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Das Kind der Himmelskönigin.

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Ungeheuer der Finsternis, das vierfüßig, mit Löwenkopf, Drachenleib, Flügeln und Fischschwanz ausgestattet geschildert wird. An der Grenze des Lichtreichs besiegt der Drache den Urmenschen und verschlingt einen Teil seines Lichtes. Dann aber greift der Lichtkönig in den Kampf ein, bereit den Urmenschen und treibt die finsteren Gewalten in die Flucht. Auf ägyptischem Boden liegt dem Mythus vom Kampfe gegen den Drachen Typhon der gleiche kosmographische Vorgang zugrunde. Nachdem Osiris getötet worden war1, gebar die Göttermutter Hathor den jungen Sonnengott Horus.2 Auf einem Nachen von Papyrus rettet sie sich auf die schwimmende Insel Chemmis.3 Nach einer Rezension des Mythus gebiert sie dort erst den Knaben. Horus trifft den geblendeten Drachen mit seinem scharfen Schwert. Auf ägyptischem Gebiet ist ferner hinzuweisen auf den Mythus von Jupiter Amon, der sich als dux gregis der XII (Monats-)Götter auf der Flucht vor Typhon befindet. Auch auf indischem und iranischem? Boden findet sich der Mythus vom Drachenkampf. Auf griechischem Boden kommt jene eigenartige, auch im Kultus gefeierte Ausgestaltung des Mythus von Apollon in Betracht,

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1) Vgl. das Motiv vom zerstückelten Osiris in den Nachträgen S. 120 f. Entweder soll hier die Ablösung des Mondmythus (Osiris ist in einem Mythenkreise Mond) durch den Sonnenmythus begründet werden, oder es wird die im Ägyptischen wiederholt begegnende Idee von der alternden Sonne, die durch eine junge Sonne ersetzt wird, zum Ausdruck gebracht. 2) Sein Geburtstag ist wie der des Tammuz die Wintersonnenwende, der astronomische Frühjahrsanfang, der im Orient auch Frühlingsanbruch bedeutet.

3) Vgl. oben S. 30 f. das Kastenmotiv.

*) Auch von seiner Gefangensetzung und von seiner Verzehrung durch Feuer wird erzählt. Zu dem Mythenkreis Hathor - Typhon vgl. Brugsch, Religion in Ägypten 211. 400 ff. Bousset, Kommentar zur Apokalypse 410f.

5) In den Dionysiaca des Nonnus ist dieser Typhon hundertköpfig. Ein Kopf in der Mitte ist menschlich, hat aber Schlangenhaare. Bei Apollodor hat Typhon Schlangenfüße und zwei Hände, aus denen Schlangen hervorwachsen. Im ersten Buche der Dionysiaca kämpft Typhon gegen die Gestirne, nachdem er die Blitze des Zeus, während dieser zur Pluto, der Mutter des Tantalus, sich begeben hatte, aus einer Höhle Kilikiens geraubt hat. Zeus besiegt Typhon auf dem von vier Winden gezogenen geflügelten Viergespann. Der Ätna deckt Typhon. Nach III, I schließt der Kampf mit Ausgang des Winters!

*) Z. B. die bildliche Darstellung Krischnas, der auf den Kopf der Schlange Kaliga tritt.

1) Vgl. Bousset, Religion des Judentums 486.

der unmittelbar nach seiner Geburt, noch auf den Armen der Mutter getragen, den Drachen (Python oder Delphyne), der ihn vernichten wollte, mit seinen Pfeilen (Sonnenstrahlen?) tötet. Die Szene wurde auf Bildwerken, auch auf ephesinischen Münzen dargestellt. Ferner ist an Herkules zu erinnern, der auf die Lernäische Schlange tritt. Im Alten Testament begegnet uns sehr häufig die Vorstellung vom Drachen, dem Feinde Jahves, der im Kampfe besiegt wird, und zwar in allen Epochen der israelitischen Literatur. Wenn der Israelit den Kampf Jahves wider böse Mächte schildern will, so kleidet er das in die Bilder vom Kampfe des altorientalischen Jahrgottes mit dem Wasserdrachen (Rahab, Leviathan): „Du hast zerschmettert.... Rahab, mit starkem Arm deine Feinde zerstreut; dein ist der Himmel, dein die Erde, die Erde und was sie füllt, hast du gegründet." Ps 89, 11 ff.2 Die Schriftsteller kennen das Motiv und lassen es anklingen z. B. bei der Spaltung des Meeres nach der Errettung aus Ägypten 2 Mos 14, 23 ff. und bei der Spaltung des Jordans durch Josua Jos 3, 16, vgl. ATAO 260. 203. Interessant ist die lehrhafte Übertragung des Mythus vom Kampfe des Jahrgottes gegen die winterlichen Mächte auf den Kampf der reinen Lehre gegen die Irrtümer in Tikkune Sohar c. 21: „An jeglichem Tage ruft ein Herold im Himmel aus: Wer diese Schlange besiegen wird, demjenigen will der König seine Tochter (die Thora) mit königlichem Schmuck ausgestattet zum Weibe geben. Dies bewirkte, daß viele Wackere im Gesetz im Lehrhause sich versammelten, um dort den Feind zum Kampfe herauszufordern, weil sie alle um des Königs Tochter warben. Aber keiner unter ihnen konnte die Schlange überwinden, sondern diese wird mächtig bleiben, bis Schilo (1 Mos 49, 10) kommt.“

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Eine Variante des Mythus von der Geburt des Messias liegt vor jer. Berachot II, 5 a (Franz Delitzsch legte auf diese Stelle hohen Wert): Zu einem Juden sei ein Araber gekommen und habe ihm zugleich mit der Nachricht von der Zerstörung Jerusalems die von der Geburt des Messias Menachem, des Sohnes des Hiskias, in Bethlehem gebracht. Danach sei der Jude nach

1) S. Roscher, Apollo und Mars; Schreiber, Apollon Pythoktonos. Zu dem gesamten hierher gehörigen griechischen Sagenkreis vgl. Dieterich, Abraxas 117 f.

2) Vgl. H. Gunkel, Schöpfung und Chaos und dazu mein ATAO 81 ff. Zu Jes 24, 14 ff. s. unten.

3) Beachte das orientalische Sagenmotiv. Dasselbe beim Goliathkampf 1 Sa 17, 25.

4) S. S. 28, Anm. 1.

Der Erlöserkönig als Drachenkämpfer.

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Bethlehem aufgebrochen und habe die Mutter des Messias gesehen. Als er zum zweiten Male nach Bethlehem gekommen sei, habe jene ihm erzählt, daß inzwischen das Kind durch Wind und Stürme fortgerissen sei.

Dieser Menachem1 ist der Sohn des 7 n. Chr. umgekommenen PseudoMessias Juda Gaulonita und Enkel des von den Römern gefürchteten, von Herodes I. gefangenen und getöteten Freischarenführers Hiskia (Ezekias). Nachdem er mit seinen „Sikariern" die Festung Massada am Toten Meere erobert und aus deren reichen Waffenvorräten seine Scharen ausgerüstet, zog er in Jerusalem ein und begann „,im königlichen Gewande" vom Tempel aus den Kampf wider die Römer unter Florus und gegen das Heer des Agrippa. Er eroberte die Burg Antonia. Bald jedoch erhob sich gegen ihn, den eben erst als Messias Gefeierten, ein Aufstand, er ward auf dem Wege zum Tempel ergriffen und zu Tode gemartert (Josephus, bell. jud. II, 19, 2). Bereits im 2. Jahrh. n. Chr., also nur etwa 100 Jahre später bemächtigte sich die jüdische,,Geschichtsschreibung" der Gestalt, verband ihn mit dem Messias „Menachem" Thren 1, 16 und schmückte das Bild mit den Requisiten des altorientalischen Mythus vom Erlöserkönig aus! Schneller ging das noch bei den babylonischen und assyrischen Großherren, die sich durch ihre Tafelschreiber mit den Zügen des Erlöser-Mythus ausstatten ließen, und bei Alexander dem Großen, der sich von seinen Geschichtsschreibern, die er mit auf Reisen nahm, bei Lebzeiten als Erlöserkönig schildern ließ.

In der außerbiblischen jüdischen Anwendung der Motive des Jahresmythus auf den Messias wird vielleicht auch die Lösung für die beiden Beziehungen des Messias als ben Josef einerseits und ben David andrerseits gegeben. Wir werden später ausführlicher zeigen, daß die Bezeichnungen,,Sohn des X" oft nicht genealogisch gemeint sind, sondern zur Andeutung astral-mythologischer Motive dienen. ,,Sohn Josefs" kann sich m. E. nur auf Josef in Ägypten beziehen. Daß in die Josefsgeschichte mit Bewußtsein vom Erzähler Tammuz-Motive eingemalt sind, wird man auf die Dauer nicht bestreiten können. Er sinkt wie Tammuz in die Unterwelt (Grube, Gefängnis,

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1) Interessant und wichtig für die Geltung des Semach - Motivs (s. S. 33. 45 f.) ist die Feststellung bei dem Streit der Rabbiner, warum Menachem der Messias ist. Der eine Rabbi sagt: Der Messias heißt Menachem ; der andere sagt: der Messias heißt Ṣemach. Beide kommen überein, denn Menachem (40+50+8+40) und Ṣemach (90+40+8) sind an Buchstabenwert gleich.

2) Dem widerspricht nicht, daß gelegentlich auch das zu neuer Blüte kommende Südreich als Messias ben David im Gegensatz zum Nordreich als Messias ben Josef galt, s. Wünsche, Die Leiden des Messias, Leipzig 1870. Auch die Redensart vom ,,Schaden Josefs" Am 6, 6 läßt beide: Deutungen zu.

Ägypten1), um als Segensspender emporzusteigen. Auch verkörpert gewissermaßen seine Erscheinung die gesamte Geschichte Israels in Ägypten, die im Sinne der orientalischen Weltanschauung dem Hörer als Kampf wider die winterlichen bez. unterweltlichen Mächte erscheinen muß.2 Der Messias als ben Josef ist der leidende Messias der außerbiblischen jüdischen Sage. Der Messias ben David ist der siegende Messias. Den Zusammenhang mit dem Kalendermythus beweisen die Angaben

1) Aegypten = Unterwelt, s. S. 56. 119 f.

2) ATAO 239f. Dort sind die Tammuz-Motive zum Teil im Anschluß an Winckler, Gesch. Isr. II, 76 ff. aufgeführt. Der Traum Josefs: Sonne, Mond und 11 Sterne (die 11 Tierkreisbilder, der 12. verbirgt sich hinter der Sonne) neigen sich vor ihm; Josef wird also mit dem den gesamten Jahr- und Weltjahrzyklus regierenden Herrscher verglichen, d. i. aber im altorientalischen Mythus Tammuz-Marduk. Daß die Anspielung noch in spätjüdischer Zeit verstanden wurde, beweist, wie bereits ATAO 240 bemerkt wurde, die Angabe in dem,,Testament der zwölf Patriarchen", die besagt, daß Josef drei Monate und fünf Tage im bôr (Brunnen=Unterwelt, vgl. z. B. Erubin 19a) blieb: das sind die Wintermonate samt drei Zusatztagen, die der Wintersonnenwende vorausgehen. Dazu kommt noch ein weiterer Beleg. Rosch ha-schanah 10b wird Josefs Geburt der Rahel am Neujahrstag angekündigt und Josef wird nach dem Buch der Jubil. 28, 32 am ersten Tage des Monats Tammuz geboren! Einer meiner Rezensenten erklärt den Hinweis auf die Tammuz-Motive in der Josefs-Geschichte für eine,,Verirrung des exegetischen Geschmacks“. Es ist darauf folgendes zu erwidern: 1. Es handelt sich hier nicht um Exegese im landläufigen Sinne. Die Exegese hat bisher unter der Herrschaft der Philologie nicht einmal genügend auf die „Wortspiele“ geachtet, obwohl die rabbinische Erklärung des A. T. auf Schritt und Tritt auf diese Eigentümlichkeit hebräischer Redeund Erzählungsweise hinweist. Kein Wunder, daß sie für die sachlichen Motive, die sich aus dem neu erschlossenen altorientalischen Weltbilde ergeben, schwer zugänglich ist. Die alte seit dem Funde von Amarna unmöglich gewordene Anschauung, nach welcher die Gedankenwelt Israels gewissermaßen in einer Enklave unabhängig von der sie umgebenden Welt sich entfaltet hat, wird noch lange die Exegese beherrschen. Dazu kommt 2., daß man das hebräische Schrifttum gewissermaßen occidentalisch beurteilt nach den von der klassischen Philologie herübergenommenen Grundsätzen, vgl. hierzu die Bemerkungen S. 67. Es soll sich um eine Geschmacksverirrung" handeln. So urteilt der Occidentale. Ihr sagt, es mutet mich nicht an, und meint, damit sei's abgetan", sagt Goethe. Der altorientalische Geschmack ist ein anderer, als der occidentalische. Wortspiele z. B., die dem Orientalen heiliger Ernst sind, verwenden wir in Witzen und Witzblättern. Eine alphabetische Reihenfolge der Anfänge von Psalmstrophen finden wir kindlich (Luthers,,Güldnes ABC" ist mehr als freundlich), der Orientale findet es wundervoll. So dürfen wir auch die mythologischen „Motive" nicht occidentalisch beurteilen. Das formale Verständnis des Alten Testaments verlangt, daß wir orientalisch umdenken lernen.

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Messias ben Josef. Messias ben David.

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in den Nistaroth de R. Schimeon ben Jochai (Jellinek, Beth ha-Midrasch III, 80 f.) und in den Othoth ha Maschiach (ib. II, 59): Neun Monate lang (also von der Tekuphot des Nisan bis zur Wintersonnenwende, dem orientalischen Frühlingsanfang) währt das böse Reich. Dann erscheint Messias ben Josef, besiegt es in mörderischer Schlacht, bringt die Tempelgefäße aus dem bösen Reich nach Jerusalem zurück, erzwingt sich überall Gehorsam, erbaut den Tempel und bringt dort wiederum Opfer dar. Feuer stürzt vom Himmel und verzehrt sie. Da erscheint der Antimessias Armillus 1, bekriegt und tötet ihn. Nun tritt Messias ben David auf, um dem Volke zu helfen. Dieses weist ihn aber zuerst zurück, indem es auf den getöteten ben Josef weist. Er zieht sich darauf eine Weile zurück; das Volk muß schrecklich leiden. Dann erscheint er wieder, zieht dem Armillus entgegen und besiegt ihn mit dem Hauche seines Mundes.2 Endlich ist in diesem Zusammenhange hinzuweisen auf die rabbinische Bezeichnung der Messiaszeit als p, tempus matutinum, und auf die wiederholt bezeugte Annahme, nach der Messias am 15. Nisan kommen soll, in der Frühlingstagesgleiche3, wie Israel im Nisan aus Ägypten erlöst worden sei.

Übrigens ist das nicht der einzige Beleg dafür, daß die jüdische Apokalyptik den Messias mit Zügen babylonischer Erlöser - Gottheiten ausstattet. IV. Esr 13, 25 f. (Kautzsch, Pseudepigr. 396) sagt: Wenn du einen Mann aus dem Herzen des Meeres hast emporsteigen sehen, das ist der, durch den er die Schöpfung erlösen will. Das ist deutlich Marduk, der Sohn des Ea-Oannes, der aus dem Ozean von seinem Vater Weisheit und Hilfe bringt. Da Josua ben Nun ebenfalls

1) Auch auf Armillus werden die Motive des Erlöserkönig-Mythus angewendet, nur in Zerrbildern. Armillus ist zu Rom von einem steinernen Jungfrauenbilde (!), das da platzte (vgl. oben die Myrrha-Adonis-Sage S. 13), erzeugt worden, gewaltig und tapfer (Beth ha-Midrasch II, 59). Er ist kahlköpfig (Frühjahr-Marduk-Motiv, vgl. Winckler, MVAG 1901, 122, Anm 2), rotäugig, hat tiefliegende Augen, zweierlei Ohren, von denen eins taub und rötlich behaart ist.

2) Das talmudische Material über die beiden Messiasse, natürlich ohne Erkenntnis des mythischen Zusammenhangs findet man bei Gläser, De gemino Iudaeorum Messia, Helmstädt 1739; A. Wünsche, Die Leiden des Messias, Leipzig 1870; Dalman, Der leidende und sterbende Messias der Synagoge, Berlin 1888.

3) Auch die Christen erwarteten des Messias Wiederkunft zu gleicher Zeit (pervigilium Paschae), vgl. z. B. Hieronymus zu Mt. 25, 6.

+) S. ATAO 31 f.

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