Der über die Natur und ihre heil'gen Kreise In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise, Mit grillenhafter Mühe sann; Sich in die schwarze Küche schloß Das Widrige zusammengoß. Da ward ein roter Leu, ein kühner Freier, Und beide dann mit offnem Flammenfeuer Die junge Königin im Glas, 685 690 Hier war die Arzenei, die Patienten starben, 695 So haben wir mit höllischen Latwergen In diesen Thälern, diesen Bergen Weit schlimmer als die Pest getobt. Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben; 700 Daß man die frechen Mörder lobt. Wagner. Wie könnt Ihr Euch darum betrüben! Wenn du, als Mann, die Wissenschaft vermehrst, Faust. Oglücklich, wer noch hoffen kann, Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! 705 710 Was man nicht weiß, das eben brauchte man, 715 720 725 Schon thut das Meer sich mit erwärmten Buchten 730 Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken; Allein der neue Trieb erwacht, Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken, Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, Den Himmel über mir und unter mir die Wellen. 735 Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht Kein körperlicher Flügel sich gesellen. Doch ist es jedem eingeboren, Wenn über uns, im blauen Raum verloren, Wenn über schroffen Fichtenhöhen Der Adler ausgebreitet schwebt, Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, 740 Und über Flächen, über Seen 745 Der Kranich nach der Heimat strebt. Wagner. Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden, Da werden Winternächte hold und schön, 750 Und, ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen, 755 Faust. Du bist dir nur des einen Triebs bewußt, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Zu den Gefilden hoher Ahnen. O gibt es Geister in der Luft, 760 765 Die zwischen Erd' und Himmel herrschend weben, Und führt mich weg zu neuem, buntem Leben! Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein, Und trüg' er mich in fremde Länder, 770 Mir sollt' er um die köstlichsten Gewänder, Wagner. Berufe nicht die wohlbekannte Schar, Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet, Dem Menschen tausendfältige Gefahr Von allen Enden her bereitet. 775 Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt, Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen, 780 So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt, Am Abend schätzt man erst das Haus. Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? Fauft. 785 790 Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? Wagner. Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir. Faust. Betracht' ihn recht! Für was hältst du das Tier? Wagner. Für einen Pudel, der auf seine Weise Sich auf der Spur des Herren plagt. Fauft. Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise 795 800 Wagner. Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel; Fauft. Mir scheint es, daß er magisch leise Schlingen Wagner. Ich seh' ihn ungewiß und furchtsam uns umspringen, Weil er statt seines Herrn zwei Unbekannte sieht. Faust. Der Kreis wird eng, schon ist er nah! Wagner. Du siehst, ein Hund, und kein Gespenst ist da. Fauft. Geselle dich zu uns! Komm hier! Wagner. Es ist ein pudelnärrisch Tier. 805 810 Du stehest still, er wartet auf; 815 Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf; Verliere was, er wird es bringen, Nach deinem Stock ins Wasser springen. Fauft. Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur Wagner. Dem Hunde, wenn er gut gezogen, 820 |