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Erlösung, gedenke darnach, daß fie, die so großer Gnaden und Ehren von Gott begabt war, nichts desto minder arm gewesen ist, Verfolgungen, Schmerzen und Elend hat leiden müssen, doch in allen diesen Dingen ungebeugt geblieben ist. Und tröste dich hernach über deine Armuth und Widerwärtigkeit mit ihr, daß solche Jammer gewiß den Menschen begegnen müssen, da die heiligste Mutter Gottes selbst nicht davor behütet war. Oder bist du reich und glücklich, so wirst du im Hinblicke auf sie dich demüthigen, furchtsam und doch fröhlich sein, es sei im Austheilen der Reichthümer oder im Verluste derselben. Denn du mußt ja oft gedenken: Hat das die Mutter Gottes erlitten, wer bist denn du, daß du dessen überhoben sein wolltest? Und bei ihrem Glauben sollen Alle, Reiche und Arme befestigt werden dergestalt: Hat das jungfräuliche Herz so festen Glauben gehabt, also, daß kein Jammer, Armuth noch Verwerfung ihres Sohnes, was sie doch täglich sah, dasselbe abwendig machen konnte, daß sie jemals von ihm gewichen oder an ihm gezweifelt hätte, so willst auch du Gott getreulich anrufen, daß er dich nie verlassen wolle, sondern dir den Glauben mehren, damit du niemals von ihm weichest, obschon die ganze Welt wider ihn stünde!"

Das war der Hauptinhalt der Predigten Zwinglis, die er am Feste der Engelweihe 1517 und zu Pfingsten 1518 vor großen Schaaren Wallfahrer hielt. Groß war der Eindruck, den solche Rede auf die Gemüther der Pilger machte. Einige entfernten sich mit Schrecken, andere schwankten zwischen dem Glauben ihrer Väter und der Lehre, die sie hier vernommen und die ihrem Herzen Frieden bringen sollte, andere befehrten sich zu Christo und nahmen die Weihgeschenke wieder zurück, die sie für die heilige Jungfrau gebracht hatten. Auf dem Heimwege und zu Hause verkündigten sie, was sie hier gehöret, die Gnade Gottes allenthalben gleich gegenwärtig; Christus und nicht Maria ist unser einiges Heil. Einzelne Pilgerschaaren fehrten um, . als sie auf dem Wege solches vernommen, ohne ihre Pilgerschaft zu Ende zu bringen. Der Ruf Zwinglis, des kühnen und begeisterten Predigers der Wahrheit, erscholl durch Städte und Dörfer in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß und bereitete die Herzen vor für das heilsame Werk, zu dem ihn Gott berufen hatte. Unter der Menge der Zahörer der Predigt, welche Zwingli um Pfingsten 1518 über Luf. 5, 24 hielt, befand sich Dr. Hedio, damals Prediger in Basel, der von derselben so ergriffen wurde, daß er Zwingli bat, ihn in seine Freundschaft aufzunehmen oder doch zu gestatten, der Schatten eines Freundes, zu sein. Von der Predigt schreibt er: sie sei schön, gründlich, würdevoll, umfassend, eindringlich, ächt evangelisch, an die Kraft der Sprache und an den Geist der alten Kirchenlehren erinnernd. Die Marienanbeter nahmen

täglich ab, und doch sollte Zwingli aus ihren Gaben leben; aber ihm war die Armuth Christi im Dienste der Wahrheit lieber, als die Reichthümer dieser Welt im Dienste der Lüge. Und von gleicher Gesinnung war auch sein Freund Geroldseck erfüllt, nachdem er durch Zwingli Christum kennen gelernt. „Nie hast du, schrieb ihm später Zwingli, nachdem du die Hand an den Pflug gelegt, wieder zurück gesehen z du bist zwar aller Gelehrten Freund, aber mich hast du wie ein Bater geliebt, nicht nur in deine Freundschaft aufgenommen, sondern mich zum innigsten Vertrauten deines Herzens gemacht. Fahre fort, wie du angefangen hast; stehe fest an deiner Stelle. Gott wird endlich dich zum Ziele führen. Niemand wird gekrönt, er habe denn zuvor recht gekämpft." Aber der Blick Zwinglis blieb nicht beschränkt auf Einsiedeln und bei den Mißbräuchen, die da Statt fanden, sondern er erweiterte sich zur Erkenntniß des großen Verderbens, unter welchem die Kirche Christi schmachtete. „Jedermann weiß, daß das Leben der Christen durch die allmählig eingetretene Verschlimmerung von jener echten, evangelischen Lehre soweit abgewichen, daß Jeder gestehen muß, es sei eine bedeutende Erneuerung der Geseze und Sitten nothwendig. Die Welt dürstet nach den Quellen der evangelischen Lehre. Deffnet man den Zugang nicht, so wird sie wohl mit Gewalt durchbrechen." In diesem Sinne sprach er mit dem Cardinal Schinner und mit dem päpstlichen Legaten in der Schweiz, Antonius Puccius über die Nothwendigkeit der Kirchenreform. „Ich will öffentlich bezeugen mit Männern, die noch leben, daß ich, ehe und bevor Zwietracht entstanden ist, mit vornehmen Cardinälen, Prälaten und Bischöfen geredet und gehandelt habe von den Irrthümern der Lehre und gewarnt, daß man anfange, den Mißbräuchen zu steuern, oder aber sie werden mit großer Unruhe selbst umfallen. Dem Cardinal von Sitten habe ich 1517 zu Einsiedeln und darnach zu Zürich oft mit deutlichen Worten gesagt, daß das Papstthum einen schlechten Grund habe, und solchen stets mit flaren, unwiderleglichen Stellen der heiligen Schrift dargethan. Auch hat genannter Cardinal sich oft gegen mich geäußert: hilft mir Gott wieder ans Brett (denn damals war er beim Papste in Ungnade gefallen), so wollte ich daran sein, daß der Uebermuth und Trug, so der römische Bischof übet, an den Tag käme und abgestellt würde.“

„Vielmal besprach sich auch der Legat (Puccius) über diesen Gegenstand mit mir, was hierin zu thun sei, und ich erklärte ihm, daß ich entschlossen wäre, fortan das reine Evangelium unbeirrt durch Menschensazungen dem Volke zu verkündigen, wodurch das Papstthum nicht wenig erschüttert werden dürfte." Diese Mahnungen fruchteten nichts. Noch immer hofften die Römlinge, denen die Gotteskraft des Evange= liums unbekannt war, den geistvollen kühnen Prediger der Wahrheit

für ihre Juteressen zu gewinnen. Daher erhielt Zwingli auf seine so freimüthige Sprache eine echt römische Antwort: er ward unter den schmeichelhaftesten Ausdrücken zum Akolythenkaplan des römischen Stuhls ernannt. „Ausgezeichnet durch Tugenden und Verdienste sei er ihm (dem Legaten) durch Erfahrung wie durch den ehrenvollen Ruf empfohlen, und verdiene in den Augen des Papstes und des apostolischen Stuhles die Gnade, daß er als Gelehrter ein Merkmal väterlichen Wohlwollens erhalte. Deßwegen erhebe er, nach der ihm vom Papste ertheilten Vollmacht, Zwingli zu der ehrenvollen Auszeichnung eines Akolythenkaplans des Papstes, woran er seine Gewogenheit erkennen könne. So möge er vom Guten zum Bessern fortschreiten und durch sein Verdienst den Papst und ihn den Legaten zu Erweisung weiterer Gnade und Ehre bewegen." Damit war dem Reformator die Leiter gestellt, auf der er zu hoher Ehre vor der Welt emporsteigen sollte, aber ihm war die Dornenkrone und das Kreuz Christi lieber als alle Herrlichkeit der Welt. Wie wenig er mehr von Rom hoffe, zeigte er dadurch, daß er das päpstliche Jahrgeld auffündigte und nur auf dringendes Ansuchen sich bewegen ließ, es noch ein paar Jahre zu beziehen. Endlich wandte sich Zwingli auch an den Bischof von Konstanz, Hugo von Landenberg mit der Bitte, er solle dem Verderben der Kirche in seinem Sprengel steuern, und die Predigt des reinen Evangeliums den Geistlichen anbefehlen. Dieser Prälat hatte in einem Hirtenbriefe an die Geistlichkeit seines Bisthums gegen die Entartung der Kirche, wie dieselbe namentlich von den Geistlichen ausgehe, ernste Worte gesprochen, so daß Zwingli sich zur Hoffnung erhob, er werde auch einen Schritt weiter gehen und so viel an ihm liege, durch die That diesem Verderben steuern. Auch war inzwischen Johannes Heigerlin oder Faber, der mit Zwingli in Wien studiert und ihm noch stets mit großer Achtung begegnete, zum Generalvikar des Bischofes emporgestiegen, so daß man hoffen durfte, die Mahnung des Predigers von Einsiedeln werde nicht unberücksichtigt bleiben. Aber der Bischof von Konstanz zeigte ebenso wenig Willen und Kraft zur Kirchenreform als der Papst und seine Cardinale. Gott wollte dieses heilsame Werk durch andere Werkzeuge ausführen, als durch die gefürsteten Prälaten der entarteten päpstlichen Kirche. Zwingli ließ sich auch nicht beirren, auf der reformatorischen Bahn vorzuschreiten. „Das Papstthum muß fallen", äußerte er gegen seinen Freund Capito, der ihn 1517 in Einsiedeln besuchte. Damals saß auf dem päpstlichen Stuhle Leo X., der zur Befriedigung seiner Prachtliebe und Ruhmsucht unendlich viel Geld brauchte. Dieses sollte Deutschland gegen päpstlichen Ablaß liefern. So fam im August 1518 ein Barfüßermönch Samson über den Gotthard nach der Schweiz, um da mit gleicher Schamlosigkeit, wie Tezel in

Sachsen, seine Waare feilzubieten. Schwyz war einer der ersten Kantone, auf den er sein Augenmerk gerichtet hatte. Aber als er da verkündigte: „Ich kann alle Sünden vergeben, Himmel und Hölle sind meiner Macht unterthan und ich verkaufe die Verdienste Jesu Christi an einen Jeden, der sie für die baare Bezahlung eines Ablasses kaufen will", da erhob Zwingli seine Stimme voll Entrüstung gegen solche Lästerung: ,,Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat gesagt: Kommet her zu mir, Alle die ihr mühselig und beladen seid. Matth. 11, 28. *) Es ist also eine verwegene Thorheit und unsinnige Frechheit, im Gegentheile zu sagen: Laufe nach Rom, kaufe Ablaßzettel, gieb den Mönchen, so viel bringe den Priestern, wenn du das thust, so spreche ich dich von den Sünden los. Nein, Jesus Christus ist das einzige Opfer, die einzige Gabe, der einzige Weg." Die Predigt Zwinglis wirkte, so daß Samson den Kanton Schwyz unverrichteter Sache, mit dem Rufe eines Schurken und Verführers beladen, verlassen mußte. Doch auch für Zwingli schlug die Stunde, wo er auf den Ruf des Herrn Einsiedeln mit einem andern Wirkungsfeld vertauschen sollte. Sein treues Zeugniß für die Ehre Gottes und für das alleinige Heil in Christo fand, wie es gewiß im Buche des Lebens aufgeschrieben steht, auch bei allen ernsten Zeitgenossen Anerkennung. Der Kreis seiner Freunde und Bewunderer wuchs von Tag zu Tage allerorts in der Schweiz und Süddeutschland und seine ältern Bekannten schlossen sich immer inniger an sein Herz, das so treu für Gott und den Heiland und für das ewige Wohl aller Menschen schlug. Doch nicht nur einzelne, sondern ganze Städte wandten ihr Augenmerk auf ihn und wünschten den Prediger evangelischer Wahrheit in ihrer Mitte. Zuerst ließ Winterthur einen Ruf an ihn ergehen für die erledigte Pfarrstelle in ihrer Stadt. Aber auf den Wunsch der Glarner, die noch immer hofften, er möchte zu ihnen zurückfehren, verzichtete er auf diesen Ruf und empfahl statt seiner seinen Freund Magister Dingauer, der auch gewählt wurde und die Wahl annahm. Inzwischen ward auch die Leutpriesterstelle am Münster zu Zürich erledigt und da fanden sich solche, wie Myconius erzählt, die Tag und Nacht daran arbeiteten, daß dieser Mann hier gewählt werde. Wohl gehörte der Erzähler selbst, der seit einem Jahre Lehrer an der Münsterschule war, zu diesen Gönnern Zwinglis. Er (Zwingli), fährt Myconius fort, wußte nichts von der Sache, als er bei einem zufälligen Besuch in Zürich von einem Chorherrn befragt wurde, ob er nicht Verkündiger des Wortes Gottes in Zürich werden möchte. Zwingli antwortete: Er möchte es wohl, denn es sei zu hoffen, daß wenn die Gnade Christi an einem so berühmten Orte

*) Diese Spruchstelle machte Zwingli sich zur Losung, die er jeder Schrift als Motto vorsezte.

verkündiget und angenommen werde, die übrigen Schweizer auch diesem Beispiel folgen würden. Nachdem viele sich für die Stelle gemeldet, bewarb auch Myconius, Namens seines Freundes, sich um dieselbe, und schließlich ward Zwingli vom Convente der Chorherren mit 17 Stimmen von 24 zum Leutpriester gewählt, was einen allgemeinen Jubel bei allen Freunden der Wahrheit hervorrief. „Alle Schweizerjünglinge, schrieb Glarean aus Paris, freuen sich, sie jauchzen, vorzüglich die Zürcher. Was mich betrifft, so habe ich weniger Ursache, Dir Glück zu wünschen, als meine Glarner zu bedauern." Bevor er seine neue Stelle in Zürich antrat, ging er nach Glarus und legte dort auf dem Rathhause vor versammelter Obrigkeit seine dortige Pfarrstelle nieder unter allgemeinem Bedauern aller rechtschaffenen Männer. Die Gemeinde ehrte sein Andenken, indem sie seinen von ihm empfohlenen Schüler und Freund Valenti Tschudi zu seinem Nachfolger wählte. Auch der Nath von Schwyz gab ein Zeichen seiner Achtung für den Pfarrhelfer von Einsiedeln, indem er ihm zum Abschiede ein amtliches Schreiben übergeben ließ, worin es unter Anderm heißt: Wiewohl wir zum Theil betrübt in Eurem Abscheiden von Unseren zu Einsiedeln, jedoch so haben wir dagegen Freude, mit Euch in Allem, was Euch zu Nutz und Ehren dienet." Nach Einsiedeln wurde auf seine Empfeh lung sein Freund Leo Jud an seine Stelle berufen. Nachdem Zwingli so für die Fortführung des von ihm begonnenen Werkes in Glarus und Einsiedeln gesorgt, lenkte er gegen Ende des Jahres 1518 seine Schritte nach Zürich.

Dritter Abschnitt.

3wingli's Amts-Antritt, Predigtweise, Wirken und Kämpfe, Leiden, Freunde, Studien, Freude und freudi. ger Muth von 1519–1523 oder bis zum ersten Religionsgespräch.

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht

auf meinem Wege. Ps. 119, 105.

1. Amtsantritt und Predigtweise.

Grauer Nebel bedeckt an einem Dezembermorgen die Seen und Thäler der Schweiz, während die Eisgebirge erglühen im Glanze der am heitern Himmel aufgehenden Sonne. In ruhiger Majestät senkt sich

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