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Abb. 11. Wagenhalle in der zweiten Etage.

Ober- Marstallskasse für jedes fehlende Pferd hundert Friedrichsdor zur Verfügung. Aus diesen Geldern werden auch die ungarischen Jucker des Kaisers gekauft, deren Bestand sich auf einige zwanzig beläuft, ferner die Pferde für die Dogcarts und übrigen Selbstfahrer und die Ponies für die jüngeren Prinzen.

Während die Marställe in den auswärtigen Schlössern, in Wiesbaden, Homburg, Wilhelmshöhe, Kiel u. a., nur zu gelegentlicher Verwendung fommen, und die in Sanssouci, Charlottenburg und an ähnlichen historischen Stätten lediglich aus Pietätsgründen erhalten werden, teilen sich der Potsdamer Leibreitstall und der Berliner Königliche Marstall in die Gebrauchspferde. Naturgemäß findet ein häufiger, fast ein beständiger Austausch und Wechsel statt; im allgemeinen dient der Berliner Stall den Kutsch-, der Potsdamer den Reitpferden. Die Auswahl der Remonten für den Fahrstall erfolgt im

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Frühjahr. Sie werden sodann zur Besichtigung durch den Kaiser nach den Ställen des Neuen Palais gebracht und anfänglich viel im Freien gehalten. Die mit Vorsicht angerittenen Pferde werden noch unter dem Reiter allmählich an das Geschirr gewöhnt und an der Longe dressiert und nach den ersten Lehrmonaten auf die hohe Schule" nach Berlin geschickt. Hier wird ihre Ausbildung vollendet, zunächst an Probier- und Lehrwagen draußen vor den Thoren der Stadt, dann im Straßengewühl und auf dem Paradefelde, bei Paukenschlag, Gewehrfeuer und dem Schneddereddeng der Musik. Besondere Aufmerksamkeit wird selbstverständlich der Ausbildung des Leibzugs geschenkt: den Rappenpaaren des Kaisers und der Kaiserin, den ungarischen Schimmeljuckern und den Pferden, die der kaiserliche Herr vom Dogcart aus selbst zu fahren pflegt.

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Die Oberaufsicht in den Ställen führen die Wagenmeister, durchweg ehemalige Wachtmeister der Kavallerie, die gewöhnlich als Futtermeister ihren Dienst im Marstall beginnen. Von den zehn fest angestellten Wagenmeistern sind zwei in Potsdam thätig und sechs in Berlin; ein neunter hat die Reparaturen an den Wagen zu kontrollieren, der zehnte die Geschirr- und Livreekammern und die Stallutensilien unter sich. In diesem ungeheuern Getriebe ist die peinlichste Ordnung eine Notwendigkeit. Ich sprach schon von der holländischen Sauberkeit, die in allen Räumen herrscht. Die Mettlacher Fliesen oberhalb der Bore und der Messingbeschlag der Trennungswände aus dunkel gebeiztem Holz, selbst die weiße Emaille der Futterbehälter und das Metall der Raufen alles das glänzt, blizt und leuchtet. Die Pferde haben ihre besonderen Decken für den Tag und die Nachtruhe. Die Marstallfarbe für Decken und Wagen ist braun, die kaiserliche Farbe blau. Die Decken sind nicht etwa wappengeschmückt, sondern nur mit einem W und einer geschlossenen Krone darüber versehen. Da die Stallungen durch zwei Stockwerke gehen, so sind Rampen angelegt worden, die eine bequeme Passage vermitteln. Im Erdgeschoß des Stallgebäudes befinden sich die Waschräume und die Apotheke. Die tierärztliche Leitung des Marstalls führt Oberroßarzt Dr. Töpper; die Hufschmiede in der Breitenstraße steht unter der Kontrolle des Roßarztes Duvinage.

Wir nehmen von den Ställen Abschied, um den riesigen Wagen hallen in dem nach dem Schloßplag zu gelegenen Flügel einen Besuch abzustatten. Die Mittelhalle, durch zwei Stockwerke gehend, ist der einzige Raum des Marstalls, der eine etwas prunkvollere Ausstattung erfahren hat. Sie ist im Barockstil in hellem Weiß gehalten; von oben herab schwebt an goldener Guirlande eine mächtige elektrische Krone. In der Höhe der Halle verbindet eine ringsum lau fende Galerie die in der oberen Etage lie genden Kammern für die Prachtgeschirre. Von der Mittelhalle aus erstrecken sich mäch tige Bogengänge, klösterlichen Kreuzgängen ähnlich, die ebenfalls zur Aufnahme von Wagen dienen und zwei Stockwerke umspannen. Der Gesamteindruck ist ein imponierender. Der Marstall beherbergt ungefähr vierhundert Wagen und Schlitten, von denen ein Teil sich freilich häufig im Neuen Palais und in Potsdam befindet. Die Wagen entstammen, mit verschwindenden Ausnahmen, nur deutschen Fabriken; die Werkstätten von Neuß, Kühlstein und Rühl liefern die meisten. Die Instandhaltung besorgen achtzehn Beamte, die den Titel Wagenhalter führen und durchweg ge

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Abb. 15. Norweg-Stolfjärre Kaiser Wilhelms II.

lernte Handwerker sind: Stellmacher, Schmiede, Sattler, Lackierer 2c., so daß sich eine bequeme Arbeitsteilung ermöglichen läßt. Abb. 11 veranschaulicht die Aufstellung der Wagen in den Hallen. Sie sind mit preußischer Gradlinigkeit in langen Reihen gerichtet und zwar mit den Kutschböcken nach dem Mittelgange, während die abgenommenen Deichseln in starken Eisenkrammen hinter den Wagen an der Wand hän gen. Der größte Teil jener Wagen, die nicht im ständigen Gebrauch oder von besonderer Kostbarkeit sind, ist ganz oder par tienweise mit Schuhdecken bekleidet. Eine Ausnahme machen nur die der Öffentlichfeit zur Schau gestellten Krönungs- und Prunkwagen und die historischen Gefährte. Der große Krönungswagen (Abb. 10) steht im Mittelpunkt der Repräsentations halle, in der die Majestäten bei Besichtigung des fertig gestellten neuen Marstalls mit Graf und Gräfin Wedel den Thee einnahmen. Der Wagen hat kürzlich sein zweihundertjähriges Jubiläum feiern können, denn er is für den Einzugstag des ersten preußischen Königs in die Residenz, den 17. März 1701, erbaut worden. Nach dem Bericht des damaligen OberCeremonienmeisters

von Besser über die Einzugsfeierlichkeiten saß freilich nur die Königin mit ihrer ersten Palastdame, der Markgräfin Philipp Wilhelm, in der stolzen, von acht Pferden gezogenen Karosse, während der König, umgeben von seiner Suite, den Schweizern und der Garde du Corps, auf milchweißem Pferde Einritt hielt. Man merkt dem Wagen übrigens nur an seiner etwas altertümlichen Bauart die hohen Jahre an; sonst präsentiert er sich wie neu. Er ist nämlich erst vor kurzem gänzlich renoviert worden und strahlt nun in goldener Glorie wie zu den Tagen Friedrichs I. Der Geschmack hat sich seit damals erheblich gewandelt: die Überladenheit des künstlerischen Schmucks und der etwas barbarische Brunk wollen dem vornehmer gebildeten Auge nicht mehr so recht gefallen. Aber man muß daran denken, daß dieser güldene Krönungswagen gewissermaßen den Mittelpunkt eines großen pomphaften Aufzugs, einer unerhörten höfischen Prachtentfaltung bildet, daß er nur ein Teil des Glanzes, ein einziger Goldblik in der Farbensymphonie des Krönungszuges ist. So wie der Wagen dasteht in seinem leuchtenden Rot und Gold, mit den preußischen Adlern unter dem Bockfig und an den vier Ecken des Gehäuses, mit seinem überreichen ornamentalen Schmuck, den Decken- und Kissenstickereien und seinem blendenden Malwerk, ist er zudem noch nicht vollständig adjustiert.

Abb. 16. Jagdwagen. (Naturholz.)

Belhagen & Klasings Monatshefte. XVI. Jahrg. 1901/1902. II. Bd.

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Abb. 19. Küchenwagen.

Wagen mit doppeltem Federsystem, für die Bespannung à la Daumont zu sechs Pferden eingerichtet, trotz seiner Größe sehr elegant. und spielleicht zu regieren. Die Grundfarbe ist blau, der Schmuck silbern; filbern sind auch Adler und Krone auf dem Verdeck und die Borten und Behänge an der Decke des Kutschersizes. Dazu gehört das sogenannte „kleine Adler-Geschirr", ähn

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