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vom Herzen mit Gewalt lösen will." Auch der Generalvikar Jehannes Faber, der später ein so heftiger Gegner Zwinglis gewor den, gesellte sich zu der Schaar der ihn beglückwünschenden Freunde: „Ich freue mich sehr, liebster Huldreich, daß du so glücklich aus dem Rachen der mörderischen Seuche entrissen worden, denn ich liebe dich so aufrichtig und innig, daß mir nichts Schmerzlicheres begegnen kann, als wenn ich vernehme, daß dir, was Gott verhüten möge, ein Unglück zugestoßen ist. Dagegen kann mich auch nichts mehr erfreuen, als wenn ich höre, daß du gesund und glücklich seiest. Und diese Geftnnungen hege ich mit vollem Rechte gegen dich, denn du arbeitest mit solchem Ernste im Weinberge des Herrn, daß, wenn du in einer Gefahr schwebst, dem christlichen Gemeinwesen ein großer Schaden droht! Es weiß aber der Herr, wen er durch herbe Prüfung zu einem ernsteren Streben nach dem besseren Leben anregen soll. Solches ist auch vom himmlischen Vater dir widerfahren." Noch viele andere Beglückwünschungen, selbst aus Polen und aus den Niederlanden, empfing der Reformator über seine Genesung, in welchen für uns ein Zeugniß aufbewahrt ist, welche Bedeutung er schon damals in der Nähe und in der Ferne erlangt hatte. Allein auch diese Freude, an welcher so viele theilnahmen, konnte Zwingli nicht ungetrübt genießen; denn die Seuche schlug ihm noch in anderer Beziehung herbe Wunden. In Basel starben ihm an derselben zwei theure Freunde, Conrad Brunner, der ihn zur Schonung seiner Gesundheit ermahnt, und Johannes Amerbach. Hedio meldet ihm ihren Tod mit den Worten: die der Herr lieb hat, nimmt er früh zu sich.“ Auch sein Bruder Andreas, ein sehr hoffnungsvoller Jüngling, ward in Wildhaus, wohin Zwingli ihn beim Ausbruche der Pest in Zürich gesandt hatte, von derselben ergriffen und hingerafft; der Reformator mußte vor Betrübniß bei der Kunde vom Verluste des theuren Bruders laut weinen,,wie ein Weib." Aber auch an sich selbst empfand Zwingli noch lange die nachtheiligen Folgen der erlittenen Krankheit. Die Pest," schrieb er darüber an seinen Freund Myconius,*),,hat mein Gedächtniß und meinen Geist angegriffen, so daß ich zuweilen beim Predigen den Faden der Gedanken verliere; endlich empfinde ich in allen Gliedern eine Todesschwäche." Auch seine äußere Lage fing zu dieser Zeit an, sich trüber zu gestalten. Sein Pfründeinkommen war so gering, daß er unmöglich länger daraus seine beiden Helfer und sich selbst erhalten konnte. Geschenke aber, die ihm von seinen Freunden und Verehrern reichlich geworden wären, wollte er aus Grundsaß nicht annehmen. So ging er mit dem Gedanken um, nach Einsiedeln zurückzukehren, um den häuslichen Sorgen

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*) Derselbe war inzwischen von Zürich nach Luzern gegangen.

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euthoben zu werden. Nur eine edelmüthige Freundeshandlung des Dr. Engelhard, Prediger am Frauenmünster und Chorherr am groBen Münster, erhielt den Reformator der Stadt Zürich. Derselbe verzichtete nämlich auf seine Chorherrnpfründe am großen Münster zu Gunsten Zwinglis, wodurch dieser nun mit Beibehaltung seiner Leutpriesterstelle in die Zahl der Chorherren eintrat. Dadurch ward nicht nur das Pfründeinkommen Zwinglis erhöht, sondern ihm auch ein größerer Ein fluß auf die Stiftsherren zugesichert, was um so mehr Noth that, als ein Theil der Chorherren ihm und seiner Wirksamkeit nichts weniger als gewogen waren. Schon hatten dieselben eine schriftliche Klage gegen Zwingli dem Probste eingereicht, in welcher sie ihm zum Vor wurfe machten, daß er viel zu wenig für die Einfünfte des Stiftes forge.,,Statt die Entrichtung des Zehnten als eine Religionspflicht seinen Zuhörern einzuschärfen, leugne er seinen göttlichen Ursprung und stelle eine strenge. Eintreibung desselben als eine Tyrannei dar. Dadurch gewinne er das Zutrauen des Volkes in dem Maaße, in welchem er die Mönche als,,Kappentheologen" bei demselben verhoßt und verächtlich mache." Zwar drangen diese Chorherren beim Probste nicht durch mit ihrer Klage, ja derselbe schämte sich schon, dieselbe Zwingli mitgetheilt zu haben; aber der Unwille über die entschiedene evangelische Wirksamkeit des Reformators beschränkte sich nicht auf diese Partei der Chorherren, sondern äußerte sich noch in weit gehässigerer Weise außer halb dem Stifte.

Die erbittertsten Feinde Zwinglis waren die Söldnerkrieger und Mönche. So wenig sich diese Leute in einen offenen Kampf mit ihm einzulassen wagten, so geschäftig waren sie doch, durch die gehässigsten und oft abgeschmacktesten Verläumdungen und durch Nachstellungen ihm zu schaden und ihn wo möglich aus dem Wege zu räumen. Von allen Seiten aus der Schweiz und aus Schwaben meldeten die Freunde Zwinglis vom Treiben dieser unheimlichen Menschen, denn weitverbreitet und eng mit einander verbunden war die Genossenschaft der lüderlichen Dunkelmänner und der rohen, feilen Krieger.*)„Meine Galle regt sich unaufhörlich“, schreibt ihm Myconius aus Luzern, wider die, welche ihren Geifer gegen dich aussprizen. Ich kann in Wahrheit sagen, unter Allem, was mir zustoßen könnte, sei nichts, das mich mehr aufbringt, als wenn ich höre, daß man dich oder vielmehr das Evangelium verlästert. Denn was lehrst du anders, als was das Evangelium lehrt? Man sagt, die Angelegenheiten der Schweiz (Söldnerdienste und Penfionen) gehen dich nichts an; du sollest nur das Evangelium erklären und dem Volke predigen, dieses ermahnen und zurechtweisen, aber in

*) In Deutschland waren die Landsknechte gleicher Art.

aller Kürze, und nicht in jeder Predigt immer dasselbe wiederholen, als ob du mit Absicht nichts anders thun wolltest, als dich der ganzen Schweiz verhaßt machen. Was heißt das anders, als: Es schickt sich nicht für Zwingli, Pfarrer, Priester und Stellvertreter Christi zu sein? Die, welche Sprache führen, haben eine Menge von Geistlichen auf ihrer Seite, die glauben, wir Priester sollten Priester sein und uns nicht in weltliche Sachen mischen: unsere Herren hätten so viel Klugheit und Erfahrung, daß sie am Besten wüßten, was zu thun und zu lassen wäre." Jakob Salzmann, *) Lehrer und Geistlicher in Chur, schreibt: „Ich bete mit vielen Andern, daß der Allmächtige dir, mein in Christo geliebter Zwingli, mit seiner Gnade beistehen wolle, damit du die Feinde Christi zum Schemel seiner Füße legen mögest. Neulich hat der Zunftmeister Stapfer der Aeltere von Zürich auf seiner Durchreise nach Venedig hier bei einem Gastmahle fich geäußert, du seiest Vater dreier Kinder, schwärmest Nachts auf der Straße und beziehest nicht allein vom Papste, sondern auch vom Könige von Frankreich Jahrgelder. In einer Predigt habest du gesagt: Ave Maria sei so viel, als Gott grüß dich, Gretli!" Johannes Zwick, Prediger in Constanz, schrieb ihm: „Man sagt hier öffentlich, du habest mit der Tochter des Bürgermeisters Hochzeit gehalten. Auch meldet das Gerücht, welches von einem gewissen Priester herrührt, du habest in einer Predigt behauptet, der Ehebruch sei unter gewissen Umständen erlaubt. Nun bin ich zwar überzeugt, daß dir so etwas auch niemals in den Sinn gekommen und deswegen vertheidige ich dich auch stets, aber ich habe doch nicht verhüten können, daß viele Leute nicht mehr gut von dir denken. Einige Barone und mehrere Edelleute, welche dich sehr schäßten, seitdem sie deine Predigten zu Einsiedeln gehört, sind nunmehr deine Gegner geworden, und ich kann es mit aller Mühe nicht dahin bringen, daß sie dem Priester keinen Glauben schenken, von dem sie unter Fluchen und Schwören behaupten, er lüge nicht." Solche und ähnliche verläumderische Gerüchte wurden mit aller Geschäftigkeit über Zwingli verbreitet, um ihm zu schaden und der Predigt des Evangeliums Eintrag zu thun. Wie er selbst darüber dachte, vernehmen wir aus folgender Stelle: „Ich habe eine Zeit lang unglaubliche Lügen über mich sagen lassen, aber wenig deshalb getrauert, sondern stets gedacht: Der Jünger ist nicht über dem Meister! Hat man über Christum gelogen, so ist es kein Wunder, daß man auch dich verläumdet." Da nun seine vereinigten Feinde er fahren mußten, daß die Lüge einem Pfeile gleiche, der von unsichtbarer Hand auf den Schüßen selbst zurückgelenkt wird, und ihn selbst am empfindlichsten verwundet, wollten sie wirksamere Waffen ergreifen: Gift

*) Gewöhnlich Salondrinus genannt.

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oder Dolch sollten sie von diesem lästigen Wahrheitszeugen befreien. „Als die Priester und Mönche in Zürich, schreibt Myconius, gestürzt und der Beschluß gegen die Pensionen durchgegangen war, nahm man zur Hinterlist seine Zuflucht, um diesen verhaßten Mann wo mölich - aus dem Wege zu räumen.“ Eines Tages erhielt Zwingli ein Schreiben aus Schwaben ohne Namensunterschrift (Michael Hummelberger aus Ravensburg war, wie es sich später ergab, der Verfasser), das also lautete: Trugst du jemals Sorge für dein Leben, so mußt du es jezt ganz besonders thun, weil du mit Nachstellungen und geheimen Fallstricken umgeben bist: tödtliches Gift liegt bereit, um dich aus dem Wege zu räumen. Da die gottlosen Buben dich nicht öffentlich angreifen dürfen, so wollen sie dich durch dieses Mittel von der Erde wegtilgen und werden dir dasselbe wo möglich im Geheimen uuter dein Essen bringen. Nimm dich also in Acht. Wenn dich hungert, so iß nur von dem Brode, das deine eigene Köchin gebacken hat; außer deinem Hause darfst du nirgends mit Sicherheit etwas genießen. Es wohnen mit dir innerhalb Zürichs Mauern Leute, welche alles Mögliche thun werden, dich zu verderben. Hüte dich, mein theuerster, von Gott geliebter Huldreich, hüte dich so viel du fannst und noch einmal, hüte dich vor diesen giftmischenden Hämmlingen und glaube, alle fremden, nicht in deinem Hause zubereiteten Speisen seien vergiftet, denn nirgends bist du sicher, aller Orten droht dir Gefahr. Woher ich aber von diesen Nachstellungen weiß und welches Drakel mir dieselben entdeckt hat, das hast du nicht nöthig, zu erfahren; es redet wahrer als das zu Delphi. Aber der Priester darf es bei schwerer Strafe weder deutlich heraussagen noch schreiben. Dein heller Verstand wird dich ahnen lassen, woher diese Warnung kommt, die mir das Wohlwollen und die Bruderliebe zu dir dictirt hat. Sehr eilig aus Schwaben. Wer ich auch bin, ich bin dein; du wirst mich in der Folge kennen lernen." Doch nicht allein durch Gift, sondern auch auf andere gewaltsame Weisen stellte man dem Leben des theuern Mannes nach. „Es verging keine Stunde, erzählt Myconius, daß nicht Laien und Priester geheime Anschläge von der schlimmsten Art gegen diesen Vertheidiger der Tugend und Wahrheit schmiedeten. Die der Welt verborgen gebliebenen, mir aber wohlbekannten Nachstellungen übergehe ich, nur die offenkundigen will ich anführen. Einst fam Jemand um Mitternacht, ihn zu einem Sterbenden zu rufen. Der Helfer gab die Antwort, man könne Zwingli, weil er von des Tages Arbeit sehr ermüdet sei, jezt nicht aufwecken; er werde statt seiner kommen. Der Bote wollte das aber durchaus nicht gestatten und erweckte durch sein hartnäckiges Weigern den Verdacht eines geheimen Anschlages. Unter dem Vorwande, des Mannes Wunsch Zwingli zu melden, schloß

der Helfer die Thüre zu und ließ ihn stehen. Den folgenden Morgen erfuhr man, daß der Pfarrer bei diesem Anlasse hatte geknebelt, in ein Schiff geworfen und heimlich weggeführt werden sollen. Nicht lange nachher wurde in derselben Absicht ein Pferd in Bereitschaft gehalten. Später sahen wir einen Meuchelmörder (man sagte, es sei ein Zuger gewesen) ohne Mantel, mit einem sehr langen Schwerte umgürtet, vor aller Augen in der Stadt umhergehen, um Zwingli, wenn er ihm von ungefähr begegnete, niederzustoßen. Er wurde verrathen und festgenommen, entkam aber aus dem Verhafte. Zwei betrunkene Züricher, deren Namen ich aber verschweige, griffen einst in der Nacht Zwinglis Haus mit Steinen an, warfen die Fenster ein und machten mit Fluchen und Werfen einen so schändlichen und unmenschlichen Lärm, daß kein Nachbar es wagte, auch nur ein wenig die Fenster zu öffnen. Sie ließen auch nicht eher nach, als bis es ihnen an Steinen, an Stimme und an Kräften gebrach. Man meldete diesen Unfug dem Bürgermeister. Am Morgen wurden die Thore geschlossen und die Ruhestörer mit bewaffneten Männern vergeblich in allen Winkeln der Stadt gesucht, bis endlich einige Weiber, die um die Sache wußten, unfreiwillig durch ihre Schwazhaftigkeit den einen verriethen (der andere hatte sich bereits geflüchtet). Man zog ihn aus dem Weinfasse eines gewissen Priesters hervor und führte ihn unter lauten Vorwürfen ins Gefängniß. Nach langer Berathschlagung wurde er zu lebenslänglicher Gefangenschaft verurtheilt, aber, nachdem er einige Wochen gesessen, auf Fürbitte der Berner wieder frei gegeben. -Manchmal speisete Zwingli Abends außer dem Hause bei Freunden oder auf den Zunftstuben. Auf dem Heimwege wurde er beinahe immer, ohne daß ers wußte, von rechtschaffenen Bürgern begleitet, damit ihm kein Unfall begegne. Auch der Rath licß in diesen gefährlichen Zeiten die Nacht über sein Haus bewachen." Doch wenn Gottes Auge nicht so gnädig über diesem treuen Wahrheitszeugen gewacht, und wenn seine allmächtige Hand ihn nicht beschüßet hätte, so wäre alle Freundessorgfalt und Wachsamkeit vergebens gewesen.

Bei allen diesen Leiden und Verfolgungen fand Zwingli reichen Trost im Hinblicke auf die von Tag zu Tage sich vermehrende Zahl seiner Freunde, die zugleich auch der evangelischen Wahrheit zugethan waren. In allen Städten und Kantonen der Schweiz traten Männer auf, die durch den Glaubensmuth und die Glaubensfreudigkeit Zwinglis gestärkt, das Evangelium als eine Kraft Gottes „selig zu machen alle, die daran glauben" erkannten und nach Vermögen verkündeten. St. Gallen wirkte Zwinglis Jugendfreund Badian für das Evangelium, in Chur der obengenannte Salzmann, in Schaffhausen Sebastian Wagner genannt Hofmeister, und später auch Erasmus Ritter, in Luzern Oswald Myconius und die Chorherren Zimmermann

In

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