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hohen Ansehens gelten, in welchem Luther bereits stand. Sie ist jedenfalls der Ausdruck insbesondere der reformatorischen Grundansicht ihres Verfassers, denn diese ist es, welche er darin darlegt. Sie scheint aus der ersten Zeit seines Vikariats herzurühren, aus welcher Briefe von ihm an den Propst in Leigkau sich nicht wie im folgenden Jahre finden. Im Herbste 1516 hatte er der, dem wittenberger Augustinerkloster gehörenden Fischteiche zu Leikkau sich anzunehmen, was auf des dortigen Vorstandes Abwesenheit schließen läßt, sofern man vermuthen darf, daß derselbe bei seiner Anwesenheit sich aus Gefälligkeit oder Pflicht damit befaßte.

Die Rede knüpft sehr bedeutsam an den Ausspruch des ersten Johannesbriefs an: Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet. Gleich im Eingange die Hinweisung, daß die durch das göttliche Wort Wiedergebornen sich deshalb keines eignen Verdienstes zu rühmen hätten. Beim göttlichen Worte, aus welchem der Verfasser die Geburt aus Gott ableitet, wird der Entstellungen desselben gedacht. Dann heißt es:,,Das gehet uns an, hochzuehrende Priester Christi, die wir dem Volke zu Dienern der geistlichen Geburt durch Gottes Wort gesezt sind, hier versammelt, das Heil der ganzen Kirche zu berathen, an der Besserung beider Stände zu arbeiten. Die erste und größeste Noth ist (und daß ich es mit Donnerworten in Eure Herzen rufen könnte so sehr ist gerade dies zu dieser Zeit das Nöthigste), daß die Priester im göttlichen Worte bewandert find. Die ganze Welt ist überströmt von einer Fluth zahlloser und mannichfacher Lehr-Befleckungen; mit so viel Sagungen, Menschenwig, abergläubischen Dingen wird das Volk mehr überladen als gelehrt, daß das Wort der Wahrheit kaum matt hervorschimmert, an vielen Orten gänzlich erloschen ist. Das christliche Volk kann aber nicht anders sein denn die Lehre. Hört auf Euch zu wundern, daß solcher Zwiespalt die Christenheit zerreißt, solche Laster im Schwange gehen, daß die Liebe erkaltet, der Glaube schwindet, die Hoffnung verloren geht. Es kann nicht anders sein, es ist unsere, der Prälaten und Priester, Schuld. Blind sind wir, versäumen die Amts- und Lehrpflicht, geben uns ganz weltlichen Dingen hin: der Mehrzahl Lehre ist Gedicht

und Menschenwahn

und wir wundern uns, daß solch ein

Volk aus solcher Lehre wird?"

Dies Thema wird dann noch weiter und mit Vorliebe ausgeführt. Die Sittenverderbniß des Klerus ist verwerflich, zu beseitigen, ja! aber Satan leidet wol, daß der Kleriker Leben und Wandel, nicht daß die Lehre gebessert werde: die Lehre nicht, oder eine verderbte Lehre treiben ist noch unendlich schlimmer und verderblicher, was nicht eingesehen wird, weil es so viel weniger in die Sinne fällt. Fleischlicher Sünden, oder daß sie Dies oder Das im äußerlichen Dienst versäumt, klagen sie sich wohl an, die Bessern, nicht aber Dessen, worin sie eben als Priester fündigen, ihrer Versäumnisse hinsichtlich der Lehre, die es allein ist, weßhalb Priester nöthig sind. Die Priester und Hohenpriester, die nicht recht lchren, der Lehre sich nicht annehmen, der goldenen Vorbotin der wahren Reformation, werden dereinst unter die Wölfe, nicht unter die Hirten gezählt werden, sind Gößen vor Gott, nicht Priester, und wenn sie sonst noch so wacker, tüchtig, heilig wären, Wunder thäten, Lodte erweckten, Teufel bannten. Was und wieviel Ihr auch auf diesem Koncil beschließt und ordnet: legt Ihr nicht dazu Hand an mit allem Ernst, daß die Priester fortan alle menschlichen Lehren fahren lassen, oder doch, ihre Verschiedenheit darlegend, nur sparsam und nebenher gebrauchen, und unter Weglassung der Gedichte, die keinen Grund haben, das reine Evangelium und die heiligen Ausleger der Evangelien treiben, so richten wir nichts aus, sind wir vergeblich versammelt. Denn dort ist der Angel aller Dinge, die Summa der wahren Reformation, der ganzen Frömmigkeit. Welch eine rasende Verkehrtheit, an die guten Sitten, nicht aber daran zu denken, wie Die sind und werden, durch welche die guten Sitten gepflanzt werden sollen! Das steht ja fest, die Kirche entsteht und besteht in ihrem Wesen allein durch das Wort Gottes. Darum ist kein Anderes zu suchen, anzunehmen, zu treiben, wer nicht den göttlichen Ursprung der Kirche und sie selbst vertilgen, Christi Volk durch Menschenlehre verderben will. Denn was aus Gott geboren, ist nicht fündig, ist wahr; fündig und ewigem Untergange geweiht ist alle Geburt des Menschen und Menschenworts. D, daß die Lenker der Kirche, wir, dies einmal zu Herzen

nähmen, die Augen öffneten, um die Wurzel der Verderbniß des Volks zu entdecken, den Mangel an der rechten Lehre! Wir sind es, denen es obliegt, Rechenschaft zu geben von den anvertrauten Seelen und entschuldigen uns selbst und schuldigen das Volk an, sehen nur, was draußen Böses geschieht, das Inwendige mit Nichten.

Weiter wird dann die zu bekämpfende und zu überwindende Welt als die böse Lust, die unlautere Gesinnung verstanden und scharfer Tadel ausgesprochen, daß daran so wenig gedacht werde, indem man sehr sorgfältig sei in äußerlichen Dingen, Reinigung der heiligen Gefäße und Gewänder, sorgfältiges Abbeten der vorgeschriebenen Gebete und was weiter dahin gehört. „Wir befassen uns mit Armseligkeiten, gedenken des Wichtigen selten, gerade wie unsere Deutschen viel rathen und verhandeln, und darüber versäumen, den Türken Widerstand zu leisten, wie die Geistlichkeit mit Andachten und frommen Uebungen sich abmüht, und wider die inwendige böse Lust nichts thut. Die Aufgabe des Koncils ist, nicht sowol die Temporalien, Fest- und Fasttage, was zu lesen, zu beten sei und Dergleichen mehr zu ordnen, sondern vor Allem zu schaffen, daß ein Klerus werde, wie der Apostel ihn haben will. Es ist des Koncils nicht würdig, daß es die geringen Dinge mit Gepränge angreift, die wichtigften aber nicht einmal anrührt, worüber es vor der Welt zum Gelächter werden wird mit Recht, nur faule schlechte Früchte tragen, eine babylonische Verwirrung anrichten wird, das unechte falsche Koncil." Eine kräftige Mahnung, das Evangelium vor Allem hoch zu halten und zu treiben, beschließt dann das Ganze. Die Sache sei groß und man müsse deshalb auf die Hülfe des Herren hoffen und sie erbitten. Augustin sage, der Glaube erlange, was das Gesetz verlange. Da man nicht glauben, noch kriegen, siegen oder triumphiren könne aus eignen Kräften, müsse der Herr angerufen werden in der Noth: vom Himmel komme der Sieg. Also wird es geschehen, daß Der selig wird, der den Namen des Herren anruft. Das thut aber nur Der, welcher glaubt; nur Der glaubt, der auf das Wort der Wahrheit hört; auf solch Wort hört allein, der das Evangelium. hört, und das Evangelium hört allein Der, der den Priester und Engel des Herren hört. Daher ist es das Erste und Neuste,

daß wir mit allem Fleiß trachten, Tag und Nacht das Evange= lium vor Augen zu haben.“ Wir erinnern uns, daß er Achnliches schon in der Psalmerklärung ausgesprochen hatte, wir nehmen, wenn wir es mit Dem, was er hier sagt, vergleichen, deutlich die Stufen wahr, auf welchen er zur Ausbildung und Befestigung seiner Ansichten und Ueberzeugungen emporstieg. ')

Neformatorische Grundansicht.

Vollkommen deutlich und schon ziemlich ausgebildet liegt uns nun darin seine ganze reformatorische Grundansicht vor. Die folgenden Bemerkungen werden geeignet sein, die Wichtigkeit des Dokuments desto rascher und völliger erkennen zu lassen.

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Bei mehr als einer Veranlassung kam schon zur Sprache, von welch entscheidender Wichtigkeit eben die Kirchenlehre im ganzen Bau des Katholicism der mittlern Jahrhunderte gewesen. Die Abweichenden so die Katharer, die Waldenser, Hußerschütterten ihn, weil sie von ihr auf die Schrift zurückgingen, und an dieser seine Grundlage prüften; sie drangen aber nicht durch, weil sie die ursprüngliche Lehre, in allerlei Verirrungen sich verlierend, nicht fanden, nicht deutlich genug erkannten oder ihre Erkenntniß nicht tüchtig und kräftig genug zu begründen und herauszusagen wußten, um das herrschende Lehrsystem und die für dasselbe noch zu mächtige Gunst zu bewältigen noch mehr, weil sie die Verderbniß der Kirche hauptsächlich in der Verfassung, der Zucht, den Sitten suchten. Aus demselben Grunde mißlangen die Reformationsversuche, welche von einzelnen Päpsten, dann von den Kirchenversammlungen angestellt wurden. Nicht weniger als Alles lag daran, daß die christlichen Grundbegriffe und Ansichten, die ursprünglichen evangelischen Lehren wiedergefunden und für die Gesammtheit wiedergewonnen wurden. Auf den Wegen zu diesem Ziele waren still und nur in engern Kreisen wirkend die Wesel und Wessel gegangen. Es war so bedeutsam, daß Luther, und zwar mit solchem Erfolge, die Richtung nahm, abermals die Schrift in den Vordergrund

1) Löscher a. a. D. 1, 221 ff.

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zu stellen, eine echte Schrifttheologie zu schaffen und zur Geltung zu bringen, oder aber der Entfaltung des Christenthums als Geist und Evangelium zum Durchbruche zu verhelfen und eben darum vor allem Aeußerlichen die herrschende Lehre zu bestreiten, um sie zu verdrängen, zu stürzen. An das Alles wird nur in der Kürze erinnert, um die Bemerkung daran zu knüpfen, daß sein Fortgehen in dieser Nichtung nicht blos den Ablaßstreit herbeiführte und dessen Grundzüge und wesentlichste Wendungen bestimmte, sondern daß dasselbe gilt von der ganzen darüber hinausliegenden deutschen Reformation. Luther drang durch, er zuerst, weil er mit den Erasmus, Reuchlin und ähnlich strebenden Schriftforschern, ob auch nicht ohne große Abweichungen, auf demselben Wege wie kein Anderer neben ihm, und wie insbesondere keiner unter den Humanisten, von dem Gedanken der Nothwendigkeit einer religiösen Erneuerung durchdrungen war und dann weiteres ergab sich als Folge weil er in der Wiederherstellung der Lehre den,,Angel aller Dinge, die Summa der wahren Reformation" crkannte, weil er von dieser Erkenntniß unverrückt sich leiten ließ, und weil er das Beste seiner ge= waltigen Kraft an die Lehrherstellung sehte, und zwar in dem Sinne, daß er durch die lettere das Christenthum wiederum als ein innerlich Lebendiges zum Bewußtsein und zur Geltung brachte, nicht blos zum Schriftworte, zur unmittelbaren Kunde der ursprünglichen Lehre zurückführte, sondern die Erkenntniß und Auffassung derselben zu einer höhern Stufe emporhob, Einseitigkeiten und Verirrungen der bisherigen Entwickelung überwindend und beseitigend, die bisherigen Fortschritte in sich zusammenfassend und zum Gemeingut machend, einer neuen Offenbarung des christlichen Geistes als Werkzeug dienend, eine neue Entwickelung beginnend, ob auch freilich nicht vollendend.

Er hatte das deutlichste Bewußtsein, war ganz durchdrungen davon, daß außer dem Erlöser kein anderer Grund für die Kirche gelegt werden könne, daß die Kirche nur aus ihm erwachsen sei und sich im Laufe der Zeiten immer wieder erneuere, daß er durch nichts erseht werde, daß es die Hauptsache stets sei und bleibe, daß Christus der Erlöser als neues Lebensprincip, daß der wahre in Liebe thätige Glaube an ihn in den Gemüthern gepflanzt werde, und alle äußern Verbesserungen und Nachhülfen

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