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können, wie sich das Alles zusammenreimt. Das Abhauen des Ohrs bei seiner Gefangennehmung war keine Zufälligkeit, sondern bildete einen Theil des ganzen Programms, nur fehlte, wie es schien, noch das Schwert, um es auszuführen und es doch Schade gewesen wäre, wenn die ganze Episode mit Allem, was sich daran knüpfte, hätte ausbleiben müssen. Gemäß dem, was nun folgt, können wir feineswegs der Meinung sein, daß die Anhänger Christi solche sanftmüthige und friedfertige Leute waren, deren einzige Waffen in: Glaube, Liebe und Hoffnung bestanden, denn kaum hat Christus von dem Kauf eines Schwertes gesprochen, siehe da, so finden sich auch schon zwei von diesen Instrumenten der christlichen Liebe vor. Da nun zwei Schwerter vollkommen hinreichten, um ein rechtes Ohr abzuhauen, so spricht Christus seine Zufriedenheit aus, indem er sagt:,,es ist genug."

10. Sehen wir einmal Joh. 16, 16-31 etwas genauer an; Christus sagt in V. 16:,,Ueber ein Kleines, so werdet Ihr mich nicht sehen; und aber über ein Kleines, so werdet Ihr mich sehen; denn ich gehe zum Vater." Das verstehen die Jünger natürlich nicht, was ihnen auch nicht übel zu nehmen ist, denn wahrscheinlich bis auf den heutigen Tag werden Tausende, mit mehr Scharfsinn begabt, als die Jünger, die Stelle lesen, ohne sie zu verstehen; als Christus das merkt, ergeht er sich in eine längere Erklärung, eben so mystisch als der obige Vers; in V. 23-27 spricht er von ganz anderen Dingen, kommt jedoch in V. 28 wieder darauf zurück, indem er sagt: „Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt, wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater." Obgleich dies nun kaum etwas anderes ist, als was er schon in V. 16 gesagt, denn daß der Vater, zu dem er gehen will, Gott sei, sagt Christus nicht, so antworten doch nun mit einem Male seine Jünger: „Siehe nun redest du frei heraus und sagest kein Sprüchwort; darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist." Nach V. 27 haben sie aber dies schon vorher geglaubt, weil dort

Christus gerade dies als Grund anführt, daß der Vater fie lieb hat.

Der erste Theil des 30. Verses: „Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, daß dich Jemand frage," ist auch ganz unverständlich; wie soll man das zusammenreimen, daß Christus, weil er Alles weiß, nicht bedarf, daß ihn Jemand frage? Im Gegentheil, weil er Alles weiß, ist er gerade die geeignetste Person, gefragt zu werden.

Wir wollen nun einige Stellen betrachten, in denen sich mehr ein offener Widerspruch bekundet; hierbei bemerke ich aber sogleich, daß ich mich nicht bei unwesentlichen Widersprüchen aufhalten werde, deren Zahl Legion ist, sondern nur solche näher in's Auge fassen werde, wo es sich mehr oder weniger um wichtigere Prinzipien handelt. Zu solchen unbedeutenderen Widersprüchen rechne ich z. B.

1. Die Angabe über den Trunk, den Christus am Berge Golgatha erhielt, nach Matth. 27, 34 war es Essig und Galle, die er, da er es schmeckte, nicht trinken wollte; nach Marc. 15, 23 war es Wein mit Myrrhen, den er auch nicht zu sich nahm. Lucas und Johannes sagen gar nichts darüber. Obgleich hier ein Widerspruch stattfindet, der allerdings in,,inspirirten“ Schriften nicht vorhanden sein sollte, so geben wir gern zu, daß er von keiner wesentlichen Bedeutung ist. Wundern jedoch müssen wir uns über die Maßen, daß Matthäus diesen Umstand nicht benugt hat, um hieran eine nach seiner Auffassung sehr treffende Prophezeihung auf Christus zu knüpfen; nachdem er nämlich erzählt: „gaben sie ihm Essig zu trinken mit Galle vermischt," warum fährt er da nicht fort: auf daß erfüllet würde, was da gesagt ist in den Propheten (Ps. 69, V. 22): „Und sie gaben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem großen Durst;" der ganze Psalm wird nämlich, als auf Christus deutend, von der Kirche der deutschen Ueberseßung beansprucht, und der 10. Vers desselben ist auch, wie wir später bei den Prophezeihungen sehen werden, als

solche von Johannes herangezogen worden; dies ist ein Versehen, welches die Kirche dem Matthäus eigentlich nie vergeben kann. Mehr hierüber siehe bei Betrachtung der zweiundzwanzigsten Prophezeihung.

2. Ein ähnlicher auch nicht bedeutender Widerspruch findet statt in Bezug auf die Verleugnung Christi durch Petrus. Nach Matth. 26, 34 heißt es: In dieser Nacht, ehe der Hahn frähet, wirst du mich dreimal verleugnen;"′′ nach Marc. 14, 30 aber: ehe der Hahn zweimal krähet, wirst du mich dreimal verleugnen; Lucas und Johannes stimmen dem Matthäus bei.

3. Von größerer Bedeutung ist schon die Differenz der Zeit, zu welcher der Teufel in den Judas fuhr. Nach Luc. 22, 1-6 war das schon geschehen, ehe der Tag herankam, an dem Christus mit den Jüngern das Abendmahl nahm; nach Joh. 13, 27: „und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn,“ geschieht dies aber erst während des Abendmahls und zwar unmittelbar, nachdem ihm Christus den Bissen gereicht. Wollte einer sich nicht am Buchstaben halten, sondern auch zwischen den Zeilen lesen, der könnte behaupten, daß Christus absichtlich mittelst des Biffens irgendwie den Teufel in den Judas verseßt; aber so schlecht sind wir nicht; wir halten uns nur an der Differenz der Zeit, in welcher der Teufel in den Judas gefahren: Von Bedeutung, wie gesagt, ist die Differenz nicht; man könnte sogar behaupten, daß die ganze Mission Christi schon fertig, ehe sie angefangen, daß gleichsam das Ganze schon geschrieben und gedruckt war, ehe noch die Handlungen sich zutrugen; das ganze Leben Christi beruht auf Unnatürlichkeiten und Widersprüchen. Er war von Anfang an mit dem Vater, er und der Vater war eins; er wußte also, wie Alles fommen mußte und würde; seine Menschwerdung bildete nur einen kleinen, aber längst festgestellten Theil des großen göttlichchristlichen Programms; daran war nichts mehr zu ändern, oder die ganze Geschichte von der Schöpfung, dem Paradies, Sündenfall, Sündfluth, Noah's Errettung, dem auserwählten Volke der

Juden bis zur Menschenerlösung durch Christus fiel zu Boden; wie war es da möglich, daß Christus freiwillig Mensch wurde und in den Tod ging? Es wäre gerade so, als wolle man sagen, eine gewisse Person, die im fünften Akte einer Tragödie eine bestimmte Handlung, die von Wichtigkeit für die ganze Tragödie ist, auszuführen hätte, thäte dies freiwillig, d. h. könnte oder könnte nicht diese Handlung ausführen, wie es ihr beliebte; sie, muß“ sie ausführen, oder die ganze Tragödie wird unmöglich; so ist es gerade mit der Handlung, die Christus in der großen Tragödie, in der Gott und die Menschen die handelnden Personen sind, auszuführen hat. Doch .wir wollen auf Judas zurückkommen. Trozdem daß Christus wußte, Judas würde ihn verrathen, troßdem daß nach Joh. 12, 6 Judas als Dieb bekannt war, macht er ihn doch nicht nur zu seinem Jünger, sondern auch zum Geldverweser; ist da Sinn und Verstand drin, daß man einen Dieb zum Hüter des Geldes macht? heißt das in Uebereinstimmung handeln mit der Bitte, die Christus selbst im Vaterunser giebt: „Führe uns nicht in Versuchung." Menschliche ,,Vernunft" kann aus diesem Labyrinth keinen Ausweg finden. Der langen Rede furzer Sinn ist, daß es sich ziemlich gleich bleibt, wann der Teufel in den armen Judas gefahren; denn da sein Verrath längst ein Theil der ganzen Erlösungsgeschichte war, so hätte er doch Christus verrathen müssen, wenn auch der Teufel gar nicht in ihn gefahren.

Doch wir wollen zu einigen bedeutenderen Widersprüchen übergehen.

1. Christus sagt in Matth. 9, 12 u. 13:,,Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken," und:,,ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen." Die hier ausgesprochene Idee ist eine sehr richtige, aber leider handelt Christus nicht danach; wenn irgend ein Theil der Juden im Sinne Christi „Kranke waren, die des Arztes bedürfen“ oder „Sünder, die er kam zur Buße zu rufen," so waren es

die Schriftgelehrten und Pharisäer; so oft fie aber ein Zeichen wünschen, versagt er es; so oft sie ihm Fragen vorlegen, so giebt er ausweichende Antworten, oder antwortet mit einer andern Frage und nennt sie Schlangen und Otterngezüchte. Nehmen wir selbst an, daß sie aus Gründen gefragt, wie sie ihnen die Apostel beilegen, z. B. um ihn zu versuchen, ihn auf die Probe zu stellen u. s. w., so konnte und durfte das für Christus kein Gewicht haben; um so schlechter ihre Gründe, um so mehr waren sie Kranke und Sünder und um so mehr bedurften sie des Arztes und der Buße. Der richtige Grund war wohl, daß sie zu gewigt und zu scharf für Christus waren, ihn durchschauten, seine Bes hauptungen und Sophismen, gründlich widerlegten und er daher wenig Verlangen fühlte, sich mit ihnen einzulassen, sondern sich viel lieber an das dumme Volk wandte, bei dem er all das nicht zu befürchten hatte. Mehr hierüber stehe später in dem Kapitel über die Wunder. Noch viel bestimmter aber widerspricht der obigen Stelle Cap. 13, V. 58: Und er that daselbst nicht viele Zeichen um ihres Unglaubens willen." Hier ist nicht von Pharisäern, sondern dem allgemeinen Volke die Rede; unter Ungläubige sind doch auf jeden Fall hier zu verstehen, die er oben Kranke und Sünder nennt; seine Mission war, die Kranken zu heilen, . die Sünder zur Buße zu befehren und den Unglauben in Glauben zu verwandeln; dessen ungeachtet thut er auch hier keine Wunder, obgleich doch hier gute Aussicht auf eine reiche Erndte war.

2. In Matth. 10, 1 lesen wir, daß Christus seinen Jüngern Macht gab über die unsaubern Geister, „daß sie dieselben austrieben und heileten allerlei Seuche und Krankheiten.“ In Cap. 17, 16, wo von einem Mondsüchtigen die Rede ist, heißt es dagegen: ,,und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht und sie konnten ihn nicht heilen.“ Der folgende 17. Vers giebt aber weder Erflärung noch Aufklärung, denn wie er seine eigenen Jünger oder das Volk eine ungläubige oder verkehrte Art nennen konnte, das mag einsehen wer fann.

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