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Heiligkeit selbst. Derhalben wäre sie allein dieser großen Anklage, des Ungehorsams wider die römische Kirche, eine Ursach. Denn der Papst, wie sein Amt fodert, hätte entweder sollen dem Bischof zu Magdeburg verbieten und wehren, daß er für seine Person nach so vielen Bisthümern nicht hätte sollen trachten, oder ja dieselben ihm umsonst (wie ers von dem Herrn empfangen) verleihen. Weil nun aber der Papst des Bischofs Ehrgeiz gestärket, und seine Geldsucht gebüsset, da er so viel tausend Gülden für die Pallia, das ist, Bischofsmäntel und Dispensation genommen, hätte er den Bischof zu Magdeburg genöthigt und verursacht, durch den Ablaß Geld zu marken, und auf diese Weise seinen Ablaßpredigern Ursach gegeben, das Volk Christi aufs schändlichste zu schinden. Dazu der Papst stille ge= schwiegen, und damit des Bischofs Handthierung mit dem Ablaß gebilliget hätte, und sich also der dritten Sünden schuldig gemacht.,,In dieser Noth aber ist der Bischof verursacht worden, nach einem solchen Gesellen, als Johann Tezel war, zu trachten, so das Handwerk, Geld zusammen zu scharren und kraßen, und dem Volke Haut und Haare abzuziehen, viele Jahre getrieben, und derhalb deß ein geübter Meister wäre, doch sonst zu nichts anders tüchtig. Endlich hat derselbe Johann Tezel, daß er des Bischofs Hoffnung und Begehr genug thun, und seiner auch darbei nicht vergessen wollte, des Ablaß Kraft so rein geschäumet und geläutert, das ist, so groß und hoch gelobt und erhaben, daß nun hin und wieder alle Welt einen Greuel davor hat. Da ward ich erstlich ungeduldig über der jämmerlichen Verführung, großer Schahung und Beschwerung des armen Volks; viel mehr aber über der Florentiner Geiz, die des Papsts gut einfältig Herz, wohin und wozu sie wollten, beredeten, ja in allerlei Unglück und höchste Gefahr trieben. Denn die Erfahrung giebt es, daß ihr schändlicher Geiz und Geldsucht weniger zu sättigen ist, denn die Hölle. Da mir nun dazumal Gelegenheit und große billige Ursache gegeben ward, der Romanisten Geiz anzutasten; habe ich dieselbe nicht wollen vorüber gehen lassen, und Das, so vorhin gedruckt, und hernach folgen wird, wider das Ablaß lassen ausgehen." In der deutschen Antwort auf König Heinrichs von England Buch: Da sich die unsinnigen Lügener also eingedrungen hatten, und alle Schrift zu schanden gemacht, kunnts

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Gott nimmer leiden, und brachte mich, ohne allen meinen Rath und Sinn, in das Spiel, daß ich etliche Sprüche der Schrift über den Ablaß dem Teufel abreiß, und wieder auf den rechten Verstand des Glaubens zog. Da ward er zornig und kunnts nicht leiden, daß ich seiner Krähen die Pfauenfedern ausrupfet, darein er sich geschmücket hatte, und für ein Vicarius Christi aufgemust. Nu fuhr ich mit dem verfluchten Greuel am ersten fast sanft und leise und schön, hätte gar gerne das Papstthumb_lassen und helfen etwas sein; allein die Schrift wollt ich lauter, rein und gewiß haben: wußte noch nicht, daß es wider die Schrift wäre, sondern hielt es nur, daß es ohn Schrift wäre, wie andere weltliche Obrigkeit durch Menschen erhaben. Aber die Ehrerbietung war den Papisten veracht" u. s. f. 1)

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Er ließ sich durch Miltig 1519 im März und 1520 im Septem= ber bewegen, versöhnlich an Leo X zu schreiben. In der ersten dieser Zuschriften sagt er, wie er höre, beschuldige man ihn, daß er die römische Kirche und den Papst geschmähet. Es habe ihm sehr wehe gethan, daß ihm sein treuer Dienst so übel ausgelegt werde, da er doch die Ehre und Würde der römischen Kirche zu vertheidigen gemeint. Gerade Die hätten die Kirche in Schaden und Schande gebracht, denen er sich entgegengelegt, die durch ihre ungeschickten Predigten unter päpstlichem Namen nur Gewinn gesucht und nun ihn, der ihnen gewehrt, anklagten als den Ursächer.,,Allerheiligster Vater, ich bezeuge vor Gott und allen seinen Creaturen, daß ich nie willens gewest, noch heutiges Tages bin, daß ich mir mit Ernst hätte vorgeseßt, der römischen Kirchen und deiner Heiligkeit Gewalt auf einigerlei Weise anzugreifen, oder mit irgend List etwas abzubrechen. Ich habe allein das gesucht, daß nicht durch Schande fremden Geizes die römische Kirche, unsere Mutter, beflecket würde noch das Volk in solchen Irrthum verführet, daß es die Liebe lernete ge= ringer achten, denn das Ablaß." Im Eingange des zweiten

1) Walch XXII, 2235. Rebenst. II, 24. Walch XV, 662 ff., 800. 835. Plochm. XXVIII, 349. Ein Theil der aus der ,,Glosse" angeführten. Aeußerungen widerspricht allerdings, wenn auch nicht so unbedingt, als es auf den ersten Blick scheinen sollte, dem, was im zweiten Bande, S. 648 ff., erörtert ist. Ich will zur Anregung einer genaueren Prüfung selbst aufmerksam darauf machen.

Schreibens sagt er:,,Wiewol ich von etlichen deiner unchristlichen Schmeichler, welche ohn alle Ursache auf mich erhihet sein, gedrungen bin, mich auf ein christlich frei Concilium von deinem Stuhl und Gericht in meiner Sache zu beruffen: so habe ich doch meinen Muth noch nie also von dir entfremdet, daß ich nicht aus allen meinen Kräften dir und deinem römischen Stuhl das Beste allezeit gewünschet, und mit fleißigem herzlichem Gebet, so viel ich vermocht, bei Gott gesucht habe." Dann weiter: er werde beschuldigt, daß er auch Leo's Person` nicht verschont habe. Ich will aber frei und öffentlich das bekennen, daß mir nicht anders bewußt ist, denn so oft ich deiner Person habe ge= dacht, allzeit das Ehrlichste und Beste von dir gesagt habe: Und wo ich das irgend nicht hätte gethan, könnte ichs selbst in keinem Weg loben, und müßte meiner Kläger Urtheil mit vollem Bekenntniß bekräftigen, und wollte nichts liebers, denn solches meines Frevels und Bosheit das Widerspiel singen, und mein sträflich Wort widerruffen. Ich habe dich genennet einen Daniel zu Babylon, und wie ich deine Unschuld so fleißig habe beschüßet wider den Schänder Sylveftrum, mag ein Jeglicher, der es lieset, überflüßig verstehen. Es ist ja dein Gerücht und deines guten Lebens Name in aller Welt beruffen, durch viel Hochgelehrten herrlicher und besser gepreiset, denn daß es jemand möchte mit einiger List an= tasten, er sei ja wie groß er möge. Ich bin nicht so närrisch, daß ich allein Den angreife, den Jederman lobt. Darum bitte ich, heiliger Vater Leo, wollest diese meine Entschuldigung dir gefallen lassen, und mich gewiß für Den halten, der wider deine Person nie nichts Böses habe vorgenommen, und der also gesinnet sei, der dir wünsche und gönne das Allerbeste, der auch keinen Hader noch Gezank mit Iemand haben wolle, um Jemands böses Lebens, sondern allein um des göttlichen Wortes Wahrheit willen. Hat Jemand einen andern Wahn von mir, oder meine Schrift anders verstanden, der irret, und hat mich nicht recht verstanden. Das ist aber wahr, ich hab frisch angetastet den römischen Stuhl, den man nennet römischen Hof, welchen auch du selbst, noch Niemand auf Erden anders bekennen muß, denn daß er sei ärger und schändlicher, denn je kein Sodoma, Gomorra, oder Babylonien gewesen ist. Darum hat michs verdrossen, daß man unter deinem Namen und der römischen Kirchen

Schein das arme Volk in aller Welt betrog und beschädigte; dawider hab ich mich gelegt, und will mich auch noch legen, so lang in mir mein christlicher Geist lebet." Nach einer Schilderung Roms fährt er, ganz so wie in den Resolutionen sich äußernd, fort:,,Indeß sizest du, heiliger Vater Leo, wie ein Schaf unter den Wölfen, Matth. 10, 16., und gleichwie Daniel unter den Löben, Dan. 6, 16 ff., und mit Ezechiel unter den Scorpionen, Ezech: 2, 6. Was kannst du Einiger wider so viel wilder Wunder? Und ob dir schon drei oder vier gelehrte fromme Cardinäle zufielen; was wäre das unter solchem Haufen? Ihr müßt ehe durch Gift untergehen, ehe ihr vornähmet der Sachen zu helfen. Es sollte wol dein und der Cardinälen Werk sein, daß ihr diesem Jammer wehret; aber die Krankheit spottet der Arznei, Pferde und Wagen geben nichts auf den Fuhrmann. Das ist die Ursach, warum es mir allzeit ist leid gewesen, du frommer Leo, daß du ein Papst worden bist in dieser Zeit, der du wol würdig wärest, zu bessern Zeiten Papst zu sein. Der römische Stuhl ist deiner und deines gleichen nicht werth, son= dern der böse Geist sollte Papst sein, der auch gewißlich mehr, denn du, in der Babylonien regieret. Siehe da, mein Herr Vater, das ist die Ursach und Bewegung, warum ich so hart wider diesen pestilenzischen Stuhl gestoffen habe. Denn sogar habe ich mir nicht vorgenommen wider deine Person zu wüten, daß ich auch gehoffet habe, ich würde bei dir Gnade und Dank verdienen, und für den Besten gehandelt erkannt werden, so ich solchen deinen Kerker, ja deine Hölle, nur frisch und scharf angriffe. Denn ich achts, es wäre dir und vielen Andern gut und selig, Alles, was alle vernünftige gelehrte Männer wider die allerwüsten Unordnungen deines unchristlichen Hofs vermöchten aufzubringen. Sie thun fürwahr ein Werk, das du solltest thun, Alle, die solchem Hofe nur alles Leid und alles Uebel thun; sie ehren Christum, Alle, die den Hof aufs allermeist zu schanden machen. Kürzlich, sie sein alle gute Christen, die böse römisch sein."1)

Wir hörten seine Aeußerung aus seiner Schrift: Unterricht der Beichtkinder, daß er das Regiment des Papstes angetastet,

1) Walch XV, 851 f. 934, 938,

nicht aber seine Person angerührt habe, und oben die Aeußerungen, er habe gemeint, der Papst werde ihn schüßen u. f. f. Es stimmt hiermit wiederum ganz überein, wenn er am 11. Sept. 1520 an Spalatin schreibt, er habe sich bewegen lassen, dem Papste zu schreiben, daß er niemals etwas auf die Person desselben gemünzt, und er werde es um so mehr thun, da es sich so verhalte, daß ihm nie etwas im Sinne gelegen, das auf die Person des Papstes gezogen werden möchte:,,was kann ich leichter und wahrhaftiger schreiben?" Es stimmt weiter damit überein, wenn er in Predigten der Hauspostille sagt: „Ich hätte gemeinet, so das Evangelium Jemand würde annehmen, so sollt's der Papst fammt seinen Cardinälen, Bischöfen und Geistlichen gethan haben, die in der Welt für die Höchsten und Frömmsten gehalten find," u. f. f. Achnlich bei andern Anlässen, wo noch u. A. die Aeußerung bemerkenswerth,,Gott habe ihn hinangeführet, wie einen Gaul, dem die Augen geblendet sind, daß er Die nicht sehe, so zu ihm zurennen.“1)

Beweggründe, Absichten,. Erwartungen.

Hat man Luther's gesammte Entwickelung bis in diese Zeit, seinen Lebensgang, die Vorgänge der lezten paar Wochen, die Ablaßthesen und Resolutionen vor Augen, und hält dann diese Aeußerungen aus allen Abschnitten seines Lebens, aus öffentlichen Dokumenten und Druckschriften verschiedenster Art, aus absichtvollen Sendschreiben und aus Briefen an Freunde, aus Unterredungen mit den Vertrautesten zusammen, so findet man darin, was alles Wesentliche- anbelangt, die genügendste Uebereinstimmung, obwol nicht ohne alle übrig bleibende Zweifel, nicht ohne einen oder den andern wirklichen oder scheinbaren Widerspruch im Einzelnen; so hat man über seine Beweggründe bei der Ablaßdisputation, seine Absichten und Erwartungen das wünschenswertheste Licht, wenn auch, zumal auf den ersten Anblick, noch Manches dunkel genug erscheint.

1) De Wette I, 486. Plochm. I, 282, 283, 289. Watch XXII, 31. Plochm. XXIX, 8.

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