. Wie

fie freilich dazu gekommen, ob, wie unsere Gegner behaupten, durch Angeburt oder Anerbung oder, wie wir behaupten, auf, irgend eine andere Weise und worauf wir bald wieder zurückkom-/ men werden, das lassen wir augenblicklich unberücksichtigt; wit wollen nur jegt auf den Umstand aufmerksam machen, wie ganz unbegreiflich es ist, daß unter diesen Umständen, d. h. da doch alle Völker im Befiß dieser Religion find, man sich die Befeh rungsversuche so sauer und kostspielig werden läßt. Vom grauen Alterthum an, wo Meses Besiz nahm von dem ihm versprochenen gelobten Lande, bis heutigen Tages anno domini 1868, wo vorzüglich die civilisirten und christlichen Völker eine nicht zu überwindende Begierde bekunden, alles zu annektiren, was wie ein Stück Land aussieht, versprochen oder nicht versprochen, gelobt oder nicht gelobt, zu allen Zeiten, sage ich, haben diese Bekehrungsversuche eine große Rolle gespielt. Zur Religion konnte man kein Volk bekehren, denn die hatten sie schon, ihnen aber nur gewisse Formen aufzudrängen, die nach dem Ausspruche dieser Klasse ganz Nebensache sind, wäre unverantwortlich. Doch ist dies immer geschehen und geschieht noch heut, und diese Bekehrungsversuche bezeugen keineswegs, daß sie auf dem Prinzip der Nächstenliebe beruhten oder nach dem der moralischen Ueberzeugung ausgeführt wurden. Im Gegentheil; jene Mittel würden bei der anerkannten Hartnäckigkeit, mit der alle Menschen an ihren religiösen Vorurtheilen hängen, wenig ausgerichtet haben; ohne Feuer und Schwert, ohne blutige Taufe und oft gänzliche Ausrottung ganzer Völkerstämme ging es nicht. Der Vorwurf dieser blutigen Befehrungsversuche trifft hauptsächlich diejenigen Völker, die sich dachten und noch heut denken im Besiß einer offenbarten Religion zu sein, die Juden, Christen und Muhamedaner. Von den rohesten, auf der niedrigsten Stufe der Menschheit stehenden Völkern fönnte man kaum etwas besseres erwarten; aber wenn das am grünen Holze geschieht, was dann? Was aber jene civilisirten und höher stehenden Völker hierin geleistet, von

dem Volke Jehova's an, das nicht des Kindes im Mutterleibe schonte, bis auf den allerchristlichsten König, der seine eigenen Unterthanen niederschoß zur Ehre des Höchsten und der alleinfeligmachenden Kirche, davon giebt uns die Geschichte der blutigen Belege viele. Aber lassen wir das und kehren zu der Behauptung zurück, daß das Bewußtsein eines höchsten Wesens und das Bedürfniß, dasselbe zu verehren, dem Menschen angeboren sei. Welcher irgend wie haltbare Grund dafür vorgebracht werden kann, ist schwer einzusehen: alle Thatsachen sprechen dagegen. Wir wollen zunächst ein Elternpaar oder auch ganze Gemeinde annehmen, deren Mitglieder jedes, aber auch jedes religiösen Gefühls oder Bewußtseins entbehrten; sie haben geistige Befähigung genug einzusehen, daß der Mensch, da er nun einmal von der Natur mit mancherlei Lüsten und Begierden begabt ist, will er mit seinen Mitmenschen in Frieden leben, und soll das Faustrecht nicht das einzige gültige Gesez unter ihnen sein, nicht das Recht haben kann oder darf, sich ohne jegliche Beschränkung diesen Begierden und Gelüsten zu überlassen; sie kommen also überein, nach gewissen Bestimmungen, durch welche dem einzelnen dieses erlaubt und jenes verboten, zu leben. Um den so beginnenden codex juris vollständig zu machen, werden Strafen für den Uebertreter hinzugefügt; es wird also im Allgemeinen bei ihnen aussehen und man wird alles bei ihnen finden, was man in jeder anderen mehr oder weniger geordneten und geseßlichen Gemeinde vorfindet mit der einzigen Ausnahme, daß jedes religiöse Element mangelt, noch irgend welche religiöse Handlungen vorgenommen werden. Es wird weder Kirchen noch Gottesdienst, weder öffentliche noch Familiengebete geben; für sie existirt fein Gott und sein Name wird daher nirgends erwähnt oder gehört werden. Wie wird es nun mit den in dieser Gemeinde geborenen Kindern in religiöser Beziehung aussehen? Werden sie mit einer angeborenen Religion auf die Welt kommen und dieselbe, sobald es nur möglich, z. B. im zweiten oder dritten Jahre, in Wort und

[ocr errors]

That befunden und bethätigen? Werden sie, um nicht von einem durch und durch ausgebildeten religiösen Systeme zu sprechen, auch nur die allereinfachsten Grundelemente und Begriffe der Religion befizen? Ich behaupte, keineswegs. Gäbe es aber deren, die dem widersprächen, so muß ich sie aus der oben hypothetisch hingestellten Gemeinde fort und wirklichen Thatsachen gegenüber stellen. Der Leute, wie ich fie oben hypothetisch hingestellt, hat es wirklich gegeben und sie sind als wirklich bestehend in Fleisch und Blut der Welt unter die. Augen getreten. Personen, wie Caspar Hauser, der aber in dieser Beziehung nicht vereinzelt dasteht, bei denen durch die Vereinigung irgend welcher Verhältnisse oder Einflüsse es gehört nicht hierher, näher darauf einzugehen nur der rein animalischen Sphäre genügt war, deren geistige aber in der Nacht war erhalten worden, die über dem Seelenleben eines jeden neugeborenen Kindes ruht, ihnen allen fehlte jede Spur eines religiösen Bewußtseins, ebenso wie ihnen jegliche andere geistige Befähigung mangelte; alle jene Personen, obgleich zwanzig bis dreißig Jahre alt, standen in geistiger und religiöser Beziehung mit jedem Säugling auf gleicher Stufe. Alle jene Berichte aus katholischen Ländern, wo sehr junge Kinder außergewöhnliche religiöse Kundgebungen gezeigt haben, gehören wahrscheinlich in eine Klasse mit dem heiligen Rock von Trier oder den Mutter-Gottes-Bildern, die einmal alljährlich zur bestimmten Zeit zur Erbauung der Gläubigen und zum Aerger der Kezer Blut schwißen. Wäre die Religion nun aber jedem Säugling angeboren, so müßte sich dies doch bei Caspar Hauser herausgestellt haben und anstatt in den Straßen von Nürnberg gleich einem seelenlosen Automaten dazustehen, würde er irgend ein, wenn auch noch so schwaches Zeichen eines religiösen Bewußtseins abgegeben haben. Aber von alledem nichts, und eben so wenig von irgend einer anderen geistigen Befähigung, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er von alle dem abfichtlich ferngehalten worden war.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »