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Zu einer anderen Zeit scheint die Uebertragung der Macht, Krankheiten zu heilen, von befferem Erfolg gewesen zu sein. Lucas erzählt in Cap. 10, daß Christus andere fiebzig ausgesendet und ihnen auch aufgetragen: Kranke zu heilen; hier sagen die siebzig in V. 17: Herr, es sind uns auch die Teufel unterthan in deinem Namen. Unglücklicher Weise aber kann man selten zehn Schritte im Neuen Testament gehen, ohne auf Widersprüche zu stoßen, denn ein solcher liegt auch in dieser Erzählung. In V. 1 sendet Christus sie aus und giebt ihnen Verhaltungsregeln bis V. 16; mit Ausnahme von V. 13-15, wo er eine Zwischenbemerkung macht, redet er sie in jedem Verse an; obgleich er so noch in V. 16 zu ihnen spricht und sie also noch gar nicht fortgewesen, so heißt es unmittelbar darauf in V. 17: Die siebenzig aber famen wieder mit Freuden u. s. w.

3. Nach Matth. 10, 17 sagt Chriftus zu seinen Jüngern: ,,Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten vor ihre Rathhäuser und werden euch geißeln in ihren Schulen." Welchen Sinn das haben soll für dieselben, die er doch in alle Welt schickt, ein neues Evangelium zu predigen, ist schwer zu sagen; entweder mußten sie sich hüten vor den Mens schen, d. h. den Mund halten und die neue Lehre aufgeben, oder fie mußten dieselbe frei und offen predigen und sich Gefahren aller Art aussehen; dann konnten sie sich aber nicht mehr hüten. In V. 27 u. 28 sagt er auch: „Was ich euch sage in Finsterniß, das predigt im Licht, und was ihr höret in das Ohr, das prediget auf den Dächern; und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten." Das kann man aber nicht thun und sich zugleich vor den Menschen hüten. Indem er aber alle diese Gefahren und selbst leiblichen Tod als die Folgen ihrer Jüngerschaft hinstellt, so widerspricht das wieder, was er in Cap. 11, 30 sagt: „Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht."

4. Christus sagt nach Matth. 11, 11:,,Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen, der größer sei,

denn Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer, denn er." Dieser Vers giebt keinen Sinn oder widerspricht sich selbst, wie man ihn auch umwenden oder verdrehen mag. Will man den Ausspruch, daß keiner vom Weibe geboren größer sei," in weltlicher Beziehung verstehen, so ist das baarer Unsinn; daß es nicht in geistiger oder himmlischer Beziehung der Fall sei, sagt Christus selbst: „Der Kleinste im Himmelreich ist größer denn er.“

5. Nach Matth. 11, 27 sagt Christus:,,Alle Dinge find mir übergeben von meinem Vater," und dieselbe Idee spricht er aus in Joh. 3, 35:,,Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm Alles in seine Hand gegeben." In Matth. 20, 23 sagt er aber, als die Mutter der Kinder Zebedäi bat, daß er ihre beiden Söhne in seinem Reiche möchte fißen lassen, den einen zu seiner Rechten, und den andern zu seiner Linken: „,aber das Sißen zu meiner Rechten und Linken zu geben, stehet mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater." Wie sich das zusammenreimt, ist schwer einzusehen; wenn ihm Alles übergeben und Alles in seine Hand gelegt, dann ist es unmöglich, daß ihm dieses oder jenes nicht zustehe.

6. In Matth. 12, 21 lesen wir: Und die Heiden werden. auf seinen Namen hoffen;" denkt man sich hierbei unter „seinem Namen" ein weltliches Reich Christi, so widerspricht das den Thatsachen, denn nur die Juden hofften auf einen solchen Messias, der den alten Glanz des jüdischen Reiches wieder herstellen würde; denkt man aber dabei an das geistige Reich Christi, so widerspricht er sich selbst, denn er sagt in Cap. 15, 24; „Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel."

7. Christus sagt nach Matth. 12, 37:,,Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden und aus deinen Worten wirst du verdammt werden." Wenn nun aber die Rechtfertigung und die Verdammung des Menschen durch seine Worte bedingt wird, so

muß dieselbe noch vielmehr von seinen Werken abhängen; auch Christus spricht in Matth. 25, 31-46 diese Idee aus; dieser Ansicht und jenen beiden Aussprüchen widerspricht er aber geradezu in Marc. 16, 16, wo er sagt: Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden;" hiernach hängt Seligkeit und Verdammung allein vom Glauben und der Taufe ab, ohne daß gute Worte oder Werke von irgend welcher Bedeutung wären. Troftlos genug, wie unsere Rathlosigkeit diesem wichtigen Gegenstande gegenüber ist, es kommt noch schlimmer; wir wollen einmal annehmen, daß alle diese Bedingungen der Seligkeit, nämlich Taufe, Glaube, gute Worte und Werke zusammenfielen und eins wären, indem nur einer, der getauft ist und glaubt, gute Worte sprechen und gute Werke vollbringen könne, so kommen wir dadurch, blödsinnig, wie dieser Ausspruch wäre, um keinen Schritt vorwärts; oder wir wollen annehmen, daß, wenn Glaube und Werke auch nicht eins find oder durch einander bedingt werden, die Seligkeit von beiden zusammen abhängt, welche Idee wir ausgedrückt sinden in Jacob. 2, 20, wo es heißt:,,Willst du aber wissen, du eitler Mensch, daß der Glaube ohne Werke todt sei," so widersprechen allen diesen Annahmen wieder folgende zwei Stellen, Joh. 6, V. 44 u. 65, wo es heißt: Es kann Niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gefandt hat," und:,,Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben." Hiernach verlieren mit einem Male alle jene oben angeführten Bedingungen der Seligkeit, als Taufe, Glaube, gute Worte und Werke, ihre Geltung und werden gänzlich außer Cours gesezt; hiernach hängt die Seligkeit also gar nicht mehr ab von der (nach unseren Ideeen freilich rein ceremoniellen und werthlosen) Taufe, noch von einem wahren, ernsten Glauben, noch von freiwilligen guten Worten oder Werken, sondern der Mensch sinkt zum willenlosen Werkzeug herab und alles hängt davon ab:,,wen der Vater zieht und wem es vom Vater gegeben."

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Diese Lehre aber, daß die einen erwählt und die anderen verworfen werden und daß dies ohne der Menschen Zuthun nur nach Gottes Willen und Entscheidung geschieht, wird auch an anderen Stellen des Neuen Testaments auf das Bestimmteste und Deutlichste vertreten. Sehen wir uns z. B. das 9. Capitel der Epistel Pauli an die Römer an, so sagt schon die von der orthodoren Kirche autorisirte Ueberschrift, daß es davon handelt, wie die Erwählung nicht abhängt vom äußerlichen Vorzuge, sondern von Gottes Gnade, und wir finden diese Ansicht ganz gemäß den Worten des Capitels. Nach denselben ist schon über des Menschen zukünftiges Geschick entschieden, ehe sie noch geboren und ehe fie noch Gutes oder Böses gethan. Paulus demonstrirt diese Lehre an den beiden Söhnen Jsaac's, indem er von ihnen in V. 11–13 sagt:,,Che die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses gethan hatten, auf daß der Vorsaß Gottes bestände nach der Wahl, ward zu ihr gesagt: Nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnade des Berufers also: der Größere soll dienstbar werden dem Kleineren. Wie denn geschrieben steht: Jacob habe ich geliebet, aber Esau habe ich gehaffet.“ Die hierin liegende Ungerechtigfeit Gottes ist so offenbar, daß sie selbst dem Paulus nicht entgeht und er fährt daher sögleich in V. 14, um sie zu bemänteln, fort: ,,Was wollen wir denn hier sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne!" Die Gründe aber, die er dafür angiebt, daß Gott trozdem nicht ungerecht sei, find so poffierlicher und eigenthümlicher Art, daß man nicht weiß, ob Paulus geschlafen hat – denn wir wissen ja, daß selbst: interdum dormitat pater Homerus oder in welchem nicht zurechnungsfähigen Zustande er sich befand, als er sie schrieb; sie lauten nämlich in den folgenden Versen folgendermaßen: „Denn er (Gott) spricht zu Mose: Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und welches ich mich erbarme, des erbarme ich mich. So liegt es nun nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmet er sich nun, welches er will und verstocket, welchen

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er will." Giebt es nun wohl einen vernünftigen und vorurtheilsfreien Menschen, der nicht alle die hier von Paulus für die Gerechtigkeit Gottes angegebenen Gründe zehnmal mehr als eine Bestätigung seiner Ungerechtigkeit ansehen würde? Wird denn nicht ganz kurz und bündig gesagt, daß Gott diesem oder jenem gnädig ist, weil er ihm eben gnädig ist? Daß an des Menschen Wollen und Laufen oder seinen eifrigen Bestrebungen gar nichts liegt, sondern, ob sich Gott seiner erbarmt? Daß er ganz nach seinem eigenen Willen fich des einen erbarmt und den andern verstockt?

Troß dieser Argumentation scheint Paulus doch aber noch nicht ganz sicher zu sein, alle seine Zuhörer und Leser von der großen Gerechtigkeit Gottes:,,sich des einen zu erbarmen und den andern zu verstocken" überzeugt zu haben, und er fährt daher in seiner Beweisführung in V. 20 u. 21 folgendermaßen fort: „Ja, lieber Mensch. wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich also? Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Faß zu Ehren und das andere zu Unehren?" Der Blödsinn dieser Beweisführung ist wiederum klassisch; ob wir ihn der geistigen Unfähigkeit des Paulus zu Gute halten müssen, oder ihn als ein Beispiel apostolischer Ironie ansehen sollen, können wir natürlich nicht entscheiden. Wir wünschen nur, daß, da Paulus doch nun einmal eine Analogie zwischen vernunftbegabten Menschen und des Töpfers todter Waare zieht, alle diejenigen, die nun einmal Gottes eigene Machtvollkommenheit verstockt hat, wegen ihrer Verstocktheit ebenso wenig mögen zur Rechenschaft gezogen werden, als das unglückliche: „Faß zu Unehren“ seine wenig ehrenhafte Stellung im Leben verschuldet hat.

Nach allen diesen Angaben möchte es schwer sein, einen sicheren Weg zur Seligkeit auszufinden. Hercules am Scheidewege kann keine größere Schwierigkeit gehabt haben, sich für rechts oder links zu entscheiden, als der unglückliche Christ, der mit dem

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