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er wollte, daß er wieder allein wäre, wie er es zu dieser Zeit gewesen. 1)

Er wählte aus den erwähnten Gründen zur Veröffentlichung der Disputation den 31. Oktober, den Tag vor dem Allerheiligenfefte, einen Sonnabend. Es hat im Uebrigen damit folgende Bewandtniß. Mit den Mittagen der den Festen vorhergehenden Lage beginnen nach kanonischer Rechnung die heiligen Abende (Vigilien), welche nach akademischer Sitte zum Anschlag von Disputirsägen gern gewählt wurden. Um zwölf Uhr soll er die seinigen angeschlagen haben. Ob er es eigenhändig that oder es thun ließ, darüber sind die Nachrichten verschieden. Wie Allerheiligen ausersah er die Schloßkirche selbst, die nährende Mutter der Universität, das Schoößkind des Landesherrn. An ihr Hauptportal schlug er seine Streitfäße an, so dem wallfahrenden Volke, der Geistlichkeit, die des Tempels Heiligthümer zur Schau stellte, den angesehensten Doktoren der Universität, den Pfründnern der Stiftskirche, dem Kurfürsten entgegentretend Jedermann, der in dem Wahne befangen. Der Auftritt hat eine Aehnlichkeit mit dem sieben hundert Jahre frühern, wo Bonifacius die Art an die heilige Eiche der Friesen legte. Auch in der Umgegend Wittenbergs wurde die Disputation dem Gebrauche gemäß angeschlagen. 2)

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Ueber seine Stimmung und Beweggründe, Hoffnungen und Bedenklichkeiten und was weiter dahin gehört, wird noch Einiges zu sagen sein. Doch geschieht es zweckmäßiger oder kann erst geschehen, nachdem wir seine Disputation uns vorgehalten, die man vor Augen haben muß, um die ganze That richtig be= urtheilen und würdigen zu können. Bevor wir indeß die 95 Streitfäße über den Ablaß genauer ansehen, noch die Bemerkung, daß der Angriff sich nicht auf dieselben beschränkte, sondern un= mittelbar neben und nach ihnen auch noch durch das schon erwähnte Schreiben an den Erzbischof Albrecht, durch ein paar Schriften (Sermon von Ablaß und Gnade und Sermon von der Buße), auch durch eine, wol ohne Frage in der Schloßkirche gehaltene Predigt, worauf wir unten kommen werden, wiederderholt, unterstüßt, vervollständigt wurde.

1) De Wette I, 186.

2) Hofmann, 83 ff.

Siebentes Hauptstück.
Siebentes

Die Ablaßdisputation, die begleitenden Schritte.

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Die fünf und neunzig Streitfäße über den Ablaß und die
Sermon von Ablaß und Gnade, Sermon von der Buße.
Predigt an Kirchweih.

Einleitendes.

Die fünf und neunzig Streitsäße, zu welchen wir uns jezt wenden, haben die Ueberschrift: „Disputation Doktor Martin Luther's zur Erklärung der Kraft des Ablasses. Aus Liebe und rechtem Fleiß die Wahrheit an Tag zu bringen, soll über die nachstehenden Säße zu Wittenberg unter dem Vorsize des ehrwürdigen Vaters M. Luther's, Augustiner - Eremiten, der Künste und h. Theologie Magisters und ordentlichen Lehrers, disputirt werden. Er bittet deshalb die sich gegenwärtig davon nicht mit uns unterreden können, daß sie ihre Meinung durch Schrift zu erkennen geben. Im Namen unsers Herrn Jesu Christi." Die Thesen waren nach Art der Patente auf einen Bogen in zwei Kolumnen gedruckt und in vier Ordnungen ge= theilt, von welchen die ersten drei jede fünf und zwanzig Säße enthielten, die vierte zwanzig. 1)

1) Disputatio D. M. Lutheri Theologi pro declaratione virtutis indulgentiarum p. p. Das Literarhistorische bei Spiker a. a. D. 250 ff. Hofmann, Lebensbeschreibung Tehel's, 83 ff. Sie sind oft gedruckt.

Man nennt diese fünf und neunzig Streitfäße mit vollem Rechte weltgeschichtlich. Der unermeßliche Eindruck, welchen sie hervorbrachten, ist eine bekannte Thatsache. Welche noch kaum geahnte, noch lange unberechnete Folgen knüpften sich an sie an!

Löscher hat sie lateinisch mit beigedrückter deutscher Uebersehung von Jonas, die eine Art Ansehen erlangt hat. Ich werde ihr folgen, sofern sie nicht vom Originale abweicht, was die verschiedenen deutschen Uebersegungen mehr. fach thun. Von dem ersten Drucke habe ich kein Exemplar gesehen. Sie wurden 1517 zu zwei Malen in Wittenberg auf vier Quartblätter gedruckt. Von der zweiten Auflage besißt die berliner Bibliothek zwei Exemplare. Die Abweichungen derselben von dem Abdrucke bei Löscher bestehen größtentheils nur in Druckirrungen oder Verschiedenheiten der Schreibart. Es dürfte indeß manchen Lesern willkommen sein, zu ihrer Kunde zu gelangen. Ich füge sie deshalb hier hinzu:

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2. verbum de poenitentia] verbum poenitentia de poeni.

tentia.

id est] .i.

4. itque] itaque

id est] i.

442. 14. ipsa] ebenfalls (nicht ipse).

16. differrunt] differunt.

443. 21. Jndulgentiarum commissarii] Jndulgentiarum praedica

tores ii, qui etc.

23. id est] i.

444. 26. ] I.

27. Numus] nūmus.

445. 29. paschale] paschali

31. id est] .i.

446. 39. doctissimis] acutissimis

447. 41. falso] false

449. 50. aedificari] edificari

cute et ossibus] cute, carne et ossibus

Sie waren das Sturmzeichen der von nun an folgenden Erschütterungen, die Spiße, in welche die Entwickelung der abendländischen Kirche, seit den mittleren Jahrhunderten, der germanischen Nationen kann man sagen, zumal der deutschen auslief, und worin sie sich gewissermaßen vollendete und abschloß, um fortan ganz neue Läufe zu beginnen; der Punkt, bei welchem das gesammte religiöse, wissenschaftliche, staatliche und Kulturleben der Neuzeit beginnt, gleichsam der leßtern aufgehendes Tagsgestirn, wie sie vielen Erwachten und Erwachenden erschienen, aufgehend in doppeldeutigem Morgenroth. Gleich zuckenden Bligen, in welchen ein gewitterschwangeres Gewölk den lange angesammelten Stoff entladet, dasselbe auf Augenblicke erhellend, öffnen sie Luther's ganzes Innere, wie es war in dieser Zeit, mit Allem, was darin gährte und stürmte, schwankte und' fest stand, mit seinen Schmerzen und seinem jubelnden Empfinden, seinem Zorn und seiner Liebe, seinen Zweifeln und Aengsten, seinem Glauben und Himmelsfrieden, seiner Siegsfreudigkeit, seinem Siegsbewußtsein. Es ist gewiß der Mühe werth zu schauen, was einen Solchen wie ihn und mit ihm viele andre Wackre und Bedeutende in einem solchen Augenblicke in der Tiefe bewegte, in den Mittelpunkt der wichtigsten Fragen jener großen Zeiten

pag.

51.] I.

52. imo] immo

impignoraret] impigneraret

53. ecclesiis silere]

ecclesiis penitus silere

54. quam illi] quam verbis evangelicis

450. 55. ceremoniis] caerimoniis (bis)

451. 65. retia] rhetia

452. 66. retia] retia

67. Sunt tamen] fehlt.

quae] quas

68. minima] minimae

453. 76. ] I.

454. 80. licere** sinunt] spargi sinunt

455. 82. Si infinitas] Cum tamen infinitas

pecuniam funestissimam] funestissimam pecuniam ut caussam levissimam] quae est causa levissima 457. 91. imo] immo

protestatio.] fehlt. M. D. XVII.

III.

31

wende einzudringen. Es ist unerläßlich, man muß diese Streit säge verstehen, wenn man Luther und seine That ihrer Veröf fentlichung, den früheren und spåtern Luther, wie er wurde bis hierher und von jeßt an, und das von ihm Ausgehende, die Reformationsepoche, ihre Erscheinungen und Folgen verstehen will. Sie sind leicht zugängig und leicht durchgelesen, aber ein wahres Verständniß ist dadurch noch nicht gewonnen. Viele, auch Gebildete, lesen und haben sie gelesen, ohne zu einem solchen zu gelangen oder gelangt zu sein. Zu einem Zeichen, wie ursprünglich sie waren, und wie selbständig ihr Urheber, neben der vermeint höchsten Bildung der Zeit, herangercift war, erschienen fie als erfüllt von einem Inhalt unter der Höhe der Zeit, ein eitles theologisches Schulgezänk anhebend, der Mehrzahl der Häupter, der Weisen der Zeit, Papst Leo, seinem Hofe, vielen der deutschen Aufgeklärten, einem Mosellan, ja den ersten unter den vorragenden und vordringenden Geistern der Nation, Erasmus, Hutten. Zu deutlich steht ihr Erfolg uns vor den Augen, als daß wir sie so niedrig ansehen könnten. Allein der Zusammenhang ihres Inhalts und ihrer Wirkungen bleibt den Meisten mehr oder minder dunkel. Es wäre so viel daran gelegen, daß wir eine echte Kunde unsrer Geschichte gewönnen, und sie, in denen einer der wichtigsten und nöthigsten Schlüssel zur Erkenntniß der Reformationsepoche liegt, bleiben mehr oder weniger unverstanden, ungewürdigt von den Geschichtlesern, ja selbst von Geschichtschreibern. Freilich kann es kaum anders sein. Diese Säge sind nur Andeutungen, Aphorismen, Themata, zum großen Theile fremd, ja trocken erscheinend, statt lebenvoll. Wie schon gesagt, gehen sie aus der Mitte der theologischen Entwickelung und Gelehrsamkeit ihres Urhebers und seiner Zeit hervor, und die theologische Gelehrsamkeit der leztern liegt so weit ab von der heutigen. Was sie zur Erörterung bringen, gehört bei uns ganz oder doch größtentheils zum Abgemachten. Auch daher, daß es nicht so leicht ist, sie völlig zu würdigen und ihre Wirkung zu begreifen.

Das Verständniß wird durch die bisherige Darstellung schon erleichtert sein, indeß wünsche ich es so vollständig als möglich den Mehrern in weiteren Kreisen zu vermitteln. Es bietet sich dazu ein sichrer, die reichsten und lohnendsten Nah- und Fern

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