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Sie kannten seine wunderbare Macht über die Gemüther, sein Ansehen und seine Volksbeliebtheit. Auch bot sein besonnenes, festes Benehmen feinen rechten Grund dar, der ein Einschreiten gegen ihn irgend gerechtfertigt hätte. Er erfüllte pünktlich alle Pflichten seines Berufes, überstürzte nichts, sondern wollte das Wort Gottes, das er lauter und mit lebendiger Ueberzeugung verkündigte, von Innen heraus die rechte Erneuerung wirken lassen. Endlich gab ein Ereigniß im Anfange des Jahres 1522 dem Bischof und seinem Vicar die gewünschte Gelegenheit, offen gegen Zwingli aufzutreten.

Bei der Erklärung des 4. Cap. des 1. Briefes an Timotheus, Vers 1-5 nahm Zwingli Veranlassung zu erklären, daß die firchlichen Fastengebote, durch welche gewisse Speisen zu gewissen Zeiten zu genießen ganz verboten oder nur gegen Geldspendungen an die Kirche erlaubt werden, in dem Worte Gottes nicht nur keinen Grund haben, sondern demselben geradezu widersprechen. Belehrt durch diese Predigten Zwinglis erlaubten sich einige Bürger und Einwohner von Zürich zur Fastenzeit Fleisch zu essen. Es waren dieses theils besonnene würdige Männer, wie der Buchdrucker Christoffel Froschauer, aus Baiern gebürtig, die diese Speise ohne alles Aufsehen und aus Ucberzeugung, daß es keine Sünde sei, und aus Bedürfniß wegen ihrer schweren Berufsarbeiten genossen, theils Andere, wie der von Basel vertriebene Geistliche, Wilhelm Röubli, die aus unreifem Uebermuthe und mit groBer Prahlerei es thaten, um ja recht auffallend mit den kirchlichen Gebräuchen und Einrichtungen zu brechen. Zwingli billigte das Benehmen des Erstern, tadelte aber scharf dasjenige des Leztern. Nun erhoben die Mönche und die Kriegsluftigen ein furchtbares Geschrei über den Prediger der Wahrheit, daß er die Ordnung in Kirche und Staat zerrütte und auflöse. Die lettere Partie fühlte sich vorzüglich durch) folgende Stelle in Zwinglis Predigt beleidigt: „Manche meinen, Fleisch essen sei vom Uebel, sei sogar eine Sünde, obgleich Gott es niemals verboten hat, aber Menschenfleisch zu verkaufen und zu Tode zu schlagen, halten sie für keine Sünde." Der Rath von Zürich leitete eine Untersuchung ein gegen die Uebertreter des Fastengebotes; Christoffel Froschauer vertheidigte sich in würdiger Weise und wurde nebst seinen Genossen mit einem Verweise und einer Ermahnung entlassen. Damit waren aber die Feinde Zwinglis keineswegs zufrieden; der Prediger der Wahrheit sollte bei diesem Anlasse zum Schweigen gebracht werden. — Den 7. April 1522 kam eine Abordnung des Bischofs von Konstanz, bestehend aus dem Weihbischofe Melchior Vottli, Dr. Brendli und dem Domprediger Johannes Wanner, einem evangelisch gesinnten Manne, nach Zürich, um in dieser Angelegenheit Namens des Bischofs zu handeln. Alle Geistlichen von Zürich wurden auf den andern Morgen

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in den Saal des Domkapitels beschieden. Hier trat der Weihbischof auf und redete sehr heftig, stolz und aufgebracht, doch ohne Zwinglis Namen zu nennen, obgleich die ganze Rede sich einzig auf ihn bezog. Jezt erhob sich Zwingli, für unziemend und kleinmüthig haltend, eine Rede, die so schädlich wirken könnte, nicht zu entkräften, besonders, da er den erschütternden Eindruck derselben auf einige dem Evangelium kürzlich gewonnene, aber nicht felsenfesten Priester aus ihren verstohlenen Seufzern vernahm und in der Blässe ihres Gesichts lesen konnte. „Gedrängt und keck antwortete ich (erzählt er selbst) also dem Weihbischof, in welchem Sinne und Geiste mögen die Wackern beurtheilen, die mich gehöret haben. Der Weihbischof ließ ab von diesem Flügel, als ob er besiegt und in Flucht geschlagen sei, und eilte einem andern Kampfplage entgegen, dem Rathhause nämlich, wo er, wie ich von einigen Räthen selbst vernahm, ebenfalls unter Verschweigung meines Namens dasselbe anbrachte, auch, damit ich nicht etwa vorberufen würde, erklärte: mit mir habe er nichts zu thun." Der kleine Rath in Zürich bestand in seiner Mehrheit aus Feinden des Evangeliums, der große Rath dagegen aus Freunden. Die Freunde Zwinglis sezten durch, daß die Sache des andern Tages vor den großen Rath gebracht werde, doch knüpften seine Feinde die Bedingung daran, daß die Leutpriester nicht zugelassen werden sollen, da es sich nicht um diese handle und eine unverfängliche Rede keinen Widerspruch zulasse. Vergeblich that Zwingli den Tag hindurch alles Mögliche, um Zutritt zu erhalten. Die Bürgermeister wiesen ihn ab, indem sie sich auf den Beschluß des kleinen Rathes beriefen: „Ich mußte abstehen, schreibt er, und trug die Sache mit Seufzern dem vor, welcher das Stöhnen der Gefangenen hört, damit er sein Evangelium selbst schüße. Das geduldige Harren hat die Diener Gottes nie betrogen." Den neunten trat der große Rath zusammen. Es ist unbillig, hörte man viele sagen, wenn die Leutpriester nicht erscheinen dürfen; allein der kleine Rath widerstand, den Beschluß festhaltend. Gegen seine Einsprache wurde die Abstimmung durchgesezt und das Mehr entschied für die Gegenwart der Lentpriester, mit dem Rechte zugleich, antworten zu dürfen, wenn sie es für nöthig fänden. Nachdem nun die Gesandten eingeführt waren, ließ man auch „die Zürcherischen Bischöfe“ Huldreich Zwingli, Heinrich Engelhard, Leutpriester am Frauenmünster und Rudolf Röschli bei St. Peter eintreten. Der Weihbischof begann mit einer so milden Stimme, wie man sie nie süßer gehört, so daß, wenn Kopf und Herz zusammengestimmt hätten, er die größten Dichter und Redner an Anmuth und Beredsamkeit würde übertroffen haben. - „Höchst traurig sei es, daß einige widerwärtig und aufrührerisch lehren: an menschliche Vorschriften, an Ceremonien habe man sich nicht mehr zu

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halten. So müßten nicht blos die bürgerlichen Geseße, sondern auch aller Christenglaube zu Grunde gehen. Sind doch die Ceremonien eine,,Manduction" (dieses Ausdruckes statt des deutschen „Einleitung“ bediente er sich vor Männern, welche kein Latein verstanden) zur Tugend, ja selbst der Ursprung der Tugenden zu nennen. Auch lehre man, das Fasten sei überflüssig, weil einige gewagt hätten, durch Fleischessen sich von den übrigen Christen und von der Kirche zu sondern. Man berufe sich sogar auf die hl. Schriften, während doch diese sich gar nicht so bestimmt aussprechen, handle gegen die Dekrete und Concilien der heiligen Väter der Kirche, gegen die ehrwürdigsten Gebräuche, die ohne den Beistand des heiligen Geistes sich nicht so lange hätten halten können, denn schon Gamaliel habe gesprochen: Ist das Werk aus Gott, so wird es bleiben." Dann erinnerte er den Rath, daß außer der Kirche Niemand selig werden könne. Endlich schloß er mit einem zierlichen Nachworte und stand nebst seinen Begleitern auf, sich zu entfernen. Herr Weihbischof, sprach Zwingli, möge es Euch und Euern Gefährten gefallen, zu bleiben, bis ich im eigenen Namen und demjenigen meiner Amtsgenossen mich gerechtfertigt habe." Weihbischof: Es ist uns nicht aufgetragen, uns mit irgend Jemand in eine Disputation einzulassen." Zwingli: „Das will ich auch nicht, sondern blos das, was ichh bisher den anwesenden rechtschaffenen Bürgern geprediget habe, mit Freude nun auch vor Euch Gelehrten und von der geistlichen Obrigkeit gesandten Wortführern vortragen, damit ihr glaubwürdigen Bericht erstatten könnt, ob ihr meine Lehre wahr oder falsch gefunden habt." Weihbischof: „Wir haben nicht gegen Euch geredet, also habt Ihr auch nicht nöthig, Euch zu rechtfertigen.“ Zwingli: „Allerdings habt Ihr meinen Namen nicht genannt, aber mir galt desto mehr Eure heftige und bittere Rede. Wie jener Kämpfer am Wasser zu seinem Gegner, sprechet Ihr zu mir: Nicht Dir gilt mein Hieb, er gilt dem Fische.*) Deswegen habt Ihr meinen Namen nicht nennen wollen, damit Ihr mir, der ich Zwingli heiße, die größten Verbrechen mit guter Art aufbürden könnt." Auch der Bürgermeister Roist bat die Konstanzischen Abgeordneten, zu bleiben und zuzuhören. Der Weihbischof erwiederte darauf:,,Ich weiß wohl, wohin das führen würde, Huldreich Zwingli ist zu derb und zu heftig, als daß man sich mit ihm einlassen könnte.“ Zwingli: „Womit habe ich Euch jemals beleidiget und wie soll man Euer Betragen nennen, daß Ihr einen unschuldigen Mann, der dem Christenthum nügliche Dienste geleistet, so heftig und bitter anklagt, aber seine Verantwortung nicht anhören wollt? Was würdet Ihr wohl thun, wenn ich mich in Eurer Abwesenheit an den Rath wenden, wenn ich Euch vermeiden,

*) Non te Galle peto, piscem peto.

wenn ich Euch nicht zu Richtern haben wollte? Nun, da ich nichts dergleichen thue, da ich Eure Gegenwart sogar gewünscht habe, um von meinem Glauben und von meiner Lehre Rechenschaft geben zu können; wie dürft Ihr Euch erkühnen, mir dies zu verweigern? Wenn Euch keine Gründe bewegen können, mir diese Gunst zu bewilligen, so bitte ich Euch um des gemeinsamen Glaubens, um der gemeinsamen Taufe, um Christi unsers Erlösers Willen, thut es mir zu Gefallen, und wenn Ihr nicht als bischöfliche Abgeordnete hören dürft, so dürft Ihr es doch als Christen." Allgemeines Murren erhob sich in der Rathsversammlung über das Benehmen des Weihbischofs. Dieser allgemeine Unwille und die Ermahnung des Bürgermeisters nöthigten die Abgeordneten, ihre Pläße wieder einzunehmen. Nun begann Zwingli seine Vertheidigung:,,Der Herr Weihhischof hat zwar gesagt, gewisse Leute bringen verführerische und zur Empörung verleitende Lehren vor. Wenn er gleich meinen Namen nicht genannt, so ist es klar, daß er mich im Auge gehabt, der ich schon beinahe vier Jahr lang das Evangelium Jesu und die Lehre der Apostel mit saurer Mühe und Arbeit hier in Zürich verkündige. Ich wundre mich zwar nicht, wenn Leute, die an Menschensagungen halten, mit denjenigen nicht übereinstimmen können, welche dieselben verwerfen. Christus hat dieses Matth. 10, 34 bestimmt vorausgesagt. Indessen ist Zürich ruhiger und friedlicher, als kein anderer Ort der Eidgenossenschaft, und dies schreiben alle guten Bürger dem Evangelium zu. Was den zweiten Vorwurf betrifft, daß man lehre, man müsse keine Verordnungen und Ceremonien beobachten, so gestehe ich offenherzig, daß ich einen großen Theil derselben abgeschafft wünschte. Sehr viele dieser Verordnungen sind denen gleich, welche Petrus selbst in der Apostelgeschichte (Cap. 13, 10) für unerträgliche Lasten erklärt hat. Niemals bin ich indeffen der Meinung gewesen, man müsse keine Menschensagungen weder machen noch halten. Wer wird sich nicht mit Freuden dem unterwerfen, was mit allgemeiner Uebereinstimmung der ganzen Christenheit angenommen ist? wer hingegen aber auch nicht die Sagungen gewisser verächtlicher Bauchdiener mit Abscheu verwerfen, welche, den Pharisäern gleich, den Leuten unerträgliche Lasten auflegen, die sie nicht einmal mit den Fingern berühren? Um den Rath gegen mich aufzubringen, hat der Weihbischof ferner gesagt, man werde auch bald den bürgerlichen Gesezen nicht gehorchen. Diesem widerspricht die ganze Lehre Christi und der Apostel. Christus hat gesagt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist" und die Apostel: Gebt Jedermann, was ihr schuldig seid", und: „Seid euren Obern unterthan, nicht blos den guten und gelinden, sondern auch den wunderlichen." Ist nicht das Christenthum die beste Schußwehr der allgemeinen Sicherheit? Gesezt aber auch, alle Ceremonien würden insgesammt abgeschafft, würde damit

auch das Christenthum abgeschafft sein? Das Volk kann auf einem andern Wege als durch Ceremonien zur Erkenntniß der Wahrheit geführt werden; auf eben dem Wege, den Christus und die Apostel eingeschlagen haben. Auch darf man nicht besorgen, daß das Volk das Evangelium nicht fassen werde. Wer es glaubt, der versteht es auch. Das Volk kann glauben, also auch verstehen. Dieß ist ein Werk des göttlichen Geistes, nicht der menschlichen Vernunft, wie Christus (Matth. 11, 25) und Paulus (1. Cor. 1, 27) sagt. Daß man übrigens die vierzigtägigen Fasten nicht halten solle, habe ich niemals und nirgends gejagt. Meinetwegen kann, wer an vierzig Tagen nicht genug hat, das ganze Jahr fasten; nur sollte man solches nicht gleich unter Androhung des Bannes befehlen, sondern Jedermann darin seine Freiheit lassen.“ Das Weitere wies Zwingli aus Marc. 7, 16 und namentlich aus 1. Tim. 4, 3 und 4 nach, daß die Fastengebote nicht in der heiligen Schrift begründet seien, ja, derselben sogar geradezu widersprechen. Der Weihbischof wandte sich hierauf mit einer salbungsvollen Rede an den Rath und ermahnte denselben, sich nicht von der Kirche zu sondern, weil man außer derselben nicht selig werden könne. Zwingli erwiederte: „Laßt Euch, liebe Herren und Bürger, durch diese Ermahnung nicht auf den Gedanken führen, daß Ihr Euch jemals von der Kirche gesondert haht. Erinnert Euch nur an das, was ich Euch in meiner Erklärung des Matthäus gesagt habe, daß jener Fels, welcher dem ihn redlich bekennenden Jünger den Namen Petrus gab, der Grundstein der Kirche sei. In jeglichem Volk, an jedem Orte, wer mit seinem Munde den Herrn Jesum bekennt und im Herzen glaubt, Gott habe ihn von dem Tode auferweckt, wird selig werden. Es ist gewiß, daß Niemand außer derjenigen Kirche selig werden kann, zu welcher wir alle desto gewisser zu gehören glauben, je gewisser wir uns der Hoffnung unsers Antheils an der Herrlichkeit der Kinder Gottes rühmen." Der Weihbischof bemerkte, es sei die Pflicht der Leutpriester, dem Volfe die Bedeutung der Ceremonien zu erklären. Zwingli erwiederte:,,Nein, mir ist die Pflicht geworden, das Evangelium Christi zu predigen, und dies werde ich, wie bisher, fleißig thun. Was die Ceremonien bedeuten, mögen diejenigen erklären, die sich dafür bezahlen lassen.“*) Nach einigen Gegenreden fand der Weihbischof für gerathen, zu schweigen und sich zu entfernen. Der Zweck seiner Sendung war vereitelt. Dr. Wanner, ein Mitglied der Abordnung, ward von der durch Zwingli vertheidigten Wahrheit so

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*) Mit diesen Worten wollte Zwingli absichtlich, aber ohne gar zu deutlich zu werden, die wunde Stelle des Weihbischofes berühren, denn was thun diese Weihbischöfe anders, als durch das Gaukelspiel der Weihungen ihre Beutel füllen."

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