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ließen sich daran zwar sehr interessante Beobachtungen knüpfen, doch gehören dieselben nicht hierher. Heut zu Tage untersuchen zu wollen, welche bestehende Obrigkeit natürliches oder gesegliches Recht zu dem ihr untergebenen Volk und Land habe, wäre eitle und unnüze Mühe. Man kann wohl behaupten, daß von Aufgang bis zum Niedergang und vom Niedergang bis zum Aufgang der Sonne es keine einzige Obrigkeit giebt, die nicht zu irgend einer Zeit, mag diese ferner oder näher liegen, durch Eroberung in den Besiß dieses Volkes und Landes gelangt sei; ob diese Eroberung vor zehn oder tausend Jahren stattgefunden, ändert nichts im Prinzip. Für die Menschheit und das praktische Leben besteht das geseßliche Recht einzig und allein im Besiz und der Macht und Fähigkeit denselben zu behaupten. So ist es immer gewesen, als es noch kein Christenthum in der Welt gab, so ist es heut, wo dasselbe in all seiner trügerischen und heuchlerischen Glorie besteht, so wird es sein, wenn das Christenthum zu den Dingen gehört, die da waren.

Wollen wir daher nicht die ganze Menschheit auf den Kopf stellen, oder den ganzen gegenwärtigen Staatencomplexus der Erde in ein Chaos verwandeln, so müssen wir nach menschlich vernünftigen Anschauungen zu der Ansicht kommen, daß alle Obrigkeiten, die bestehen, geseßlich sind, ohne natürlich damit auch nur im Geringsten sagen zu wollen, daß sie von Gott oder noch weniger, daß sie alle gut sind.

Wir haben nur diesen kleinen geschichtlichen Ausflug unternommen, um zu beweisen, daß in großen Dingen, wo es sich um Länder und Völker handelt, und die sogenannten christlichen Fürften der Erde als Richter sigen, ebenso wenig christliche Prinzipien maaßgebend find, als es in kleinen und unbedeutenden Sachen bei Leuten der Fall ist, die sich Christen nennen.

Schluß.

Die Aufgabe, die wir uns in der Vorrede gestellt haben, ist jezt beendet; wir wollen nun noch einmal in Kurzem unsern Lesern vorführen, was zu erweisen und wie dasselbe zu erlangen, wir uns bemüht haben.

Der Werth der Lehre und Vorschriften Christi für's praktische Leben kann gegründet werden auf seinen göttlichen Ursprung und ferner auf ihre absolute Anwendbarkeit im Leben. Wir haben uns bemüht zu beweisen, daß der göttliche Ursprung Christi zurückgewiesen werden muß,

1. weil er der den Juden verheißene und von diesen erhoffte Messias nicht war;

2. weil auch nicht eine einzige der Prophezeihungen des Alten Testaments, die gemäß der Kirche sich auf ihn beziehen sollen, in Wahrheit in irgend welcher Beziehung zu ihm steht;

3. weil die von ihm angeblich verrichteten Wunder, die seine Göttlichkeit bezeugen sollen, sachlich sehr fraglicher Natur, logisch ganz unmöglich sind.

Nachdem so der eine Pfeiler, auf dem der Werth der Lehre und Vorschriften Christi gegründet, als unhaltbar sich herausge stellt, so blieb uns nur noch übrig, dieselben in ihrer Anwende barkeit und Folgen für's praktische Leben selbst zu betrachten, und glauben wir dabei zu folgendem Endresultat gekommen zu sein:

Daß alle rein chriftlichen Vorschriften, d. h. solche also, die sich eben sowohl von den damals bestehenden Geseßen der Juden,

als auch heutiger nichtchristlicher Völker wesentlich unterscheiden und die alle mehr oder weniger darauf hinzielen, theils die Nichtigkeit alles weltlichen Genusses und aller menschlichen Verhältnisse zu beweisen, theils die allgemeine Nächstenliebe durchzuführen, ich sage, daß alle solche speziell christliche Vorschriften so idealisch-fanatischer Natur sind, daß sie sich 1) ganz unbrauchbar und ganz unanwendbar für's praktische Leben beweisen und daher auch, 2) weder von den sogenannten christlichen Staaten im Ganzen, noch den sogenannten Christen im Speziellen ausgeführt werden.

Obgleich der Idealismus der Nächstenliebe nun schon seit beinahe zweitausend Jahren gepredigt worden, praktische Durchführung hat er bis auf den heutigen Tag nicht im Geringsten erlangt, noch ebenso wenig ist er im Stande gewesen, sich an die Stelle des alten Mosaischen Gesezes, dessen Grundprinzip sich in: Auge um Auge dokumentirt, in irgend einer der zahllosen christlichen Seften festzusehen und praktische Gültigkeit zu erlangen.

Bei allen bedeutenden oder unbedeutenden, allgemeinen oder individuellen menschlichen Verhältnissen, wo irgend welche Opfer geistiger oder materieller Art in Frage stehen, werden die idealen Vorschriften Christi gar nicht berücksichtigt, sondern das menschliche Gesez:,,Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule" regiert heut die Welt in so unerbittlicher Strenge als vor dreitausend Jahren und wie es sein wird, so lange die Menschheit besteht.

Wir müssen nun noch die Frage genauer betrachten: wer ist ein wirklicher Christ und welcher Staat ein christlicher? Sollen wir denjenigen einen Christen nennen, der sich so nennt, in christliche Kirchen geht, christliche Gebete hersagt, sich an christliche Formen und Ceremonien mit mehr oder weniger Strenge hält und an die Göttlichkeit Christi, seine Wunder, Auferstehung und Fernau, Christenthum.

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Himmelfahrt glaubt oder zu glauben vorgiebt? Nicht nach unserer Auffassung von der Sache; da würde man auf eine sehr bequeme Art ein Christ sein können. Ebenso wenig, wie es einen königlichen Weg zum Wissen giebt, sondern wie der von Gottes Gnaden Geborene es sich ebenso sauer werden lassen muß, will er nicht ein Dummkopf bleiben, wie der Straßenjunge, ebenso wenig giebt es zwei verschiedene Pforten, in den christlichen Himmel zu gelangen; es giebt nicht eine für die Hohen und Reichen und Heuchler der Erde, die sich auf: Herr! Herr! öffnet! und eine andere für die Niederen, Armen und Ehrlichen, die sich nur öffnet, wenn er mit dem Kreuze Christi auf dem Rücken daher gefeucht kommt; hier kann sich keiner heimlich oder unter falschem Namen hineinschleichen; der bloße Glaube, und wenn er alles mögliche Glaubliche und Unglaubliche umfaßte, selbst daß er Hügel zu versezen im Stande wäre, macht den wirklichen Christen doch noch nicht aus; der Glaube ohne Werke ist tødt und der gläubigste sogenannte Christ, ohne die Vorschriften Christi praktisch durchzuführen, ist nichts als ein Heuchler.

Obgleich Christus sagt: mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht, so war er doch wohl selbst sehr vom Gegentheil überzeugt; er wußte wohl, daß der Weg des wahren und ehrlichen Christen nicht mit Rosen bestreut war, sondern ein dornenvoller und daß es nur wenige wären und sein würden, die ihn wandelten. Ja! Nicht nur wenige wandeln ihn, sondern Keiner, weil ihn Keiner wandeln kann.

Das ideale Christenthum, wie es sein Stifter gelehrt, ist nur im Neuen Testament, im Munde seiner Lehrer und Zuhörer und, jedoch nur zum Theil, innerhalb der christlichen Kirchen zu finden; im praktischen Leben find alle sogenannten Christen nur materielle Menschen und unterscheiden sich in Nichts in ihren Gefinnungen und Handlungen von den Befennern irgend welcher anderer Religion. Diesen Mangel des wahren christlichen Geistes sucht man durch äußere Form und Ceremoniell, durch Pomp und

leeren Schein zu erseßen und zu verdecken. Von der wahren Gestalt des Christenthums sehen wir heut im Leben nichts mehr als eine heuchlerische Maske, und selbst diese zeigt in der endlosen Zersplitterung der Seften die Symptome eines unheilbaren Leidens und einer endlichen Auflösung.

Wir können die heutige christliche Kirche nicht mit der der Apostel oder ihrer nächsten Nachfolger während der ersten zwei oder drei Jahrhunderte vergleichen, ohne zu der Ueberzeugung zu kommen, daß sie in schrecklicher Weise ihre Grundprinzipien, was Das praktische Leben anbetrifft, und den wahren Geist über eitle Formen und äußeren Schein vernachlässigt hat. Die christliche Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte eine bedeutende weltliche Macht erlangt, weltliche Schäze angesammelt, in prächtigen Domen und Kathedralen ihren Wohnfig aufgeschlagen und sich in jeder Weise die Schwächen und Leichtgläubigkeit des menschlichen Geistes zu Nugen gemacht. Um die im Geiste ihres Stifters ihr nicht zukommende Autorität und Macht auch fernerhin zu genießen, werden nach beinahe zweitaufendjährigem Bestehen bis auf den heutigen Tag wieder und wieder neue Dogmen geschaffen, die sich auf die Unwissenheit und Gedankenlosigkeit der großen Menge stüßen.

Solch ein Zustand mochte wohl für den Barbarismus und die geistige Nacht des Mittelalters passen, steht. aber ganz und gar im Gegensatz zum Fortschritt und zu der geistigen Aufklärung des neunzehnten Jahrhunderts. Die Zeiten haben sich geändert und die christliche Kirche muß sich, will sie nicht bald in Trümmer fallen, ebenfalls umgestalten. Unser Zeitalter ist das des Denfens, des Rationalismus und des praktischen Nugens. Leere Formen und eitle Ceremonien ohne innern Geist und sichtbaren Zweck können heut nicht mehr bestehen, weil sie der denkenden Menge keinen Respekt mehr einflößen. Die Menschheit sieht und denkt heut für sich selbst, wo sie sich früher führen ließ, sie widersezt sich heut, wo sie früher blindlings folgte. Die Leuchte der

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