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substantiviert uns vorstellen. Zeitweilig empfinden, fühlen, wollen wir, erinnern wir uns, sind wir erregt, bilden wir uns etwas ein, und es ist unserem Denken eigentümlich, solche Seelenakte auf eine einheitlich vorgestellte Ursache zurückzuführen, aus welcher sie quellen.

So wurde auch Romulus der Gründer Roms, Ilos der von Ilion, und es wäre dagegen so lange nichts zu erinnern, als man nur dies als von jenen vollbracht melden wollte, dafs sie Rom und Ilion gegründet.

Die Bildekraft des Universums, welche in besonderer Form uns beseelt, auch sie von uns nur bemerkt in den Akten ihrer Bewegung, tritt hervor als Wollen, sofern dem Individuum notwendig ist, sich selbst zu erhalten und als besonderes zu bethätigen, und als Erkennen, sofern es sich gedrungen fühlt, seinen Zusammenhang mit dem Universum theoretisch sich zu sichern, so dafs seine Sonderseele sich als Teil des Universums begreift. Beides aber, Wollen und Erkennen, das Sonderleben des Individuums ausdrückend, erwächst und erhebt sich aus dem Untergrunde des Fühlens, aus jenen Akten der Seele, welche unmittelbar von dem in uns fortdauernden Leben des Universums in uns zeugen. Aus ihnen entnehmen Wollen und Erkennen die Anlässe zum Hervortreten in ihrer individuellen Richtung, und zu ihnen kehren sie im Individuum zurück, um sich ihrer selbst gewifs zu werden, ob sie in ihrer Freiheit das Eigenleben gefördert haben oder gehemmt, zu Lust und zu Schmerz.

Betrachten wir einen beliebigen Akt des Erkennens, wie er in einem Satze sprachlich vorliegt, etwa: „es fallen Regentropfen“, so scheint zunächst, als werde uns nur eben das Ergebnis eines Wahrnehmens mitgeteilt, aber es ist klar, dafs die Wahrnehmung nicht ohne ein Wollen in das Bewusstsein des Sprechenden aufgenommen und ausgesprochen wurde, und dafs dies Wollen in ihm nicht entstehen konnte ohne ein vorangehendes Gefühl irgend welcher Beteiligung seines (körperlichen oder) seelischen Zustandes an dem wahrgenommenen Vorgange. Solches Mitwirken des Fühlens und Wollens bei den Akten des Erkennens bleibt zwar gewöhnlich unbeachtet, weil es sich auf dem Wege verliert, den die Seelenbewegung in der anderen Richtung nimmt, aber Fragen, wie etwa hier: Was kümmert Dich das? würden es vor dem Bewusstsein des Sprechenden auftauchen lassen.

Ist dies aber so, dann wird auch klar, wie dem Erkennen. nach Vollendung (d. h. nach der sprachlichen Darstellung) einer

Produktion neben seinem Wissen um seinen Inhalt zugleich das Gefühl der Befriedigung eines verwirklichten Wollens beiwohnt. Dieses Lustgefühl wird sich mit der Energie des Strebens, mit der Anstrengung des Denkens, mit der Wichtigkeit des Erkannten steigern, und die Gewifsheit, dafs der neue Inhalt zu widerspruchsloser Einheit in die Form des Bewusstseins eingegangen ist, gilt der Seele als Erweis derjenigen Wahrheit, welche ihr eben zugänglich ist.

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Wir können nunmehr zu der Frage zurückkehren, wiefern die Sprache uns die Formen unseres Erkennens zeigen kann als solche, vermittelst welcher wir die Wahrheit" ergreifen. Nach der vorangegangenen Erörterung wird es uns nicht mehr beirren, wenn deutlich ist, dafs die Formen der Sprache sowohl das, was uns als Irrtum im gegebenen Falle erscheint, wie das, was wir für Wahrheit zu halten uns gedrungen fühlen, unterschiedslos aufnehmen, als Kriterien für ausschliefsliche Wahrheit also nicht brauchbar sind. Es bleibt in dieser Beziehung die Aufgabe für uns, nachzuweisen, dass die Form der Darstellung eines Erkenntnisaktes, nämlich die Satzform, eben die Form des erkennenden Bewufstseins ist.

Weiter aber, wenn wir Wahrheit als ein Verhältnis bezeichneten zwischen dem Erkennen und dem Universum, als eine Sphäre, in welcher unser Streben sich bewegt, beständig Wahrheit hervorbringend, beständig Irrtum zurückweisend, so haben wir jetzt von der Sprache zu sagen, dafs sie an sich selbst den Menschen in diese Sphäre versetzt, und dafs erst durch sie das Eintreten in jenes Verhältnis des erkennenden Individuums zum Universum auch der Gattung gesichert wird.

Ersteres wird durch unsere weitere Ausführung begründet werden, und es wird sich aus ihr ergeben, in wie tiefem Sinne die Sprache als Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Tier zu betrachten ist, über die letztere an sich klare Hinweisung schliefsen wir noch einige Bemerkungen an.

Erkennen wäre auch dem Individuum nicht möglich ohne Sprache, aber noch deutlicher ist, dafs der Besitz des Erkannten, dafs ein Wissen für die Gattung durchaus nur durch Sprache ratio et oratio möglich wird, so dafs sie vornehmlich als ein vinculum erscheint, quod cernitur in universi generis humani societate (Cic. de off. I, 16).

Und es ist zu beachten, dafs wenn einerseits die Sprache es ist, welche die Individuen mit einander vereinigt, sie selbst wiederum

Gerber, die Sprache und das Erkennen.

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der Beistimmung und der Aufnahme bei der Gemeinschaft bedarf, und dafs die Festsetzung des Sprechens zur Sprache nur durch deren Teilnahme und Einwirkung erfolgt. So enthält denn jede Sprache das gemeinsam Erkannte vieler, die zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen ihr Leben in unserer Wahrheitssphäre durch die Gebilde ihrer Bildekraft bezeugten.

Wenn aber durch blofses Sprechen schon gewonnen wird das Erkennen, durch den Besitz der Sprache das Erkannte und das Wissen, so scheint dann freilich Goethes Faust-Hexe unsere Meinung auszusprechen:

Die hohe Kraft

Der Wissenschaft

Der ganzen Welt verborgen!

Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt,

Er hat sie ohne Sorgen."

Wir haben allerdings noch einen Vorbehalt in Bezug auf den Gebrauch der Worte „Sprechen“ und „Sprache" zu machen, aber im übrigen flöfst uns die Rede der Hexe keine Furcht ein. Wollen wir sagen, dafs allein etlichen auserwählten Männern, etwa denen, welche eine gewisse Philosophie bekennen, dies zu eigen werde, worin doch das Wesen der Gattung bestehen soll, und ist diese gewisse Philosophie allen zu bekennen möglich?

Mögen jene Weiseren sich nicht vielleicht damit zu begnügen haben, dafs sie, während das Erkennen einem jeden verliehen ist in verschiedener Weise, das Erkennen des Erkennens, das Wissen vom Wissen sich zu ihrer Aufgabe machen? - In noch weiterem Sinne, als sie zunächst gemeint waren, seien Kants Worte (Kr. d. r. Vern., p. 859) von uns wiederholt: „Ist das alles, wird man sagen, was ihr ausrichtet? So viel hätte auch wohl der gemeine Verstand, ohne darüber die Philosophen zu Rate zu ziehen, ausrichten können! Aber verlangt ihr denn, dafs eine Erkenntnis, welche alle Menschen angeht, den gemeinen Verstand übersteigen. und euch nur von Philosophen entdeckt werden solle? Eben das, was ihr tadelt, ist die beste Bestätigung von der Richtigkeit der bisherigen Behauptungen, da es das, was man anfangs nicht vorhersehen konnte, entdeckt, nämlich dafs die Natur in dem, was Menschen ohne Unterschied angelegen ist, keiner parteiischen Austeilung ihrer Gaben zu beschuldigen sei, und die höchste Philosophie in Ansehung der wesentlichen Zwecke der menschlichen

Natur es nicht weiter bringen könne, als die Leitung, welche sie auch dem gemeinsten Verstande hat angedeihen lassen."

Unser im übrigen selbstverständlicher Vorbehalt hinsichtlich der Bedeutung, in welcher hier von den Wörtern Sprechen und Sprache die Rede ist, bezieht sich darauf, dafs sie beide nur das Hervorbringen, das Schaffen bei dem Darstellen durch Lautbilder bezeichnen, nicht auch auf die verschiedenartige Verwendung derselben gehn, sofern Mitteilung durch Sprache mancherlei Zwecken dienen kann, die mit dem Erkennen nichts zu thun haben, z. B. mit denen des Redners, Sprachkünstlers, Dichters.

Zwar trägt jedes Sprechen die Formen, welche ihm als der Darstellung des Erkennens notwendig sind, aber auch das ganz Individuelle als solches, wie es z. B. als Affekt irgendwelcher Art die Seelenakte beeinflufst, kann durch die Art der Darstellung gezeigt werden, und mit dieser Kunst der Sprache hat unsere Betrachtung nichts zu thun.

Unsere Ansicht, dafs das menschliche Erkennen sich zwar in der Sphäre der Wahrheit bewege, der Begriff selbst aber nur die Richtung unseres Strebens bezeichne, wird dadurch unterstützt, dafs die Sprache, in deren Formen das Erkennen sich verwirklicht, diese Formen zwar deutlich herausgebildet hat, nie und nirgend aber abschliefsend und mit vollkommener Schärfe. Der Irrtum ist in ihr nicht minder mit der Wahrheit verbunden, als im Erkennen. Nur auf Eines weisen wir hin.

Wir sprachen bisher von der Sprache und von dem Erkennen, als ob dieselbe Sprache und dasselbe Erkennen bei allen Menschen anzunehmen sei. In Wirklichkeit sind nur die einzelnen Sprachen vorhanden, und daraus folgt, dafs wir auch verschiedene Weisen, wir meinen: Grade des Erkennens zugestehen.

Übersetzt man aus einer Sprache in eine andere, so zeigt sich ein Unterschied nicht minder, als eine Gemeinsamkeit im Erkennen. Wenn etwa in der einen Sprache, wie z. B. im Chinesischen das Sprachgebilde, welches wir bei den Indogermanen Satz nennen, wegen harter Trennung der Teile einer genügend ausgeprägten Verknüpfung entbehrt, wenn dagegen in einer anderen, z. B. im Mexikanischen, durch Einverleibung der Teile in eine Wortform die Sonderung der Glieder verloren geht, so wird dort der Mangel einer lebensvollen Einheit, hier einer scharfen Unterscheidung sich auch als eine Bedingtheit des Erkennens kundgeben, aber, wenn auch nicht vom Standpunkt jener Sprachen selbst, so doch von einem günstiger gewählten, können diese Mängel als solche ge

würdigt und damit für die Betrachtung aufgehoben werden. Der günstigere Standpunkt ist durch die Flexionssprachen gegeben, innerhalb welcher das Erkennen sich am reichsten und bestimmtesten entfaltet hat. Nur diese haben auch von je zu rein theoretischen Untersuchungen veranlafst, und man darf sagen, dafs die Frage nach Wesen und Form des Erkennens nur an den Sprachen zu untersuchen ist, in welchen sie aufgeworfen werden kann; sie ist eben nur denkbar bei deutlicher Ausprägung der Beziehungsweise unseres Denkens in der Sprachform.

Wir finden so den Erfolg der Sprach-Arbeit von derselben Art, wie beim Erkennen, er liegt einzig im Streben, in der Produktion selbst. Oben führten wir Lessings bekanntes Wort über unsere Wahrheit an; nicht minder bekannt sind W. v. Humboldts Worte über die Sprache (Über die Versch. d. menschl. Sprachbaues, p. 8): „Die Sprache ist kein Werk (Ergon), sondern eine Thätigkeit (Energeia). Sie ist die sich ewig wiederholende Arbeit des Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck des Gedankens fähig zu machen."

Es giebt nur Eine Sprache des Menschen in dem Sinne, wie es nur Eine Wahrheit giebt, Eine Religion, Eine Sittlichkeit, und es widerspricht dieser Einheit des Begriffes nicht, dafs sie sich in gröfster Mannigfaltigkeit der Formen verwirklicht.

Das Festhalten an der Einheit, welche einzig die wahre sei, obwohl sie immer nur in besonderer Form vorlag, das Bemühen, dies Wahre geltend zu machen für alle, hat viel genützt ohne Zweifel in der Geschichte der Menschen, hat viel auch geschadet; genützt der Gattung, geschadet den Einzelnen. Auch befriedigen wir uns natürlich am liebsten, wenn uns völlige Befriedigung in Aussicht steht; wir fordern ein Festes und ein Letztes; der unaufhörlich gereizte Mensch sucht Ruhe. Aber wir werden uns auch gewöhnen können, das Erreichbare als das uns Genügende anzusehen, freier zu denken, gröfser zu fühlen. Befinden wir uns deshalb nicht im Luftmeer und atmen Leben, weil Unzählige mit uns, auf Höhen und in den Tiefen, an den Polen und unter dem Äquator dieselbe und doch überall eine andere Lebensnahrung einziehen, und geht es nicht allen wie uns? Nicht einmal derselbe Mensch hat dieselbe Wahrheit bei jeder Gedankenfolge, gesund und krank, in Jugend und Alter, in Glück und Elend; er hat sie immer nur zum Teil; er sieht sie, selbst in seinen eigenen Worten, in verschiedenem Licht, er bezieht sie verschieden und ändert damit ihre Bedeutung immer aber mufs er sie erst wieder

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