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selben dem Individuum durch das Wirken des Universums zugeführt wird, wie aber Empfindungen, Vorstellungen, Gefühle dem Universum fehlen müfsten - Vorgänge, die uns wenigstens wertvoller scheinen, als ihre Verursachungen wenn sie nicht von Lebewesen geschaffen würden, um als neue Lebens- und Wirkensreize zu dienen, welche von unendlich feinerer Beschaffenheit sind, als die Anregungen, nach denen wir sie bildeten.

Und wenn ferner die uns eigentümliche Wesenheit, durch welche wir uns auszeichnen vor allen anderen uns bekannten Bildungen, in welchen ein eigenes Leben von uns angenommen wird, zu der ihr möglichen Entwickelung allerdings nur gelangt innerhalb des Lebens der Menschengattung, so geht doch diese Macht und Herrschaft der Gattung nur hervor aus der Bethätigung der individuellen Kräfte, welche ebensowohl die Geschichte der Gattung bestimmt, wie von dieser das Leben der einzelnen bestimmt wird.

Es ist ja wahr, dafs die Individuen nur wirken können, sofern sie durchdrungen werden von der Bildekraft des Universums, aber es ist, als ob eben auf Grund dieser Bildekraft sich in jedem von ihnen ein Statthalter erhöbe, versehen mit ausreichender Vollmacht, nach Mafsgabe der ihm zu Gebote gestellten Kräfte das universale Gesetz in einem besonderen Bezirk selbständig zu handhaben, dasselbe dessen Bedürfnissen anzupassen und so zu bewirken, dafs ein Leben höherer Art gewonnen wird, um nach einer gewissen Zeit abgeschlossen und im Dienste des Universums weiter verwandt zu werden. Darum werden Reize innerhalb dieses Bezirks sofort zu einem Höheren, zu Empfindungen, umgestaltet; es verwandeln sich im Individuum Sinnesaffektionen sogleich in Wahrnehmungen und Vorstellungen; und mit diesem in ihm selbst sich abschliefsenden Bilden fühlt sich dann das Lebewesen als Individuum. Aber es verharrt nicht in dieser geschlossenen Form, in seiner eigenen Werkstätte. Was es als Individuum geleistet, wird vom Universum verwandt, indem dieses die Sprödigkeit des Einzeldaseins überwindet und es in seinen Dienst zieht, zu welchem in der ihm gelassenen Freiheit es sich vorbereitet hat. Denn das menschliche Individuum reicht in seinem Streben, in dem Urgrunde seines Strebens, über seine Individualität hinaus, und es dient eben dadurch der universalen Bildekraft, dafs seine individuelle sich voll entfaltet. Es wirkt so in Freiheit das Notwendige, und zwar ist es die Sprache, welche durch Hervorbringung einer Lautwelt die Innerlichkeit des Individuums der

Aufsenwelt übergiebt, so dafs es ergriffen wird von dem Leben seiner Gattung, welches höherer oder doch einer anderen Bestimmung folgt, als den Menschen zu wissen beschieden ist. Wie dies sich vollzieht, darauf deuten wir zunächst nur durch wenige Worte allgemeiner Natur.

Offenbar liegt es in dem Wesen der Menschen, dafs sie sich mit dem Haben ihrer individuellen Empfindungen, Gefühle, Wahrnehmungen, Vorstellungen nicht begnügen als solchen, die ihnen gegeben werden durch Anregung der Aufsenwelt. Sie wollen diese Hervorbringungen auch wissen als die ihrigen, sie sich zum Bewusstsein bringen in der Form und mit der Bedeutung, welche sie selbst ihnen gegeben haben. Dieses Gestalten und diese Bedeutung ist aber in ihnen selbst immer nur im Werden, im Hervorgebrachtwerden; es hat kein Dasein, gelangt nicht zur Wirklichkeit, zu einer bestimmt für sich abgeschlossenen Form, so lange es nichts ist als Bewegung der Seele für sich. Um die eigene Habe auch zu besitzen, um durch sie zu weiterem Reichtum zu gelangen, mufs der Mensch, was er erhielt von der Allmutter Natur, nach dem Worte des Dichters sich erwerben, indem er es, wie es das seine ist, so auch als das seinige hervorbringt und gestaltet. Darum spricht er sich aus. Indem er so den Laut bildet, ihm eine Form giebt, gehorcht er nicht den auf eine Praxis hindrängenden Gefühlen von Wohl und Wehe, welche sich aus den Empfindungen erzeugen und ihn zu Bewegungen des Strebens oder Wegdrängens veranlassen, wie sie seinem individuellen Bedürfnis entsprechen, sondern einem Kunsttriebe, der ihn dazu begeistert, das Empfinden, Vorstellen, als die Welt, wie sie ihn in ihren Lebensakten ergreift, wie er sie in seinen Seelenakten begreift, seinem Bewusstsein als diese zu einem Abschlufs geführte Empfindung, als diese Vorstellung, gegenständlich zu machen, damit es sie besitze. Das Individuum scheint seine Laute der Wirklichkeit irgendwie nachbilden zu müssen, aber es schafft sie nicht dieser nach, sondern seiner Empfindung. Nur symbolisch deuten also die Lautbilder das Wirkliche an, und mit dieser Symbolik schaffen sie für den Menschen die wirkliche Welt um zu einer idealen.

Und zwar wirken sie so über das Vermögen der Individuen hinaus. Denn diese Verkörperungen der Seelenakte, welche von dem, der sie schafft, auf einzelne Vorgänge eines sinnlichen Hier und Jetzt bezogen werden, wandeln sich, der Aufsenwelt übergeben, in der Seele der Hörenden zu Bildern, deren An

schauen das Bewusstsein nicht mehr gebunden hält an die zufällige Erscheinung eines einzelnen Ortes und Zeitmoments; sie entwickeln sich zu Begriffen und werden zu einem Besitz, der unvergleichbar ist mit jedem anderen Erwerbe. Die Ideen, welche das Menschengeschlecht an ihnen gewinnt, sind für unser Bewusstsein das Höchste, werden uns zum gröfsten Wert unseres Daseins; und sie enthüllen sich in dieser Bestimmtheit, in dieser Erkennbarkeit nur gerade in dieser Form von symbolischen Kunstwerken im Material des Lautes. Nirgend nehmen wir sonst sie wahr, niemals werden sie so durch Erfahrung gewonnen.

Und eben dies, dafs sie aus uns selbst stammen, dafs sie von uns geschaffen werden, macht die Lautbilder zu Trägern unseres Erkennens, denn nur dadurch sind wir befähigt, sie zu fühlen als ein Gegenständliches, welches uns angehört. Auf ihrer formbestimmten Festigkeit beruht die Möglichkeit, dafs die Vielen sich in ihrem Vorstellen und Denken zusammenfinden, dafs anerkannt werde der Begriff der Wahrheit als ein für die Gattung geltender. Aus der Seele des Individuums wird Sprache geschaffen, und infolge der Sprache wird die Seele der Gattung mächtig in der Seele des Individuums. Es ist wesentlich Aufgabe der folgenden Betrachtungen, zu zeigen, wie dies geschieht, wie das individuelle Sprechen und Erkennen durch die Beteiligung der Gattung zur Erkenntnis wird und zur Sprache.

Es ist bisher die Sprache, wenn sie philosophischer Betrachtung unterzogen wurde, zu wenig bestimmt abgegrenzt worden nach den beiden Seiten hin, dafs sie Produktion des Individuums ist und erst durch diese ein Besitz der Gattung wird. Als Produktion des Individuums zeigt sie uns in Bezug auf deren Gestalten eine Kunst, in Bezug auf deren Inhalt ein Erkennen, und erst nach Betrachtung dieser Kunst und dieses Erkennens kann dann das Wesen der Gattungssprache richtig gewürdigt werden. Wir haben in dem Werke: „Die Sprache als Kunst" dargestellt, wie das Sprechen, als naive Kunst vom Individuum hervorgebracht, dann in der ausgebildeten, so zu sagen: fertig gewordenen Sprache der Gattung, sich weiter als eine mit Bewusstsein geübte Sprachkunst bethätigt, und so ergänzt die vorliegende Schrift jene frühere insofern, dafs die beiden Betrachtungsweisen der Sprache als Kunst und der Sprache als Erkennen, welche bis jetzt als solche nicht behandelt wurden, くとこ nunmehr in die Wissenschaft eingeführt worden sind.

Das Kunstwerk des Sprechens und der Sprache ist der Satz, nicht schon von Anfang der grammatische, denn die Wörter bildeten sich später, als was wir unter dem Namen des Satzes begreifen. In seiner am wenigsten entwickelten Gestalt führt er den Namen der Sprachwurzel. In und mit seiner Entwickelung vollendet das Sprachschaffen seine Arbeit. Die fortlaufende Rede, wie sie von irgend welchem theoretischen Interesse oder von irgend welchen praktischen Zwecken gefordert wird, wiederholt nur immer das Gestalten des Satzes unter grofser Mannigfaltigkeit der Formierung; und sie entlehnt diesem auch die Mittel, vermöge welcher sie ihn bestimmter und reicher ausbaut, durch welche sie weiter die Verbindung und die Beziehungen der einzelnen Sätze unter einander andeutet. Man kann deshalb wohl sagen, dafs die Sprache wesentlich schon geschaffen werde mit der ersten Sprachwurzel, mit dem ersten Satzgebilde, denn auf der gröfseren oder geringeren Menge der in Lauten dargestellten Seelenakte beruht ihr Wesen nicht, aber freilich wäre dies die Sprache nur eben dieses Individuums als solchen. Mir scheint, als ob die tiefe Betrachtung W. v. Humboldts (Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwickelung. Ges. W. Bd. III, p. 243), in welcher er ausführt, dafs die Sprache nicht anders entstehen kann, als auf einmal“, dafs sie in jedem Augenblick ihres Daseins dasjenige besitzen müsse, was sie zu einem Ganzen macht", an dem von uns Vorgetragenen den Halt und die bestimmtere Fassung findet. Es ist eben der Satz, welcher anfänglich als Werk unbewufster Kunst zum Ausdruck des Seelenmoments herausgearbeitet wird und in Momenten lebt das Leben der Seele überhaupt - der dann innerhalb der vollendeten, in der litterarischen Sprache sowohl als selbständiges Ganze, wie im Dienste der Rede, durch die Mittel einer bewussten Sprachtechnik an dem freieren Spiel seiner Gestaltung sich als Kunstwerk erkennen läfst und so das Kunstschaffen des Individuums innerhalb des von der Gattung erworbenen Sprachbesitzes immer neu zur ästhetisch wirksamen Erscheinung bringt.

Wenn für die weitere Begründung und Durchführung unserer Ansicht wir lediglich auf das erwähnte Werk „Die Sprache als Kunst" zu verweisen haben, so besprechen wir hier doch in Kürze die gewöhnliche Meinung in dieser Sache, soweit aus der Widerlegung derselben die Auffassung des Sprachschaffens als einer Sprachkunst sich zu rechtfertigen scheint.

Es wirken die Sprachkunstwerke auf die Menschen mit grofser Stärke, weil sowohl deren Lautform als die ausgedrückten Vorstellungen der Menschennatur angehören. Auf der Wirkung dieser Erregungen beruht die innerliche Vergesellschaftung und damit die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts. Zeigt sich also die Sprache als den Menschen unentbehrlich, so liegt es nahe, auch ihr Entstehen und ihr Wesen aus der Zweckmäfsigkeit ihres Wirkens begreifen zu wollen. So erscheint es selbstverständlich, dafs die Sprache sowohl zuerst hervorgerufen sei durch das Bedürfnis der Mitteilung, als auch, dafs ihre weitere Entwickelung sich erkläre als eine Folge der Ausbreitung, Verfeinerung und Veredelung der menschlichen Zwecke.

Ein Bedürfnis zu Mitteilungen an Geschöpfe derselben Art ist auch bei vielen Tiergattungen zu bemerken, und die höher organisierten genügen ihm vornehmlich dadurch, dafs sie von ihren Stimmmitteln Gebrauch machen. Der Mensch verfügt seiner feineren Organisation gemäfs über eine bei weitem gröfsere Mannigfaltigkeit solcher Naturlaute, und es ist nicht zu bezweifeln, dafs er durch sie anderen Menschen Mitteilungen zu machen im stande ist. Ist dies nun Sprache?

Es unterscheiden sich Naturlaute von Sprachwurzeln dadurch, dafs sie zwar von Erregungen der Seele Kunde geben, dafs sie aber nicht versuchen, dieselben in diesen Lauten darzustellen, so dafs diese Darstellung stellvertretend eintreten könnte für den Vorgang, welcher die Erregung veranlafste. Der Naturlaut ist uns unmittelbar mit unserem Organismus gegeben, Darstellen aber, Benennen, fordert eine Wahl, zeugt von Freiheit. Den Vater herbeizurufen, mag ein Naturlaut genügen, ihn durch eine Sprachwurzel zu benennen, setzt ein Schaffen, eine Artikulierung des Lautstoffs voraus.

Man könnte zwar meinen, dafs dieser Unterschied sich wegerklären lasse. Wäre nicht denkbar, dafs derselbe Naturlaut, wenn er unter ähnlichen Umständen öfter ausgestofsen wird, eben dadurch von selbst zur Benennung geworden wäre, so dafs von einem Schaffen überhaupt nicht zu reden sei? Wer aber so meint, schreibt Naturlauten eine Ausdrucksfähigkeit und Bestimmtheit zu, welche sie nicht besitzen.

Ein Ast bricht; ein Sonnenstrahl durchblitzt das Gewölk; ein Luftzug erhebt sich; es fängt an zu regnen. Mögen solche oder ähnliche, in Bezug auf das Gegenständliche durchaus ver

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