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Sämtliche Werke

in 36 Bänden.

Mit Einleitungen von Karl Goedeke.

Zehnter Band.

Inhalt:

Fauft, Erster und zweiter Teil.

MDCXL

Stuttgart 1893.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung

Nachfolger.
Per

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Sinleitung.

F auf.

Der Faust, wie wir ihn gegenwärtig *) besitzen, trat stückweis in drei verschiedenen Malen ans Licht; zuerst erschien 1790 ein Fragment; dann 1808 der in sich abgeschlossene erste Teil, und zulet, nach des Dichters Tode, der zweite Teil im Jahr 1832 als erster Band der nachgelassenen Werke. Die Arbeit an dieser größten und schönsten Dichtung, die Goethe hervorgebracht, begleitete ihn sein ganzes Leben hindurch. Es ist daher begreiflich, daß sie, wie er selbst, verschiedene Epochen durchgemacht und in Gedankengehalt, Art der Komposition und poetischer Darstellungs- und Ausdrucksweise das Charakteristische abweichender Bildungsstufen in sich bewahrt hat.

Nach einer Bemerkung Goethes an Zelter (6, 193), daß es keine Kleinigkeit sei, etwas, was im zwanzigsten Jahre konzipiert worden, im zweiundachtzigsten außer sich darzustellen, würde die erste allgemeine Idee zum Faust in das Jahr 1769, in jene Zeit fallen, als Goethe durch Krankheit und Umgang auf das Studium mystisch-chemischer Werke

*) [Handschriftliche Funde geben so wenig als kritische Streitfragen Anlaß zu Aenderungen an obenstehendem Abriß, der, ohne die Wandlungen des Dichters außer acht zu lassen, in das Gedicht als einheitliches Ganzes, nicht in die Geheimnisse seiner Entstehungsgeschichte einzuführen bestimmt ist.]

geführt wurde. Eine frühe Beschäftigung mit dem Gegenstande scheint Goethes Aeußerung zu bestätigen, daß er in Straßburg seinen Faust, mit dem er sich herumgetragen, sorgfältig vor Herder geheim gehalten; doch, fügt er hinzu, habe er damals noch nichts davon aufgeschrieben. Auch in Wetzlar muß er sich, doch nicht so geheim wie in Straßburg, damit befaßt haben, da ihn Gotter in der Dankepistel für die Uebersendung des Gög um seinen Faust bittet, ‘wenn sein Kopf ihn ausgebraust'. Vielleicht ist auch Faust unter den Dramen mitbegriffen, zu denen Goethe, wie er am 1. Juni 1774 an Schönborn schreibt, den Plan erfunden hatte, 'das heißt das interessante Detail dazu in der Natur und in seinem Herzen'. Direkte äußere Zeugnisse bringen die folgenden Jahre. Im Juli 1774 gedenkt er der der Menschheit zugeteilten Plagen', wie Faust genießen will, 'was der ganzen Menschheit zugeteilt ist. Im Oktober desselben Jahres versichert Boie nach einem Besuche bei Goethe, sein Faust sei fast fertig. Am 15. September 1775 hat Goethe, nach einem Brief an Auguste Stolberg, eine Szene an seinem Faust gemacht, und nach der weiteren Bemerkung, daß ihm den ganzen Tag in zerstreutem Treiben gewesen sei, wie einer Ratte, die Gift gefressen und in alle Löcher laufe, von allen Feuchtigkeiten schlürfe, scheint es die Szene in Auerbachs Keller gewesen zu sein. Bald darauf, zu Anfang Oktober, meldet er an Merck, daß er an Faust viel geschrieben habe; wie denn Merck am 19. Januar 1776 Nikolai im Vertrauen mitteilt, daß Goethes Faust ein Werk sei, das mit der größten Treue der Natur abgestohlen worden. 'Ich erstaune', fährt er fort, so oft ich ein neu Stück zu sehen bekomme, wie der Kerl zusehends wächst und Dinge macht, die ohne den großen Glauben an sich selbst und den damit verbundenen Mutwillen ohnmöglich wären.' In Weimar scheint der Faust gleich anfangs mitgeteilt zu sein, da Wieland schon um Neujahr darauf hindeutet und Goethes Vater nicht ohne durchbrechende Liebe von seinem Sohne, 'diesem singulären Menschen', berichtet, er habe den Winter über 'die dortigen Herrschaften mit Vorlesung seiner ungedruckten Werckgens unterhalten'. Er nahm seine fragmentarische Dich

tung, um sie zu vollenden, mit nach Italien, war auch am 8. September 1787 noch dieses Sinnes, wie er denn auch wirklich Hand anlegte und, was überraschend genug ist, zu Rom im Garten der Villa Borghese die Herenküche schrieb, also, anstatt unter dem schönen Himmel, der ihn zum 'Griechen' machte, das Menschengeschick seiner Dichtung menschlich weiter zuführen, sich recht mit Neigung in das symbolische Wesen des Zauber- und Herenspukes vertiefte. Nach der Heimkehr dachte er noch daran, das Werk zu vollenden, aber schon im Mai 1789 war er entschlossen, Faust als Fragment erscheinen zu lassen. Und so erschien er 1790 als siebenter Band von Goethes Schriften bei Göschen in Leipzig. Ein wesentliches Stück dessen, was die abgeschlossene Redaktion des ersten Teiles, der zuerst 1808 als achter Band von Goethes Werken bei Cotta herauskam, enthielt, fehlte dem Fragmente. Es fehlen außer der Zueignung, die schon ‘sehr alt' war, das Vorspiel auf dem Theater, das schwerlich vor 1791, vor der Bekanntschaft mit Forsters Sakontala, entstanden ist, und der Prolog im Himmel. Das Fragment beginnt sofort mit dem (ersten) Monologe Fausts und der Beschwörung des Geistes, woran sich unmittelbar das Gespräch mit Wagner anschließt, nur daß am Schlusse desselben die Verse fehlen, in denen auf das morgende Osterfest hingedeutet wird. Die schließliche Redaktion hat dann ferner den zweiten Monolog Fausts mit dem melodramatischen Element des Glockenklanges und Chorgesanges hinzugefügt; ebenso die Szene vor dem Thore mit ihren kecken, frischen, derben Bildern und der Wanderung Fausts in Begleitung des bedächtigen, ängstlichen Wagner, der hier, als sich in dem kreisenden Pudel ein neues Element zur Entfaltung ankündigt, zum letztenmale auftritt. Dem Fragmente fehlt ferner die Szene in Fausts Studierzimmer, in welcher er sich an der Uebersehung der Bibel übt; das Auftreten des Mephistopheles, der Gesang der Geister und endlich der Anfang der folgenden Szene zwischen Faust und Mephistopheles, der Pakt und die erwachende Glut der Leidenschaften. Das Fragment hebt mitten im Reime mit den Worten an: 'Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, Will ich in meinem innern Selbst

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