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ehrt werde. Nicht loben, sagt sie, selig werden mich preisen alle Kindeskind, daß der Herr Großes an mir gethan. O holdfelige Jungfrau! Wie sie Gott alle Ehre gibt. Welch unsinniger Wahn, der heutzutage die Menschen beherrscht, daß sie Gott loben ohne Ehrfurcht, ohne zu gedenken, daß er alles Gute thut, daß ihm alle Ehre gebührt! Wie schmachvoll wird ihm sein Ruhm geraubt! Uns aber ziemt es, uns mit ihr selig zu preisen, denn was Gott an ihr, hat er auch an uns gethan. Sie hat nichts, das wir nicht auch hätten; unter dem Herzen trug fie Gottes Sohn, wir im Herzen, sie seine leibliche Mutter, wir im Geist seine Brüder, wenn wir den Willen thun seines Vaters. O glückselige Mutter, würdigste Jungfrau, sei unser eingedenk, schaff”, daß der Herr Großes thue an uns.“

Er war noch in der Blütezeit der Marienverehrung aufgewachsen und man sieht es diesen Aeußerungen wohl an. Eben jekt gab sich an manchfachen Zeichen ein Abnehmen dieser Richtung kund, verschwand die schwärmerisch-gefühlsame Marien- und Frauenverehrung aus der Dichtkunst, in welcher an Maria's Stelle Mutter Eva trat und Spott und Tadel in die Frauenverehrung und Besingung sich mischte. Luther's Kampf gegen die Uebertreibungen des Mariendienstes, seine evangelischere Ansicht von der Mutter des Herrn, sein Streben wir werden bald darauf kommen - gleich edle und gesunde Ansichten über die Frauen und ihre Stellung geltend zu machen, wobei er sie denn auch als Evatöchter bisweilen scharf durchnimmt, trifft eben hiermit zusammen. Ebenso sehen wir ihn auf das Thema: Ehe, Buhlschaft, Cölibat angelegentlich eingehen, das damals gleichfalls an der Tagesordnung war, und wie frei geworden finden wir icht seine Ansichten darüber im Vergleich mit den Ansichten seiner Jugend- und erfurter Mönchsjahre. 1)

Verdienst der Heiligen.

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Angriffe auf die

Scholastik.

Die Werkgerechtigkeit ist es, wider die er fortwährend kämpft, und da die Kleriker, die Ordensleute der eigentlichste Ausdruck

1) Gervinus a. a. D. II, 426.

derselben waren, so kehrt sich der Widerspruch abermals vornāma lich gegen fre. Am achten Sonntage nach dem Dreieinigkeitsfeste (1517) spricht er über den Ausspruch Christi: Sehet Euch vor vor den falschen Propheten. Es gibt zweierlei gute Werke, führt er aus: erstlich solche, die den Schein haben, als Fasten, Beten u. s. w. Das ist die Wolle der Schafe, damit die reißenden Wölfe bedeckt sind; denn die wahrhaft guten Werke, Geduld und Liebe, haben sie nicht, sondern Stolz und Hoffahrt, welche Laster sie mit dem Schafskleide bedecken. Keine größere Seuche derzeit in der Kirche, als die der Leute, die da sagen, man müsse Gutes thun, und nicht wissen, was gut oder böse ist.

Am zweiten Sonntage darauf geht er noch einen Schritt weiter. Der Teufel lege seine Schlingen so an, daß er die Menschen nicht blos in bösen, sondern auch in guten Werken fange', beginnt er, und schildert dann das sichere Hinleben so Vieler, weil sie sich auf ihre guten Werke verlassen, als die gröBeste Verkehrtheit und Gefahr, die,,hauptsächlich in unserer Zeit“ ihre Höhe darin erreicht, daß sie Heilige verehren, Patrone des Stolzes und der Habsucht erwählen, noch schwerer fündigend als Die, von denen das Evangelium vorhersagt, daß Menschen kommen werden mit dem Scheine der Frömmigkeit, welche sie verleugnen.

Das Alles stand gleichfalls in Beziehung zu seiner Bestreitung des Ablasses, der aus dem Kirchenschaße, den Verdiensten der Heiligen kommen sollte, und diese Verdienste waren eben die guten Werke, deren Werth so stark in Zweifel gezogen, so sehr beschränkt wird. Unaufhörlich und von allen Seiten dringt er überhaupt auf das scholastische Lehrsystem ein. Am vierzehnten Sonntage nach Trinitatis deutet er das Niemand kann zweien Herren dienen u. s. w. als wider die Juden und Werkheiligen gehend, und knüpft Einwendungen wider Aristoteles, den Lombarden und die gewöhnlichen Mißverständnisse ihrer Lehren daran. Nicht Der ist gerecht, der gerecht handelt, wie Aristoteles sagt, sondern der sich selbst verleugnet und sein Glauben und Hoffen auf Gott richtet. Des Lombarden Beschreibung von der Hoffnung, daß sie sei eine gewisse Erwartung der Seligkeit, herstammend aus Verdienst, ist nicht allein ein Dünkel, sondern wird auch von den Meisten höchst falsch verstanden. Heißt das Hoff

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nung auf Gott, so man nicht siehet auf Das, was vor uns ist, nämlich auf Gott, sondern auf Das, was hinter uns ist, das Verdienst, so da vorhergegangen? Keiner hat Hoffnung, der also hoffet; er bildet es sich nur ein, und verehret den Abgott seiner Verdienste."

Ueber sein fortdauerndes, wenn auch abnehmendes Hereinziehen von Polemik wider die Meinungen und Meister der Schule in die Predigt sind an dieser Stelle noch ein paar Worte nachzutragen, indem es sich hier in allen seinen Eigenthümlichkeiten zeigt. Zu einem kleinen Theile wirkt dabei die Unart der Zeit, die Abirrung der herrschenden Predigtweise von dem wahren Ziele der Predigt mit. Allein er hat das Leytere doch stets vor Augen. Er will den Aristoteles und die Scholastiker aus der Theologie und so noch gewisser aus der volksmäßigen Lehre eben hinaus haben. Da sie nun aber überall in der Predigt erschienen, so ließ es sich nicht umgehen, sie auch in ihr zu bekämpfen, sofern sie darauf ausging, Irrthümer, welche allgemein die Köpfe einnahmen, und ́herrschende Irrlehren, deren Grundlagen, zu zerstören. Die Schulmeinungen waren den Gebildeten, ja dem Volke einigermaßen bekannt. Die Prediger brachten sie auf die Kanzeln und beriefen sich und verwiesen auf die Meister der Schule. Der Streit darüber wurde mehr und mehr Tagesfrage, und zwar in Wittenberg mehr als irgendwo. Die Ungelehrten waren und wurden in Aristoteles und der Scholastiker Namen irre geleitet und ausgenußt, indem man sie zu blinder Verehrung derselben heranzog. Nun zog Luther sie heran zum Urtheilen und brachte den gesunden Volksverstand gegen die Grübeleien, Spißfindigkeiten und Verirrungen der Gelehrsamkeit ins Spiel, was sowol dem Volke als der Schule zu gut kam. Diese Gesichtspunkte sind ihm jezt deutlicher geworden und leiten ihn durchgehends bei seiner Bestreitung der Schulmeinungen und Meister der Schule. Er verliert sich bei Weitem nicht mehr in dem Maße wie am Schlusse des Jahres 1515 in gelehrte, nur den Gelehrten verständliche Erörterungen, sondern bleibt fast durchgängig verständlich und praktisch für Jedermann, wenn er auf das gelehrte Gebiet hinübertritt. Weit entfernt, eine kalte und trockne zu sein, geht seine Polemik jest, unverkennbar für Jeden, aus der innerlichsten religiösen Empfindung, dem frischesten Ge

fühl hervor, und steht der erbaulichen Haltung, der Gefühlswärme der Rede nur noch wenig im Wege. Mit welcher Eindringlichkeit weiß er z. B. hier bei Bestreitung des Lombarden von der Hoffnung auf Gott, der Thorheit der menschlichen Sorgen zu reden. ,,Wie thöricht ist unser Mißtrauen, da wir doch die längste Zeit unsers Lebens ohne Sorge für uns leben. Verschlafen wir nicht die Hälfte unsers Lebens, und wer sorgt für sich, indem er schläft? Auch wachend sind wir meisthin ohne Sorge, denken nicht an Gefahr und sind doch beständig in Gefahr von Kindheit an. Sehen wir nun einmal eine Gefahr, so fangen wir an zu sorgen, wollen uns selbst schüßen, die wir uns doch nicht vor dem hundertsten Theile unserer Fährlichkeiten geschüßt haben, und verzagen an Gott, der uns darin geschüßt hat. Wer ist wol unter den Menschen, welcher um der ganzen Welt willen wollte sorgen die ganze Zeit seines Lebens? Ich glaube nicht, daß Jemand so thöricht sein wird. Wir wollen dieses erläutern: Ein reicher Kaufmann ist in Gefahr unter den Mördern: wie viel Angst und Furcht quälet ihn nicht, indem er für sich Sorge trägt? Würde ein solcher wol sein ganzes Leben also führen wollen, ob er gleich dafür eine sehr große Belohnung zu erwarten hätte? Wäre der Tod nicht besser, als ein solches Leben? Nun aber siehe, so bald die Gefahr vorüber, höret seine Angst auf, er wird fröhlich und vergnügt. Woher kommt dieses? Etwa daher, weil die Gefahr vorbei? Allerdings. Es ist dieses aber wenige und fast keine Gefahr; doch höret er nun auf, für sich zu sorgen, und Gott sorget wieder für ihn, daher wird er ruhig. Denn unsere Sorge ist ein Kreuz; die Sorge Gottes ist Friede und Ruhe. Denn obgleich diese Gefahr aufhöret, so bleibet doch unzählige große und kleine, und gleichsam schleichende Gefahr: warum fürchtet er sich aber gleichwohl nicht in solcher? (Antwort:) Weil er nicht für sich sorget, sondern Gott. Siehe demnach, in der wenigen Gefahr ängstet sich Der, welcher doch bei unendlicher Gefahr vergnügt ist. Dieses geschiehet aus keiner andern Ursach, als weil er in der wenigen Gefahr sein eigener Versorger ist, in der unendlichen aber ist es Gott. Daher ist niemand, welcher es recht bedenket, der da wollte nur einen Tag für sich sorgen. Denn auch Gott, damit er beweise, wie treulich er für uns sorge in unendlicher Gefahr, welche wir nicht sehen, lässet zuweilen

eine, aber geringe Gefahr ergehen, daß wir sie gewahr werden, als wollte er dabei sagen: Siehe, ich sorge für dich in unendlicher Gefahr, laß sehen, sørge nur in dieser einzigen Gefahr für dich, laß sehen, was deine Sorge vermag; wie es heißt 5. Mos. 32, 37. 38.: Wo sind ihre Götter u. s. w. Da nun der Mensch nicht für sich sorgen kann in dieser einen Gefahr, sollte er das Herz empor schwingen und sagen: Ach, Herr Gott, sorge du, und sei bekümmert für mich. Was wollte ich thun, wenn ich alle meine Gefahr sollte sehen, da mir diese einige so große Angst machet!"

Wider die Heiligenlegenden.

Selbstvertheidigung.

Einen Fortschritt seiner Studien, seines Nachdenkens, der wachsenden Freiheit seines Urtheils, der zunehmenden Sicherheit seiner Haltung bezeichnet recht deutlich eine im Sommer, am Tage Bartholomäi gehaltene Predigt: Ein Urtheil von den Legenden des heiligen Bartholomäus. Sie beginnt sogleich mit der Bemerkung, daß er die Legenden vom heiligen Bartholomäus vornämlich deshalb gering achte, weil Eusebius in seiner Kirchengeschichte sage, aller Apostel Legenden sollten, als verderbt von der Bosheit der Kezer, verworfen werden. Er kritisirt sie dann und schließt diesen Abschnitt mit der Bemerkung, andre höchst ungereimte Dinge, welche ganz und gar nicht übereinkämen mit dem Glauben und der Wahrheit, übergehe er, damit man nicht wiederum von ihm sage und er angesehen werde, als ob er die Schwachen ärgre.,,Derjenige, fügt er indeß noch hinzu, wird sein Urtheil tragen, er sei wer er wolle, der durch seine Erdichtungen die heiligen Apostel und die Kirche Gottes gespottet hat. Wenn das Fabelhafte gepredigt wird, so wird es verstanden, weil es geglaubt wird, ebenso wie man sich daran ärgert, wenn Christus gepredigt wird, weil es nicht geglaubt wird.“

Sein Widerspruch gegen so Manches, das herkömmlich und üblich war, gelehrt und geglaubt wurde, gegen die Heilgenlegenden und Verehrung namentlich, hatte also Anstoß und Mißbilligung erregt. Zum Mißverständniß hatten am frühesten seine Aeußerungen über das menschliche Unvermögen zum Guten und

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