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genießen.' Von da an bietet es, mit Ausnahme allerdings bedeutender Umstellung der Szene Wald und Höhle' (die in der letzten Redaktion vor den beiden Szenen 'Gretchens Stube' und 'Marthens Garten' steht, während sie im Fragment auf lettere folgt), alles, was 1808 erschien und zwar, bis zu der Szene im Zwinger einschließlich, ebenso wie in der lezten Redaktion. Diese hat dann die Straßenszene (Ständchen; Valentins Ermordung und Valentins Vermaledeiung der ehrlosen Schwester) eingeschaltet und in der folgenden Domszene, mit welcher das Fragment schließt, die Erwähnung des Blutes auf Gretchens Schwelle nachgetragen. Es folgt dann in der schließlichen Redaktion die Walpurgisnacht, der (ursprünglich unabhängige, von Schiller im Ok tober 1797 von dem Musenalmanach ausgeschlossene) Walpurgisnachtstraum (Oberons und Titanias goldne Hochzeit), die Prosaszene auf dem Felde, das Vorbeiziehen am Rabensteine und als Schluß die Kerkerszene mit Gretchens Wahnsinn, Schuldbekenntnis, himmlischer Rettung und mit Fausts Wegführung durch Mephistopheles. Von dem Prolog im Himmel abgesehen, der den Blick über das Ganze der Dichtung eröffnete, als diese schon weiter vorgeschritten war, fehlt für die vollständige Darlegung des Grundgedankens des ersten und selbst des zweiten Teiles in dem Fragmente nichts, was durchaus wesentlich wäre, als einzig die Uebereinkunft Fausts mit Mephistopheles, diesem sofort anzugehören, wenn es jemals dahin komme, daß er sich beruhigt auf ein Faulbett lege, sich selbst gefalle und im Genuß Genüge finde. Diese Bedingung, aus der nach Goethes eigner Aeußerung gegen Sulpiz Boifferée (1, 255 im Jahr 1815) alles folgt, verseht uns in den Mittelpunkt des Ganzen und weist vielen ausschweifenden Deutungsversuchen die gebührenden Grenzen.

Es ist danach thunlich, schon jezt, vorläufig unbekümmert um den zweiten Teil, den Gedanken der Dichtung darzulegen. Faust, der Gelehrte, wendet sich im Tiefsten angeekelt von den fruchtlosen Wissenschaften, deren Resultat es ist, einzusehen, daß man nichts wissen kann, zu der Magie, um das geheime Wesen und die Gründe der Dinge zu schauen,

wird aber von dem beschwornen Geiste, über den er sich bis zur Gottähnlichkeit erhaben wähnte, zu den ihm gleichen begreiflichen Geistern zurückverwiesen und steht also auf einem Umwege wieder da, wo er vor der Beschwörung gestanden. Zugleich wird er sehr deutlich durch den Besuch Wagners in seine Sphäre zurückgeführt. Dieser Repräsentant der historisch-empirischen Wissenschaften, dem in der Entfaltung eines würdigen Pergamens der ganze Himmel niedersteigt, bildet die pedantische, in Beschränktheit selbstgefällige Kehrseite in Fausts Doppelwesen, ohne welche, wie Geist ohne Körper, das idealistisch-metaphysische Streben nicht bestehen kann, während sie selbst, des spirituellen Aufschwungs entbehrend, zur armseligen Buchstabenweisheit eintrocknet. Nach dieser dramatischen Entfaltung Fausts, des Gelehrten, versinkt er mehr und mehr im Gefühle seiner Nichtigkeit und steht bereits auf dem Punkte, dies unzulängliche Dasein durch freiwilligen Tod abzuwerfen, als ihn die mächtigen und gelinden Töne des Ostermorgengesanges, die süßen Himmelslieder am Staube suchen, ihm die Schale vom Munde ziehen und ihn im Tiefsten erschüttert, in Thränen aufgelöst der Erde wiedergeben. Die heitere Lebensfülle, die sich im sonnigen Freien erfreut, lockt auch ihn mit seinem zweiten Selbst, mit Wagner, hinaus; ihm begegnet die allgemeine Verehrung, von der er sich selbst nichts anzueignen vermag, da er seine Unzulänglichkeit zu tief empfindet und ihm die Wohlthaten, welche ihm dankbar nachgerühmt werden, in seinen Augen wie Verbrechen erscheinen. Von diesen Empfindungen wendet er den Blick in die schöne Gotteswelt; ihn zieht das Streben hinauf und vorwärts. Aber wieder fühlt er, daß zwei Seelen in ihm wohnen; die eine klammert sich mit derber Liebeslust an die Welt; die andre hebt ihn zu Gefilden hoher Ahnen. Er möchte auf einem Zaubermantel über die Welt hingetragen werden, und kaum ist, unter Abmahnung seines Gefährten, der Wunsch laut geworden, als sich der (symbolische) Pudel zeigt, der sich ihm gesellt und den er mit sich nach Hause nimmt, wo er zur Uebersehung der Bibel zurückkehrt und bedeutsam vom Wort zur That hinübergeführt wird. Alsbald tritt der fahrende

Scholast aus dem Tiere hervor und gibt sich als Geist der Verneinung zu erkennen, als dessen eigentliches Element die Sünde, das Böse (das ist die sinnliche Natur des Menschen im Gegensatz zu der geistigen, himmlischen) bezeichnet wird. Faust hat das Wissen hinter sich geworfen und tritt in das Leben, die That, den Genuß hinüber. Er macht mit Mephistopheles den Pakt, ihm zu gehören, wenn er seine ideale Natur in der Sinnlichkeit ersticken könne. Damit ist die Bahn gezeichnet, auf der sich die Dichtung fortan bewegen will. Nachdem Mephistopheles in Fausts Kleide dem Schüler gegenüber, gewissermaßen als Glosse zu Fausts erstem Monologe, die Unzulänglichkeit aller Wissenschaften gezeigt und die Sinnlichkeit in demselben rege gemacht hat, beginnt er mit Faust seine Fahrt ins Leben, das im ganzen ersten Teile des Gedichtes nur von der Seite des Genusses dargestellt wird. Zunächst, gleichsam um zu versinnlichen, wie die dem Schüler gewiesenen Wege auslaufen, in der Völlerei der platten Burschen, bei denen Mephisto sich trefflich behagt, während Faust nichts anders denkt und sagt, als aus dieser Gesellschaft wegzukommen. Er, die spirituelle Seite der dramatisch gebildeten Doppelgestalt, findet also nicht, wie seine Kehrseite, Mephistopheles, die Verkörperung der finnlichen Menschennatur, in diesem geist- und gemütleeren Treiben Genüge. Die erste Probe seines Paktes hat er bestanden, was freilich nicht schwer werden konnte. Dem Dichter standen nun so viele Variationen dieser Proben zu Gebote, als die Sinnlichkeit Gestalten annehmen kann. Er schob alle bis auf eine, die sich einer menschlichen und poetischen Entfaltung notwendig darbieten mußte, zur Seite und führte den Träger seines Gedankens, daß der Geist in der Sinnenwelt nicht untergehen soll, nachdem er ihm in der (symbolischen) Herenküche den verjüngenden Liebestrank hat reichen lassen, mit dem er bald Helenen in jedem Weibe erblicken soll, in ein neues Verhältnis, das eher danach angethan scheinen konnte, die Wette zu Fausts Ungunsten zu entscheiden. Wenn in dem Faust-Wagner, Faust-Mephisto in gewissem Sinne und insofern, wie jeder geistig bewegte Mensch etwas Gemeinsames hat mit diesem Zwiespalt zwischen Gedanken und

Stoff, zwischen Streben und Leben, ein Repräsentant des Menschengeschlechts angenommen werden konnte und auch im folgenden gelten kann, so hat man sich doch sehr zu hüten, in den dramatisch gestalteten Wesen alles, womit fie ausgestattet erscheinen, ohne weiteres als allgemeine Eigenschaften der Menschennatur anzusehen; es sind eben individuell bedingte Menschen. Und so wenig Faust, dieser sinnlich-übersinnliche Freier, der geradezu auf den Genuß losstürmend sich sentimental erweicht, etwas anders ist und sein soll, als ein Mensch, dem noch nicht alles bessere sittliche Gefühl abhanden gekommen, oder in der Szene, wo er den Glauben, den er selbst nicht hat, mehr verhüllt als verleiht, etwa bestimmt sein soll, durch seinen Mund das Innere des Dichters zu bekennen, der ihm nur die Gewalt der Rede gibt, um das mithandelnde Wesen dramatisch, nicht ebenso die übrige Welt zu stimmen; ebensowenig ist Gretchen, die Freundin der Martha, die selbst den Teufel beschwatzen möchte, Gretchen, die am Brunnen weidlich mit verschwärzt hat, die gern den Riegel offen ließe und, um es möglich zu machen, den Trank für die Mutter nimmt, troß ihrer Fragen nach dem religiösen Bekenntnis ihres Geliebten und ihrer anmutigen Eigenschaften, danach angethan, die ästhetische Heilige zu sein, die man gern aus ihr macht und gemacht sieht, sondern nur ein Mädchen mit diesen und jenen Eigenschaften, die sich von dem sinnlich geliebten Manne, über den sie Mutter und Geschwister hintansett, ja opfert, willig beschwagen und bethören läßt und sein Opfer werden muß, wenn der Geist gegen das Tier recht behalten soll. Denn was ist Gretchen anders, als eines der Mittel, welches die sinnliche Macht anwendet, um Faust nicht etwa zur Sünde, zu Verbrechen, zu Schandthaten, die er begeht, zu verführen, sondern geradezu sein himmlisches Teil nicht zu beflecken, vielmehr zu vernichten! Die Reue, die Gretchen vor dem Muttergottesbilde, im Dom, im Wahnsinn des Kerkers zeigt, mildert ihre Schuld, und wenn sie, nach der Freude über den reuigen Sünder, gerettet genannt wird, während der erbarmungsvolle, aber nicht bereuende Sünder zu ferneren Liebesszenen aufgespart erscheint, so kann man die Kunst des Dichters so wenig wie sein ethi

sches Verhalten in diesem Abschluß, der keine Lösung des Problems sein soll, schelten. Genug, daß er an diesem Abschluß die Probe abermals hat bestehen lassen. Wie die folgenden bestanden werden, mag der zweite Teil der Dichtung lehren, der uns denn freilich auf ganz andere Gebiete führt, als das wesentlich irdische und menschliche des ersten Teils. Doch sind auch in diesen aus dem ursprünglichen Stoffe allerlei Bestandteile des zauberhaften Hokuspokus eingemischt, deren der Dichter sich, um nicht aus der gewählten dramatischen Form in die epische Breite zu verfließen, der Kürze wegen wie symbolischer Mittel bediente, teils auch, um gewisser Dinge sich in dieser zu einer Lebensarbeit heranwachsenden Dichtung zu entledigen, die ihm fördernd oder hindernd nahe traten. In der Herenküche, die zur Zeit der beginnenden französischen Revolution verfaßt wurde, wandte er sich, freilich versteckt genug, gegen das Zeittreiben, die dogmatischen Rechenexempel, die flache Litteratur, die hohle Welt überhaupt. In der Walpurgisnacht machte er seiner alten Neigung, das Derbe derb zu zeichnen und die Dinge beim rechten Namen zu nennen, einmal herzlich Luft und stellte diese Orgien, die doch einmal in der Phantasie des Volkes nebelhaft spukten, als Symbol sinnlicher Genüsse, in denen Faust nicht versinken kann, keck und rund zur Schau, wie er in der sehr wohl entbehrlichen Oberonshochzeit den litterarischen Händeln, die eben in den Xenien abgethan waren, einen neuen Ausdruck und manchem armseligen Gegner eine traurige Berühmtheit gab, woran es freilich auch in jener Nacht nicht fehlt, da der Proktophantasmist (Nicolai) hier für alle übrigen gelten kann. Am Schlusse dieses Teils darf denn auch ein Blick auf den Prolog im Himmel, der nach den Szenen. entstanden ist, denen er voraufgestellt werden mußte, zurückgeworfen werden, um zu erkennen, in welchem Sinne beide Teile im Zusammenhange gedacht wurden. Und da findet sich denn klar und deutlich, daß es die Aufgabe war, einen Menschen durch verworrnes Streben, von der Gemeinheit unüberwunden, zur Klarheit zu führen; den von aller Nähe und Ferne in tiefster Brust bewegten, aber unbefriedigten Faust auf seinem Bildungsgange zu begleiten, ihn irren zu

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