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umlauf, erhält sich infolge dieser Assimilation der Nahrung die als fest erscheinende Form unseres Körpers; als entstehend lebt sie dort in dem Blut der Arterien, als vergehend in dem der Venen; ebenso wird im Atmungsprozefs unser Organismus ebensowohl erneuert und erfrischt, als er verflüchtigt wird und verbrennt. Wie aber durch den Nahrungstrieb die Assimilation mit den Stoffen herbeigeführt und damit das Leben des Individuums gesichert wird, so verlangt der Geschlechtstrieb die Vereinigung des in Mann und Weib differenzierten Menschen und erhält so die Gattung.

Das von der äufseren Form umschlossene geistige Sonderleben des Individuums, die Seele, erhält sich nicht weniger durch Assimilation des Universums, von dessen Prinzip des Einigens, Formens es durchströmt wird. Mit Lebenshunger strecken sich die Sinnesorgane des Organismus den Erscheinungen des Universums entgegen, sich einbildend die Welt der Formen. Verwandtes bleibt auch hier in Verbindung mit dem Verwandten, denn diese Formen rufen in der Seele auf das Wundern, den theoretischen Reiz (16), auch sie mit der eigenen Form zu umfassen, sich zu assimilieren und nach der Eigenart weiter zu gestalten. Auch die Seele wächst durch dieses Interesse, scheidet das ihr nicht Bezwingliche aus, hält fest, wodurch sie sich gefördert fühlt. Und auch in ihr bringt es der Zug des Einigens, des Bildens, zu einem Abschlufs der inneren Form, welche, obwohl fliefsend ohne Rast, dennoch, vermöge des Erinnerns, als ein Dauerndes, Festes, als eine Einheit von uns gefühlt wird.

Die Natur aber bezeugt uns beständig in der Theorie wie in der Praxis, dafs ihr Formengesetz auch unsere Seele durchgeistet. Ist es nicht unsere Mathematik, deren Operationen sie in ihren Bewegungen als verwirklicht aufweist, sind es nicht die Konstruktionen der angewandten Mathematik, durch welche wir sie für unsere Zwecke zu interessieren verstehen, weil uns gelungen ist, ihre Beziehungsformen uns zu assimilieren?

Wir versuchen, von der angestellten Betrachtung aus die wesentlichen Lebensbethätigungen der Seele in diesem Verhalten zum universalen Leben zu kennzeichnen. Auf der verbindenden, formierenden Kraft des Universums, welche auch in uns lebt, beruht zunächst die körperliche und geistige Entwickelung und Erhaltung des Individuums. Es bietet sich, um unsere Befähigung zu den hierfür erforderlichen Assimilationsprozessen zu bezeichnen, das Wort Einbildungskraft, wenn wir es zugleich auf Körper

und Geist beziehen. Freilich wäre dies eine Erweiterung der gewöhnlichen Bedeutung, aber das philosophische, diskursive Erkennen gelangt zu einem Fortschritt, da Neubildungen mifslich sind, gewöhnlich auf diese Weise, worüber noch zu sprechen sein wird. Einbildungskraft würde zwar auch so unsern Begriff nicht vollständig bezeichnen, so wenig, wie Phantasie oder Imagination, und ich würde für ihn etwa das Wort Bildekraft vorschlagen. (17) Diese Bildekraft des Universums baut den Seelen ihre Leiber, und zwar nicht aus etwa vorgefundenen Stoffen einer hypothetischen Materie, (18) sondern so, dafs in Einheit sind von Anfang an das Bewegende und das Bewegte, das Bildende und Gebildete. Das Individuum aber, nunmehr ein besonderes Kraftcentrum, entwickelt vermöge derselben ihm innewohnenden Bildekraft sein Sonderleben physisch und psychisch (19) freilich nur innerhalb seiner Grenzen, da es immer Teil bleibt des Universums und dessen Bewegung sich zu entziehen keine Macht hat.*) Bildungen also, wie sie im Leben des Universums entstehen und vergehen, die wir als wirklich" zu bezeichnen pflegen, vermag das Individuum nur hervorzubringen, sofern die Natur auch weiter in ihm herrscht, wann es als solches in der Vereinigung der Geschlechter zu Grunde geht, dienend dem Fortbestand seiner Gattung. Freilich zeigt sich auch bei dieser Bethätigung des Universal'ebens die Bildekraft des Individuums als mitwirkend, denn die Eigentümlichkeiten der elterlichen Individuen, z. B. in Bezug auf die äufsere Form, auf Temperament, Neigung, Anlage, übertragen sich auf die Kinder.

Das Individuum aber als Herr seiner selbst, wirkend zwar mit derselben Bildekraft, wie das Universum, aber doch so, dafs diese nunmehr abhängig ist von den besonderen Bedingungen seiner Organisation, also so, dafs sie nur analog gestaltet wie die universale, bildet ein dem „Wirklichen“ nur Analoges, welches, in seiner Form andersartig, übrigens sowenig ursprünglich ist, so vergänglich, flüchtig, unsicher, wie das Individuum selbst dem

*) Zur Klarheit über das menschliche Lebewesen verhilft uns, wie mir scheint, wenn wir bedenken und festhalten, dafs unser Leben so den gedoppelten Zug zeigt, den des Alllebens und den des Individuums; das Wirken der Natur in uns und die bedingte Selbständigkeit einer ethischen Persönlichkeit; ein „Wirkliches“ und ein „Erscheinendes“. Für jenes Naturleben -Leben des Universums in uns - haben wir ein Wissen im Gefühl, für dieses im Bewusstsein; jenes erwacht in uns unmittelbar, ist gegeben, dieses beruht auf der Bildekraft, die von dem sich unterscheidenden Individuum als solchem ausgeht.

Universum gegenüber erscheint. (20) Schon bei der Aneignung des ihm vom Universum Gebotenen verhält sich die Seele bildend, nämlich umbildend das Ergriffene für ihre Eigenart. Die Sinne bilden uns Bewegungen des Universums um zu Licht- und Farbeerscheinungen, zu Tonempfindungen; alle Reize überhaupt übersetzt sie für sich in Empfindungen. Das naturgegebene, leibhafte Individuum sieht die Welt durch seine Sinnesorgane, aber als das sein Sonderleben gestaltende Individuum sieht es in dieser Welt eine andere, wie sie seinem Wesen zusagt, keine jedoch, die etwa nur erschiene, zu sein schiene, sondern die wirkliche so, wie sie mit ihm in Wechselwirkung tritt.

Auf Grund der Wahrnehmungen bildet die Seele dann weiter sich ihre Vorstellungen, erhält auch und bewahrt dieselben im Gedächtnis mit wachsender Eigenkraft. Die Vorstellungen halten sich auch ohne Unterstützung der Aufsenwelt, sie assimilieren sich der Seele in so inniger Weise, wie die Nahrungsstoffe dem Körper. Wir können die allmähliche Verschmelzung nicht in ihren einzelnen Vorgängen beobachten, aber wir finden am Ende, dafs wir gewachsen sind und fühlen ein gesteigertes Vermögen, welches einerseits in Äufserungen der körperlichen Kraft, andrerseits in den Erinnerungen der Seele sich erproben zu lassen bereit ist. Nach Mafsgabe der besonderen Veranlagung bethätigt sich dann weiter die Bildekraft in freier Verbindung und Umgestaltung der gesammelten Schätze als Phantasie durch künstlerisches Schaffen, und sie erweist auch durch Hervorbringung von Phantasmen ihre Analogie mit dem üppig in Keimen wuchernden, wie zwecklos für baldigen Untergang schaffenden Bildungstrieb des Universums.

Aus der Besonderung, welche das Allleben sich in den Individuen giebt, folgt zugleich das Wirken eines Willens in diesen und die Entwickelung eines Bewusstseins; Wille und Bewusstsein sind die praktische und theoretische Bethätigung eines besonderen Lebewesens, welches doch nur besteht durch seine Verbindung mit dem Universum. Beide Bethätigungsweisen der Seele sind Resultate der Wechselwirkung zwischen Individuum und Universum. Eben dadurch erweist sich eine Daseinsform als Individuum, als ein in sich geschlossenes Kraftcentrum, dafs es seine Lebensäufserungen von sich aus bestimmt, d. h. dafs es will. Nicht alle diese Lebensäufserungen erfolgen durch sein eigenes Wollen, aber alle, welche Bethätigungen sind seines eigenen Wesens dem Universum gegenüber. Zu unterscheiden ist nämlich auch hier das

jenige Wollen, durch welches die sich individualisierende Bildekraft des Universums ihre Verbindung mit dem Individuum auch an dessen Sonderexistenz darthut, von demjenigen, durch welches dieses Individuum eben diese Besonderung, d. h. seine Selbständigkeit aufrecht zu halten sucht. In den naturgegebenen Bewegungen der Triebe, des Begehrens, praktisch z. B. in den Assimilations- und Gattungsprozessen, theoretisch z. B. beim Aufmerken infolge von Sinnesreizungen, beim Erinnern zur Wiedererkennung, wird das Individuum mehr gewollt, als dafs es sich selbst bestimmte, wenn dagegen das Individuum seiner Thätigkeit Zwecke setzt, Mittel wählt, dann erkennen wir Akte individueller Freiheit. Es können darum beide Arten des Wollens, das der natürlichen und das der eigenen Bildekraft entstammende, in Gegensatz treten, denn das Individuum kann sich getrieben fühlen, kann begehren, weil seine Natur die Trennung vom Universum aufzuheben drängt, während es doch nicht will, und es kann wollen, obwohl die Natur widerstrebt. Weder aber der Trieb noch der Wille sind als neu auftretende besondere Kräfte neben der Bildekraft zu betrachten; sie ergeben sich einfach aus dieser, sofern sie in Individuen zur Erscheinung kommt. Es läfst sich auch leicht bemerken, dafs die Bildekraft notwendige Bedingung bleibt für jedes Wollen des Individuums. Der Trieb, welcher das andere sucht, welches dem Individuum für Bedürfnisse die entsprechende Befriedigung gewährt, das der Empfindung eines Mangels folgende Begehren eines denselben ergänzenden Objektes, setzen Empfindungen des Angenehmen und Unangenehmen und damit auch Vorstellungen voraus; das Wollen, indem es Ziele verfolgt, entzündet sich an den Bildern, die es entwirft; das Wollen des Sittlichen lebt in Bildern von Idealen, obwohl es das Wirkliche sucht.

Es ist dann weiter das Bewusstsein, durch welches das Individuum sich als eigene, selbständige Daseinsform erweist, durch ein Wissen also um das Sein und um sich selbst als ein Seiendes. Im Wollen ergänzt sich das Individuum durch die Welt, um selbst zu leben, im Wissen ergänzt das Individuum von sich aus die Welt, um sich in ihr zu finden; beide werden nur möglich durch die Trennung des Individuums vom Universum, beide heben diese Trennung wieder auf, indem der Wille die Welt sucht, um sie für sich zu subjektivieren, das Wissen aber das Ich sucht (im Wirklichen), um es objektiviert zu schauen. Beide führt das Leben des Universums zur Auflösung ihrer selbst, wann sie ihrer Sonderaufgabe genügt haben.

Der Mensch als wollender beginnt seine Laufbahn, obschon unter dem Zwange des praktischen Interesse, im Gefühl von Selbstbestimmung und Freiheit; er vermag jedoch sein Wollen nur in dem Mafse zu bethätigen, wie seine Kraft dem Weltlauf und dessen Bedingungen sich anpafst, und er endigt damit, dafs er, wollend oder widerstrebend, in dem Walten des Universums sich verliert. Den Menschen als wissenden weist sein theoretisches Interesse an die mit dem Wechsel ihrer Erscheinungen ihn beunruhigende Welt, und er folgt dem Reize, deren Fremdheit zu überwinden, aber sobald er sie in dem Grunde ihrer Bewegung zu fassen sucht, macht er die Erfahrung, dafs sie ihm überhaupt nur soweit zugänglich ist, als sie seinem eigenen Wesen entspricht, und er endet damit, dafs er die Welt aufgiebt und zu sich zurückkehrt. Die Bereicherung, welche ihm als wollenden und wissenden auf diesem Wege zu teil wird, füllt das Leben aus, aus den Bruchstücken seiner Erfahrung erwächst ihm die Zuversicht, dafs in dem Universum selbst jene Kraft lebe, aus welcher jedes Einzelwollen sein Streben schöpft, und ein Bewusstsein, durch welches jedes Einzelbewusstsein ermöglicht wird.

Das Wissen wir bezeichnen mit diesem allgemeinen Ausdruck zunächst die theoretische Herstellung der Verbindung zwischen Individuum und Universum - erzeugt sich aus den Wahrnehmungen, welche mittelst der Sinnesorgane der Seele zugehen, und aus dem schauenden Finden der Beziehungen, unter deren Walten jedes Wahrgenommene erblickt wird. (21) Auch das Wissen erhebt sich allmählich im Individuum aus einem mehr passiven Anwachsen zur selbstthätigen Ausübung der eigenartigen Bildekraft, und immer stärker betont sich im Laufe dieser Entwickelung der Gegensatz zwischen dem infolge seiner Besonderung angeregten Wissen des Individuums und dem Universum. In dem Mafse, als dieses dem Wissenden ein Anderes, ein Objekt wird, findet er schauend sich als den Eigenen im Selbstbewufstsein. Man kann das Verhalten der Seele, sofern sie wahrnimmt und empfindet, sofern also das universale Leben sich ihr individuell einbildet, als ein Innewerden dieser Affektionen bezeichnen. Auf ihm beruhen die verschiedenen Seelenzustände, verschieden je nach der jedesmaligen Stellung von Affektionen zu einander, welche als angenehme oder unangenehme empfunden werden. Wir nennen das Gewahrwerden und Empfinden eines solchen Zustandes ein Gefühl und bezeichnen das Wissen, welches demselben inne

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