Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein! Mephistopheles. Ich tränke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren, 1890 Wenn eure Weine nur ein bißchen besser wären. Siebel. Wir mögen das nicht wieder hören! Mephistopheles. Ich fürchte nur, der Wirt beschweret sich; Aus unserm Keller was zum besten. 1895 Siebel. Nur immer her! ich nehm's auf mich. Frosch. Schafft Ihr ein gutes Glas: so wollen wir Euch loben. Nur gebt nicht gar zu kleine Proben; Denn wenn ich judizieren soll, Verlang' ich auch das Maul recht voll. Altmayer (leise). Sie sind vom Rheine, wie ich spüre. 1900 Mephistopheles. Schafft einen Bohrer an! Brander. Was soll mit dem geschehn? Ihr habt doch nicht die Fässer vor der Thüre? Altmayer. Dahinten hat der Wirt ein Körbchen Werkzeug stehn. Mephistopheles (nimmt den Bohrer). (Bu Frosch.) Nun sagt, was wünschet Ihr zu schmecken? 1905 Frosch. Wie meint Ihr das? Habt Ihr so mancherlei? Mephistopheles. Ich stell' es einem jeden frei. Altmayer (zu Frosch). Aha! du fängst schon an, die Lippen abzulecken. Frosch. Gut! wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben. Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben. Mephistopheles (indem er an dem Plak, wo Frosch siht, ein Loch in den Tischrand bohrt). 1910 Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen. Altmayer. Ach, das sind Taschenspielersachen! Und Jhr? Mephistopheles (zu Brander). Brander. Ich will Champagner Wein, Und recht moussierend soll er sein! Mephistopheles (bohrt; einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht und verstopft). Brander. Man kann nicht stets das Fremde meiden, Das Gute liegt uns oft so fern. Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Siebel (indem sich Mephistopheles seinem Plake nähert). Ich muß gestehn, den sauren mag ich nicht, Mephistopheles (bohrt). Euch soll sogleich Tokaier fließen. Altmayer. Nein, Herren, seht mir ins Gesicht! Ich seh' es ein, ihr habt uns nur zum besten. Mephistopheles. Ei! Ei! Mit solchen edlen Gästen Altmayer. Mit jedem! Nur nicht lang gefragt! (Nachdem die Löcher alle gebohrt und verstopft sind.) 1915 1920 1925 Mephistopheles (mit seltsamen Gebärden). Trauben trägt der Weinstock, Hörner der Ziegenbock! Der Wein ist saftig, Holz die Reben, Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben. Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt! Alle 1930 1935 (indem sie die Pfropfen zichen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft). O schöner Brunnen, der uns fließt! Mephistopheles. Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt! (Sie trinken wiederholt.) Alle (fingen). Uns ist ganz kannibalisch wohl, Mephistopheles. Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht! Fauft. Ich hätte Lust, nun abzufahren. Mephistopheles. 1940 Gib nur erst acht, die Bestialität Wird sich gar herrlich offenbaren. Siebel (trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde und wird zur Flamme). Helft! Feuer! Helft! Die Hölle brennt! Mephistopheles (die Flamme besprechend). Sei ruhig, freundlich Element! (Zu den Gesellen.) Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer. 1945 Siebel. Was soll das sein? Wart! Jhr bezahlt es teuer! Frosch. Laß Er uns das zum zweitenmale bleiben! Altmayer. Ich dächt', wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn. 1950 Siebel. Was, Herr? Er will sich unterstehn Und hier sein Hokuspokus treiben? Mephistopheles. Still, altes Weinfaß! Siebel. Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen? Brander. Wart nur! Es sollen Schläge regnen! Altmayer (zieht einen Pfropf aus dem Tisch), es springt ihm Feuer entgegen). Ich brenne! ich brenne! Siebel. Zauberei! 1955 Stoßt zu! Der Kerl ist vogelfrei! (Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.) Mephistopheles (mit ernsthafter Gebärde). Falsch Gebild und Wort Verändern Sinn und Ort! Seid hier und dort! (Sie stehn erstaunt und sehn einander an.) Altmayer. Wo bin ich? Welches schöne Land! 1960 |