Und als er kam zu sterben, Er saß beim Königsmahle, Die Ritter um ihn her, Dort auf dem Schloß am Meer. Dort stand der alte Zecher, Trank leyte Lebensglut Und warf den heiligen Becher Er sah ihn stürzen, trinken Und sinken tief ins Meer, Trank nie einen Tropfen mehr. 2415 2420 2425 (Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.) Wie kommt das schöne Kästchen hier herein? Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein. Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein? Und meine Mutter lieh darauf. Da hängt ein Schlüsselchen am Band; 2430 Ich denke wohl, ich mach' es auf! Was ist das? Gott im Himmel! Schau, So was hab' ich mein' Tage nicht gesehn! 2435 Ein Schmuck! Mit dem könnt' eine Edelfrau Wie sollte mir die Kette stehn? Wem mag die Herrlichkeit gehören? (Sie puht sich damit auf und tritt vor den Spiegel.) 2440 Was hilft euch Schönheit, junges Blut? Am Golde hängt Doch alles. Ach, wir Armen! 2145 Spaziergang. Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles. Mephistopheles. Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente! Faust. Was hast? Was kneipt dich denn so sehr? Mephistopheles. Ich möcht' mich gleich dem Teufel übergeben, Faust. Hat sich dir was im Kopf verschoben ? Dich kleidet's, wie ein Rasender zu toben! Mephistopheles. Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft, Den hat ein Pfaff hinweggerafft! Die Mutter kriegt das Ding zu schauen, 2155 2460 Und an dem Schmuck da spürt sie's flar, Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen; Der hatte kaum den Spaß vernommen, Die Kirche hat einen guten Magen, Die Kirch' allein, meine lieben Frauen, Fauft. Das ist ein allgemeiner Brauch, Ein Jud' und König kann es auch. Mephistopheles. Strich drauf ein Spange, Kett' und Ring', Als wären's eben Pfifferling', Dankt' nicht weniger und nicht mehr, Und Gretchen? Fauft. 2465 2470 2475 2480 2485 2490 Mephistopheles. Siht nun unruhvoll, Weiß weder, was sie will noch soll, Fauft. Des Liebchens Kummer thut mir leid. Mephistopheles. O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel! Faust. Und mach' und richt's nach meinem Sinn! Häng' dich an ihre Nachbarin. Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei Und schaff' einen neuen Schmuck herbei! Mephistopheles. Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne. (Faust ab.) Mephistopheles. So ein verliebter Thor verpufft Euch Sonne, Mond und alle Sterne Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft. (ab.) Der Nachbarin Haus. Marthe allein. Gott verzeih's meinem lieben Mann, 2495 2500 2503 2510 Thät ihn doch wahrlich nicht betrüben, Thät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. (Sie weint.) Vielleicht ist er gar tot! Pein! Hätt' ich nur einen Totenschein! Das muß Sie nicht der Mutter sagen; Margarete. Ach, seh' Sie nur! Ach, schau' Sie nur! Marthe (pukt sie auf). Odu glücksel'ge Kreatur! Margarete. Darf mich, leider, nicht auf der Gassen, Noch in der Kirche mit sehen lassen. Marthe. Komm du nur oft zu mir herüber Und leg' den Schmuck hier heimlich an; Spazier' ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber, Wir haben unsre Freude dran; 2515 2520 2525 2530 |