ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

dessen folglich die Urteile eines jeden Verstandes einstimmig sein müssen, denn consentientia uni tertio consentiunt inter se."

Dies wäre dann also die „objektive Wahrheit", welche bei Kant freilich nur auf die Dinge geht, wie sie erscheinen, nicht aber, wie sie an sich sind, während es scheinen könnte, als ob Aristoteles diese dem Erkennen und weiter auch der Sprache, speziell den Sprach formen zuschriebe, denn er lehrt sowohl, es sei nicht in den Dingen das Wahre oder das Falsche, sondern in den Gedanken, wie er auch findet, dafs die Aussagen, wenn wahr, sich den Dingen entsprechend verhalten, und dafs die Formen der Rede ebenso sind, wie die des Seins. (9)

Nun aber würden wir, wenn wir überhaupt von der Wahrheit des Erkennens und Sprechens besonders reden wollen, weder die Wahrheit, wie sie Protagoras bestimmte, noch die des Aristoteles für die des Erkennens erklären können.

Gesetzt, um mit der „objektiven Wahrheit" zu beginnen, es sei überhaupt verständlich, wie ein Sein mit einem Gedanken übereinstimmen könne, so wird doch darüber kaum ein Streit möglich sein, dafs diese Übereinstimmung in keiner Weise für „die Urteile jedes Verstandes" nachweisbar sein würde. Ich wülste nicht, was man der Rede des Gorgias (10) in dieser Beziehung entgegenhalten wollte, der da sagte, dafs, wenn es ein Sein gäbe, dieses doch dem Denken immer unfafsbar bleiben würde, da Gedachtes und Seiendes ganz verschieden sei, wie denn gewifs nicht dadurch etwas sei, dafs man es denke; und dafs, wenn selbst das Denken des Seins gelänge, es doch anderen durch die Sprache nicht mitzuteilen sei, da z. B. durch Laute unmöglich Sichtbares dargestellt werden könne, aufserdem ja auch der Hörende nicht dasselbe bei den Worten denke, wie der Sprechende.

Müssen wir uns aber bescheiden, dafs Erkennen und Sprechen „objektive Wahrheit" nicht gebe, so haben wir doch die sogenannte „subjektive" nicht weniger abzulehnen, denn sie bleibt, wie jene, in einem Gegensatz befangen, den weder das Sein noch das Denken zu überwältigen vermag.

Weil der Mensch allein das Wort hat in der sonst sprachlosen Welt, ist er allein im stande, sich für das Mafs der Dinge zu erklären, kann er sagen, dafs sein Denken Wahrheit sein solle. Wer in der Welt aufser ihm giebt sich denn mit diesem Begriff ab, erkennt ihn an? Aber diese Formalität kann die ihm fehlende Macht, jenen Begriff zu verwirklichen, zu vollziehen, nicht ersetzen und giebt ihm keine Selbständigkeit, auch in seinem

Denken, als eine formelle. Ganz und gar bleibt er wie mit jedem Atemzuge so im kühnsten Flug seiner geistigen Bildekraft ein Bestandteil des Universums. Dafs dessen Bildekraft sich in Hervorbringung besonderer Lebewesen äufsert, dafs ein Teil dieser Sonderexistenzen sich als solche zu fühlen, zu denken, seine besondere Bildekraft auch so weit zu bethätigen im stande ist, als seiner Art Macht innewohnt, dies stellt sie doch nicht aufserhalb der Welt, sondern setzt sie nur in den Stand, eine Beziehung zu ihr zu haben und diese zu wissen und für ihr Sonderleben zu verwenden. Da ist ja klar, dafs die Wahrheit solcher Wesen, die eben nur als besonderte ihre Beziehung zum Universum haben, auch nur eine sonderliche sein kann. Nicht dies wird gesagt, dafs sie eine Wahrheit nicht haben, aber dies, dafs, wenn Individuen ihr Verhältnis zu den Dingen angeben wollen und das wäre ihre Wahrheit" diese Angabe auch durch die Art dieses Verhältnisses seine besondere Form erhält.

[ocr errors]

Man sage nicht, es sei diese den Menschen zuerkannte Art der Wahrheit" schliefslich nichts weiter, als die bekannte „subjektive", und wenn das Erkennen in Form der Sprache die „objektive Wahrheit" als seine Aufgabe nicht setze, so bleibe ihm nichts weiter übrig, als sich zu dieser „subjektiven“ zu bekennen.

[ocr errors]

Denn für das Erkennen, wie wir es fassen, besteht eben ein solcher Gegensatz von „objektiver“ und „subjektiver" Setzung nicht. Dafs Wahrheit" ein Begriff ist, den zu vollziehen nur Subjekte wollen können, dafs dieser Begriff nur durch Objekte, auf die er sich richtet, Inhalt erhält, sollte zu den irreleitenden Bezeichnungen von subjektiver und objektiver „Wahrheit“ nicht geführt haben; - und die Besonderung des Universums- und nur so sich besondernd lebt es ja zu menschlichen Lebewesen sollte nicht bis zu einem realen Gegensatz verschärft vorgestellt werden. Für das Erkennen weisen wir ihn ab und werden dies weiter rechtfertigen.

Die Unklarheit verliert sich nämlich, wenn wir zwischen einer Wahrheit des Kennens und der des Erkennens unterscheiden. Beide, das Kennen und das Erkennen, setzen uns theoretisch mit dem Universum in Verbindung und beseitigen so für unser Fühlen und Denken unsere Besonderung, aber das Kennen richtet sich dabei gegen die Fremdheit der Erscheinungen, das Erkennen dagegen denkt und spricht die Beziehungen aus, wie sie, als im Universum wirkend, nach der Natur unseres Bewusstseins von uns

-

geschaut werden. Das Kennen zeigt uns also, wie die Welt uns gegeben ist, das Erkennen deutet sie uns, interpretiert sie, indem es sie in der Sprache abbildet das Sprechen an sich selbst giebt dieses Abbild und so mag man sich so ausdrücken können: das Kennen gehe auf das Sein des Universums, das Erkennen auf den Gedanken dieses Seins. Da nun das Sein uns gegeben ist (oder doch gegeben zu sein scheint), der Gedanke des Seins als solcher nur in uns sich unmittelbar offenbart, so ist das Kennen wesentlich abhängig von seinem Objekt, das Erkennen vom Subjekt, jenes wesentlich aufnehmend, dieses produzierend. Das Kennen befriedigt die Neugierde, die Wilsbegierde durch Kenntnis und durch Wissen; dem Staunen und der Bewunderung antwortet das Erkennen durch Erkenntnis, durch ein Kunstwerk des Gedankens. Dem Kennen folgt in der Praxis der Nutzen, aus dem Erkennen entwickeln sich die Forderungen der Ethik.

Hiernach könnte man versucht sein, von einer „objektiven Wahrheit zu sprechen, welche das Kennen erreiche, wenn es übereinstimme mit dem Sein, und von einer „subjektiven", welche dem Erkennen zu teil werde, wenn es in sich selbst übereinstimmend sich gestalte.

Es versteht sich ja aber, dafs in dem lebendigen Menschen Kennen und Erkennen nicht so geschieden auftreten, wenigstens nicht so geschieden bleiben, wie wir deren Begriffe auseinanderhalten. (11) Nur ein Gekanntes kann erkannt werden, und mit der gröfseren Ausbreitung und Genauigkeit des Kennens ermöglicht sich die Erweiterung und Vertiefung des Erkennens. Andrerseits würde das Kennen vergeblich zu einem Erfahrungswissen zu kommen suchen, wenn nicht das Erkennen ihm von der Stelle hülfe.

So ist denn auch der Begriff der Wahrheit auf ein reines, sprachloses Kennen gar nicht anwendbar; nur ein irgendwie Erkanntes, bestimmt Ausgesprochenes veranlafst, wenn anderes Erkannte mit ihm verglichen wird, die Frage, ob es Wahrheit enthalte. Verbindet sich aber ein Erkennen mit dem Kennen zu einem Erfahrungswissen, so ist auch sogleich deutlich, dafs jede ,,objektive Wahrheit" doch immer nur als subjektive zu stande kommt. Denn nicht die Eigenart der reizenden Objekte ist es ja, durch welche sich die Art unserer Empfindung bestimmt, sondern die Sinnesnerven sind es, auf welche diese Reize treffen. Diese aber haben nur eine und dieselbe Antwort auf alle, und unsere Empfindungen sagen uns deshalb von den Eigenschaften der Objekte

nichts. Und wenn wir nun unsere Kenntnis prüfen, durch Erfahrung und Experiment zur Verifikation des Gekannten gelangen, ist es dann nicht ein von uns Gesetztes, mit dem übereinzustimmen Sache der Wahrheit sein soll? Sehr gut bemerkt Leibnitz (Nouv. Ess. lib. IV., 2): Le vrai Criterion en matière des objets des sens est la liaison des phénomènes Et la liaison des phénomènes, qui garantit les vérités de fait à l'égard des choses sensibles hors de nous, se vérifie par le moyen des

vérités de raison.

Freilich ist uns genug Übereinstimmendes mit den Dingen gegeben, dafs wir eine Ordnung bringen können in unser Wissen, dafs wir sie zu unserem Nutzen verwenden können in unserer Praxis, aber wenn wir einerseits sicher sein können, dafs den Dingen auch diejenigen Eigenschaften wirklich beiwohnen, mit denen sie auf uns wirken, so ist andrerseits doch auch eben so sicher, dafs wir von diesen Eigenschaften nur nach unserer Besonderheit urteilen. Und so wird denn für die Wahrheit des Kennens doch immer die letzte Entscheidung in unserm Bewufstsein liegen, darin, dafs wir Nicht-Übereinstimmendes nicht als ein sich Deckendes uns vorzustellen und zu denken im stande sind.

Und umgekehrt kann auch ebensowenig von einer Wahrheit des Erkennens gesprochen werden, welche in dem Sinne subjektiv wäre, dafs sie der objektiven Grundlage ermangelte. Sprechen wir von für uns unbestreitbaren Thatsachen, so meinen wir zumeist Erscheinungen und Vorgänge des sinnlichen Daseins, aber mit nicht minderem Recht können wir von Thatsachen unseres geistigen Lebens sprechen. Descartes hat sein berühmtes cogito, ergo sum" von keinerlei anderem Wissen abgeleitet. Er sagt (Resp. ad II. Obj. p. 74): neque etiam, cum quis dicit: ego cogito, ergo sum sive exsisto, exsistentiam ex cogitatione per syllogismum deducit, sed tanquam rem per se notam simplici mentis intuitu agnoscit; und bemerkt (Princip. Philos. I., 8): cogitatio prius et certius quam ulla res corporea cognoscitur; - unter der Cogitatio versteht er aber das Bewusstsein überhaupt (1. c. 9): cogitationis nomine intelligo illa omnia, quae nobis consciis in nobis fiunt, quatenus eorum in nobis conscientia est. cet. und so erklärt Spinoza (Eth. V., 23 Schol.): Mentis oculi, quibus res videt observatque, sunt ipsae demonstrationes. Unsere geistige Natur gehört dem Universum nicht weniger an, als die körperliche, und so übertragen wir mit demselben Rechte unser geistiges

Beziehen auf die Dinge da draufsen, wie wir, was die Sinne von dorther uns bringen, zu einem Wissen in uns verarbeiten.

Nicht darum ist ein Vorgang als in sich nichtig zu betrachten, weil wir ihn gerade nur in uns wahrnehmen, ihn als subjektiv bezeichnen müssen, vielmehr wäre anzunehmen, dafs eine Erkenntnis des Universums lückenhaft sei, welche eine Thatsache subjektiver Art als vereinzelt stehen lassen muss.

Genauer kann, was für uns Wahrheit ist, indes nur bestimmt werden, wenn wir die Natur und das Wesen unseres Bewusstseins in Betracht ziehen, denn vor diesem hat sich schliefslich alles. auszuweisen, was Anspruch erhebt, Wahrheit zu sein.

Die Bildekraft des Universums bringt unser Eigenleben hervor, bedingt und erhält es auch dann, wenn es bis dahin sich entwickelt hat, dafs es sich dem Universum gegenüber als ein eigenes weifs. Erst, wann dies eingetreten ist, kann die Frage, ob wir Wahrheit denken, für das Wissen aufgeworfen werden. An sich ist diese Frage schon gegeben mit der Entstehung des Individuums, welches zeitweise aus dem allgemeinen Sein zu einem besonderen Dasein herausgetreten ist, und die Frage, ob und wie wir Wahres denken, ist nur eine besondere Richtung und Zuspitzung der Fragen, ob wir Wahres empfinden, vorstellen, fühlen, wollen. Von Wahrheit in den Dingen oder Lebewesen an sich selbst zu sprechen, würde Mifsbrauch des Namens sein. Die Dinge an sich mögen dauern oder nicht, mögen den Sinnesorganen der Lebewesen so oder anders erscheinen, sich gegeneinander förderlich oder hemmend verhalten sie, wie die Lebewesen, blofs nach ihrem Sein betrachtet, sind eben, wie sie sind, und entsprechen, auch als Mifsbildungen, Gesetzen der Natur. Aber mit der Trennung der Sonderexistenzen von dem allgemeinen Sein bildet sich zwischen den getrennten Faktoren ein Verhältnis, und, wenn die Individuen von sich selbst zu wissen die Macht haben, müssen sie, soweit sie jenes Sein auch in sich finden und aufnehmen, sogleich zu der Frage kommen, wenn sie auch erst viel später sie stellen. lernen, ob und wie sie sich mit diesem (ihnen bekannten, d. h. von ihnen gedachten) Sein in Übereinstimmung befinden, d. h.

in der Wahrheit.

Kant in der Kritik der reinen Vernunft" hat bei Bestimmung dieses Verhältnisses die Besonderheit unseres Denkens zu stark betont, und der Gedanke, dafs auch wir mit unserm Bewusstsein dem Universum angehören, wird von ihm nicht verwertet. So verschärft er bis zum Unerträglichen das Gefühl unserer Trennung.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »