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beschreiben wären." Ich werde aber genug anführen, um den Leser von der Wahrheit meiner Ansicht zu überzeugen.

Kommt hierzu nun noch, daß diese Schriften vor ungefähr zweitausend Jahren in einer heut todten Sprache geschrieben worden sind, daß sie uns, mit Ausnahme weniger, nur in der Uebersehung zugänglich, die niemals das Original vollständig wiedergiebt, daß selbst die allgemein gebräuchliche deutsche Ueberseßung nun schon über dreihundert Jahre alt ist, in welcher Zeit sich Form und Geist der Sprache bedeutend geändert haben und in Folge dessen das Verständniß bedeutend verrückt wird; daß sich Alles an die Ideeen, Sitten und Auffassungsweise einer Zeit anlehnt, die von uns beinahe zweitausend Jahre entfernt liegt; daß Alles im Geiste jener Ideeen und Auffassungsweise angesehen werden muß, dieselben aber wenigen oder Niemandem bekannt find; daß Gegenstand und Schreibweise mystischer Natur sind und daher der möglichen Auslegung ein unendlicher Spielraum gelassen wird; erwägen wir alles dies, so ist es nicht wunderbar, daß die verschiedenen christlichen Seften kaum über irgend eine Grundidee übereinstimmen, geschweige denn über Nebensachen sich zu einigen im Stande wären. Ob Chriftus Alles gesagt und gethan, was ihm zugeschrieben wird, ob Alles sich so mit ihm zugetragen, wie es von ihm berichtet, oder ob nicht oft die Wahrheitsliebe der Apostel von ihrem Fanatismus, ihre Ehrfurcht vor den Thatsachen von ihrem Eifer aus dem Felde geschlagen wurde, darüber kann heut schwerlich noch ein endgültiges Urtheil gefällt werden. Wir wissen, daß Petrus seinen Herrn und Meister mit dreifachem Meineid verleugnete; haben wir nicht Grund zu fürchten, daß entweder er, der dreimal gelogen, auch in hundert anderen Fällen dasselbe gethan haben kann, oder daß er, nachdem ihn die Rene erfaßt, um diese Verleugnung gut zu machen, zum Besten der Kirche jezt vor keiner Unwahrheit mehr zurückschreckte? Haben wir einen Grund zu zweifeln, daß Paulus nach seiner Befehrung nicht ein ebenso fanatisch blinder Jünger gewesen sei,

als er vor seiner Bekehrung ein fanatisch blinder Christenverfolger gewesen war? Welche Abänderungen durch Abschreiben hineingefommen, welches Wichtige absichtlich ausgelassen oder durch Zufall verloren gegangen, alles dies läßt sich heut nicht mehr bestimmen. Obgleich nun, wie wir später zeigen werden, Vieles ganz unverständlich, die Apostel sich selbst und untereinander widersprechen (ich spreche hierbei nicht von unwesentlichen Dingen, sondern wo es sich um Prinzipien handelt), so müssen wir doch alles jezt nehmen, wie es im Neuen Testament jezt vor uns liegt und Christus sowohl als die Apostel für alles das, was ihnen zugeschrieben wird, verantwortlich halten.

Wir wollen nun zunächst einige Stellen vorführen, in denen sich mehr die geringe Bildung und der Mangel des geistigen Scharfblickes der Apostel, als direkter Widerspruch bekundet.

1. Zu Anfang des 2. Capitels erzählt uns Matthäus, daß drei weise Männer aus dem Morgenlande gekommen wären, sagend: Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind gekommen, ihn anzubeten." Vergleicht man diese Erzählung mit den stattfindenden Thatsachen, nämlich: daß Christus eben erst geboren war, daß Niemand von ihm als König der Juden etwas gehört (denn das kam erst viel später zur Sprache), daß Herodes und ganz Jerusalem nichts davon wußten, sondern sehr erschraken (V. 3), so ist man gezwungen anzunehmen, daß die Kenntniß jener drei Männer von der Geburt des Königs der Juden und das Sehen des Sterns auf wunderbare Weise bewirkt worden waren; troßdem nun, daß sie mit Hülfe des Wunders so weit gekommen, so ist es mit einem Male aus mit dem Wunder und sie müssen fragen: ,,Wo ist der neugeborene König der Juden?“

2. Dieselbe Bewandtniß hat es mit der Erzählung, daß Christus, nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte in der Wüste gefastet, Hunger empfand. Natürlich fonnte Christus nur auf wunderbare Weise so lange gefastet haben, woraus sich denn

sogleich ergiebt, daß er ebenso gut noch andere vierzig Tage und vierzig Nächte oder irgend welche beliebige Zeit hätte fasten können, ohne Hunger zu empfinden. Es ist gerade, als wenn die Natur Christi sich im Nu für gewisse Zwecke hätte umändern können, hier z. B. damit die Versuchung stattfinden konnte; wie das möglich ist, sich vorzustellen, kann ich nicht sagen; lächerlich aber ist die Idee, daß Jemanden mit einem Male hungert, der vierzig Tage und vierzig Nächte, ohne Hunger zu empfinden, gefastet hat; wie sich die Apostel das gedacht haben, bin ich ebenso wenig im Stande zu sagen; sie haben wahrscheinlich darüber gar nicht nachgedacht, oder sie würden das, wie vieles andere, gar nicht geschrieben haben. Für ein ordentliches reguläres Wunder, das Hand und Fuß hat, haben wir bis auf Weiteres Respekt, aber solch ein Halb- oder Zwitterwunder, wie uns hier in diesen beiden Fällen aufgetischt wird, müssen wir von vorn herein von uns weisen.

3. In Cap. 26. V. 48 will uns Matthäus einreden, daß Judas mit den Hohenpriestern ein Abkommen getroffen hätte, daß der, den er küssen würde, Christus sei; er muß ganz vergeffen haben, daß Christus in jener Zeit so bekannt gewesen sein muß, daß kaum ein Kind ihn nicht gekannt hätte. Er hatte seit zwei Jahren das ganze Land die Kreuz und Quer durchzogen, war unzählige Male in Jerusalem gewesen, hatte wieder und wieder mit den Pharisäern und Schriftgelehrten disputirt und. fich herumgezankt, hatte den Tempel von den Wechslern gereinigt, war öffentlich auf dem Esel unter dem Zujauchzen des Volkes in Jerusalem eingezogen, und nun sollen wir mit einem Male glauben, daß keine Menschenseele im großen Jerusalem ihn gekannt, so daß Judas erst sagen mußte:,,den ich füffe, der ist's." Entweder sah Matthäus überhaupt nicht dies Loch in seiner Erzählung, oder die ganze Geschichte ist blos gemacht, um den berüchtigten,,Judas-Kuß" anzubringen.

4. Das Verhör Christi vor dem Landpfleger ist auch so ein

gehaltloses Stückwerk, wie man es nicht von einem tüchtigen Berichterstatter erwarten sollte. Nachdem Christus vor ihn gebracht, ohne daß die Juden noch eine bestimmte Anklage gegen ihn erhoben, wenigstens wird davon nichts berichtet, so fragt dieser ihn sogleich (Cap. 27. V. 11): Bist du der Juden König?" Pilatus konnte hier nur einen weltlichen König meinen, denn von dem geistigen Königreich Christi hatte er als Römer wohl gar keine Idee, oder wäre er fähig gewesen, dieselbe zu erfassen, so hätte er sich wohl wenig oder nichts daraus gemacht; sich aber wiederum als weltlichen König hinzustellen, hatte Christus niemals durch Wort oder That versucht und es lag somit zur Frage des Pilatus in solchem Sinne nicht der geringste Grund vor; zu der Frage überhaupt ist also weder Grund vorhanden, noch liegt Sinn darin. Eben so wenig ist zu begreifen, daß Christus auf die harten Anklagen der Juden (V. 13), von denen man aber wiederum nicht erfährt, worin sie bestehen, nichts antwortet; ein vernünftiger Mensch, dessen Leben in Gefahr steht und der nicht solch ein Fanatiker ist, um absichtlich und ohne allen Grund als Märtyrer zu sterben, vertheidigt sich; das schien hier aber ganz überflüssig zu sein; daß Christus gekreuzigt werden sollte, schien vorweg schon in seinem religiösen System mit einbegriffen zu sein; ob man dahin auf vernünftige Weise gelangte, schien gleichgültig; das ganze Verhör sinkt somit zur gehaltlosen Farce herab; obgleich in V. 18 wir lesen, daß Pilatus wohl wußte, daß die Juden ihn aus Neid überantwortet hatten; obgleich auf die nochmals wiederholte Frage des Landpflegers (V. 22): Was hat er denn Uebles gethan? (wobei Matthäus übrigens ganz vergessen zu haben scheint, daß Christus vorher schon ganz offen zugegeben, daß er der König der Juden sei, freilich in einem ganz anderen Sinne, als der Landpfleger es meinte) die Juden nur noch mehr schrieen; obgleich also eigentlich gar kein Grund zur Verdammung vorlag, so muß doch der Landpfleger nachgeben denn Christus mußte ja gekreuzigt werden nach dem System

und man kann wohl mit Recht behaupten, daß Christus mehr in Folge der bodenlosen Dummheit und Unfähigkeit seines Richters und seines eigenen Verlangens, eines Märtyrers Tod zu sterben, den Tod erlitt, als in Folge der Anklagen der Juden. Matthäus war wohl unfähig, dies zu durchschauen, oder er würde nicht ein solches, an so vielen Mängeln leidendes Verhör mitgetheilt haben.

5. Marcus erzählt in Cap. 9. V. 17, daß Jemand seinen kranken Sohn zur Heilung zu den Jüngern gebracht, dieselben es aber nicht gekonnt hätten; auf die reine Erzählung der Thatsachen antwortet Christus in V. 19:,, du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei Euch sein? Wie lange soll ich mit Euch leiden?" wozu auch nicht der geringste Grund vorlag. Bei der sehr fraglichen Wahrheit der Worte in V. 23: „Alle Dinge find möglich dem, der da glaubet," wollen wir uns für jezt nicht aufhalten; wie es scheint, waren sie damals eben so wenig wahr als jezt, denn wenn der Vater des franken Sohns nicht geglaubt hätte, würde er ihn nicht zu Christus und den Jüngern gebracht haben. Was soll also des Vaters Ausruf in V. 24: ,,Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben!" bedeuten? Wenn er glaubt, so hat er keinen Unglauben, dem geholfen werden muß. Christus heilt hierauf den Kranken in der allereinfachsten Weise, und als die Jünger ihn hierauf befragen, warum. sie ihn nicht hätten heilen können, so antwortet er in V. 29: ,,Diese Art kann mit nichten ausfahren, denn durch Beten und Fasten," was wieder ganz unverständlich ist, denn kein Mensch hat gebetet oder gefastet.

6. Wir wollen einmal die Geschichte des reichen Mannes und des Lazarus im 16. Cap. Lucas betrachten. Nach derselben ist Reichthum der genügende Grund, in die Hölle, und Armuth der genügende Grund, um in den Himmel zu kommen; denn daß der Reiche besonders fündhaft gewesen, wird nicht gesagt; er lebte herrlich und in Freuden und da er dazu, wie es schien, die

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