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Die Lehren und Vorschriften Chrifti.

Wie meine Leser aus der Einleitung ersehen haben, stehen mir alle Religionen, handelt es sich um ihren Ursprung, ziemlich gleich; ich ziehe in dieser Rücksicht keine der andern vor, noch seze ich eine der andern nach; das wenige, das wir als Resultat erlangen könnten, falls wir uns die Mühe nehmen wollten und dies überhaupt möglich wäre, die verschiedenen Ansprüche derselben an der göttlichen Offenbarung gegen einander abzuwägen, ist für meinen Zweck von gar keinem oder sehr geringem Werthe.

Wie ich mich in der Einleitung zu zeigen bemüht habe, so ist der Werth aller neuen Ideen und Prinzipien abzuschäßen erstens nach ihrem Ursprunge und zweitens und hauptsächlich nach ihrer Brauchbarkeit im Leben. Dies ist natürlich ebenso anwendbar auf alle Religionen.

Es ist die Aufgabe meines Buches, den Werth der christlichen Religion, oder bestimmter der Vorschriften und Forderungen Christi von jenen beiden Gesichtspunkten aus näher zu betrachten. Die einfachen Gründe, daß ich die christliche Religion gewählt, find: 1) daß die sogenannten civilisirten Staaten sich zu ihr bekennen, und 2) weil die Bekenner derselben behaupten, daß sie die einzig wahre aller offenbarten Religionen sei.

Da ich mich hierbei oft werde genöthigt sehen, mich auf Bibelstellen im Allgemeinen und auf solche des Neuen Testaments ganz besonders zu beziehen, so will ich hier nur bemerken, daß,

da ich hauptsächlich für's Volk und nicht für die Schriftgelehrten schreibe, ich mich auch nur auf die deutsche Uebersezung beziehen werde. Den hebräischen oder griechischen Urtext anzuführen, würde ebenso unzweckmäßig wie nußlos sein; wenn die Gelehrten sich darüber nicht einigen können, was sollten wir „Einfältigen", die wir nichts als unsern gesunden Menschenverstand haben, damit aufangen? Es würden Steine sein, die ich meinen Lesern darböte statt des Brodes. Obgleich wir uns daher im Allgemeinen an dem halten müssen, was die deutsche Ueberseßung bietet, so werde ich doch hier und da, wo eine offenbar falsche und finnlose Uebersetzung vorliegt, die richtige, wie sie eigentlich sein sollte, vorzüglich, wenn das der einzige Weg ist, um Sinn in die betreffende Stelle zu bringen, anführen. Daß ich überhaupt von falschen Uebersetzungen spreche, kann Niemandem weder neu noch wunderbar erscheinen, der da bedenkt, daß bis auf den heutigen Tag noch neue Uebersezungen gemacht werden, offenbar aus dem Grunde, weil die schon vorhandenen ungenügend find. Bedenken wir, daß es vielleicht keine Ueberseßung irgend eines Buches giebt, die den Sinn des Urtextes vollständig wiedergäbe, selbst wenn in solchem Buche die allermateriellsten und handgreifs lichsten Dinge abgehandelt wurden, so kann es uns nicht wunderbar erscheinen, daß die verschiedenen Ueberseßungen der Bibel an unzähligen Stellen mehr oder weniger von einander abweichen, direkt widersprechen oder ganz und gar unklar und unverständlich sind, da in dem allergrößten Theile dieses Buches mystische und übernatürliche Gegenstände in mystischer und übernatürlicher Sprache abgehandelt werden. Viel wunderbarer und unbegreiflicher ist es, daß dergleichen Stellen in einem Buche für's Volk, wie doch die Bibel sein soll, von der Kirche aufrecht erhalten und fort und fort dem einfältigen Volke in die Hände gesteckt werden. Ist es wunderbar, daß es diesem anders erscheine, als in der That ein Buch mit sieben mal sieben Siegeln? Es ist eine unglückliche Thatsache, daß kaum zwei Schriftgelehrte über eine

Unmasse von nur einigermaßen dunklen Stellen übereinstimmen; hierin finden wir den Grund der zahllosen Gemeinden und Confessionen, deren jede sich mit ihren speziellen Grundsägen auf die Bibel zu stüßen behauptet. In welcher trostlosen Lage befindet sich hier die Menschheit so wichtigen Dingen gegenüber!

Nach diesen Zwischenbemerkungen wende ich mich nun wieder dem Hauptgegenstande zu. Wenn wir den Werth der christlichen Lehren und Vorschriften für's praktische Leben nach den in der Einleitung niedergelegten Prinzipien beurtheilen wollen, so haben wir erstens den für dieselben beanspruchten göttlichen Ursprung zu untersuchen und zweitens ihre Anwendbarkeit und Folgen der Anwendung im praktischen Leben. Könnten wir den göttlichen Ursprung oder die Offenbarung beweisen, so wäre damit viel, wenn auch nicht Alles gewonnen, weil ohne Zweifel das Urtheil über die christlichen Lehren rein vom Standpunkte des praktischen. Lebens aus durch den Umstand, daß sie göttlichen Ursprungs wären, in einer für sie jedenfalls günstigen Weise beeinflußt werden müßte; müßten wir aber den göttlichen Ursprung perwerfen, so würde der Werth derselben rein vom Standpunkte des praktischen Lebens aus abhängen und allein mit dem sich hierbei herausstellenden Ergebniß stehen oder fallen. Unsere nächste Arbeit würde also darin bestehen, den göttlichen Ursprung des Christenthums näher zu betrachten; wir haben hierbei hauptsächlich mit dem Neuen Testamente zu thun. Wenn wir oben im Allgemeinen die Schwierigkeiten angedeutet haben, die sich dem Verständniß der gesammten Bibel entgegenstellen, so wollen wir nun

Die speziellen Schwierigkeiten für das Verständniß des Neuen Testaments

näher betrachten. Die beinahe endlose Spaltung der christlichen. Kirche in so viele Seften, deren jede behauptet, allein das Neue Testament recht zu verstehen, muß jeden Denker schon von vorn herein überzeugen, daß das Verständniß desselben mit-bedeutenden

Schwierigkeiten verknüpft ist. Alle Sekten mögen in einigen Fundamentalpunkten übereinstimmen, z. B. daß Christus Gottes Sohn ist, daß er für die Erlösung der Menschheit gestorben, daß er vom Tode auferstanden; aber damit hört die Eintracht auch auf. Gehen wir nur noch einen einzigen Schritt weiter, so laufen die Mitglieder der Christenheit nach allen möglichen Richtungen hin auseinander und stehen sich feindlich gegenüber, gerade so wie die Völker der Erde nach dem Thurmbau von Babel nach allen Weltgegenden hin zerstoben, den gemeinsamen Ursprung vergaßen, die alten Bande gänzlich lösten und sich hinfort einander als Fremdlinge und feindliche Völker betrachteten. Es ist gerade, als wenn zum zweiten Male der Herr gesprochen:,,Wohlauf, lasset uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache vernehme," und daß diese Verwirrung der Sprache dem Neuen Testament das Siegel der Unauflösbarkeit aufgedrückt und die Zerrissenheit der christlichen Kirche bedingt hätte. Wir aber, die wir als strenge Schüler der Vernunft es nicht über unser Herz bringen können, uns solchen übernatürlichen Gründen anzuschließen, wir müssen uns schon nach mehr faßbaren und zugänglicheren umsehen. Die Gründe, die wir nun für das schwierige Verständniß haben, sind folgende:

1. Die geistige Unfähigkeit der Schreiber.

Gleich bleibt es sich hierbei, wer wirklich die einzelnen Theile geschrieben; ob die Personen selbst, deren Namen die einzelnen Bücher führen, oder ob leßtere erst später von Personen nach dem, was sie direkt oder indirekt erfuhren, zusammengetragen worden sind. Viele Gründe find vorhanden zu zweifeln, daß die Personen die einzelnen Bücher geschrieben, deren Namen sie tragen. Wie dem aber auch sei, das ist von keiner Bedeutung; denn wenn die Apostel auch selbst die Bücher nicht geschrieben, so hat

ten doch sicher später die Schreiber, selbst wenn sie in geistiger Beziehung böher standen als jene, eine so hohe Achtung und Ehrfurcht vor ihnen, daß sie sich ganz den Ideeen derselben anschlossen, und ihre Berichte getreu mit allen Vorzügen oder Mängeln, die daran hafteten, wiedergaben; sie waren rein objective Mittelspersonen, die wohl alles so wiedergaben, wie sie es erhalten, ohne etwas davon zu nehmen oder hinzuzuthun. Die Apostel nun waren, wie wir alle wiffen, ungebildete, niedere Personen. Alle oder die meisten warfen Nege aus, um Fische zu fangen, bis Christus sie zu seinen Jüngern wählte, um von nun an Menschen zu fangen. Aber kennten wir diese ihre Herkunft auch nicht, so wären wir doch im Stande, wie man aus den Früchten den Baum erkennt, aus dem, was sie uns mittheilen, und wie sie es mittheilen, zu ersehen, wes Geistes Kinder sie waren und daß sie jedes geistigen Scharfblicks entbehrten. Unzählige Male verstehen sie, von denen doch Christus selbst sagt: „Euch ist es gegeben," nicht, was er zu ihnen spricht; Christus sagt ges radezu zu ihnen (Marc. Cap. 4. V. 13): „Versteht ihr dieses Gleichniß nicht, wie wollt ihr die andern alle verstehen?" und an vielen anderen Stellen drückt er sich in ähnlicher Weise aus. Können wir unter solchen Umständen sie als für so über alle Maßen wichtige Zwecke befähigte Personen ansehen, oder irgend welches Vertrauen zu ihnen oder ihren Berichten haben? Wir werden noch öfters in der Folge hierauf zurückkommen, für jezt aber nur einige Stellen anführen, in denen sich in einer oder der andern Weise die geistige Unzulänglichkeit der Apostel bekundet. Gründlich oder erschöpfend hierauf einzugehen und das Neue Testament von Matthäus bis zur Offenbarung durchzugehen, ist weder unser Zweck, noch haben wir dazu den Raum; dies würde Folios erfordern und ich könnte mit Johannes sagen: sollten sie (nämlich die Stellen, in denen sich der Mangel des apostolischen Scharfblickes wiederspiegelt) eins nach dem andern geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht begreifen, die zu

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