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hatte, nämlich an die kirchliche Obrigkeit sich zu wenden, den Bischöfen und dem Erzbischofe selbst Anzeige und Vorstellung zu machen, denn er wußte sehr wohl, daß die Sache nicht zuerst an die weltlichen Fürsten, sondern an die geistlichen Obern zu bringen sei.“ 1)

Verhandlungen mit den Bischöfen.

Die Bedenken bestanden darin, daß sich nachlässige Obrigkeiten nicht gern an die Erfüllung ihrer Pflichten mahnen lassen. In solcher Mahnung liegt ein Ladel, eine Unklage gegen sie, eine Aufforderung zu einer nichtbeliebigen Thätigkeit. Sie wird in den meisten Fällen übel aufgenommen und der Mahner als ein unberufener angesehen, denn sie seht Persönlichkeiten voraus, die es mit der Sache nicht zum besten oder doch nicht aufs ernstlichste meinen. Luther mußte das fühlen. Das Einschreiten, wozu ́er aufzufordern dachte, war auch den wohlgesinntesten Bischöfen nach ihrem bisherigen Verhalten jedenfalls unbequem. Sie fürchteten sich davor, wenn sie auch geneigt dazu und in der Sache einverstanden waren. Aber auch das war nicht außer Zweifel, zum wenigsten und namentlich nicht beim Erzbischofe. Doch was blieb übrig? Mochte Albrecht, was diesen betrifft, am ungeneigtesten zur Abhülfe sein: an ihm lag nun einmal das Meiste bei der Sache. Auch wußte Luther sehr wahrscheinlich noch weit nicht genau, wie sehr der Erzbischof bei dem Unwesen betheiligt war. Er meinte, wie er in einem Schreiben an ihn vom 1. December 1521 sagt, daß er seinen Namen und Wappen zu dem Handel hergebe, thue er ,,aus Unverstand und Unerfahrung, durch andere falsche Ohrenbläser verführet.“ Er glaubte ferner und hatte Recht darin, ihn und das Haus Brandenburg noch sehr zu schonen, wenn er ihn ,,treulich warnte," wenn er sich,, aus christlicher Liebe entgegensette den wüsten, verführerischen, geldsüchtigen Predigern und den keherischen abgläubigen Büchern;" wenn er sich an jene Ohrenbläser,,mit mancher Mühe und Fahr hängte,“ wiewohl er ,,hätte mögen den ganzen Sturm, wo ihm Unbescheidenheit gefal

1) De Wette I, 186.

len, auf den Erzbischof treiben als auf Den, der Solches unter seinem Namen und Wissen handhabet mit ausgedrucktem Titel auf den keherischen Büchern geschrieben." Er mochte von dem helldenkenden Albrecht, dem Beschüßer der Humanisten und eines Hutten, voraussehen, daß es nicht zu schwer fallen dürfte, ihn von der Verwerflichkeit des Ablasses zu überzeugen, daß er das Unwesen nur nicht recht kenne oder, daß er es innerlich mißbillige, und gemahnt sich schämen werde. Er war jest und noch lange in der Stimmung, daß er ,,tausend Eide darauf geschworen hätte, so bös könne ein Mensch nicht sein, erkannte Wahrheit muthwillig zu verdammen und zu verfolgen, zu verkeßern und zu morden die daran hingen;“ daß er, als „das Evangelium_anging,“ gedachte,,sonderlich die Bischöfe und hohen Schulen sollten's am ersten annehmen, so es jemand würde annehmen, würden's ge= wißlich Die thun, die den Namen haben, daß sie geistlich und heilig sind." Die Meisten hegten eine hohe Meinung von Albrecht, und so gesteht auch Luther ein starkes Vertrauen in ihn gesezt und sich in ihm geirrt zu haben. Kaum Friedrich habe ihm so viel zu gut gehalten als der Erzbischof: „Ich dachte fürwahr es wäre ein Engel.“ Hätte aber der Erzbischof, der jedenfalls nicht übergangen werden konnte, Abgeneigtheit und Nichteinverständniß gezeigt, so waren zum wenigsten unter den Bischöfen manche wackere. Mochten sie furchtsam, befangen oder ungelehrt sein, in jedem Falle ließ sich doch etwas, ob auch nicht gar zu viel von ihnen erwarten. Es waren auch,,feine fromme Bischöfe," wie er selbst sagt. Er hatte oft gehört,,,daß sie des Papstes Superstition und Wesen verdammten." Die Bischöfe der Diöces, hatten sie nicht bei Allem, was in Wittenberg vorgegangen war, große Nachsicht, große Freisinnigkeit bewiesen? Dazu, was that er, wozu begehrte er ihren Beistand? Er,,disputirte seines Berufs und Gewissen halber im Anfang schlecht und gerecht, der päpstlichen Hoheit zu Ehren, man solle den Schreiern und Ablaßführern einhalten, daß der römischen Kirch kein bös Nachklang daraus entstehe." Wie konnten sie sich der Aufforderung entziehen? Ueber alle Bedenken hob ihn endlich sein Grundsak hinweg,' den er jezt schon bethätigte und späterhin so oft ausgesprochen hat: Kein irdischer Herr weiß Alles; Gottes allein ist das Lob, Alles wissen und nicht betrogen werden kön

nen; solch Lob schreiben nnr die hoffärtigen Tyrannen sich zu, die sich nicht wollen vermahnen lassen; Gott selbst und darnach auch das Recht hat geboten, daß wir's der Obrigkeit anzeigen sollen, wenn öffentlich gesündigt wird; denn wie die Obrigkeit mit Unwissenheit fündigt, fündigen auch die Untern, wo sie nicht anzeigen, was sie wissen das Unrecht ist: solchs ist ein Werk der Liebe.")

So wendete er sich denn in einem Privatschreiben an Albrecht als seinen Metropolitan und ebenso an den Bischof von Brandenburg Hieronymus Schulz (Scultetus), der Inspektor ordinarius der Kirche und Universität in Wittenberg, ein verstän= diger und wohlmeinender, aber schwacher Mann war, und weiter auch noch an die Bischöfe von Meißen (Johann von Salhausen), Merseburg (Fürst Adolf von Anhalt) und Naumburg (Herzog Philipp von Baiern). Was den Inspektor ordinarius betrifft, so hatte er, wie er sagt, einen sehr gnädigen Bischof an ihm." Er segte die geistlichen Häupter in Kenntniß von Tegel's Ueberschreitungen, bat sie, daß sie den unverschämten Lügen und Lästerungen desselben steuern möchten, erinnerte ehrerbietig daran, daß es ihre Pflicht sei, solchen „Ungeheuerlichkeiten Einhalt zu thun und über die Schaafe Chrifti wider jene Wölfe zu wachen.“ Er beklagte sich über die kezerischen abgläubischen Bücher und über die Authorisation, welche Albrecht denselben angedeihen ließ, „vermahnte und bat" namentlich den Lettern,,, er wollte dem Tezel Einhalt thun und solch ungeschickt Ding zu predigen wehren; solchs gebührte ihm als einem Erzbischofe; es möchte sonst eine Unluft daraus entstehen." Werde Tezel und dessen Helfern nicht von den Obern gewehrt ihre falschen Lehren vorzutragen, so werde er sich genöthigt sehen sie vor den Augen der ganzen Kirche anzugreifen. Es scheint, daß er dem Erzbischofe und dem Bischofe von Brandenburg wenigstens den wesentlichen Inhalt der Disputation, die er beabsichtigte, schon jezt mitheilte. Vollständig schickte er sie dem Erstern mit einem Schreiben, das er an demsel=

1) De Wette II, 112. Auslegg. der Genesis, zu Kap. 21, V. 25 f. Walch I, 2205 f. Auslegg. des 14., 15. und 16. Kap. Johannis, Kap. 15 V. 25, Watch VIII, 455. Hauspostille, Ploch m. I, 283, 292. Tischreden, Walch XXII, 2129. Wider Hans Wurst, Ploch m. XXVI, 50. Mathe= sius 15. Predigt.

III.

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ben Tage absendete, an welchem er die Thesen anschlug. Wir werden weiter unten darauf kommen. ')

1) Plochm. XXVI, 52. Löscher I, 434. De Wette I, 186. Vorr." zum 1. Theile der latein. Schriften. Daß er an mehrere Bischöfe einige Zeit vor Anschlag der Ablaßthesen geschrieben, sagt er in einem Schreiben an Papst Leo vom 30. Mai 1518; daß er an den Erzbischof Albrecht und den Bischof von Brandenburg vor der Veröffentlichung dieser Thesen geschrieben, sagt er in der Vorrede zum 1. Theile seiner lateinischen Schriften, und noch ausführlicher in einem Schreiben an den Kurfürsten vom 19. November 1518 (De Wette I, 186) und in der Schrift Wider Hans Wurst (Plochm. XXVI, 52). Dazu kommt, daß nach diesen Aeußerungen eben das Benehmen der Beiden nach seinen Zuschriften ihn zum Hervortreten mit den Ablaßthesen bewog. Einen Zweifel daran, daß er schon zu dieser Zeit an Albrecht geschrieben, erweckt nur sein Schreiben an diesen bei Uebersendung der Thesen, sofern er darin eines vorangegangenen Schreibens nicht, wenigstens nicht ausdrücklich, erwähnt, und eine Aeußerung in einem Schreiben an den Erzbischof vom 1. Dec. 1521, indem er hier sagt, er habe zwei Mal-lateinisch an ihn geschrieben, und sich dabei, wie es scheint, auf zwei spätere Sendschreiben bezieht. Dagegen scheint mir eine Aeußerung in dem ersten Schreiben von ihm an Albrecht, das erhalten ist (vom 31. Oktober 1517), den Zweifel nicht zu unterstügen, wie Hofmann (81) meint. Ich kann nicht finden, daß es wider den Zusammenhang sein sollte, das differre von einem Zögern Luther's mit dem Anschlage der Ablaßthesen zu verstehen. Der Eingang des Schreibens lautet allerdings so, als wäre es das erste gewesen, wogegen das ausus fuerim auf ein vorhergegangenes hinzudeuten scheint. Daß eins vorhergegangen, möchte auch dadurch noch glaublicher werden, daß er nicht blos wiederholt erklärt, die Thesen veröffentlicht zu haben, als ihm keine Antwort von den Bischöfen (zwei antworteten) gewor den, sondern daß sich kaum ein Grund denken läßt, weshalb er sich eben an den Erzbischof nicht gewendet haben sollte, da er es einmal für rathsam und pflichtmäßig achtete, sich an die geistlichen Oberen zu wenden, und da er sogar den Bischöfen fremder Diöcefen schrieb. Endlich erklärt sich sein Verhalten bei Absendung des Schreibens vom 31. Oktober (daß er die Thesen, ohne Antwort auf dieses Schreiben abzuwarten, an demselben Tage veröf fentlichte) nur theilweis aus dem Drange der Umstände, wovon noch die Rede sein wird, vollkommen aber bei der Annahme, daß jenem Schreiben ein früheres unbeantwortet gebliebenes vorhergegangen war. Annehmend, daß dies nicht der Fall gewesen, macht man (Alzog) es ihm zum Vorwurfe, daß er mit etwas gedrohet, falls der Erzbischof nichts thue, und ohne abzuwarten, ob Albrecht einschreiten werde, die Drohung ausgeführt habe. Allein er drohet dem Erzbischofe nicht mit den Thesen, die nur eine Disputation über den Ablaß und etwa ein (bedingter) Angriff auf diesen sein sollten, sondern mit einer Schrift, worin Albrecht und dessen Verhalten bei dem Unwesen angegriffen werden würde.

Der Friede der Welt hing daran, daß die Bischöfe, an die er sich gewendet, ihren Frieden opferten, sich für einen Augenblick ermannten und ihre Schuldigkeit thaten.

Albrecht und zwei von den Bischöfen antworteten nicht, ein anderer Bischof ließ ihn wissen, er könne noch dürfe wider solche des Papsts Geschäfte nichts vornehmen." Der Bischof· von Brandenburg erwiderte ihm, es wäre eine große Sache, er griffe der Kirche Gewalt an und würde sich selbst Mühe. machen, daher er ihm riethe davon zu lassen. „Ich kann wohl denken, sagt Luther, daß sie alle Beide (der Erzbischof und Schulz) ge= dacht haben, der Papst würde mir, solchem elenden Bettler, viel zu mächtig sein." Auch in den Tischreden spricht er davon. Der Bischof habe ihm geantwortet: er solle mit denen Dingen nicht anfangen, würde er aber anheben, so würde er zu schaffen gewinnen.,,Da redete der leibhaftige Teufel aus diesem Bischofe,!! seht er hinzu. In einem Schreiben vom 30. Mai 1518 berichtet er an Leo über den Hergang: die Ablaßprediger hätten unter dem Schrecken des päpstlichen Namens fich Alles erlaubt gewähnt, das Gottloseste und Kegerischste gelehrt zum Hohn der kirchlichen Obergewalt und als ob das Kapitel über die Mißbräuche der Quästoren sie nichts anginge; sie hätten sich sogar nicht entblödet ihre Gottlosigkeiten durch Druckschriften zu verbreiten, die Beichtiger durch Eide zu verstricken; sie hätten den allgemeinen Unwillen durch Drohen mit dem Papste, mit Scheiterhaufen und der Schande des Keternamens niedergehalten. Nichtsdestoweni= ger hätte das Gespött über die Habsucht der Geistlichen und das Schmähen auf Kirche und Papst in den öffentlichen Wirthshäusern zugenommen, worüber er vom Eifer um Christum und in jugendlicher Wärme entbrannt sei (wir erinnern uns, wie er sich vielfach tadelnd darüber ausgelassen), indeß habe er geglaubt, daß es ihm nicht zukomme hineinzugreifen (quicquam statuere aut facere). Er habe sich daher privatim an mehrere kirchliche Magnaten gewendet, von welchen einige seiner Mahnung stattge= geben, andre über ihn gespöttelt oder sonst abgünstig sich über ihn ausgesprochen hätten, alle aber wären von der Furcht vor dem päpstlichen Namen und vor päpstlichen Censuren beherrscht gewesen. ')

1) De Wette I, 119 f. Mycon. 22. Plochm. XXVI, 52. Walch XXII, 1489. Mathes. 2. Predigt.

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