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überzeugt, daß er aus einem Diener des Bischofs ein eifriger Verkündiger des Evangeliums wurde. Zwingli war nicht nur nicht zum Schweigen gebracht, sondern hatte die Angriffe seiner Feinde mit dem Schwerte des Wortes Gottes kräftig abgewiesen. Ueber das Ergebniß dieses Kampfes schrieb er an seinen Freund Myconius: „Ich habe ihnen so geantwortet, daß man in Zürich allgemein sagte, die Gegner werden ihre geschlagenen Truppen nie wieder sammeln oder sie mit Glück wieder in einen neuen Kampf führen können. Dennoch höre er wieder, sie wollen die Schlacht erneuern. Sie mögen kommen, mit Gott fürchte ich sie so wenig als das hohe Gestade die heranbrausende Boge." Der Rath beschloß nach diesem Vorgange, den Bischof in einem Antwortschreiben zu ersuchen, daß er unverzüglich sowohl bei dem Papste und den Kardinälen, als auch bei den Bischöfen, Synoden und andern christlichen Gelehrten daran arbeite, daß dieselben über den streitigen Punkt die nöthigen Erläuterungen und Antworten ertheilen, wie man sich zu verhalten habe. Zugleich befahl er den drei Leutpriestern, am fünftigen Sonntage ihre Zuhörer zu ermahnen, daß sie nicht ohne dringende Ursache an Fasttagen Fleisch essen, sondern die verlangte Antwort des Bischofes abwarten sollen. Da der kleine Rath, dem die Handhabung der Geseze oblag, nachträglich einige der Uebertreter des Fastengebots mit einer Geldbuße belegte, besorgte Zwingli, das Volk werde dieses für eine Mißbilligung seiner Lehre ansehen. Um dieses zu verhüten, schrieb und veröffentlichte er durch den Druck eine Schrift: Bom Erkiesen und von der Freiheit der Speisen vom Aergerniß und Verböserung, in der er einerseits die Schriftund Vernunftwidrigkeit der Fastengebote dartbat, anderseits aber auch den in der christlichen Erkenntniß weiter Vorgerückten dringend die Pflicht ans Herz legte, den Schwächern im Glauben kein Aergerniß zu geben durch unzeitige Uebertretung dieser Gebote. Das Fleiscessen ist nach keinem göttlichen Geseße zu irgend einer Zeit verboten. Wo aber dein Nächster sich dadurch verlegt und geärgert fühlt, sollst du es nicht ohne Noth essen, bevor der Kleingläubige zuvor im Glauben befestiget ist. Ist er im Glauben erstarkt, dann kannst du ruhig vor ihm zu jeder Zeit von jeglicher Speise essen, wo nicht, so sollst du seiner Schwachheit schonen, so lange es eine Schwachheit ist. Denn Paulus spricht Röm. 14:,,So dein Bruder um der Speise willen betrübt wird, so wandelst du nicht nach der Liebe. Verderbe nicht durch deine Speise den Bruder, für welchen Christus gestorben ist, und zerstöre nicht um der Speise willen das Werf Gottes." Wiederum spricht er 1. Cor. 8: So die Speise meinen Bruder ärgert, so will ich nimmermehr Fleisch essen, daß ich meinen Bruder nicht ärgere." So lange also der Bruder schwach ist und nicht eigenrichtig, so muß man sein schonen. Ist

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der Bruder eigenrichtig, so muß man sein abermals schonen, wenn deine Speise etwas Unruhe bringen könnte. Denn du sollst um der Speise willen nicht das Werk Gottes zerstören, d. i. wir sollen um der Freiheit der Speise willen nicht machen, daß das Evangelium verhaßt wird. Kann man aber, ohne Unruhe und Aergerniß zu verursachen, nach genugsamer Belehrung die Speisen effen, so ist es erlaubt. Denn so gut wir es nie auf Erden stehen, daß das Rechte und Gute allen Menschen gefalle, immer wird es solche geben, die sich dawider auflehnen, aber darauf sollen wir stets sehen, daß wir nach den Dingen trachten, die zum Frieden dienen." Groß war der Eindruck, den diese in einem ebenso besonnen milden, als entschieden christlichen Geiste geschriebene Schrift, auf die Gemüther in der Nähe und in der Ferne machte. Die Feinde des Evangeliums erkannten, daß sie keine Zeit zu verlieren hatten, wenn sie irgend den gefährlichsten Gegner der Menschenlehren und Menschensaßungen überwinden wollten. Schnell ward der Plan entworfen, nach welchem sie beinahe gleichzeitig einen vierfachen Angriff auf ihn bezweckten, dem er, wie sie zuversichtlich hofften, sicher unterliegen werde. Zuerst trat der alte Chorherr Conrad Hoffmann auf den Plan und überreichte dem Domkapitel eine lange Klageschrift gegen den Reformator: Selbst wenn der Pfarr durch Zeugen nachweisen könnte, welche Verbrechen und welcher Unfug in diesem oder jenem Kloster, in der oder jener Gasse oder in einem bestimmten Wirthshause von Geistlichen verübt worden, so braucht er doch keinen zu nennen. Weßhalb giebt er zu verstehen (ich selbst habe ihn freilich fast niemals gehört), daß er allein seine Lehre aus der Quelle, die andern aber nur aus Rinnen und Pfüßen schöpfen? die Geister sind verschie= den und so können nicht alle Prediger dasselbe sagen." Zwingli rechtfertigte sich gleich vor versammeltem Capitel auf solche Weise, daß Hoffmann geschlagen abziehen mußte. „Ich habe ihn mit Gott so geschüttelt, wie der muthige Stier mit seinen Hörnern einen Spreuerhaufen," schrieb er an Myconius. Die andern Angriffe geschahen vom bischöflichen Hafen von Konstanz aus. Zunächst erließ der Bischof am 2. Mai einen Hirtenbrief an die Geistlichkeit seines Sprengels. in welchem er, ohne weder Zürich noch Zwingli zu nennen, Klage führte, daß listige Menschen zu eben der Zeit, wo die Türken über die Christen herfallen, verdammte Lehren verbreiten, und daß Gelehrte und Ungelehrte aller Orten mit einander über göttliche Dinge, über die heiligsten und schwierigsten Geheimnisse, über die Ehre, die man Gott erweisen soll, und andre Kirchengebräuche streiten. Schließlich wurden die Geistlichen ermahnt, fleißig zu beten, daß Gott durch seine Allmacht die verstockte Bosheit der Widerspenstigen unterdrücken wolle. Dieses Schreiben, das aus Fabers Feder geflossen war, sollte Zwinglis

Ansehen in der öffentlichen Meinung schwächen und vernichten. Damit auch die Freunde Zwinglis durch den gleichen Wurf niedergeschmettert würden, erließ der Bischof von Lausanne ein gleichlautendes Kreisschreiben an die Geistlichkeit seines Sprengels. Die Mönche in Bern verfündigten in Folge dieses Schreibens, sie werden allen, welche die Büchlein Zwinglis oder Luthers lesen, oder gegen die Kirchgebräuche öffentlich oder heimlich reden, in der Todesnoth die Sakramente verweigern, fie von dem christlichen Begräbniß und der Fürbitte der Christenheit ausschließen u. s. w. Doch das giftige Geschoß, das den Reformator treffen sollte, ward auf die Entfender selbst zurückgelenkt und verwundete sie auf die empfindlichste Weise. Dr. Sebastian Meier*) in Bern entschloß sich, den Hirtenbrief Saß für Sag mit einer Erklärung zu begleiten, und ihn durch den Druck ohne Nennung seines Namens zu veröffentlichen. Zwingli vermittelte in Zürich die Herausgabe dieser Schrift, nachdem er früher schon die unten folgenden von ihm verfaßten Schuß- und Angriffsschriften herausgegeben. In welchem Geiste diese Erklärung abgefaßt worden, mag folgendes Beispiel zeigen: „Siche, lieber Leser, der Türke ist abermals vorhanden. Sie müssen nothwendig Ablaß verkaufen, um ihn zu vertreiben. Seit vielen Jahren ist er ihnen ein guter Türke gewesen, hat ihrer Küche viel eingetragen, und ihrer Prachtliebe großen Vorschub gethan. Nun will der Ablaß nichts mehr gelten. Wie kann man denn den Türfen abtreiben? Oder vielmehr, wie kann man denn den Fürstenstand behaupten? Siehst du nun, wo sie der Schuh drückt? Jezt ist ihnen wirklich vor den Türfen bange. So lange er auf dem Könige von Ungarn lag, bekümmerten sie sich nichts um ihn. Aber jezt, wo er gegen Italien zieht, will er ihnen freilich zu nahe werden. Sie haben nun viele Jahre die Welt mit Ablaß und tausenderlei Schindereien betrogen, und ohne Zweifel einen unermeßlichen Schaß zusammengelegt, so auch der Johanniterorden, der jezt manches Jahr keinen Krieg gegen die Türken geführt hat. Was sollen den Bischöfen ihre Reisigen? Sollen sie auf den Straßen herumreiten und die Kaufleute erschrecken, daß ihnen das Geld aus dem Beutel fällt? Dieses Alles und die reichen Abteien gebrauche man gegen die Türken! Die kriegerischen Bischöfe, Cardinäle, Pfaffen und die feigen Mönche, die auf den Gassen mit langen Degen herumziehen fort mit ihnen allen gegen die Türken! Dann habt ihr Geld und Mannschaft genug und dürfet andre biedre Leute nicht damit plagen und ihnen den Beutel leeren. Dieß habe ich, lieber Leser, sagen müssen, da sie abermals mit den Türken angezogen kommen, mit welchen fie die einfältigen Christen schon oft erschreckt haben, damit du nicht

*) Gin Franziskanermönch.

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etwa wähnest, es sei ihnen der Türken halber so Ernst: nur um ihre fürstliche Pracht ist ihnen zu thun!" Scharf und schonungslos wurden die kirchlichen Mißbräuche, die namentlich von den bischöflichen Höfen ausgingen, am Faden des Hirtenbriefes aufgedeckt und mit Beispielen belegt. Diese Schrift machte um so größeres Aufsehen, da ihre Veröffentlichung bald nach der Herausgabe einer Vertheidigungs- und Augriffsschrift Zwinglis folgte, die den Titel „Archeteles" (Anfang und Ende) führte. Am 24. Mai geschah nämlich der dritte Angriff auf Zwingli und zwar wieder von Seite des bischöflichen Hofes. Ein weitläufiges, von Faber verfaßtes Schreiben, ward dem Propste und Kapitel zugesandt, worin sie vom Bischof aufgefordert werden: „sich vor dem Gifte der neuen Lehrer zu hüten, welche über die Menge der Ceremonien klagen, und sich denen ernstlich zu widerseßen, welche die alten Kirchengebräuche verwerfen.“ Der Bischof beruft sich abermals darauf, daß die Häupter der Christenheit, Papst und Kaiser, die neue schädliche Lehre öffentlich verdammt und als aufrührerisch verworfen haben.*) „Sie sollen daher mit allem Ernste verschaffen, daß dieselbe nicht geprediget und darüber weder heimlich noch laut disputiret werde." Deutlich genug war hier das Domkapitel als Wahl- und Aufsichtsbehörde des Leutpriesters zur Entseßung und Entfernung desselben aufgefordert. Man glaubte diesen Zweck um so gewisser zu erreichen, weil man die feindliche Stimmung einiger Glieder desselben gegen Zwingli fannte. Als daher das Schreiben in ihrer Versammlung verlesen wurde, blickten alle Chorherren schweigend auf Zwingli, welcher sogleich sich erhob und sprach: „Ich lese aus Euern Blicken, daß Ihr Alle glaubet, die Schrift sei gegen mich gerichtet. Ich selbst bin dieser Meinung, deßwegen begehre ich, daß sie mir zugestellt werde. Mit Gott will ich sie so beantworten, daß Jedermann den Betrug dieser Leute und die eigentliche Wahrheit kennen lernen soll." Zwingli beantwortete dieses Schreiben in der oben genannten 91⁄2 Bogen umfassenden Druckschrift, die darum den Titel,,Anfang und Ende" führte, weil Zwingli hoffte, daß diese seine erste Schußschrift auch das Ende des Streites mit seinen Gegnern werde. Er ließ das bischöfliche Schreiben gleichfalls abdrucken, und beantwortete es Saß für Saß. **) Während er die argen Rathschläge gegen das Evangelium den Rathgebern des Bischofes zuschreibt,

*) Durch die Achterklärung Luthers und den über ihn ausgesprochenen Bann. **) Zwinglis „Archeteles“ war vor der Meier'schen Beantwortung des bischöflichen Hirtenbriefs verfaßt und gedruckt, und Meier hatte das Verfahren Zwinglis nachgeahmt. Wir haben die Meiersche Schrift früher berücksichtigt, weil der Hirtenbrief vor dem Schreiben an das Domkapitel erschien.

spricht er dagegen von dem Bischof selbst mit der größten Achtung. Entsagen Sie solchen Rathgebern und aller Verbindung mit ihnen, sonst werden Sie vor der Welt zum Gespötte," ruft er ihm zum Beschlusse jul.

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Denn was die Schrift lehrt, vernimmt man jezt nicht mehr bloß aus dem Munde der Priester, sondern fast aller Leute. Nicht Gewalt, sondern Vernunft und ein göttlicher Sinn muß der Führer sein, sonst wird man so wenig ausrichten als Paulus, da er gegen den Stachel ausschlug. Der Allmacht Gottes nicht einmal zu gedenken, so ist der Eifer für das Evangelium zu groß, als daß er durch die Plackereien einiger Männer eingeschläfert oder unterdrückt werden könnte; und geseßt, es würde der Bosheit gelingen, diesen Eifer für einmal zu ersticken, so würde das Feuer nachher nur um so heftiger ausbrechen. Seien Sie daher vorsichtig und klug, und bitten Sie den Herrn, daß Er Ihre Schritte leite." Zwingli selbst betet in dieser Schrift: „D frommer Jesus, du siehest, daß die Ohren deines Volkes vor schlechten Einflüßterern, Verräthern, Eigennüßigen verstopft werden. Du weißt, wie ich von Kindheit auf den Streit gescheut habe, und wie du mich doch immer zum Kampfe geführt haft. Ich rufe zu dir mit Vertrauen, daß du vollendest, was du angefangen hast. Habe ich etwas falsch gebaut, so stürze es mit deiner allmächtigen Hand. Lege ich einen andern Grund als dich, so reiße es um. O süße Rebe, deren Winzer der Vater ist, deren Ranken wir sind, verlaß nicht deine Stügen! Denn du hast verheißen, mit uns zu sein bis an das Ende der Zeiten!" So ward auch dieser dritte Angriff Fabers von Zwingli so abgeschlagen, daß derselbe dem Evangelium nur zum Gewinn gereichte. Hummelberger, Pfarrer in Ravensburg, schrieb unter dem 1. Sept. an Zwingli: ,,Dein Archeteles" war mir eine sehr willkommene Erscheinung. Besonders gefiel mir, wie du diesen heuchlerischen Cajaphas (Faber) nach Verdienst behandelt und nach dem Leben gezeichnet hast. Diese Leute, die sich den Unrath selbst nicht abwaschen mögen, muß man mit scharfer Lauge übergießen. Mit sich selbst zwar wohl zufrieden, müssen sie denn doch bisweilen hören, was andere sagen, denen sie mißfallen, damit sie sich wo möglich bessern. Die Schlange wird nunmehr, wenn fie klug ist, zu zischen, der Frosch zu quaken, der Plauderer dummes Zeug zu schwagen aufhören. Sobald ich mein Exemplar empfangen und gelesen hatte, schickte ich es nach Wittenberg an Melanchton und Blarer; ein anderes habe ich an die Freunde in Augsburg gesandt, damit sie daraus den warmen Eifer der Zürcher für das durch Gottes Gnade wieder auslebende Christenthum kennen lernen." Doch wir eilen, den vierten Angriff zu betrachten, der von Konstanz aus zugleich mit

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