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ganz Neues mittheilt, so konnte es sich nicht schon vorher gefunden haben. Es heißt nun aber weiter in V. 20: „Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte Dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen, denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist." Wir sehen hieraus, daß der ganze Beweis des übernatürlichen Ursprungs Christi, seine Zeugung durch den heiligen Geist auf dem Traum des Joseph beruht. Wir haben nicht den geringsten Zweifel, daß Joseph den Traum gebabt habe; wir finden ihn sogar unter den Umständen sehr logisch und natürlich, so weit man überhaupt von Logik in Bezug auf einen Traum sprechen kann. In V. 19 lesen wir, daß Joseph, nachdem er die heimliche Schwangerschaft seiner Braut erfahren, milde genug mit ihr zu verfahren gedachte; daß ihn die ganze Sache sehr aufregte, er Tag und Nacht daran dachte, ist natürlich genug; jedem meiner verehrlichen Leser würde es unter ähnlichen Umständen ebenso ergehen. Ist es da zu verwundern, daß ein Gegenstand, der den Joseph so sehr während des Wachens beschäftigte, sich nicht auch sollte mit in seinen Traum eingemischt haben? Jedem pasfirt es, daß er von dem träumt, woran er viel bei Tage denkt. Aber meine Logik geht noch einen Schritt weiter; sie beschränkt sich nicht nur darauf, daß Joseph überhaupt von der Geschichte geträumt, sondern, daß auch genug Grund für die spezielle Gestaltung des Traums vorhanden ist.

Bei allem seinem Unmuth, den Joseph in Folge der gemachten Entdeckung gegen Maria fühlte, mochte er sie doch so geliebt haben und noch lieben, daß er in seinem Herzen wünschte, ́es möchte sich irgend eine Aufklärung für diese unangenehme Geschichte finden, durch welche Maria's Unschuld gerettet und seine Ehre nicht verlegt würde. Fügen wir nun noch hinzu, daß Maria wenigstens behauptete, daß sie unschuldig sei und zu Joseph wohl ebenso wie zu dem Engel gesagt haben wird:,,daß sie von

feinem Mann wüßte,“ und ferner, daß, obgleich heut zu Tage sich wohl selten Engel in unsere Träume einmischen, weil im wirklichen Leben das Erscheinen derselben aufgehört hat, doch solche Engelserscheinungen im Traume bei den Juden wohl häufig vorkamen, eben weil ihr Erscheinen und Verkehr im Leben fast zu den Alltäglichkeiten des Lebens gehörte, so können wir uns nicht im Geringsten wundern, daß Joseph gerade diesen speciellen Traum gehabt. Da nun der Traum der Art war, daß der Maria ihre Schwangerschaft nicht zur Unehre gereichte, so war wohl Joseph schnell bereit, daran zu glauben; daß aber Maria noch zehnmal williger war, den ganzen Traum für Wahrheit und für eine göttliche Eingebung zu halten, das ist ebenso natürlich; sie wurde nicht verstoßen, ihre Ehre wurde nicht gefährdet; im Gegentheil schien, wie sich die Dinge nun gestalteten, ihre Schwangerschaft für sie die Quelle nie geahndeter Ehren zu werden. Das einzig Wunderbare beim Traum ist, daß Joseph es so ruhig hinnimmt, wenn der Engel ihm mittheilt, daß der heilige Geist der Vater des von Maria zu gebärenden Kindes sei. Dieser heilige Geist" war damals eine ganz neue Idee, die erst mit dem Christenthum ihre Entstehung findet und somit allen Juden, also auch dem Joseph etwas ganz Neues sein mußte. Daß er diesen Umstand so ruhig hinnimmt und sich gar nicht wundert, wer denn eigentlich dieser heilige Geist, der Vater des zu gebärenden Kindes, sei, und wie es damit zusammenhängt, das ist das einzige Wunderbare bei der ganzen Geschichte und das einzige Unnatürliche und Verdächtige in dem sonst sehr natürlichen Traume.

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Der Traum selbst steht also fest, aber daß dieser Traum für mehr oder etwas Besseres gelten soll, als irgend ein anderes träumerisches Hirngespinnst, der Blödsinn steht ebenso fest.

Wir müssen noch einize Worte über die Unschuld der Maria oder die,, unbefleckte Empfängniß" der römisch- katholischen Kirche hinzufügen. Zwischen den beiden Extremen, daß Christus

‚empfangen sei vom heiligen Geist" oder gezeugt von irgend einem menschlichen Vater, wie jedes andere sterbliche Menschenfind, sind unendlich viele Wege betreten worden, die entweder dem einen oder anderen Extrem sich zuneigen oder dieselben aus-zugleichen und in Einklang zu bringen suchen. Wir betrachten natürlich die Sache rein vom Standpunkte der menschlichen Vernunft und Erfahrung aus.

Daß Maria, obwohl des Umganges mit einem Männe sich bewußt, denselben, besonders zu Joseph, ihrem Verlobten, sollte geleugnet haben, ist so natürlich, daß wir uns darüber gar nicht wundern können; wir erleben dasselbe tagtäglich. Fast jedes Mädchen, das das Unglück hat, in Folge des Umganges mit einem Manne schwanger zu werden, leugnet, sogar dem Arzt gegenüber, sowohl den Umgang mit einem Manne, als die Schwangerschaft selbst, bis das Kind geboren ist. Wären wir aber ́ ́auch willens, dieses Extrem aufzugeben und einen der Mittelwege zu betreten, auf welchem man versucht hat, die Keuschheit Maria's mit einem natürlichen menschlichen Vater Christi zu vereinigen, cui bono? Leugnen wir einmal die Grunddoktrin der christlichen Kirche, daß Christus empfangen sei vom heiligen Geiste, so ist es wirklich von der allergrößten Gleichgültigkeit, wer sein Vater gewesen. Was liegt daran, ob es dieser oder jener Essäer, mit Namen Euphanias oder Kakophanias, im weißen Engelskleide oder im schwarzen Rock gewesen? Das sind so läppische Gleichgültigkeiten, die gegenüber dem wichtigen Punkte von der Empfängniß durch den heiligen Geist in Nichts verschwinden. Von gleicher Unbedeutendheit ist die Annahme, um die Keuschheit der Maria zu retten, daß sie in Ohnmacht gesunken und ohne ihr Wissen ein Opfer der Sinnenluft jenes Essäers Euphanias, gefallen sei. Die Kirche läßt sich sicherlich nicht mit solchen hohlen ,,Bekenntnissen" des Essäers abspeisen und den Rationalisten sind fie zu gleichgültig, um dabei zu verweilen.

Wir kommen also zu folgendem Endresultat in Bezug auf

die Wunder Chrifti: Sie waren natürliche Handlungen, bei denen weder eine göttliche Kraft mitwirkte, noch irgend ein Geseß der Natur aufgehoben wurde.

Sie liefern somit keinen Beweis der Göttlichkeit Christi, und indem sich so auch der dritte Pfeiler derselben als werthlos bewiesen, gehen wir zum legten Theile unseres Buches über.

Fernau, Christenthum.

13

Die Lehren und Vorschriften Chrifti im praktischen Leben.

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Was heißt ihr mich aber Herr, Herr! und thut
nicht, was ich euch sage? Luc. 6, 46.
Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!
in das Himmelreich kommen. Matth. 7, 21.

The wir unmittelbar zu den Lehren und Vorschriften Christi übergehen, um zu untersuchen, welchen Werth sie für's praktische Leben haben, wollen wir kurz das Feld überblicken, das wir durchlaufen, wollen sehen, wohin wir gelangt und auf welchem Standpunkte wir uns befinden. Wir haben in der Einleitung gesagt, daß der Werth der Vorschriften Chrifti für's praktische Leben abhängt:

1) in geringerem Maße von ihrem Ursprunge und

2) hauptsächlich von ihrer Anwendbarkeit und ihrem Nußen im praktischen Leben.

Den hier zu berücksichtigenden Ursprung finden wir in der Göttlichkeit Christi. Die drei Stüßen dieser leßteren, nämlich: 1) daß Christus der den Juden verheißene Messias sei; 2) daß die im Alten Testament enthaltenen und angeblich sich auf Christus beziehenden Prophezeihungen sich auch wirklich auf ihn beziehen;

3) die mit seinem Leben in Verbindung stehenden Wunder

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