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vom Eifern und Stürmen sich fern haltend es war, und wie es dafür feste Ueberzeugungen begründete, angemessenen Stoff zum eignen Durcharbeiten darbot, den Willenstrieb bestimmte, die Gemüther im Innersten ergriff, und eben dadurch die tiefsten und nachhaltigsten Eindrücke hervorbrachte.

Ein Mönch des Klosters, Baumgartner, war aus schandbarer Ursach und schandbarer Weise, als er von der bevorstehenden Visitation gehört, nach Mainz entwichen. Luther schreibt am 1. Mai aus Dresden an den dortigen Prior Johann Bercken. Er dankt ihm, daß er den Flüchtigen aufgenommen, der Schande ein Ende zu machen; doch fordert er ihn auf, den Irrenden zurückzusenden oder ihn durch liebreiche Vorstellungen zu bewegen von selbst zurückzukehren. Er ist mein verlorenes Schaf, ich muß es suchen und zurückbringen. Wenn er nur kommt, werde ich ihn williglich aufnehmen; er braucht keine Furcht zu hegen, weil er sich gegen mich vergangen. Ich weiß, ich weiß es, daß Aergerniß kommen muß, daß es kein Wunder ist, wenn ein Mensch fällt; das ist ein Wunder, wenn Einer wieder aufsteht und stehen bleibt. Fiel doch selbst Petrus, damit er wußte, daß er ein Mensch war."

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Es war altdeutscher Glaube, hervorgegangen aus dem tiefen und feinen sittlichen Sinne der germanischen Völker, daß Schandthaten verhüllt werden müßten. Ebenso war die, freilich oft falsch verstandene, in Misbrauch übergegangene Meinung und Uebung der Kirche. Innerhalb der Ordenskreise, überhaupt des geistlichen Standes, wurden Verbrechen gern sehr schonend und in der Stille abgemacht. So freut sich hier Luther des Bedecktseins der Schande. Stimmte ihn der Schmerz über den Zustand der Kirche noch milder und weicher? Eine Andeutung von so Etwas liegt darin, wenn er dem Angeführten noch hinzufügt, ,,es fallen heute auch die Cedern Libanons, die mit ih rem Wipfel, so lange sie stehen, in den Himmel reichen; doch was noch alles Staunenswerthe übersteigt, auch im Himmel der Engel fiel und Adam im Paradiese." Die Anspielung läßt in jedem Falle durchblicken, von was für Gedanken das Herz ihm voll war. 1)

1) De Wette, I, 20. Leo a. a. D. 12. Seidemann, Die leipziger Disputation, 7. K. A. Menzel, Gesch. der Deutschen, I, 145.

Von Dresden wendete er sich nach Thüringen. In Erfurt sette er in demselben Kloster, das er vor etwa zehn Jahren als Noviz betreten, Lange als Prior ein, mit dem er, wie wir wissen, schon länger befreundet war. Er meldet es bald darauf an Mutian, dem er Lange als einen guten Griechen und Lateiner in Erinnerung bringt, noch mehr aber als einen Mann von aufrichtigem Herzen empfiehlt. Doch hielt er ihn der Strenge zu geneigt und ermahnte ihn daher zu Freundlichkeit, Sanftmuth und Geduld, wie er sie selbst durchgehends in seiner ganzen Verwaltung der Ordensangelegenheiten bewies und grundsäßlich übte. So schrieb er im Herbst dem erfurter Freunde,,,gegen den Prior in Nürnberg nimm einen freundlichen Sinn an, eben weil er unfreundlich ist. Kein harter Kopf treibt den harten Kopf, das ist, kein Teufel den andern aus, sondern der sanfte den harten, das ist, Gottes Finger treibt die Dämonen aus.“ 1)

Noch auf der Reise in einem Schreiben aus Salza ertheilt er Lange Vorschriften über bessere Haushaltsführung im Kloster. Die Gastfreundschaft galt in den Klöstern als Pflicht. Sie pflegten besondere Herbergs- und Krankenstuben für Einkehrende zu halten. Sehr erklärlich ist es, wenn mancherlei Misbräuche sich anknüpften. Luther schreibt nun an Lange, er habe die Hospize in den Klöstern von jeher für äußerst gefährlich gehalten, wiewol mit dem Herbergen Gott gedient werde, wenn es in Gott geschehe. Dann gibt er seine Anordnungen in der Form von brüderlichen Rathschlägen und Bitten an. Kein heftiges oder herbes Wort entschlüpft ihm. Auch für den Tadel, für unangenehme Verfügungen sucht er wenigstens den mildesten Ausdruck. Er befehle nicht, erinnere im Herrn, sagt er. Lange

der ohnehin mehr thun werde, als er von ihm begehre möge ein Register darüber führen lassen, was täglich an Bier, Wein, Brot, Fleisch und dergleichen mehr darauf gehe. Er möge dies Register etwa so und so einrichten, und die Führung desselben sich nicht beschwerlich oder überflüssig dünken lassen; er werde daraus ersehen können, ob der Konvent mehr ein Kloster als ein Gasthaus sei, u. s. w. Eine besondere Rubrik sei für die fremden, die vom Kloster ausgehenden und ihre Gäste

1) De Wette I, 36.

mitbringenden Terminirer anzulegen, um den Unruhigen und Unersättlichen, auf ihre nüßlichen Dienstleistungen Pochenden vorhalten zu können, wieviel sie mit Unrath verzehrt. 1)

Es begreift sich, wenn er so in das Einzelné und Geringste einging, daß ihm das Visitationsgeschäft wenig Zeit übrig ließ, zumal da er eilte, je eher je lieber wieder in Wittenberg zu sein. Ueber seine Reise von Dresden bis Erfurt ist nichts bekannt. Sehr wahrscheinlich wurde er in Neustadt durch widrige Beobachtungen und Geschäfte aufgehalten. In Erfurt scheint er länger verweilt zu haben. Nach einer erfurter Chronik soll er noch am 28. Mai im Dome gepredigt haben. Am 29. Mai war er bereits mit der Visitation des gothaer Konvents fertig geworden und nach Salza abgereist. Er hatte ein Schreiben an Mutian zurückgelassen. Er entschuldigt sich darin, daß er ihn weder besucht noch zu sich eingeladen habe. Seine Reise sei zu eilig und sein Geschäftsdrang zu groß gewesen das Erstere zu thun, vom Andern habe ihn die hohe Meinung abgehalten, die er von Mutian, die wahrhafte Verehrung, welche er gegen ihn hege. Eine Verbindung mußte sonach zwischen ihm und Mutian angeknüpft sein, allein es bestand eine solche von seiner Studienzeit her nicht, da er hinzuscht, ihre Freundschaft sei zu neu, als daß er es hätte wagen dürfen ihn, den berühmten Mann, aufzufordern sich zu seiner Wenigkeit zu bemühen. Er sagt weiter, daß er seine Pflichtreise doch aber nicht fortsehen könne, ohne ihn wenigstens brieflich zu begrüßen, so groß auch seine Scheu wegen seiner Unwissenheit und Unberedtsamkeit sein möge. Seine Zuneigung überwinde sie indeß, und so grüße denn den Koryphäen unter den Humanisten, den Mann von feinster Bildung und Gelehrsamkeit der bäurische Korydon, der stets unter den Gänsen zu schnattern gewohnte barbarus Martin. Die Verbindung seiner Freunde und Gönner mit Mutian hatte ihn also endlich mit diesem zusammengeführt. Denken wir an den Reuchlinistenbund, den in der reychlinischen Fehde so bedeutsamen Briefwechsel der Gelehrten und Literaten, welche der humanistischen Richtung an= gehörten oder befreundet waren. Wir haben auch hier ein Zeichen, daß Luther daran Theil nahm. Denn ein brieflicher

1) De Wette I, 23.

Verkehr, doch auch nur ein solcher scheint zwischen ihm und Mutian bisher stattgefunden zu haben. Sehr wahrscheinlich hatte eben die reuchlinische Angelegenheit, die große Tagesfrage der freisinnigen Gelehrten, die Veranlassung dazu gegeben. Allein noch immer hält er sich in halber Ferne von den Humanisten, betrachtet sich nicht eigentlich als ihrem Kreise angehörig. Ein paar Augenblicke zu einer persönlichen Berührung mit Mutian möchten sich am Ende doch gefunden haben, hätte er sie erübrigen wollen. Aber er konnte nicht völlig eingehen in die Richtung eines Mutian, er theilte die allgemeine Schäßung der tonangebenden Bildung und Gelehrsamkeit, anerkannte ihr Uebergewicht und fühlte, daß er darin zurückgeblieben war. Wenn ihn indeß wenigstens theilweise auch die alte Schüchternheit noch von Mutian zurückhält, so ist doch offenbar sein Herz viel leichter geworden, obwol es an Druck nicht fehlt, und weit hinter ihm liegt die gepreßte dumpfe trübfinnige Stimmung, die ihn in seinen Studienjahren ergriffen, ins Kloster getrieben hatte und seine natürliche Anlage zur Heiterkeit gänzlich erstickt zu haben schien. Er konnte jest wieder scherzen, und so wie früherhin konnten ihn die neuen Aengste, Schmerzen, Sorgen nicht mehr verdüstern! 1)

In Gotha und Salza fand er den Zustand der Konvente befriedigend; sie hielten ihn nur sehr kurze Zeit auf. In Gotha hielt er eine Rede, die großen Eindruck zurückließ. Er mußte sie noch auf der Reise Mehren versprechen und schickte sie aus Wittenberg an Lange mit dem Auftrage, fie Braun, Leiffer und Andern mitzutheilen. Sie hat sich indeß nicht erhalten, obwol sie auch gedruckt worden sein soll. Er predigte im Kloster zu Nordhausen und wies auch hier die Brüder nachdrücklich zum Studium der Schrift und zu einem heiligen Leben an. Das Kloster zu Sangerhausen befand sich im traurigsten Zustande. Es war sehr arm. Die Brüder hatten saure Mühe um ihren nothdürftigsten Unterhalt. In Eisleben stand es noch schlimmer; es fehlte nicht an Ordnungswidrigkeiten, mehre Brüder waren frank, andere abwesend, nur fünf konnten den geistlichen Dienst verrichten. Dazu erschien dort der Prior des magdeburger

1) Reformations - Almanach für 1817, CI. De Wette I, 21.

Klosters, jammernd und wehklagend, Hülfe bei ihm suchend. So fehlte es denn an trüben Eindrücken, Beobachtungen und Erfahrungen keineswegs, und darauf mag es sich beziehen, wenn er nach seiner Rückkehr, welche wahrscheinlich am 7. oder 8. Juni erfolgte, an Spalatin schreibt, er sei mit Gottes Hülfe in Wittenberg wieder angelangt, wenigstens am Leibe gesund, Gott wisse ob auch am Geiste. 1)

Man kann nicht zweifeln, daß er in Eisleben oder noch wahrscheinlicher dem so nahe gelegenen Mansfeld die Aeltern wiedersah; den Vater zum ersten Male wieder seit seiner Priesterweihe, die Mutter zum ersten Male wieder seit seinen Studienjahren. Doch findet sich über dies Wiedersehen nicht die mindeste Nachricht.

Dieser seiner ersten Visitationsreise folgten noch eine oder ein paar andere, über welche sich indeß nur sehr wenig sagen läßt. Es wird am zweckmäßigsten sein hier sogleich hinzuzufügen, was über sie und was sonst über seine Vikariatsführung bekannt ist, um sogleich ein vollständigeres Bild von ihr zu gewinnen.

Es erhellt nicht deutlich, ob er von Eisleben mit dem magdeburger Prior über Magdeburg nach Wittenberg zurückreiste oder sich etwas später dorthin begab. Wir finden ihn zu Anfange des Oktobers in Kemberg. Er schreibt von dort aus an Lange, Staupit habe ihm vom 10. September aus München geschrieben, hoffe zurückzukehren, könne aber jeht nicht fort, weil ihm die Mittel zur Reise fehlten. Auch aus einem andern Schreiben (vom 30. August) sieht man, daß er mit Staupit, der kurz und traurig schrieb, in brieflichem Verkehre blieb. Die Ordensangelegenheiten beschäftigten ihn in Kemberg jedenfalls, wenn er da auch kein eigentliches Visitationsgeschäft vorzunehmen hatte. In jenem Schreiben von dort ermahnt er Lange, Fürsorge für einen abtrünnigen Bruder zu tragen.,,Verlaß ihn nicht, der Dich verlassen. Es schmerze Dich nicht, daß wir Aergerniß leiden. Wir sind dazu berufen, getauft, geseht, daß Einer des Andern Last trage. Einer muß des Andern Schanddeckel sein, weil es Christus gegen uns gewesen ist, noch ist und

1) Histor. Nachr. von Nordhausen, 632. De Wette I, 24, 29. Meurer, Luther's Leben, I, 39.

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