1 Das Buch Haggai.* (Aus dem zweiten Jahre des Darius, 520 v. Chr.) Rüge der Nachlässigkeit im Tempelbau (am ersten Tage des sechsten Monats) (1, 1-11). Im zweiten Jahre des Königs Darius, im sechsten Monate am ersten Tage 1 des Monates, erging das Wort des Ewigen durch den Propheten Haggai an Serubabel, den Sohn Sealthiels, den Statthalter von Juda, und an Josua, den Sohn Jozadaks, den Hohepriester, also: 2 So saget der Ewige der Heerschaaren und spricht: Dieses Volk sagt, Die Zeit ist noch nicht gekommen, die Zeit, da des Ewigen Haus gebauet werde. 3 Und das Wort des Ewigen erging durch den Propheten Haggai also 4 3st es für euch selber denn Zeit, euern Wohnsiz zu haben in getäfelten Häusern: Während dieses Haus wüste liegt? 5 Nun aber spricht so der Ewige der Heerschaaren: Beherziget eure Wege! Der Bau des Tempels, zu dem schon im zweiten Jahre nach der Rückkehr aus Babel unter Serubabel, dem Sohne Phadajas (vgl. Biblische Jahrbücher, S. CCCXX), der Grund gelegt war (Esra 3, 8 fg.; Sach. 4, 9), ward auf die Anklage der Samaritaner hin durch die persische Obrigkeit verboten, und wurde auch unmittelbar nach dem Regierungsantritte des Darius noch nicht wieder aufgenommen, vgl. Efra 4, 24. Da traten die Propheten Haggai und Sacharja auf, vgl. Esra 5, 1 fg. Haggai rügt Kp. 1 das Vorurtheil, daß es damit noch nicht an der Zeit sei, und erzählt dann den günstigen Erfolg seiner Strafrede, die Fortsetzung des Tempelbaues und ihre Zeit, tröstet in Kp. 2 zuerst mit der Verheißung des göttlichen Beistandes und der Weissagung, daß die Herrlichkeit des zweiten Tempels größer sein solle, als die des erften war, und geht dann von einer neuen Rüge und Ermahnung zu geseßlichem Eifer fort 5, 2. Josua, Esra 3, 8; 5, 2. - Die dem ganzen Volke geltende Rede wird zunächst an deffen beiden Häupter gerichtet. Die Zeit ist noch nicht gekommen: die 2 jezige Punktation,,es ist noch nicht Zeit zu kommen“ ist unwahrscheinlich, vgl. Vs. 14. euern Wohnsiß zu haben 2c., wrtl.,,zu 4 wohnen in euern Häusern als getäfelten". getäfelten (d. h. von innen mit Holzwerk bekleideten) Häusern, Jer. 22, 14: anders Davids Rede, 2 Sam. 7, 2. Beherziget, 5 wrtl.,,richtet euer Herz auf": seht, wie es euch bei dem bisherigen Treiben ergangen ist. Die Worte haben Vs. 7 einen etwas andern Sinn, sofern das Nachdenken über den bisherigen Wandel zum Einschlagen anderer Wege Der Mangel an Segen. Haggai 1. 6 Ihr fäetet viel und brachtet wenig ein, Tempelbau. 7 8 9 10 11 12 ihr aßet, aber nicht zur Sättigung, ihr tranket, aber nicht zum Rausche, Und wer um Lohn diente, verdiente es in einen löchrichten Beutel. So spricht der Ewige der Heerschaaren: Beherziget eure Wege! Steiget auf das Gebirge hinauf, und holet Holz, und erbauet das Haus: Daran werde ich Gefallen und Ehre haben, spricht der Ewige. Ihr hofftet auf viel, und siehe, es ward wenig, ihr brachtet's ein nach Hause, da blies ich es weg: Weswegen? ist des Ewigen der Heerschaaren Spruch Und ich rief Dürre über das Land und über die Berge, und über Alles, was der Erdboden hervorbringt: Und über Menschen und Vieh und über jegliches Werk, darum sich Hände mühen. Erfolg von des Propheten Ermahnung (am vierundzwanzigsten Tage des sechsten Monats) (1, 12—15). Da hörte Serubabel, der Sohn Sealthiels und Josua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester, und der ganze Ueberrest des Volkes auf die Stimme des Ewigen, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, sowie ihn der Ewige, 13 ihr Gott, gesendet hatte, und das Volk fürchtete sich vor dem Ewigen. Da sprach Haggai, der Bote des Ewigen, kraft der Botschaft des Ewigen, zum Volke also, 14 Ich bin mit euch, ist des Ewigen Spruch. Und der Ewige erweckte den Geist Serubabels, des Sohnes Sealthiels, des Statthalters von Juda, und den Geist Josuas, des Sohnes Jozadaks, des Hohepriesters, und den Geist des ganzen 6 veranlassen soll. Vgl. 2, 17 nach Deut. 28, wenn auch sprachlich erlaubt, ist die Erklä Der Tag des Ewigen. Haggai 1. 2. Die größere Herrlichkeit. 15 Ueberrestes des Volkes, daß sie kamen und Arbeit thaten am Hause des Ewigen der Heerschaaren, ihres Gottes: am vierundzwanzigsten Tage des sechsten Monates, im zweiten Jahre des Königs Darius. 1 Verheißungen, die sich an diesen Tempel anknüpfen (am einundzwanzigsten Tage des siebenten Monats) (2,1-9). Am einundzwanzigsten Tage des siebenten Monates erging das Wort des 2 Ewigen durch den Propheten Haggai also: Sprich doch zu Serubabel, dem Sohne Sealthiels, dem Statthalter von Juda, und zu Josua, dem Sohne Jozadaks, dem Hohepriester, und zu dem Ueberreste des Volkes also, 3 Wer ist unter euch übrig, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehn: Und wie sehet ihr es nun? ist nicht ein solches wie nichts in euern Augen? 4 Und nun, sei getrost, Serubabel, ist des Ewigen Spruch, und sei getrost, Josua, Sohn Jozadaks, du Hohepriester, und sei getrost, alles Volk des Landes, ist des Ewigen Spruch, und arbeitet: Denn Ich bin mit euch, ist der Spruch des Ewigen der Heerschaaren. 5 Das Wort, wodurch ich mit euch den Bund geschlossen, da ihr aus Aegypten auszogt, und mein Geist sind wirksam in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht! 6 Denn so spricht der Ewige der Heerschaaren, Es ist noch um ein Kleines: So werde ich Himmel und Erde, und Meer und Festland bewegen. 7 Und alle Völker will ich bewegen, und aller Völker Pracht soll herbeikommen: Und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, 12. 2, 1 Der hier angegebene Tag ist der siebente des Laub3 hüttenfestes, vgl. Lev. 23, 34 fg. Vgl. Esra 3,8. ein solches, vgl. Joel 2, 2. Man kann auch übersetzen „ist es nicht gerade wie nichts“? vgl. Gen. 18, 25; 44, 18. wie nichts, 5 Sach. 4, 10. Vgl. 1, 13. Das Wort, Zurückweisung auf Worte wie Ex. 19, 5 fg.; Jer. 7, 23. wodurch ich zc., eig.,,welches ich mit euch ausgemacht habe", d. h. wozu ich mich euch gegenüber verpflichtet habe. Geist, vgl. Ex. 31, 1 fg.; 36, 1 fg.: wie aber Gottes Geist die Baumeister geschickt macht, so stärkt er auch die Herzen alles Volks, daß sie ein Jeglicher an seinem Theile zur Vollendung des heiligen Baues beitragen. sind wirksam, 6 wrtl.,,stehet". um ein kleines, wrtl. ,,Eines von Wenigem", wahrsch. formelhafter raums. 2 Ausdruck zur Bezeichnung eines kurzen Zeit- 10 Fragen an die Priester. Haggai 2. Folgen der Unreinheit. Grund des bisherigen Unsegens und Verheißung fernern Segens (am vierundzwanzigsten Lage des neunten Monats) (2, 10-19). Am vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats im zweiten Jahre des Darius erging das Wort des Ewigen durch den Propheten Haggai also, 11 So spricht der Ewige der Heerschaaren: Frage doch die Priester um Gesezes belehrung, und sprich 12 Wenn Jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Kleides trüge, und mit seinem Zipfel Brod, Gemüse, Wein, Del oder irgend eine Speise anrührte, würde sie dadurch geheiligt? Und die Priester antworteten und sprachen, Nein! 13 Und Haggai sprach, Wenn Jemand, der durch eine Leiche verunreinigt ist, das Alles anrührte, würde es unrein? Und die Priester antworteten und sprachen, Es würde unrein! 14 Da hob Haggai an und sprach, So ist dieses Volk, und so diese Nation vor mir, ist des Ewigen Spruch, und so alles Thun ihrer Hände: Und was sie dort opfern, unrein ist's. 15 Und nun, besinnet euch doch, wie es euch ging seither bis zu diesem Tage: Ehe noch Stein auf Stein gelegt ward am Tempel des Ewigen. 16 Seit diesen Tagen geschah es, kam man zu einem Kornhausen, der zwanzig Scheffel haben sollte, so wurden's zehn: Kam man zur Kufe, um funfzig Eimer zu schöpfen, so wurden's zwanzig. - 11 Priester, vgl. Deut. 33, 8-10; Mal. 2, 7. 12 fg. V88. 12-19 enthalten eine neue Ermahnung zum Eifer für Gottes Haus und Gesetz, nebstVerheißung fernern Segens. V88. 12. 13 einleitende Fragen zur Ueberführung des Volks von dem gewöhnlichen Irrthum, daß das Opfern ein rechter, voller Gottesdienst sei, wenn dabei auch das Herz kalt und träge zu andern von Gott gebotenen Werken sei, wie man es war in Bezug auf den Bau des Tempels. Das Heilige, was man hat und handhabt, sagt der Prophet V8. 12, kann das äußerlich danebenstehende nicht heilig machen, wol aber wird durch die Berührung des Unreinen Alles, was er anfaßt, verunreinigt (V8. 13): so bringt euch euer Opfern die Heiligkeit nicht (V8. 14), es wird vielmehr unrein und unwerth durch die Unlauterfeit euers sonstigen Handelns, vgl. 1, 4. 5. 7. Das be stätigte auch die bisherige Erfahrung von dem ausgebliebenen Segen aller Landarbeit (V8s. 15—18, vgl. 1, 6. 11), troßdem man auf einem vorläufigen Altar Opfer darbrachte, Esra 3, 3. Machte auch Gottes Wohnen unter seinem Volke das Land zu einem heiligen Lande, so ruhte darum doch noch kein Segen auf der Feld. arbeit. Dagegen brachte das Volk durch seine Unreinheit den Unsegen auf Alles, was es in die Hand nahm. Gemüse, wrtl. „Ge kochtes". — besinnet euch 2c., wrtl. „richtet 15 doch euer Herz" (auf die Zeit, vgl. 1, 5),,von diesem Tage an und aufwärts" (d. h. weiter zurück); vgl. V8. 18. Die Vergangenheit, auf welche das Volk vom vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats (Vs. 10) aus zurückblicken soll, wird nun näher bestimmt als die Zeit ,,Ehe noch Stein auf Stein gelegt ward am Tempel". Dadurch entsteht der Schein, als sei der V8. 10 erwähnte Tag derjenige, bis zu welchem die Unterlassung des Tempelbaues fortgedauert hätte, und man hat sich auch auf V8. 18 berufen für die Behauptung, daß erst mit dem Tage, an dem der Prophet hier spricht, der Bau wieder in Angriff genommen und der Tempel jezt zum zweiten male gegründet worden sei. Allein diese schon an sich wenig natürliche Meinung scheitert an 1, 14. 15. Bereits seit drei vollen Monaten hatte der Tempelbau wieder begonnen; die Zeit vor die sen drei Monaten war die Zeit der Bernach, lässigung, und sie wird durch „Ehe noch“ x. bezeichnet. Seit diesen Tagen, wrtl. 16 ,,seit sie waren": die Zeit, in welcher der Tempelbau ruhte, beginnt wahrsch. sehr bald nach der Grundlegung (Esra 3, 10); seitdem plagte Miswachs das Land, und der Druck, unter dem das Volk litt, war auch in den lez Von jest an Segen. Haggai 2. Serubabels Erwählung. 17 3ch schlug euch mit Brand und Vergilben und mit Hagel alle Arbeit eurer Hände: Und doch wandtet ihr euch nicht zu mir, ist des Ewigen Spruch. Von dem vierundzwanzigsten Tage im neunten Monate bis zu dem Tage, da der Tempel des Ewigen gegründet ward, besinnet euch! 20 und sogar der Weinstock, der Feigenbaum, die Granate und der Delbaum hat nicht getragen: Doch von diesem Tage an will ich segnen! Die Verherrlichung Serubabels (am vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats) (2, 20—23). Wann ich Himmel und Erde bewege 22 So will ich die Throne der Königreiche umstürzen, und die Macht der Königreiche der Heiden vernichten: Und die Kriegswagen und die darauf fahren will ich umstürzen, Jeder durch des Andern Schwert. 23 An selbigem Tage, ist des Ewigen der Heerschaaren Spruch, 17 ten drei Monaten noch nicht gehoben. Brand War denn 2c.: die Noth war ja - stes, jezt ist ausgesäet, aber noch nicht ein- - -- |