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sein unschuldiges Land gewaltthätig berauben, einnehmen, verwüsten, ja zuweilen Herren hilfft, denen gar nicht ziemt zu kriegen, als Bischöfen, Päpsten, Nebten und zwar allein um des Geldes willen? — Weiter schaden die Herren gemeiner Gerechtigkeit, daß ihre Gaben eines jeden Mannes, er sei so weise er wolle, Vernunft und Frömmigkeit verblenden, wie Mose im 5. Buch 16. Kap. lehrt: die Gaben verblenden die Augen der Weisen und verkehren die Worte der Gerechten. Die dritte Gefahr ist, daß man böse Sitten mit fremdem Geld und Krieg heimbringt und pflanzt. Das sehen wir klar, denn die Unsern sind nic aus fremden Kriegen heimgekommen, ohne etwas Neues an Kleidern für sich und ihre Weiber, oder ein neues Unmaß in Essen und Trinken, neue Schwüre mit heimgebracht zu haben; und was fie Sündliches sehen, lernen sie gerne, also, daß zu besorgen ist, lasse man nicht ab von fremden Herrn, so werde man noch schädlichere Laster mit der Zeit erlernen. Es wird auch die Frauenzucht desto lockerer und verdorbener. Ein Weib ist an sich schwach, und begierig neuer, hübscher Dinge, Zierden, Kleider und Kleinodien, (wie Dina solches beweist, die aus Neugier nach Sichem ging und da geschwächt ward) und so ihr dann solches vorgespiegelt und geboten wird, meinst du nicht, sie werde zum mindesten etwas bewegt, wenn nicht gar zum Falle gebracht? Es ist auch zu besorgen, es werde mit der Zeit viel abgehen an Männerfraft, wiewohl dieses bis jest weniger bemerkbar ist. Dennoch erschlafft man im Wohlleben. Mit Arbeit will aber jezt sich Niemand mehr nähren, man läßt die Güter verwildern an vielen Orten und wüste liegen, da man nicht Arbeiter hat, wiewohl man Volks genug hätte, dazu ein gut Erdreich, das uns reichlich erhalten mag. Trägt es nicht Zimmet, Ingwer, Malvasier, Gewürznelken, Pomeranzen, Seide und andere solche Weiberschlake, so trägt es doch Butter, Milch, Pferde, Schafe, Vieh, Landtuch, Wein und Korn in Fülle, daß wir dabei schöne starke Leute erziehen, und was wir in unserm Lande nicht haben, leicht gegen das Unsrige, das anderswo mangelt, eintauschen können. Daß wir uns nicht daran halten, kommt aus dem Eigennuße, den man unter uns gebracht, der führt uns von der Arbeit zum Müßigang. Und ist doch die Arbeit so ein gut göttlich Ding: verhütet vor Muthwillen und Lastern, giebt gute Frucht, daß der Mensch ohne Sorge seinen Leib reichlich speisen mag und nicht fürchten muß, daß er sich mit dem Blute der Unschuldigen beflecke, und daraus sich nähre. Sie macht auch den Leib rüstig und stark und verzehrt die Krankheiten, die aus dem Müßiggange erwachsen, und was das Allerlieblichste ist, es folgt der Hand des Arbeitenden Frucht und Gewächs hernach, gleichwie der Hand Gottes im Anfange der Schöpfung alle Dinge lebendig worden, so daß der Arbeiter in äußerlichen Dingen Gott gleicher ist als etwas in der Welt! Der

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Eigennuß hat uns dahin gebracht, daß alle unsre Kraft und Stärke, die man allein zum Schirme des Vaterlandes gebrauchen sollte, von fremden Herren in Dienst genommen und verbraucht wird. Sehet, wie unähnlich wir darin unsern Vorfahren sind! Diese wollten die fremden Herren nicht in unserm Lande leiden, und jezt geleiten wir sie herein, sofern sie viel Geld haben, daß Etliche das Geld, Etliche aber die Streiche auslesen müssen. Und wo ein frommer Mann einen redlichen Sohn erzogen hat, verleiten ihm den die Hauptleute, daß er in die allergrößte Gefahr von Hunger, Todschlag, Krankheiten, Schuß und Schlachten geführt wird. Und so er sein erübrigtes Geld überrechnet, so hätte er daheim mit Dreschen mehr gewonnen, abgesehen davon, daß er vor der Rechnung hätte erstochen oder erschlagen werden können. Und zulezt wird auch sein armer alter Vater, der ihn erzogen und den er hinwieder in seinem Alter unterstüßen sollte, durch ihn an den Bettelstab gebracht. Aber denen, die das Geld und die Gaben nehmen, mangelt dabei nichts. Sie führen uns zu Bündnissen mit fremden Her=

aber erst nachdem sie vorher mit schwerem Gelde dafür erkauft find. Und so es an die Streiche geht, so muß dein oder deines Nachbarn Sohn sie auslesen, während sie selbst sich in Sicherheit halten. Und ob sie gleich in den Bündnissen ausbedingen, daß man Niemand zwingen solle, so läßt man doch die Anwerber mit ihrem Gelde überall hinkommen, und da ist nun gut zu merken, was ein junges Blut thut. - Es ist auch bei dem Vergelten der Herrn das zu bedenken, daß die, welche die allergrößten Gaben empfangen, solches nicht offenbaren, und so sie aber prächtiger und köstlicher einherziehen, so wird je der Nächste, der nicht minder zu sein vermeint, gereizet, ebenso köstlich zu fahren. Und wenn er solches nicht vermag, so muß er sich der Gnade des Gabennehmers anheimgeben und zuleht ihm seinen Acker, Weingarten und Matten verpfänden. Dann hilft derselbe ihm zu einem kleinen Pensiönlein, auf welches hin er aber viermal so viel verzehrt, bis er sich endlich, nachdem er gar nichts mehr hat, um ein Söldlein oder drei in Krieg, Schlacht und Sturm verkauft. Damit kommen wir um unsre redlichen Leute und verbrauchen sie des schnöden Geldes wegen in fremder Herren Dienst. Zwar nur Wenige werden reich dabei, aber diese dann auch so reich, daß sie die Uebrigen bald auszukaufen vermögen. Die vierte Gefahr ist, daß der Herren Gaben großen Haß und Untreue unter uns erzeugen. Der allmächtige Gott hat unsern Vorfahren so viel Gunst und Gnade verliehen, daß sie sich von dem muthwilligen Adel befreit haben und dennoch so brüderlich mit einander gelebt, daß ihnen trefflich an Ehre und Gut aufgegangen, auch so redlich Gericht und Recht gehalten, daß alle, so in fernen Landen wider Billigkeit gedrängt worden, bei ihnen Zuflucht gesucht und gefunden.

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Darob hatten die muthwilligen Fürsten einen Schrecken gefaßt, und da sie selbst nicht gerecht handeln wollten, mußten sie unsern kühnen Beistand des Rechten fürchten. Demnach als die Fürsten gesehen, daß Gott so stark auf unsrer Seite war, daß sie uns nichts abgewinnen konnten, haben sie uns mit dem Köder der Gaben gelockt, daß sie uns unter die Herrschaft des Eigennußes brachten. Sie haben wohl ermessen, daß, wo einer seinen Freund oder Nachbarn unversehens ohne besondern Gewinn und Gewerb reich geworden und aus Reichthum müßig gehen sähe, er sich nun auch schön kleiden, spielen, praßen, Muthwillen üben wolle und demnach auch gereizt würde, in ähnlicher Weise nach Reichthum zu jagen (denn alle Menschen neigen sich von der Arbeit zum Muthwillen), und wo ihm solcher Reichthum nicht von dem gewährt würde, der seinen Nachbarn reich gemacht, so würde er sich zur Widerpartei desselben fügen; daraus würde dann Zwietracht erwachsen, also daß Vater wider den Sohn, Bruder wider Bruder, Freund wider Freund, Nachbar wider Nachbar gereizt und aufgeftiftet würden; demnach fönnte, wie der Sohn Gottes selbst sagt, das Reich, das wider sich selbst entzweit ist, nicht bestehen, und würde eine Eidgenossenschaft müssen zu Grunde gehen. Der Haß ist von Natur des Glückes Gefelle, so daß wo man Glück hat, auch Mißgunst nicht fehlt. Wie vielmehr muß da Neid und Mißgunst erwachsen, wo Einer vor dem Andern so sehr bevorzugt wird; so aber Noth sich erhebt, so ist ein Biedermann des andern werth, ja oft sind die Geringsten weit tapferer und männlicher in der Beschirmung des Vaterlandes als die Vornehmsten. Aus solchem Neide erwächst auch Uneinigkeit und Unwillen derer, die da sagen:,,Tritt du hervor, thu' du dies und das! Kannst du mehr Geld auslesen, so lies auch mehr Streiche auf!" Sehet ihr nicht, daß der Rathschlag der fremden Herrn zum Theil schon gelungen ist? Der Eigennuß ist unter uns gefäet und die Zwietracht ist üppig aufgegangen! Darum zwingt mich die große Liebe, die ich von Kindheit an zum Vaterlande gehabt, meine Besorgnisse fund zu thun, damit uns nicht noch größeres Unheil daraus erwachse, sondern damit wir von unserer Verirrung, so lange dieses noch möglich ist, zurückkehren, ehe denn das Uebel zu sehr überhand genommen, sonst steht zu besorgen, daß uns die Herren, die mit Eisen und Hellebarden uns nie zu bezwingen vermochten, mit weichem Golde überwinden. Und wenn jemaud fragte: Wie sollen wir uns aus diesen Verirrungen herausretten, damit wir wiederum zur Eintracht kommen? so antwortete ich: Mit Ablegen des Eigennußes. Denn wenn dieser nicht unter uns herrschte, wäre die Eidgenossenschaft mehr eine Bruderschaft, denn eine Bundesgenossenschaft. Spricht wiederum Einer: Eigennug liegt in Jedermanns Herzen, daraus vermögen wir ihn nicht zu vertilgen, denn Gott vermag allein die Herzen zu erkennen

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und zu meistern“, so entgegne ich: So thut ihr ernstlich, was euch ́zusteht! Wo ihr denselben äußerlich findet, daß er strafbar handelt, so strafet ihn und lasset ihn nicht wachsen. Und damit er auch aus den Herzen der Menschen ausgetilgt werde, so sorget dafür, daß das göttliche Wort treulich bei euch geprediget werde. Denn wo Gott nicht in der Menschen Herzen ist, da ist nichts, als der Mensch selbst. Wo nichts als der Mensch selbst ist, so gedenkt er nichts Anderes, als was zu seinem Nußen und zu seiner Wollust dient. Wo aber Gott des Menschen Herz besißt, da bedenkt der Mensch nur das, was Gott gefällt, sucht Gottes Ehre und der Menschen Nußen. Nun mag Erkenntniß Gottes nirgends her flarer kommen, als aus seinem eigenen Worte. Wollet ihr nun Gottes Erkenntniß unter euch haben, damit ihr friedlich und gottesfürchtig lebt, so stellet allein darnach, daß das Wort Gottes lauter und eigentlich nach seinem natürlichen Sinne geprediget, und ohne Zwang und Gewalt menschlicher Weisheit verständlich an den Tag gelegt werde."

So fand Zwingli in der Predigt des reinen Wortes Gottes das einzige Heilmittel für sein tief gesunkenes und zerrissenes Vaterland. Daher kämpfte er auch mit diesem zweischneidigen Schwerte so männlich gegen Bündnisse mit den fremden Fürsten und gegen die Söldnerfriege, aus welchen all' dieses Verderben entquoll. Zwinglis Stellung und Wirksamkeit in vaterländischer Beziehung gleicht derjenigen der Propheten des alten Bundes bei'm israelitischen Volke. Wenn auch seine Rathschläge nicht immer befolgt wurden, so hat er doch auch in dieser Beziehung Großes mit der Waffe des Wortes Gottes gewirkt. Bald nach Antritt seiner Stelle in Zürich sollte der durch den Tod Maximilians I. erledigte deutsche Kaiserthron wieder besezt werden. Zwei ausländische Fürsten, Karl I. von Spanien und Franz I. von Frankreich bewarben sich mit allen Mitteln der Bestechungen und der Kānke um diese Würde. Auch die Eidgenossen sollten sich auf des unermüdlichen Kardinal Schinners Rath in diesen Wahlkampf mischen, indem sie in einem Schreiben an die Kurfürsten zur Wahl Karls I. riethen. Zwingli aber war gegen jede Einmischung in diese Angelegenheit, indem er mit prophetischem Blicke voraussah, welche Gefahren der Sache, des Evangeliums aus der Wahl Karls zum Kaiser erwachsen würden. Karl sei ein junger Fürst, sagte er, die Spanier ein eroberungsfüchtiges, unruhiges, hochmüthiges, muthwilliges Volk. Die Deutschen hätten nicht nöthig, aus der Ferne cinen so mächtigen Fürsten herzuberufen und so unbedacht fremde Herrschaft auf ihren Nacken zu laden. Er glaube, daß dieser Fürst sich unterstehen werde, die deutsche Nation unter einem guten Vorwande ganz zu unter drücken und des Wortes Gottes zu berauben. Wie richtig hier

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Zwingli gesehen, lehrte deutlich die Folge. Ebenso entschieden war er auch gegen eine Verwendung zu Gunsten Franz I. Bald suchte dieser junge kriegerische Fürst ein neues Bündniß mit den Eidgenossen abzuschließen, das die Schweizerjugend ihm zu seinen kriegerischen Zwecken gegen Kaiser und Papst dienstbar machen sollte. Dasselbe ward in gewöhnlicher, verderblicher Weise durch Bestechungen der angesehensten Männer im Volke eingeleitet, so daß ein Kanton nach dem Andern zum Bündnisse seine Hand bot. Nur Zürich machte dieses Mal eine Ausnahme. Hier war in der Predigt des Wortes Gottes eine neue Macht entstanden, welche die französischen Ränke und Bestechungen vereitelte. Zwinglis Predigten hatten bei der Mehrheit des Rathes, sowie beim Volke das Gewissen geweckt, und die neu erwachte vaterländische Gesinnung, die jezt im Worte Gottes ihre Nahrung und Stärke fand, feierte einen herrlichen Sieg über Eigennuß und rohe Zügellosigfeit, die sich an fremde Höfe anlehnte. Der Rath frug in einem Schreiben, das ganz die Gesinnung Zwinglis athmet, und wohl auch aus seiner Feder geflossen sein mag, das Landvolk um seine Meinung über diese Angelegenheit an. Einstimmig erfolgte aus allen Aemtern der Bescheid, die Regierung solle, nach dem Grundsage der Vorfahren, fremder Herren müßig gehen."

Im Vertrauen auf Gott beschloß nun die Regierung von Zürich, nicht in dieses Bündniß mit Frankreich zu treten, und leitete dadurchh auf sich und namentlich auf Zwingli, der mit Recht als der Urheber dieses Entschlusses angesehen wurde, den Haß und die Verläumdungssuct der andern Kantone und aller fäuflichen und den fremden Kriegsdiensten ergebenen Personen in und außer Zürich. Dieser Haß wurde noch durch folgenden Umstand erhöht. Im Sommer des Jahres 1521 verlangte der Papst durch den Kardinal Schinner schweizerische Truppen, scheinbar zur Vertheidigung des Kirchenstaates (wozu sich die Eidgenossen durch das päpstliche Bündniß von 1515 verpflichtet hatten), eigentlich aber, um in Verbindung mit dem Kaiser die Franzosen aus OberItalien zu vertreiben. Die übrigen Kantone weigerten sich, diesem päpstlichen Gesuche zu entsprechen; Zürich glaubte aber, nachdem der Kardinal die Versicherung gegeben, die Truppen sollten nur zum Schuße des Kirchenstaates dienen, sich verpflichtet, demselben Folge zu leisten, obgleich Zwingli eifrig dagegen sprach. Was man einmal zugesagt babe, das sei man zwar auch zu halten schuldig, wenn aber Gott einem Volk einen Ausweg aus einem Bündnisse zeige, so soll man ihn betreten und sich wohl in Acht nehmen, nicht wieder in ein solches zurückzukehren." Weil nun der Kardinal die Angelegenheit durch Bestechungen und Ränke betrieb, die nach dem Bunde verboten waren, so glaubte Zwingli, dieser Ausweg sei gegeben. Damals sprach er: „Ich wollte,

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