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daß man durch den päpstlichen Bundesbrief ein Loch gestoßen und dem römischen Legaten auf den Rücken gebunden hätte, ihn heimzutragen. Wenn ein Wolf in ein Land kommt, so stürmt man und alles eilt, ihn todt zu schlagen oder zu vertreiben; den Wölfen aber, welche die Leute zu Grunde richten, will Niemand wehren. Sie (die römischen Kardināle) tragen mit Recht rothe Hüte und Mäntel; denn schüttelt man sie, so fallen Dufaten und Kronen, windet man sie aber, so rinnt deines Sohnes, Bruders, Vaters und guten Freundes Blut heraus." Die Warnung Zwinglis ward dieses Mal durch des Kardinals Schlauheit und Lift vereitelt. Derselbe meinte unter Anderm: Man muß mit der Sache eilen, bevor der Pfaff (Zwingli) wieder auf die Kanzel kommt. Die Zürcher zogen aus, dem Papste, die andern Eidgenossen, dem König von Frankreich zu Hülfe. Die Franzosen und Eidgenossen wurden durch das vereinigte päpstliche und kaiserliche Heer, jedoch ohne Mitwirkung der Zürcher, geschlagen. Dadurch glaubte man einen neuen Gruud zu haben, Zürich und Zwingli, der doch gegen den Zug gesprochen, zu hassen. Auf Zwinglis Betrieb mußten Geistliche und Laien, Obrigkeit und Bürgerschaft schwören, von nun an keine Geschenke, Jahrgelder und Gaben von fremden Fürsten anzunehmen. Er selbst hatte 1520 durch ein eigenes Handschreiben das päpstliche Jahrgeld aufgekündigt, obgleich er gerade damals bei dem geringen Einkommen, das ihm seine Stelle gewährte, in drückenden häuslichen Verhältnissen lebte. — So war es Zwingli gelungen, Zürich aus den Banden der Selbstsucht und fremder Einflüsse durch die Macht des Wortes Gottes zu befreien und den alten Ernst und das alte Vertrauen auf Gott zu wecken und zu beleben. Welcher Eifer ihn dabei beseelte, beweisen folgende Worte: „Nachdem ich gesehen, daß Gott durch sein Wort gewirkt und die Gemüther der Menschen zum Frieden geneigt gemacht, wäre ich wohl ein großer Mörder an den frommen Leuten gewesen, wenn ich nicht fort und fort auf den Frieden und auf ein christliches Leben gedrungen hätte, da ich doch das Zunehmen des Guten so klar sah. Es hat in Zürich zu Stadt und Land kein anderer Beweggrund (wie fälschlich uns angedichtet wird) den Söldnerdienst bei fremden Herren verdrängt, als allein das Wort Gottes.“

3. Zwingli's Wirken und Kämpfen gegen die Mißbräuche
in der Kirche.

Die gleiche männliche, entschiedene Besonnenheit und zarte Rücksicht, welche Zwingli in der Predigt des Evangeliums an den Tag legte, bewährte er auch in seinem Wirken und Kämpfen gegen die Mißbräuche, die in der Kirche herrschten. Er erkannte sich frühzeitig als ein Werk

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zeug in der Hand Gottes, das nur auf seinen Wink und Ruf eingreifen müsse und nicht voreilig nach eigenem Ermessen das Werk Gottes überstürzen dürfe. Gott weiß, welche Zeit für jedes Ding und Unternehmen die angemessene ist. Er fordert von dir Arbeit und Fleiß, indeß er selbst Alles wirkt und zu Stande bringt. Suche du nur seinen Ruhm zu befördern und du wirst deinen Zweck nicht verfehlen. Gott demüthiget uns und übt uns, indem er nicht nach unserm, sondern nach seinem Willen Alles vollführt." Gott hatte Zwingli mit allen Gaben gesegnet, die erfolgreiches Wirken bedingen. Er war ein ächter Christ und ächter Republikaner. Die Gleichheit aller Menschen war für ihn keine leere Nedensart; sie war ihm ins Herz geschrieben und fand sich in seinem Leben wieder. Er hatte weder den pharisäischen Stolz noch die Mönchsgrobheit, welche den Einfältigen und den Vornehmen unangenehm wird. Man fühlte sich zu ihm hingezogen und genoß gern seine Unterhaltung. Er war kräftig auf der Kanzel, freundlich gegen Alle, die er auf den Straßen und Märkten fand; oft sezte er in den Herbergen, wo sich die Innungen versammelten, den Bürgern die Hauptpunkte der christlichen Lehre auseinander oder unterhielt sich vertraulich mit ihnen. Er nahm Bauern und Patrizier mit gleicher Höflichkeit auf. Einer seiner bittersten Feinde berichtet: „Er lud die Landleute zu Tische, ging mit ihnen spazieren, sprach von Gott mit ihnen, ließ den Teufel in ihr Herz und seine Schriften in ihre Taschen gelangen. Er brachte es so weit, daß der Rath diese Baueru besuchte, ihnen zu trinken gab, mit ihnen durch die Stadt ging und ihnen viele Aufmerksamkeit schenkte. So wuchs Zwinglis Popularität, da er bald am Tische des Volkes, bald an der Tafel der Großen saß, wie einst der Herr, und dabei das Werk verrichtete, zu welchem ihn Gott berufen hatte."*)

Bald bot sich ihm eine Gelegenheit, gegen einen sehr ärgerlichen Mißbrauch, der im Namen des Oberhauptes der Kirche geübt wurde, einzuschreiten. Der bekannte Ablaßkrämer Samson wollte, nachdem er in Zug, Luzern, Bern und Baden mit seiner Waare gute Geschäfte gemacht, nun auch nach Zürich, um da seine Ablaßbriefe mit gewohnter Schamlosigkeit abzusetzen. Schon in Bremgarten mußte dieser freche italienische Mönch einen Widerstand erfahren, den er nicht erwartet hatte. Der Dekan Heinrich Bullinger, der Vater des berühmten Geschichtsschreibers und Nachfolger Zwinglis in Zürich, widerseßte sich dem Mönche und wollte durchaus ihm nicht erlauben, seine Waare in der Kirche von Bremgarten feil zu bieten, weil das päpstliche Voll

Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation.

machtschreiben, das Samson zur Betreibung seines Geschäftes mit sich trug und vorwies, nicht auch vom Bischofe von Konstanz beglaubigt war. Wüthend über diesen Widerstand nannte der Mönch den Dekan,, eine Bestie" und that ihn in den Bann. Beide eilten nun nach Zürich, der Defan um den Mönch, der Mönch um den Defan bei der daselbst versammelten Tagsaßung anzuklagen und dieser zugleich, um dort seinen Ablaßhandel zu treiben. Der Defan Bullinger fand in Zürich gute Aufnahme und namentlich sagte ihm Zwingli, er habe ganz recht gehandelt und er solle deßwegen nur guten Muthes sein. Auf der Kanzel griff der Leutpriester am Münster den verderblichen Betrug des Ablaßkrames unerschrocken an, indem er nachwies, daß hier die Weissagung Petri im zweiten Buch des 2. Briefes in Erfüllung gehe: „Es werden unter Euch falsche Lehrer sein, die nebeneinführen werden verderbliche Seften und verläugnen den Herrn, der sie erkauft hat. Aus Habsucht werden. sie durch ersonnene Reden von Euch Gewinn zu ziehen suchen, aber ihr Verderben schlummert nicht." Als daher Samson im Februar 1519 gerade in die Stadt reiten wollte, indem er früher geprahlt, er wisse zwar wohl, daß Zwingli gegen ihn predigen werde, aber er wolle ihm bald den Mund verstopfen, ward ihm von Abgeordneten des Raths bedeutet, er dürfe die Stadt nicht betreten und seine Waare da nicht feil bielen, denn man hatte, wie Bullinger sagt, in Zürich angefangen, die römische Büberei zu durchschauen. Ja im Rathe ward der Antrag gestellt, man solle ohne weiteres nach einem in Kraft bestehenden Geseze gegen römische Eindringlinge, den Mönch abfassen und ihn ins Wasser stürzen. -Als Samson vorgab, er habe Namens des Papstes der versammelten Tagsazung eine Mittheilung zu machen, ließ man ihn vortreten, allein da er nur von seinem Ablaßhandel reden wollte, ward ihm Stillschweigen geboten. Von der gleichen Behörde erhielt er die Aufforderung, sofort und unentgeltlich den über den Dekan Bullinger ausgesprochenen Bann zurückzunehmen und dann unverzüglich die Schweiz zu verlassen. Der Mönch gehorchte und führte einen dreispännigen Wagen mit Geld, das er den armen Leuten abgelogen hatte, über die Alpen. Zur Erringung dieses Sieges über römische Frechheit hatte der GeneralVikar Faber von Konstanz auch für seinen Theil mitgewirkt, indem er durch solche römische Eindringlinge das bischöfliche Ansehen und die bischöfliche Würde gefährdet und beeinträchtiget sah. Er dankte daher Zwingli für den bewiesenen Ernst und Muth und forderte ihn auf, von seiner Freundschaft mehr als bis dahin Gebrauch zu machen. Zwingli benußte diese Annäherung seines Studienfreundes, um ihm dringend ans Herz zu legen, daß er die freie Predigt des Wortes Gottes im Bisthume Konstanz gestatten und empfehlen möge. Aber für solche Rathschläge und Gesuche hatten die Würdeträger der Kirche kein Gehör.

Desto eifriger wirkte Zwingli in Zürich dahin,

daß von allen KanWir haben zwar

zeln das reine Wort Gottes verkündiget werde. oben gesehen, daß der Rath schon im Jahr 1520 durch Zwinglis Predigten bewegt, die Predigt des reinen Evangeliums zu Stadt und Land gebot. Allein gegen diese Verordnung erhob sich von Seiten der zahlreichen Mönche, die in den drei Mönchsflöstern der Stadt wohnten, ein heftiger Widerstand. Wie sollten sie Gottes Wort predigen, da dasselbe ihnen ganz unbekannt war und es überdieß, wie Zwingli es darthut, mit ihren Sagungen und Lehren in geradem Widerspruch stand? Wie sollten sie von Thomas und Scotus lassen, da ihr ganzes Ansehen sich auf dieselben gründete? wie von den Legenden und Fabeln, die für sie die reichsten Quellen des Gewinnstes waren? So wenig Achtung diese Mönche wegen ihres liederlichen Lebenswandels und wegen ihrer Unwissenheit bei allen ernsteren und einsichtvolleren Männern genossen, so waren sie dennoch nicht ohne einflußreiche Verbindungen. Mehrere Nathsglieder, die als Beförderer und Freunde der fremden Kriegsdienste oder als unsittliche und ausgelassene Menschen, den kühnen Prediger am Münster haßten, pflegten Morgens und Abends die drei Klöster zu besuchen und mit den Mönchen ihre Zechgelage zu halten. Bei solchen Anlässen bestärkte man sich im Widerstande gegen die Predigt des Wortes Gottes und brütete die finsteren Pläne gegen den Verkündiger der Wahrheit. Die Mönche und ihre Gönner streuten aus, daß Zwietracht und Unruhen sich erheben werden, wenn man dem Zwingli nicht verbiete, gegen sie zu predigen. Nachdem man des Erfolges sich gewiß glaubte, ward die Sache vor den Rath gebracht und derselbe beschloß durch Stimmenmehrheit, daß man künftig nichts mehr gegen die Mönche predigen dürfe. „Da ließ die Rathsstube, wie Bullinger meldet, einen großen Knall." Die Rathsherren erschrafen, und die Rathsversammlung ward aufgehoben. Auf den Kanzeln dauerte der Kampf zwischen den Verkündigern des Wortes Gottes und den Vertheidigern der Menschensagungen fort. Da ernannte der Rath einen Ausschuß, der die Geistlichen der Stadt, die Lesemeister und Prediger der Klöster in der Propstei versammelte, und daselbst, nachdem eine lebhafte Besprechung zwischen den Partheien stattgefunden, vom Bürgermeister ermahnt wurden, nichts zu predigen, was den Frieden und die Eintracht störe. Zwingli aber erklärte: Ich kann dieses Gebot nicht annehmen, ich will das Evangelium frei und ohne Beschränkung predigen, wie es früher befchloffen worden. Ich bin Bischof und Pfarrer in Zürich, mir ist die Seelsorge anvertraut. Ich habe den Eid geleistet, nicht die Mönche. Sie müssen nachgeben, nicht ich. Predigen sie Lügen, so werde ich vor die Kanzeln ihrer eigenen Klöster hintreten und ihnen widersprechen. Lehre ich etwas gegen das heilige Evangelium, so will ich mich dem Tadel

des Domkapitels, ja eines jeden Bürgers unterwerfen und mich vom Rathe bestrafen lassen. - Diese entschiedene Sprache machte Eindruck. Die Mönche forderten zwar für sich das Recht, Thomas und Scotus predigen zu dürfen, aber der Rathsausschuß erkannte, daß das Evangelium geprediget werden sollte, denn Thomas und Scotus und die anderen Doktoren hätten nichts zu bedeuten. Ja es ward Zwingli und seinen Freunden vom Rathe gestattet, auch in den Kirchen der Frauenflöster das Evangelium zu verkündigen, während bisher nur Mönche ibres Ordens daselbst predigen durften. Die Wahrheit hatte wieder gesiegt. Aber die Feinde des Evangeliums in Zürich suchten und fanden Unterstügung und Aufmunterung außerhalb der Gemarkung dieses Kantons. Die Freunde der Söldnerdienste lehnten sich an die Tagsaßung, die in ihrer großen Mehrheit den fremden Kriegsdiensten und Pensionen gewogen und ergeben war; die Mönche wandten sich an den Bischof von Konstanz und an seinen Generalvikar Faber, welcher bald anfing, seinen wahren Charakter zu offenbaren und an der Seite von Eck gegen die Predigt des Wortes Gottes mit allen Waffen der Verfolgungen zu kämpfen, die ihm zu Gebote standen. Zu dieser Aenderung seiner Gesinnungs- und Handlungsweise hatte vorzüglich eine Reise nach Rom, die er angeblich im Auftrage seines Bischofs unternommen, den Ausschlag gegeben. Johannes Eck war früher nach Rom gegangen, um gegen Luther bei dem Papste zu wirken und hatte von seiner Heiligkeit 700 Dukaten Reiseentschädigung erhalten. Faber spottete Anfangs über Ed wegen dieses Schrittes, aber bald gelüftete auch ihn der Lohn der Ungerechtigkeit und auch er ging nach Rom. Professor Egentius in Freiburg (im Breisgau) schrieb darüber: Faber fängt mir an, verdächtig zu werden; er ist noch ein rüstiger Manu und bedarf nicht wenig. Deswegen ist er auch nach Rom gegangen, um, wie man sagt, dem Papste ein Buch gegen Luther zu dediziren, denn er hat ein wenig von desselben Freigebigkeit gegen Eck gehört. Kommt er aus dem Size alles Uebels zurück, so werden wir uns vor dem goldenen Bilde bücken müssen." Zwingli schrieb über den Einfluß dieser Reise auf Faber: „Es dünkt mich, Faber habe Alles, was er früher vom Christenthum gelernt hatte, zu Rom wieder verlernt." Diese Sinnesänderung Fabers ging auch auf den Bischof über. „Obwohl der Bischof, sagt Vögeli (ein Zeitgenosse und Verfasser der Reformationsgeschichte von Konstanz) dem Evangelium anfänglich nicht abgeneigt war, so hat ihn doch sein Vikarius, nach seiner Heimkunft von Rom, bald auf andere Gedanken gebracht und ihn dem Evangelio ganz abhold gemacht." — So gespannt der Bischof und sein Bifarius auf die Vorgänge in Zürich waren, und so begierig fie die Mönchsberichte und Klagen aus Zürich vernahmen, so durften sie doch nicht nach Wunsch gegen den Prediger der Wahrheit verfahren.

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