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burger Psalmenübersetzung von 1523, die Dr. Caspar Amman zum Verfasser hat, kehren die alten Augsburgischen ou nicht mehr wieder; es heißt hat, Straff, Gaben; die aspirierten kh (Khinder, erkhennen, kheren, khünden) sind vorherrschend; ai in rain, klain, Stain ist selbstverständlich; ö für e (fößen, röden, Föls, Khöttin, gögen für sezen u.s.w.) ist sehr zahlreich. Das sw sm sn sl der bairisch-östreichischen Kanzlei begegnet allerwärts; ich verzeichne z. B. aus einer gedruckten bairischen Leichenpredigt von 1544 Swalb, Smert, sweigen, fließen u.s.w. Derselbe Tert bietet Begengnus, Bekenntnus, Begrebnus, Bekömmernus; ebenso Buech, Bluet, Beruef. Aus zahlreichen Texten der Donaulande läßt sich versöhnen belegen; vereinzelt begegnen khön, grön, berömt berömen.1

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Überhaupt im ganzen Donaugebiet gewinnt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die durch Maximilians Kanzler geregelte Sprachnorm an Allgemeingültigkeit. So gehört auch Augsburg, nachdem es sich an die Sprache der östlichen Donaulande angeschlossen hat, zu den Städten, die um ihrer Sprache willen gerühmt werden. Die Grammatiker nennen es durch= weg als Vertreter der Donausprache, und ein Vers jener Zeit (Uhland Volkslieder II. 991) sagt: man findt zu Augsburg die hübschste Sprach".2

Diese Donausprache kennzeichnet sich dadurch, daß der

1 Vgl. Weinhold, Bair. Gramm. § 59 Aum., wo freilich das in unsere Schriftsprache übernommene versöhnen fehlt. Zu dem § 111 wären aus Ecf mehrfache Fuir Feuer', huit heute', Zuigen Zeugen, erfluißt, gebuit, fluicht, zuicht nachzutragen.

2 Fortan wird die Sprache Augsburgs von den Grammatikern oft gerühmt. Kauffmann Geschichte der schwäbischen Mundart S. 291 erinnert noch an eine Augsburger Ausgabe von Tauler's Predigten 1508: neulich korrigirt und gezogen seind zu den merern teil auf gut verstentlich Augspurger sprach, die da unter andern teutschen zungen gemeiniglich für die verstentlichste genommen und gehalten wird. Über die Augsburger Drucksprache vgl. von Bahder, Grundlagen des nhd. Lautsystems S. 17 ff.

Unterschied von ei und ai, von uo und u, ue und ü, ie und i stets eingehalten wird; die am Schluß des 15. Jahrhunderts überwuchernde Fülle von graphischen Doppelungen der Konsonanten hört allmählich auf. Die Roheit der Drucker und Schreiber in der Orthographie ist einer strengen Norm gewichen, und diese gilt in den Jahren der Reformation für alle deutschen Lande.

Denn auch Mitteldeutschland schließt sich schon im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts einigermaßen an die Normen der süddeutschen Kanzlei an. Erfurt z. B., das im Bereich der nicht diphthongierenden Landschaften liegt, weist in jener Zeit zahlreiche Drucke auf, die den modernen Lautstand (ei au eu) und zugleich häufig auch das bairische ai haben. Und Straßburg und Basel kennen in ihren Druckereien die gleichen Lautverhältnisse schon vor dem Auftreten Luthers.

3. Luther und die deutsche Sprache.

Ich glaube nicht, daß die Frage berechtigt ist, ob wir mit Luther unsere neuere Sprachgeschichte beginnen, seine Sprache wirklich als neuhochdeutsch bezeichnen dürfen. Aber diese Frage ist aufgeworfen worden und zwar von einem der hervorragendsten Vertreter deutscher Sprachwissenschaft, der sie mit „nein“ beantwortet. Scherer hat die 300jährigen Epochen seiner Literaturgeschichte, seine männlichen und frauenhaften Perioden auch auf unsere Sprachgeschichte übertragen: an seine literarische Übergangsperiode von 1350-1650 hat er eine sprachliche Übergangsperiode geschlossen; seine Neuzeit für Sprache und Literatur rechnet er von 1650. Luther ist ihm der Höhepunkt, das Kraftzentrum der Übergangszeit -Schottel eröffnet das Neuhochdeutsche.

Hiermit erhalten, glaube ich, weder Luther noch Schottel

eine richtigere Stellung in unserer Sprachgeschichte, als ihnen bis vor nahezu dreißig Jahren allgemein und widerspruchslos zuerkannt wurde. Wird man schon die Gründe vermissen, die dem Wolfenbüttler Sprachgelehrten, so groß auch seine Verdienste um die Grammatik sein mögen, einen so hervorragenden Platz im Beginn unserer neuen Kulturentwicklung zuweisen könnten, so fehlen andererseits überhaupt Tatsachen, die uns bestimmen müßten, Luther aus seiner kulturgeschichtlichen Stellung zu verdrängen. Schon die gewaltige, folgenreiche Tatkraft, mit der er das mittelalterliche Latein der Kirche und die literarische Knechtschaft Deutschlands aufhebt, stellt ihn in den Beginn der Neuzeit. Der Reformator, der mit seiner welterschütternden Tätigkeit das gesamte geistige Leben der Nation umgeschaffen, hat durch die Entdeckung der Muttersprache einen sprachgeschichtlichen Erfolg errungen, wie in Deutschland niemand vor noch nach ihm.

Wer die bewegte Stimmung jener stürmischen Zeit kennt und die allgemeinen Zustände vor und neben Luther im ganzen Leben der Nation vorurteilsfrei würdigt, der kann sich bei einiger Umsicht nicht gegen die Tatsache verschließen, daß damals und zwar durch Luther die Entscheidung geschah, welche unserer Muttersprache die gebührende Stellung eroberte. Aber es kommen noch weitere Gesichtspunkte in Betracht. Unsere jetzige Schriftsprache ist im wesentlichen mit der Sprache des Reformators identisch, welche früh die Norm für Deutschland überhaupt geworden ist. Nicht die Sprache Niederdeutschlands oder der Schweiz erlangte die Hegemonie; die Zukunft gehörte auch nicht der bairisch-östreichischen Mundart, die durch das Reichsregiment zur Herrschaft über Deutschland berufen schien. Das Meißnische oder Obersächsische, das durch Luthers Bibel klassisch wurde, ist die Mundart, aus der das Schriftdeutsch damals hervorging und in der Folgezeit sich stets erneute.

Zielbewußt ging unser Reformator auch für die Muttersprache vor. Die Zeitgenossen schon bewunderten ihn, wie er

Luther, der Schöpfer des Neuhochd. Entdeckung der Muttersprache. 39

bei hervorragenden Anlässen die Stellung der deutschen Sprache betonte. Nicht einmal auf dem Wormser Reichstage vergaß er seine sprachliche Mission. Am ersten Tage der Verhandlungen richtete der kaiserliche Beamte an ihn seine Fragen erst in lateinischer, dann in deutscher Sprache; aber Luther antwortete zuerst deutsch, dann lateinisch eine Kühnheit, von der alsbald ein fliegendes Blatt1 der Nation Kunde gab. So trat Luther im Beginn seiner weltbewegenden Tätigkeit auf. Schon längst hatte er die Notwendigkeit erkannt, die Muttersprache zur Hauptvermittlerin göttlicher Lehre zu machen. Schon in einer seiner ersten schriftstellerischen Leistungen äußert er sich in diesem Sinne. In seiner Ausgabe des Buches von der deutschen Theologie 1516 sehen wir ihn freudig bewegt, daß er in deutscher Zunge seinen Gott also höre und finde, wie er ihn bisher nicht gefunden habe weder in lateinischer, griechischer, noch hebräischer Zunge. So war schon 1442 ein Geistlicher, der „die 24 guldin Harpfen“ aus dem Lateinischen übersetzte, für deutsche Erbauungsbücher eingetreten: niemand solle sich durch ihre sprachlich-stilistische Roheit (stili barbaries) abschrecken lassen, ihre stoffliche Wahrheit (sententiarum veritas) solle jeden zur Lektüre reizen. Aber sein Wunsch,,utinam multa latina sic barbara essent" sollte in irgend welchem Umfange vor 1519 nicht in Erfüllung gehen. Ja noch 1520 durften gleiche Wünsche, gleiche Hoffnungen geäußert werden. Ich will einem jeden so schrieb damals

1 Römische Kaiserliche Majestät, Verhörung, Rede und Widerrede Dr. M. Luthers: „der Offizial, so zu den Reden verordnet, gebraucht allewege erstlichen den Befelch in latein und darnach zu teutscher Sprach; aber M. Luther redet die Antwort allwege im ersten zü teutsch und zů dem lezzien in latein". Spalatin bezeugt in einem lateinischen Bericht über den Wormser Reichstag dieselbe Tatsache ein Beweis, daß die Zeitgenossen dem Vorgehen Luthers hohe Bedeutung beilegten. Vergl. die neue Weimarer Lutherausgabe VII 857. Anm., wo auf das Quellenmaterial für den Wormser Reichstag (Wrede und Bernays, Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. B. II.) verwiesen wird.

Luther in der Vorrede zu der Schrift „Von den guten Werken“ an den Herzog Johann die Ehre großer Ding herzlich gerne lassen und mich gar nichts schämen deutsch den ungelehreten Laien zu predigen und schreiben, wiewohl ich auch desselben wenigs kann. Dunket mich doch, so wir bisher und furtmehr uns desselben geflissen hätten und wolten, solte der Christenheit nit eins kleinen Vorteils mehrer Besserung erwachsen sein denn aus den hohen großen Büchern und Question in den Schulen under den Gelehreten allein gehandelt." Solche Wünsche, die in den Herzen einiger weniger Männer lebten, blieben in den Augen der Mehrzahl der gebildeten Theologen. unberechtigt, bis die Reformation die natürlichen Rechte des Volkes erfüllte.

Es gehörte die ganze Umsicht und Tatkraft unseres Reformators dazu, auch den Kampf um die Sprache gleichzeitig mit den geistigen Fragen zu entscheiden. Was Maximilians nationale Gesinnung nicht hatte vollenden können, wurde jezt durch Luther in ungeahnter Schnelle und ungeahntem Umfange weltgeschichtliche Tatsache. Auf dem Augsburger Reichstag 1530, wo die Gegensätze zum letztenmal schroff einander gegenüber standen, zeigte sich, daß der Streit zugunsten der Volkssprache entschieden war. Als dort die katholischen Reichsstände zuerst die lateinische Fassung der Augsburgischen Konfession vorgelesen wissen wollten, bestand der Kurfürst von Sachsen darauf, die deutsche Fassung zuerst zu hören, und der Kaiser entschied in seinem Sinne. So hatte die Muttersprache, welche mit dem 14. Jahrhundert für weltliche Zwecke eine mehr und mehr steigende Geltung gewann, die kirchliche wie die staatliche Weihe errungen; als Sprache der Messe und des Gemeindegesangs war sie für alle Herzens- und Gewissensfragen hinfort mehr als ein unwürdiger Notbehelf.

Noch Größeres hat Luther zugleich erzielt. Die Jahrhunderte lange Verwahrlosung der Sprachformen hatte der Muttersprache jeden Lebensgeist genommen. Aber mit Luthers.

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