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mit dieser Unterscheidung gewinnt der neue Laut selbst an Farbe und Bestimmtheit. Natürlich giebt der Laut nicht die Empfindung als solche wieder, aber, wie er selbst der verkörperte Empfindungsakt ist, regt er in der aufmerkenden Seele ein entsprechendes Bewegen an, und von dem sympathischen Lautgebilde her teilt sich ein gleiches Empfinden den Gattungsgenossen mit. Die Hervorbringung des Lautes aber löst die Seele von einer Spannung, erleichtert sie, und zeigt dadurch an, dafs sie für unsern Organismus als wesentlicher Teil zum Akt der Empfindung gehört wie in noch tieferer Weise der Sprachlaut sich als wesentlich erweist für die Akte der erkennenden Seele.

Die Menge und Mannigfaltigkeit der Empfindungen, wie die der Verwunderung, des Staunens, der Spannung und Überraschung, der Freude und Lustigkeit, des Schmerzes, der Angst, des Entsetzens, der Ungeduld, Erwartung, des Begehrens, des Widerwillens, des Ärgers, Zornes, der Ermüdung, Erschöpfung, des Zustimmens, Abwendens u. d. m. verlangten eine grofse Zahl und ungemessene Schattierung von Lauten, die je nach der Art der Individuen, und nach den besonderen Umständen, unter denen sie hervorgebracht wurden, rauh oder sanft, eindringlich oder matt, scharf oder zögernd erklangen. Das Entstehen der Lautsprache wird nicht wohl begreiflich, wenn man nicht annimmt, dafs für die Technik der Artikulation den Sprachwerkzeugen durch Vorübungen an solchen Lauten vorgearbeitet wurde, wie in gleicher Weise das den zur Sprache formierten Lautbildern entsprechende Mafs des Unterscheidens beim Wahrnehmen nur allmählich sich herausbilden konnte. In dem Mafse, wie der Zwang der unmittelbar andringenden Bedürfnisse im Leben und im Verkehr der Menschen nachliefs, wurde die Seele freier für ein theoretisches Interesse an den Vorgängen im Universum. Eine Freiheit dieser Art war notwendig, um die Bethätigung eines Könnens in der Ausprägung der Laute hervorzulocken, um ein Gefühl der Befriedigung über glückliches Artikulieren zuzulassen, darüber, dafs der Laut nunmehr nicht mehr blofs eine Empfindung anzeigte, sondern ein Bild entwarf, welches eine Vorstellung bedeutete.

Die Naturlaute waren zu Symbolen geworden. Mit wie vieler Modifikation des Lautmaterials dies geschah, ist nicht auszumachen. Laute starker und heftiger Empfindungen sind in manchen Wörtern, wie jubeln, jauchzen, ächzen, iázev, oiztos u. a. unverkennbar, sanftere Erregungen reizten zu Lautnachbildungen weniger noch, indem sie sich anlehnten an gehörte Laute (wie etwa

kuku, cuculus, zozzów), als unter dem Einfluss eines Mitempfindens mit der Natur, deren Vorgängen gewisse Artikulierungen unserer Laute analog zu sein schienen.*)

Man hat vielfach den engen Zusammenhang des Erkennens mit der Sprache, welcher doch den Philosophen bei Erforschung der Wahrheit sich eher hinderlich als fördernd zu erweisen schien, als nur bei der Sprachschöpfung selbst in voller Reinheit vorhanden angenommen. Durch die ursprüngliche, naturgegebene Weisheit der Menschen oder kraft einer göttlichen Offenbarung habe das Seiende, das Wesen der Dinge, seinen Ausdruck in deren Namen gefunden, und durch Aufsuchen dieser ersten Lautbilder, der Etyma, komme man also zur Erkenntnis dieses Wesens.

Jakobi (Werke, Bd. III, p. 556 ff.) schreibt z. B. an Herder: „Ich kenne keine andere gute Weise, der Wahrheit philosophisch nachzuforschen, als die Wurzeln der Wörter aufzusuchen. Aber auch hier hat man äusserst auf seiner Hut zu sein, und darf hintennach das Probemachen nicht versäumen. Die Sprache bleibt die alte Schlange, die sie schon im Paradiese war." So hatte schon der Platonische Kratylos gelehrt, jedes Ding habe einen ihm von Natur zukommenden richtigen Namen, und, wer die Benennungen verstünde, der erkenne auch die Dinge; (3) aber die Namen geben nicht die Dinge wieder, sondern unser Vorstellen, und irgend welche Erkenntnis, „eine Wahrheit", kann nur in der Satzform gedacht werden.

Die für das theoretische Verhalten des Individuums zum Universum entscheidende Wendung, welche durch die Schaffung der Sprachwurzeln eintrat, ist anders zu fassen.

Die Seele löste mit dem Schaffen eines benennenden Lautbildes ihr Kennen des sie erregenden Vorgangs als einen ihr selbst eigenen Akt los aus der Bewufstlosigkeit, in welcher sie

*) Scherer (Zur Gesch. der deutschen Sprache, 2. Aufl., p. 25) bemerkt: „Es gehört weder grofse Kühnheit noch sonderlicher Scharfsinn dazu, um Zusammenhang zwischen der Art und Weise der Hervorbringung der Laute und dem was sie bezeichnen zu vermuten. Der bezeichnete Gegenstand kann eigentlich nachgeahmt, nachgebildet werden durch den Akt der Lauthervorbringung. In W. va z. B. wird geradezu das, was die Wurzel ausdrückt, das Wehen, mittelst der Sprachorgane erzeugt. In W. ma „füllen“ ist der Laut charakteristisch, den wir bei geschlossenem und gefülltem Munde hervorbringen." Gut sagt Rénan (orig. du lang., p. 148): La raison qui a déterminé le choix des premiers hommes peut nous échapper; mais elle a existé. La liaison du sens et du mot n'est jamais nécessaire, jamais arbitraire, toujours elle est motivée. (cf. Gerber, Spr. als K., T. I, p. 211 ff.)

dasselbe, das Leben des Universums mitlebend, als Akt des Universums aufgenommen, sich angeeignet hatte; sie wurde ihres Wissens sich bewufst als des ihrigen.

Gewifs waren es bestimmte Vorgänge, besondere Eindrücke, welchen die Naturlaute des Menschen gegolten hatten, aber als besondere, nach Mafsgabe des menschlichen Organismus, seiner Sinneswerkzeuge und seiner Empfindung, abgegrenzte kamen sie ihm erst zum Bewusstsein, als er sie benannte.*) Dieses Besondern eines Allgemeinen ist das Charakteristische der Bildekraft des Menschen; in ihm liegt seine Umgrenzung, seine Stärke wie seine Schwäche, denn durch die Macht desselben erhellt er sein Kennen zum produzierenden Erkennen, durch die Bedingtheit desselben beschränkt sich sein Erkennen auf Stückwerk.

Und wie sollte es anders zu denken sein? Lebt nicht die Bildekraft des Universums auch im Menschen, obzwar besondert, individualisiert? Mufs sie sich nicht bei ihm weiter bethätigen nach gleicher Methode? Jene aber zeigt sich uns im Schaffen der Exemplare, von Individuen, in der unaufhörlichen Besonderung und Gliederung des Allgemeinen, welches uns als ein stets für sie bereiter, immer verbrauchter, immer sich ersetzender Stoff erscheint. So auch besondert und gliedert der ihr theoretisch nachschaffende Mensch den naturgegebenen Laut, zugleich auch das durch diesen bezeugte Kennen, welches nicht minder ein naturgegebenes ist, damit es zum Stoff sich eigne für die Akte seines Erkennens, welches besondern, zerlegen mufs, um bilden, um gestalten zu können. Unser Weltbild kommt durch Einzelbilder zustande.

Wir fragen, um der Sache näher zu treten, wie man sich die Bedeutung der Sprachwurzeln zu denken hat.

Man wird selbstverständlich nicht annehmen können, dafs eine Absicht, die Dinge mit Namen zu versehen, die ersten Sprachlaute hervorgerufen habe.

*) cf. Wundt (Physiolog. Psychol., 2. Aufl., Bd. 2, p. 217): „Dem unentwickelten Bewusstsein fliefst alles gleichzeitig Vorgestellte mehr oder minder zusammen. Dem Kinde verschmilzt das Haus mit dem Platze, auf dem es steht, das Rofs mit dem Reiter, der Kahn mit dem Flusse in ein untrennbares Bild. Erst allmählich sondern sich teils infolge der unmittelbar wahrgenommenen Bewegungen und Veränderungen der Gegenstände, teils infolge der Ausscheidung der festeren aus den loseren Vorstellungsbedingungen aus jenen ursprünglichen Komplexen die Einzelvorstellungen als diejenigen, welche die konstanteren Bestandteile der wechselnden Verbindungen bilden.“

Gerber, die Sprache und das Erkennen.

5

Es müssen bestimmte Anlässe, die als Reize empfunden wurden, eingetreten sein, sie zu bilden. Nun ist klar, dafs bei vollkommener Ruhe, bei starr beharrenden Zuständen des Gekannten, ein Anlafs und Reiz, der zu einem Sprachakt geführt hätte, nicht vorhanden gewesen wäre. Es musste eine Veränderung, ein Bewegen sein, welches aufmerken liefs, dem Verwunderung folgte. (Die Alten haben richtig die Verwunderung als den Anfang der Philosophie bezeichnet.) (4)

Nehmen wir nun an, dafs auf solche Anlässe hin die Freude am Bilden ein Kunsttrieb zu symbolischer Gestaltung des Lautes durch eine der Empfindung entsprechende Artikulierung anregte, so wurde dann allerdings ein Sprach laut geschaffen, nicht aber damit auch schon eine Sprach wurzel, d. h. ein Sprachlaut, der, weil er öfter wiederholt und von einer Vielheit von Individuen als bezeichnend nachempfunden und deshalb nachgebildet wurde, in den Wörtern der Sprache erhalten blieb. Weiteres war also nötig, damit nicht die unzähligen selbst glücklichen Gestaltungsversuche dieser Art verschollen, ohne eine Spur von sich zu hinterlassen; war doch sicherlich der Hervorbringende selbst kaum imstande, mit den ungeübten Organen den Einmal artikulierten Sprachlaut nach einiger Zeit getreu zu wiederholen. Eine Veranlassung, gerade denselben artikulierten Laut zur Bezeichnung bestimmter Vorgänge wiederholt zur Anwendung zu bringen, war jedesmal dann gegeben, wenn entweder das Wahrgenommene aus dem Bereich der Sinnesorgane des Individuums sich entfernte, oder wenn dieses sich von seinem Objekte entfernt hatte. Dann nämlich wirkte nicht mehr unmittelbar ein Reiz auf die Empfindung, sondern die Erinnerung an den Reiz, und diese Erinnerung, die nunmehr eine Vorstellung enthielt, brauchte zu ihrem Ausdruck den bestimmter bezeichnenden artikulierten Laut, den sie als ein Abbild des Vorganges sich geschaffen hatte. Der Empfindungslaut wurde in diesem Falle weder von der nur mittelbaren Erregung gefordert, noch vermochte ein Naturlaut das abwesende Objekt, wie es in der Vorstellung lebte, genügend zu kennzeichnen, noch hätten hierbei sogenannte Pronominalwurzeln (wie z. B. das demonstrative ta oder das interrogative kva oder das den Redenden bezeichnende ma) ergänzend eintreten können; (5) der qualitativ bezeichnende Sprachlaut mufste gehört werden, sowohl, um der Vorstellung des sich erinnernden Individuums zu genügen, als auch, um andere Individuen zur Erzeugung einer ähnlichen Vorstellung anzuregen.

Jetzt erst diente der Laut als Vertreter des Vorgangs, jetzt erst trat er in den Dienst der Mitteilung, jetzt erst erhielten die Dinge ihre Namen.

Demnach finden wir, dafs die Bedeutung der von den Sprachforschern anerkannten qualitativen Wurzeln, so weit sie sich mit einiger Sicherheit angeben läfst, zumeist auf sinnliche Bewegung, auf Vorgänge an den Dingen oder an dem Individuum geht, wie bei sar (davon u. a. serpere), pru (davon pluit), vak (davon vox), an (davon йveuos), ruk (davon luceo), ak (davon zus, equus), diç (davon Sɛízvvui, zeigen), gâ, gam (davon venio für gvemio, goth. qiman, kommen) sta (davon stehen) u. s. w. Es lassen sich aber die Bedeutungen schon deshalb nicht genau formulieren, weil die Sprachwurzeln offenbar dem Sinne nach einen Satz vertraten, wie sie dies mit Hülfe demonstrativer Wurzeln, die sich später den qualitativen anfügten und diese so zu Wörtern gestalteten, und mit Hülfe nachahmender Gebärden auch bei ersten Sprechversuchen der Kinder noch heute Wörtern entlehnt tva, Geben - du.

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wenn auch nicht geschaffen, so doch den zu leisten haben: dâ - ma, Geben - ich; dâ

Es liegt nahe, die qualitativen Sprachwurzeln lediglich als Verbalwurzeln zu betrachten, schon weil sie einen Satz, eine Aussage vertreten, wenn sie, wie mit Recht angenommen wird, anfänglich die wirklichen Wörter der Sprache waren, für sich, ohne Flexion. (6) Aber vielmehr ist es ebensowohl das Nominale wie das Verbale, welches in der Wurzel ruht und keimt; zum Nomen wie zum Verbum konnte die Wurzel sich entwickeln, und je nachdem der Vorgang, dessen Lautbild sie war, mehr als Akt eines Bewegenden oder als Verlauf einer Bewegung hervortrat, konnte der Sinn von dâ - ma, dâ - tva ebensowohl aufgefafst werden als: Geber - ich, Geber - du, wie als: geben - ich, geben - du. (7)

Die Sprache schritt weiter vor zur Ausbildung des Satzes, wie ihn die Verbindung der qualitativen Wurzel mit einer demonstrativen schon andeutete. Man wird dies sich etwa folgendermafsen vorzustellen haben. Die Demonstrativwurzel bedurfte der Angabe einer Qualifikation ihres Inhalts, also des Hinzufügens einer qualitativen Wurzel, wenn sie nicht auf eine redende oder angeredete Person zu deuten hatte, sondern ein Drittes, ein nicht Gegenwärtiges, kennzeichnen wollte. (s) Ohne solche Charakterisierung konnte das Hindeuten nur dann genügen, wenn bei dem durch den Sprachakt darzustellenden Vorgang ein Gegensatz zwischen dem Gekannten, an welchem sich die Bewegung vollzog,

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